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HASSLIEBE deutscher Film? Mit Wolfgang M. Schmitt



Kreativität, Drehbuch schreiben, Filmideen, Regie, und ähnliches
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Nigma1313
Beiträge: 209

HASSLIEBE deutscher Film? Mit Wolfgang M. Schmitt

Beitrag von Nigma1313 »

Liebes Forum,

wie steht es um den deutschen Film? Gibt es Hoffnung, gibt es Lichtblicke, ist alles düster?

Spannendes Gespräch mit Wolfgang M. Schmitt



Schaut rein! ich wäre auf eure Meinung gespannt.



Drushba
Beiträge: 2589

Re: HASSLIEBE deutscher Film? Mit Wolfgang M. Schmitt

Beitrag von Drushba »

Nigma1313 hat geschrieben: Mo 20 Okt, 2025 16:35 Schaut rein! ich wäre auf eure Meinung gespannt.
Ein Kritiker in völliger Unkenntnis über die Filmverhinderungsstrukturen in Deutschland. Er steckt eben nicht in den Prozessen, sondern schaut nur von oben auf die ihm sichtbaren Ergebnisse. Dass deutsche (oder in Deutschland sozialisierte) Filmemacher weitaus mehr können, sogar ziemlich herrausragende, teilweise crazy gute Ergebnisse abliefern, zeigt sich an den weit überdurchschnittlichen Oscar- und Festivalerfolgen von deutschen Kurzfilmen. Aber dieser Fakt ist ihm ebensowenig geläufig, wie die Mechanismen der Ideenzerstörung für den Langfilm, denn die Filmförderung ist dabei gar nicht so schlimm, wie er meint, man muss auch keine "500 Seiten" schreiben, wie er schwurbelt. Man braucht exkt: 1 x Drehbuch, 1x Inhaltsangabe auf einer Seite, je ein Motivationsschreiben von Produzent und Regisseur, warum man den Film machen will (nicht mehr als 1-2 Seiten), dazu neuerdings noch ein "Moodboard", okay... Das verhindert keinen Film. Es ist eher noch zu wenig, aber die Juries wollen eben auch nicht allzuviel viel lesen....

Es sind die Sender, damned!

Wann verstehen er und seine Mitkritiker das denn mal? Es tragen eben meist nicht die Kreativen daran die Schuld. Im Gegenteil: Viele gute und preisdekorierte Kurzfilmer schaffen es nicht ins Langfilmmetier bzw. geben nach ein paar Jahren auf und verabschieden sich aus dem Betrieb, weil sie nicht weiter kommen. Knackpunkt: Wer Produktionsförderung haben will, braucht realistisch einen Fernsehsender mit an Bord, um die Grundfinanzierung nachweisen zu können. Eine Senderzusage (muss man im Förderantrag als Anlage mit hochladen) bedeutet in der Praxis, den Film machen zu können. Und hier liegt das Nadelöhr, bzw. das Grundproblem. Es sind nur ein paar Dutzend Entscheider, die erfolgreich den guten Film verhindern in Deutschland! Diese sitzen in den Spielfilmredaktionen (meist ohne filmischen Hintergund), lassen Produzenten schon mal ein Jahr auf eine Antwort warten und geben dann die Gelder für das, was man so kennt. Und sollten sie sich dann wirklich für eine Beteiligung entschieden haben, dann tritt noch der Herstellungsleiter des Senders auf den Plan und drückt die Kalkulation des Produzenten nach unten - das wars dann mit vielen guten Szenen und es muss gestrichen werden. Warum? Viele fragen sich das, denn es ist ja nicht deren Privatgeld oder Risiko. Kurze Antwort: Sie tun es, weil sie es können. Ebenso die Redakteure: Sie tun es, oder unterlassen es, weil sie es können.

Als Marxist sollte sich Wolfgang M. Schmitt IMHO nicht der Kritik an vermeitlich nebulösen Zusammenhängen hingeben, sondern eher linke Binsenweisheiten (Brecht?) anwenden: "Das Unrecht hat immer eine Strasse und eine Hausnummer". Übertragen auf den Film heisst das: Die deutschen Filmverhinderer haben ebenfalls Strasse und Hausnummer: ZDF und ARD + ein paar Private. Darin stets maximal 50 Leute, die bestimmen, was den deutschen Film zerstört. ;-)
Zuletzt geändert von Drushba am Mo 20 Okt, 2025 19:14, insgesamt 1-mal geändert.



iasi
Beiträge: 29312

Re: HASSLIEBE deutscher Film? Mit Wolfgang M. Schmitt

Beitrag von iasi »

Wieder diese merkwürdige Unterscheidung zwischen kommerziellem und förderungswürdigem Film.

