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von Gabriel_Natas » Di 02 Feb, 2021 15:01
So, ich hab es endlich geschafft Discovery Season 3 zu Ende zu schauen.
Und ... boah waren die letzten zwei-drei Folgen schlecht.
1. Das große Geheimniss um den Burn oder die haben keine Ahnung wie man eine mehrfolgige Geschichte schreibt
Wie ich befürchtet hatte, das große getue, das große Mysterium um den Burn, als es endlich enthüllt wurde war so ... okay, das war es jetzt? Man hat hier ein mega-Geheimnis von Anfang an aufgebaut und dann ist die Lösung: Ein schreiendes Kind ist es gewesen?
Ich mein, man kann von dem Konzept jetzt halten was man will, aber das große Problem ist auch: Diese Lösung kam aus dem nichts. Nichts, was vorher in dieser Staffel geschehen ist, hat auf diese Auflösung des Burns hingewiesen. Es gab absolut Null-Forshadowing und damit auch absolut Null-Payoff. Das ist wie in einer Krimi-Serie, wenn der Mörder eine Figur ist, die erst in den letzten 5 minuten überhaupt auftaucht und vorher nie erwähnt wird. Ganz schlechtes Geschreibe.
In dieser Staffel, bzw. grundsätzlich für ganz Discovery und auch Picard gilt, dass die Autoren anscheinend keine Ahnung von Set-Up und Pay-Off haben.
In Staffel 2 wurde Arias Hintergrundgeschichte in der gleichen Folge gebracht, in der man sie umgebracht hat - was einfach nur schlecht ist. In einer guten Serie wird etwas in Folge 2 eingeführt, dass dann in Folge 8 oder 10 zu etwas führt. Genauso wie z.B. das Owu (die OPS-Frau) 10 Minuten die Luft anhalten kann. Hätte man das ein paar Folgen vorher eingeführt, wäre das glaubhaft gewesen. So wirkt es, als ob die Autoren der Serie keine Ahnung haben, wie man eine Serie schreibt.
Ich mein, in den ersten Folgen wird ein cooles Sauerstoff-Kraftfeld-Raumanzug-Ding eingeführt, dass die jetzt in der letzten Folge, wo sie zu ersticken drohen, nicht wieder hervorgeholt wird? Da hätte man den perfekten Set-Up gehabt und ihn nicht für einen Pay-Off verwendet.
Genauso Detmers PTSD - das wird groß und kompliziert aufgebaut und dann überwindet sie es in einer Aktion irgendwann in der Mitte, was komplett unrealistisch ist. Das hätte man auch prima für die letzte Folge verwenden können, wo sie es schafft, ihre Angst zu überwinden, weil ihre ganze Crew in Gefahr ist.
Insgesamt kann man über die Struktur von Discovery Staffel 3 sagen, dass die ganzen Episoden weder gut als Einzelepisoden funktionieren, noch als ein zusammenhängender Story-Arc. Die einzelnen Episoden sind so miteiander verwoben, dass man sie sich nicht einzeln anschauen kann, gleichzeitig sind die Verbindungen aber oberflächlicher Natur in das was in einer Folge passiert hat so gut wie keine Auswirkungen auf die Nächste. Alles was in den zweiten Folge passiert hat keine Auswirkungen auf den Rest der Geschichte (außer der eine Kriminelle, der wiederkehrt), alles was in Folge 3 auf der Erde passiert, hat keine Auswirkungen auf den Rest der Geschichte, aus das man einen neuen Charakter mit an Bord holt. Alles was auf Trill passiert hat keine Auswirkungen auf den Rest der Geschichte, außer das man erfährt, wo die Sternenflotte ist usw. usf.
Es ist wie eine Schnitzeljagd, wo zwischendurch Hindernisse sind, die nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben.
