Und hast Du studiert, oder kannst Du auch nix?
Mich würde mal interessieren, worauf Du diese Aussagen baust. Wer zum Hochschulstudium zugelassen wird, hat in aller Regel schon eine ganze Menge "Praxislernphase" hinter sich, die auch abgeprüft wird. An meiner Hochschule wurden im Bereich Kamera sogar sechs Monate Kamerassistenz zur Zulassung verlangt und weitere Assistenzen sind Teil des Studiums. Im Studium wird das Wissen solide vertieft und praktisch geübt, Innovation findet ständig statt. Du musstest ja auch für die Diplomarbeit etwas Neues ausprobieren und hattest dafür das Erfahrungswissen der Profs, finanzielle Mittel und den Technikpark der Hochschule zur Verfügung. Umgekehrt wäre es mir eher ein Rätsel, wie an einem kommerziellen Set unter Zeitdruck und Mittelknappheit konsequent Innovation stattfinden sollte. Gerade dort wird doch meist nur solides Handwerk auf Zeit gedreht.pillepalle hat geschrieben: ↑Di 03 Sep, 2019 08:24 Na eben relativ Praxisfern. Neue Entwicklungen und Techniken kommen nicht von den Hochschulen, sondern von Praktikern die neue Wege gehen und Dinge ausprobieren. Das sind Künstler, oder Freaks im positiven Sinne. Und selbst bei den von Akademikern so gerne belächelten rein kommerziellen und Handwerklich sauberen Arbeiten, bei denen es nicht um intellektuelle Klimmzüge geht, lernt man Dinge die an keiner Hochschule der Welt gelehrt werden. Hochschüler besitzen ein paar allgemeine Kenntnisse in X Y, oder Z und haben nur eine grobe Vorstellung davon, wie Dinge tatsächlich umgesetzt werden. Und schon gar nicht unter welchen Bedingungen. Oft kennen sie auch nicht die neuesten Produktionstechniken, weil das Hochschulsystem dazu viel zu träge ist. Um nur mal ein paar Dinge zu nennen.
auch in den 80er und 9oer jahren konnte man vieles gedruckten büchern und einer damals noch viel lebendigeren landschaft von filmzeitschriften -- hier vor ort z.b. die legendäre zeitschrift "blimp"[!] -- entnehmen!Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Mo 02 Sep, 2019 18:26 Es ist 2019 nicht 1980.
Alles was an einer Filmschule unterrichtet wird, kann ich auch im Internet finden (und mehr).
Was ich eher sehe, ist, dass Künstler und Freaks, die nicht von klassischen Filmhochschulen kommen, sondern an Kunst- und Designhochschulen Grafik, Animation, audiovisuelle Gestaltung oder sogar freie Kunst studiert haben, erfolgreich als Filmemacher arbeiten. Bestes Beispiel ist Steve McQueen (nicht der Schauspieler, sondern der Regisseur von u.a. "Hunger", "Shame" und "12 Years a Slave"), der vor seiner Filmregie-Karriere ein bekannter Videokünstler war; aber auch Grafikdesignstudios wie Metahaven, die erfolgreich Musikvideos machen.pillepalle hat geschrieben: ↑Mo 02 Sep, 2019 20:42
Neue Entwicklungen und Techniken kommen nicht von den Hochschulen, sondern von Praktikern die neue Wege gehen und Dinge ausprobieren. Das sind Künstler, oder Freaks im positiven Sinne.
Mein ehemaliger Assi hat es auch durch, war lange Zeit beim WDR in Münster und hat viel privat gelernt und getan.rainermann hat geschrieben: ↑Di 03 Sep, 2019 11:59 Beim ZDF-Film "Eine unheilige Liebe" war ich einer der ganz wenigen Praktikanten von Dr.Michael Verhoeven. Die Warteliste bei seiner Sentana Film war ellenlang und ich musste fast 2 Jahre warten und immer wieder mal bei seiner Sekretärin vorbeischauen, wenn ich in München war, um dann endlich "auserwählt" zu werden.
Beim Dreh war ich ihm persönlich recht nahe, einmal meinte er vor der Crew in ganz engem Zimmer, "Rainer, komm nach vorne, damit was lernst!" Und trotzdem hatte er natürlich (!) besseres zu tun, als sich ausschließlich um meine Ausbildung zu kümmern! Ebenso der Kameramann Axel Roche und all die anderen. Alle waren extrem nett und offen bei Fragen, aber es war nunmal ein Dreh und keine Filmschule.
Kein Vergleich zum Studium an der Filmaka: tatsächlich war er wohl auch zu dieser Zeit herum da mal Dozent. Dort standen diese Leute mit ihrer enormen Erfahrung uns Studenten zu 100% zur Verfügung - und wir ihnen.
Sie lehrten uns, gaben Feedback und halfen uns weiter, wenn wir Fragen hatten. Keine Ahnung, wie man da überhaupt annehmen kann, das alles könne man sich sparen. Das ist doch für jeden Filminteressierten Luxus pur?! Soll jeder machen, wie er will. Und wenn das jemand mit alleine mit seiner Kamera kleine Filmchen drehen und dann bei youtube das Feedback von irgendwelchen Usern analysieren vergleichen möchte, soll er gerne damit glücklich werden.