Ein Film, der kein Publikum erreicht, ist ein Grab für das Geld der Allgemeinheit.

Ein Film, der ein Publikum erreicht, ist dadurch auch kommerziell erfolgreich.

Leider gibt es keine Verantwortlichen dafür, dass Filme mit Herstellungskosten von 3-4 Mio.€ nicht einmal von 50.000 Zuschauern gesehen werden.
Letztlich wird die Herstellung subventioniert und nicht der Film.

Ein Film der nicht wahrgenommen wird, hat weder künstlerisch noch kulturell irgendeinen Wert.

Das Problem besteht vor allem im Vertrieb eines Filmes, was Schmitt ja auch anspricht. Die Kinos und vor allem die großen Säle sind blockiert - die großen Verleiher besetzten fast alle Abspielstätten mit ihren Produktionen.
In ihrer Not senken die Kinobetreiber dann mit einem "Film Deal" die Eintrittspreise so weit, dass überhaupt Zuschauer ihre ansonsten leeren Säle zum Verzehr ihrer teuren Snacks nutzen, wenn ein Film absehbar floppt, aber dennoch 2 oder 3 Wochen gespielt werden muss.



Drushba
Beiträge: 2589

Re: HASSLIEBE deutscher Film? Mit Wolfgang M. Schmitt

Beitrag von Drushba »

iasi hat geschrieben: Mo 20 Okt, 2025 18:25 Leider gibt es keine Verantwortlichen dafür, dass Filme mit Herstellungskosten von 3-4 Mio.€ nicht einmal von 50.000 Zuschauern gesehen werden.
Doch. Diese gibt es. Zudem: dein privatwirtschaftliches Modell hat in D spätestens in den 60ern aufgehört zu funktionieren, dann trat das Fernsehen als Massenkonkurrenz zum Kino auf den Plan, Filmproduktion rentierte sich wirtschaftlich nicht mehr und darum kam auch zeitgleich die erste Filmförderung, um dem Kinofilm das Überleben gegen die Sender zu ermöglichen. Das ginge auch, aber es sind strukturell die Falschen, die entscheiden, was produziert werden kann und was nicht... und in unserem Fall ironischerweise die Fernsehredakteure, welche mit ihren Finanzierungsbeteiligungen (als Fördervoraussetzung!) entscheiden bzw. verhindern dürfen, was als deutscher Film fürs Kino produziert wird.



iasi
Beiträge: 29312

Re: HASSLIEBE deutscher Film? Mit Wolfgang M. Schmitt

Beitrag von iasi »

Drushba hat geschrieben: Mo 20 Okt, 2025 18:51
iasi hat geschrieben: Mo 20 Okt, 2025 18:25 Leider gibt es keine Verantwortlichen dafür, dass Filme mit Herstellungskosten von 3-4 Mio.€ nicht einmal von 50.000 Zuschauern gesehen werden.
Doch. Diese gibt es. Zudem: dein privatwirtschaftliches Modell hat in D spätestens in den 60ern aufgehört zu funktionieren, dann kam das Fernsehen als Konkurrenz, Filmproduktion rentierte sich wirtschaftlich nicht mehr und darum kam auch zeitgleich die erste Filmförderung, um dem Kinofilm das Überleben gegen die Sender zu ermöglichen. Das ginge auch, aber es sind strukturell die Falschen, die entscheiden, was produziert werden kann und was nicht... und in unserem Fall ironischerweise die Fernsehredakteure, die mit ihren Finanzierungsbeteiligungen (als Fördervoraussetzung!) entscheiden dürfen, was als deutscher Film fürs Kino produziert wird.
Wir sind heute sowiet, dass ein deutscher Produzent gar nicht mehr damit rechnet, einen rentablen Film zu drehen.

Es muss doch ständig etwas anderes als Grund dafür herhalten. Mal ist es das Fernsehen, nun sind es die Streamingdienste.

Du hast aber recht. Die Einflussnahme der TV-Sender stellt eines der Problem dar.
Und richtig, es gibt keine deutschen Produktionsfirmen mehr, die international konkurrenzfähig sind.