Und diese Art und Weise führt uns dann bis zum Ende, zur großen Auflösung des Burns - der, oh große Überraschung, mit nichts zu tun hat, was vorher geschehen ist. Das große Misstrauen, das Trill, Vulkanier, Romulaner gegenüber der Föderation verspüren? Hat nichts mit dem Burn zu tun. Und das war auch so ziemlich das einzige, was man hätte verwenden können, um irgendeine Hintergrundgeschichte für den Burn zu basteln (z.B. Föderation ist korrupt geworden, andere Spezies tun sich zusammen um Waffe gegen Föderation zu entwickeln, es geht schief und der Burn entsteht - oder die Föderation hatte ein geheimes Forschungsprojekt, mit dem sie Dilitihium herstellen wollten, weil sie wussten, dass das Dilithium bald alle geht oder irgendwas in die Richtung). - Eine gute Serie mit so einem Mysterium erkennt man daran, dass man, wenn das Mysterium gelüftet wird, sagen kann: Wow, das hätte ich mir denken können, habe ich aber nicht - aber die ganzen Hinweise darauf sind da und sie ergeben Sinn. Das Ergebnis des Burns ist aber ... so losgelöst von den restlichen Dingen in der Serie, dass sie naja, irgendwie egal sind. Eine verschwendete Gelegenheit.
Und dann die ganze zwischensequenz mit Georgiou - die hatte null Effekt auf die ganze Geschichte. Das Georgiou in die Sektion-31-Serie kommen sollte, ist seit Jahren bekannt, trotzdem hat man sie am Ende von Staffel 2 mit in die Zukunft befördert, was dumm war, weil man sie jetzt wieder in die Vergangenheit befördern musste ... da sieht man, dass keiner der Autoren und Showrunner der Serie anscheinend irgendeinen Plan hat, wie die ganzen Star Trek-Serien aussehen sollen.
Turbolift-Szene
Holy-F*** war die dumm. Wieso ist keiner der ganzen Produzenten, Autoren, Regisseure, Showrunner auf die Idee gekommen, dass es komplett sinnlos wäre, wenn die Turbolifts durch das Schiff in einem gewaltigen leeren raum fliegen, der größer ist, als Discovery selbst. Selbst wenn man es mit irgendeiner Future-Tech erklären würde, die es ermöglicht, dass ein Innenraum größer ist, als er von außen scheint, macht es absolut keinen Sinn, Turbolifts durch eine endlose Leere fliegen zu lassen. Absolut sinnlos.
Fazit
Ich will Discovery mögen, ich will die Serie richtig mögen. Ich mag die gesamte Crew. Es gibt da für mich bisher keinen Neelix oder Wesley-Chrusher-Faktor. Die Zusammensetzung der Crew ist toll, die zwischenmenschlichen Beziehungen find ich gut, auch wenn sie manchmal an Melodrama grenzen, ja selbst wie sich Saru um das arme Kelpian-Kind kümmert fand ich richtig gut (auch wenn es nichts mit dem Rest der Staffel zu tun hatte). Ich fand die Staffel auch besser als Season 1 oder 2, weil es tatsächlich weniger Geballere war, aber die brauchen bessere Autoren und Showrunner - oder die müssen zum Planet-of-the-Week zurückkehren mit in sich abgeschlossenen Folgen, weil das jetztige Team offensichtlich nicht in der Lage ist, einen Story-Arc vernünftig über mehrere Folgen zu verfolgen.
P.S.: Und man merkt auch, dass ich nichts über den "Bösewicht", die Orion-Sklavenhalterin, geschrieben habe, weil sie so komplett belanglos war, irgendwie - abgesehen davon, dass auch wieder die "interne Logik" zerstört wurde, dass sie auf einmal problemlos zu diesem Dilithiumplaneten hatte fliegen können, dann von dort zur Föderation innerhalb von Minuten fliegen konnte und wieder zurück - das macht alles keinen Sinn nach der Logik der Knappheit und der Entfernungen, die in Staffel drei aufgebaut wurden.