Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Do 27 Feb, 2020 08:27
Ich könnte noch ewig so weiter machen, aber ich denke du weißt was ich meine.
Die Frage ist, was genau ist da passiert?
Ich weiß sehr gut was du meinst und die Frage was genau da passiert ist lässt sich aus meiner Sicht (und hier kann ich natürlich nur aufgrund von meinen persönlichen Beobachtungen in meinem doch ziemlich großen Umfeld berichten) eigentlich ziemlich einfach beantworten.
Es hat aus meiner Sicht bei der Generation Z ein (ziemlich fließender) Wandel stattgefunden.
Nehmen wir zum Vergleich meine Wenigkeit: ich bin Jahrgang 70 (die sog. Generation X) und für mich waren in meiner Jugend z.B. das iPad oder das iPhone pure Science-Fiction. Mit so etwas hantierten vor 30 Jahren nur die Besatzungsmitglieder der Enterprise D herum, genauso wie ein sprachgesteuerter Computer mit Zugriff auf gefühlt unendlichen Informationen und Daten ein Teil der Enterprise aber nicht ein Teil meines Alltags war.
Die Generation Z allerdings kennt nichts anderes als permanente Vernetzung, Echtzeit Kommunikation zu nahezu jeder Zeit mit nahezu jedem Menschen auf diesem Planeten. Während ich diese technischen Fortschritte nach wie vor faszinierend (aber auch manchmal gruselig) finde, weil ich das ja noch als Science-Fiction kenne, ist es für die Generation Z völlig normal.
Somit hat diese Generation auch ein völlig anderes Verständnis von Kommunikation. Wenn ich bspw. jemandem eine Nachricht (iMessage oder WhatsApp) schicke, dann nervt es mich eigentlich schon recht schnell, wenn ich eine Antwort erst nach Stunden bekomme, weil ich mit direkter (verbaler) Kommunikation sozialisiert wurde und deswegen nach wie vor lieber telefoniere. In meiner Jugend gab’s keine SMS, wollte ich mich mit Kumpels treffen dann telefonierten wir miteinander, um den Zeit- und Treffpunkt auszumachen. Bei der Generation Z wird sowas einfach in die jeweilige WhatsApp oder FB Gruppe gepostet.
Ebenfalls fand bei der Generation Z ein Wandel im medialen Konsum statt. Schau ich bspw. so gut wie gar kein (Privatsender) TV mehr, weil mir die permanenten Werbepausen auf den Sack gehen, kennt die Generation Z nichts anderes als ständige Werbepausen, sie wurden damit sozialisiert. Sie sehen kein Problem darin für werbefreien Content etwas zu zahlen, ich wiederum zahle für werbefreien Content immer mit leichtem Zähneknirschen. Darum benutze ich ja einige Posts zuvor den Begriff „Change“.
Zudem würde ich diese Generation auch nicht als zutiefst verängstigt und verunsichert bezeichnen, im Gegenteil. Viele der Generation Z wissen schon sehr früh welche Ziele sie erreichen möchten, sie haben nur völlig andere Werte und Definitionen von „Freiheit“ und „Wohlstand“ entwickelt als wir. Sie legen bspw. keinen Wert auf die Anschaffung eines eigenen Autos, dafür verreisen sie gerne öfter (machen mehr kurze Trips als einen oder max. zwei große Reisen), sie sehen keinen Bedarf sich bspw. CDs oder Blu-Rays zu kaufen wenn es all diesen Content doch jederzeit auf Abruf aus der Cloud gibt.
Diese von dir erwähnte Verängstigung, bzw. Verunsicherung war/ist aus meiner Sicht eher bei der Generation Y zu beobachten, bei der Generation Z eher weniger bis gar nicht.
Und ich denke hier ist auch der große Unterschied zu erkennen, während wir es gar nicht erwarten konnten, dass es 2015 wird damit auch wir wie Marty McFly mit fliegenden Autos zur Arbeit zischen können (denn so dachten und hofften wir 30 Jahre zuvor, dass es so eintreffen könnte), sieht die Generation Z keinen Bedarf nach fliegenden Autos, sondern eher wann endlich die mit erneuerbaren Energien angetriebenen Drohnen die Amazon Einkäufe oder den bestellten veganen Burger ausliefern. Es hat sich ein anderes Werteverständnis entwickelt.
Dass sich natürlich dennoch aufgrund dieses „Wandels“ auch (andere) gesellschaftliche Nachteile ergeben können (Verkümmerung von „realen“ sozialen Kontakten z.B.), das steht aus meiner Sicht völlig außer Frage. Allerdings (so hart das auch klingt) ist das eine Herausforderung für die aktuelle Generation, die sie zu meistern haben, so wie wir damals unsere gesellschaftlichen Herausforderungen meistern mussten.
Jetzt aber genug philosophiert. 😉