PS Für die Aufnahmeprüfung war auch bei uns genügend Praxiserfahrung Grundvoraussetzung. Sonst wäre man gar nicht erst zur Prüfung zugelassen worden (die ca. 1 Woche dauerte, wie hier schon erläutert)
Das kann ich auch bestätigen und denke das kann auch so und so kommen. Eine Kollegin von mir mit der ich in einem Fotostudio arbeitete war dort Lehrling und stand kurz vor der Prüfung. Sie hat mir nur schlechtes über die Lehrer erzählt und immer wenn sie kreativ arbeitete überforderte dies jene und sie bekam schlechtere Noten.pillepalle hat geschrieben: ↑Di 03 Sep, 2019 12:48 @ rainermann
Deine Praktikantenerfahrungwar war doch recht positiv, auch wenn es so scheint als ob Dich alle wie ein Küken am Set behandelt haben und Du keine richtige Aufgabe hattest. Meinst Du nicht wenn Du längere Zeit mit denen, oder gar mehreren verschiedenen Filmemachern verbracht hättest, mindestens genau so viel hättest lernen können wie während des Studiums?
Mir geht es weder darum Hochschulen zu verteufeln, oder zu behaupten das die Leute dort nichts vernünftiges lernen würden. Mir geht es darum das in kreativen Berufen (und dazu gehört auch das Filmemachen) ein Studium nicht nötig ist und einen auch nicht irgendwie qualifizierter macht. Eben weil man die wirklich wichtigen Dinge selber mitbringen und sich erarbeiten muss. Egal ob als Quereinsteiger, wie die meisten großen Filmemacher, oder als Diplomierter.
Heutzutage suggeriert man den jungen Leuten das man ohne Studium nichts mehr werden kann. Bald hat selbst der Focuspuller, oder Kabelträger, noch einen eigenen Studiengang... um es mal etwas überspitzt zu formulieren :)
VG
Nö. Im Studium werden Offiziere ausgebildet, nicht die Mannschaften - um es mal etwas überspitzt zu formulieren :) Allerdings muss jeder zukünftige Offizier zuvor auch die Mannschaftsgrade durchlaufen haben.)pillepalle hat geschrieben: ↑Di 03 Sep, 2019 12:48
Heutzutage suggeriert man den jungen Leuten das man ohne Studium nichts mehr werden kann. Bald hat selbst der Focuspuller, oder Kabelträger, noch einen eigenen Studiengang... um es mal etwas überspitzt zu formulieren :)
VG
ich glaub das wirklich spannende besteht oft auch darin, wie diese individuellen beiträge mit größeren gegenwärtigen diskursen korrespondieren bzw. wie sie dieses umgebende soziale geschehen deuten und sich darin positionieren.
die Antwort liegt wahrscheinlich in der Erkenntnis-Theorie:rainermann hat geschrieben: ↑Di 03 Sep, 2019 11:59 ... Keine Ahnung, wie man da überhaupt annehmen kann, das alles könne man sich sparen. Das ist doch für jeden Filminteressierten Luxus pur?!
Oder - es werden Offiziere ausgebildet die aber nie als Offiziere arbeiten, weil sie sich auf dem Schlachtfeld als Nieten erweisen... auch etwas überspitzt ;)
Aus meiner Position (Fachkraft Schnittmeisterin) heraus, die 1,5 Jahre händeringend einen Job sucht, kann ich den Header dieses Thread's nur ebenso mild belächeln.
Mach ich auch gerade. Mein Futter sind Cheese-Nachos von Aldi. Schlimm für die Tastatur. )dienstag_01 hat geschrieben: ↑Mo 25 Nov, 2019 20:03 Bei Dokumentarfilmen sitzt oft der Regisseur mit einem Futter zusammen.
nicht zu vernachlässigen die Eigen-Promo, um zu signalisieren:
Wenn ich ein potentielle Kunde wäre, würde mir diese Art von "Werbung" wohl eher signalisieren: Finger weg, sie sind unterbesetzt.dosaris hat geschrieben: ↑Mo 25 Nov, 2019 23:42nicht zu vernachlässigen die Eigen-Promo, um zu signalisieren:
Seht her, wir expandieren, wir stellen ein, uns geht es gut, usw.
Nun kommt mal mit den Aufträgen rüber.
Diese Art von Werbung ist kostengünstiger als ständig Werbung zu schalten und
den virtuellen Fachkräftemangel muss es auch nicht wirklich gegeben haben.
Jap, diesen Eindruck habe ich auch gewonnen. Bleibt an diesem Punkt die Entscheidung, ob man es weiterhin auf sich nimmt dahin zuarbeiten, oder dann lieber doch zu Motion Design wechselt. Bei den angebotenen Arbeiten bin ich einfach schlichtweg unterfordert. Das kann man mal machen, aber auf dauer wird es mich wohl nicht glücklich machen. Da ist es natürlich zum Überlegen auf AE und Animation zu wechseln.rdcl hat geschrieben: ↑Di 26 Nov, 2019 07:07 Erster Eindruck wenn man deine Posts hier liest: Du bist stehengeblieben, während die gesamte Medienwelt sich weitergedreht hat. Die Arbeitsweise die du suchst wird heutzutage eher nur noch in Projekten ab großen sechsstelligen Budgets zu finden sein. Und um da reinzukommen reicht der Lebenslauf bzw. die Kontakte dann evtl. doch nicht aus.
Anders ausgedrückt, auch wenn es hart klingt: Als Editor ist es viel wichtiger was du gemacht hast, als wie und wie lange.