rush hat geschrieben: ↑Mo 13 Apr, 2020 17:19
iasi hat geschrieben: ↑Mo 13 Apr, 2020 17:04
Nehme ich Raw, dann belichte ich ETTR und möglichst native ISO und Farbtemperatur.
Bei Videocodecs muss letztlich schon ziemlich alles stimmen, denn der Film wird schließlich schon in der Kamera "entwickelt".
Da bin ich mit Raw bei der Aufnahme weit schneller und sicherer unterwegs.
Das ist in meinen Augen etwas zu eng gedacht.
Wenn Du bei RAW nach ETTR belichtest und auf der nativen ISO Stufe und WB bleibst ist das zwar per se erstmal fein - allerdings bist du damit noch weit von einem gut entwickelten und stimmigen Bild entfernt...
Natürlich kann man dann in der Post relativ schnell einen Basic-Look entwickeln und bei ähnlichen Situationen anwenden - aber dann schöpfst Du das hohe BIT-Tiefen Potential um das es dir ja offenbar zwingend geht kaum aus... das ginge dann auch in einem 10Bit ProRes Codec straight OOC kaum schlechter wenn man sauber arbeitet.
Ich ertappe mich jedenfalls bei RAW viel eher dabei noch hier und da am Bild in der Post zu schrauben weil etwas mehr "Luft" vorhanden ist... und das dauert... zumindest bei mir deutlich länger als eine Szene bereits am Set versuchen entsprechend "zu backen". Der Glaube mit RAW zaubern oder gar Wunder vollziehen zu können relativiert sich ziemlich schnell wenn man on location nicht ordentlich arbeitet.
Warum sollte ich denn während des Drehs schneller und besser ein stimmiges Bild entwickeln können, als im der Post?
Während mir viele Werkzeuge der Post fehlen, habe ich beim Dreh einen umso größeren Zeitdruck.
Die Belichtung wiederum geht mit ND-Filtern und Histogramm schnell von der Hand.
WB interessiert eigentlich nur, falls z.B. Kunstlicht auf eine auf Tageslicht abgestimmte Kamera trifft. Ein Farbkorrekturfilter regelt die Sache.
Ansonsten gibt es nichts einzustellen.
Zu denken, dass Raw nur als Fix-it-in-Post Krücke dient, bedeutet das Gestaltungspotential zu ignorieren.
Im Vergleich zu dem Look-Backen während des Drehs bietet Raw in der Post sogar mehr, als all die Dunkelkammer-Tricks der früheren Fotografen.
All das, was Digi-Fotografen seit geraumer Zeit machen können, steht den Filmern nun eben auch zur Verfügung.
Wenn ich die stundenlange Hochzeit einer Verwandten filme, nehm ich auch eine Videokamera und filme in einem handlichen Codec das, was der Vorschaumonitor zeigt. Da aber ProRes fast so viel Speicher frisst, wie RedRaw, nehm ich auch kein ProRes.
Und um auf die ZCams zurückzukommen:
Statt konsequent auf H265 zu setzen, kommt nur eine miese 10bit-420-Variante zum Einsatz.
Dann noch das alte ProRes sowie ein Raw-Format, das man wie zu Beginn der Cine-Raw-Zeiten, erstmal in ein Videoformat umwandeln muss. Dadurch werden die Grading-Vorteile schlicht verschenkt.