Das hat auch mit dem erwarteten Misserfolg deutscher Produktionen zu tun. Niemand investiert sein Geld in eine Produktion, von der alle annehmen, dass der Film die Kosten nicht einspielen wird.
Selbst die deutschen Filmemacher gehen davon aus, dass ein deutscher Film sein Budget nicht wieder einspielen wird.

Und selbst wenn sich eine Crew zusammentun und gemeinsam eine Filmproduktion auch finanziell stemmen würde, wäre dem Film die Kinoauswertung mit großer Wahrscheinlichkeit verwehrt, da nur sehr wenige Kinos den Film im Hauptprogramm laufen lassen würde - wenn überhaupt.



7River
Beiträge: 4687

Re: HASSLIEBE deutscher Film? Mit Wolfgang M. Schmitt

Beitrag von 7River »

Schönes Beispiel „Stonk“! Wo sind eigentlich die deutschen Filme, die sich kritisch mit der Politik auseinandersetzen? Merkel-Parodie :-)

Interessantes Interview.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



iasi
Beiträge: 29312

Re: HASSLIEBE deutscher Film? Mit Wolfgang M. Schmitt

Beitrag von iasi »

7River hat geschrieben: Mo 20 Okt, 2025 20:29 Schönes Beispiel „Stonk“! Wo sind eigentlich die deutschen Filme, die sich kritisch mit der Politik auseinandersetzen? Merkel-Parodie :-)

Interessantes Interview.
Budget: 16.000.000 DM (geschätzt)
ca. 1,9 Mio Besucher

Der große finanzielle Erfolg war es dann doch auch nicht.

Aber er hatte eine Qualität, die man heute vermisst.



Bluboy
Beiträge: 5456

Re: HASSLIEBE deutscher Film? Mit Wolfgang M. Schmitt

Beitrag von Bluboy »

Wie der deutsche Fillm ist Götz George seit 10 Jahren Tod R.I.P.



Darth Schneider
Beiträge: 25759

Re: HASSLIEBE deutscher Film? Mit Wolfgang M. Schmitt

Beitrag von Darth Schneider »

@Drushba
Ist das wirklich so ?
Kann man die Schuld nur den 50 Leuten die entscheiden da oben zu schieben ?
Ich weiss nicht, ich denke das ganze ist womöglich viel komplexer.

Die Macher mitsamt den Schauspielern sind wahrscheinlich schon mit verantwortlich.
Die machen die Filme ja schliesslich.

Und wenn so viele talentierte Kurzfilmemacher nicht unterstützt werden, ja würde das denn mit anderen Worten heissen in der deutschen Filmindustrie arbeiten nur Pfeifen zum Beispiel als Regisseure ?
So ist es bestimmt nicht, egal ob ganz oben oder ganz unten in der Hierarchie.

Ich tippe eher auf ein sehr tief sitzendes kulturelles Problem in der ganzen Gesellschaft.
Womöglich haben wir vor lauter amerikanischen Filmen und Serien vergessen wer wir überhaupt sind.

Zusammen mit dem Geld wovon viel zu wenig vorhanden ist, weil man es lieber anderswo zu Fenster raus schmeisst anstatt grosszügig in die Gesellschaft, Kultur und Kunst zu stecken.
Weil wir alle ein wenig vergessen haben wie wichtig all diese Dinge auch sind.
Zuletzt geändert von Darth Schneider am Di 21 Okt, 2025 06:59, insgesamt 2-mal geändert.



iasi
Beiträge: 29312

Re: HASSLIEBE deutscher Film? Mit Wolfgang M. Schmitt

Beitrag von iasi »

Darth Schneider hat geschrieben: Di 21 Okt, 2025 06:24 @Drushba
Ist das wirklich so ?
Kann man die Schuld nur den 50 Leuten die entscheiden da oben zu schieben ?
Ich weiss nicht, ich denke das ganze ist womöglich viel komplexer.

Die Macher mitsamt den Schauspielern sind wahrscheinlich schon mit verantwortlich.
Die machen die Filme ja schliesslich.

Und wenn so viele talentierte Kurzfilmemacher nicht unterstützt werden, ja würde das denn mit anderen Worten heissen in der deutschen Filmindustrie arbeiten nur Pfeifen zum Beispiel als Regisseure ?
So ist es bestimmt nicht, egal ob ganz oben oder ganz unten in der Hierarchie.

Ich tippe eher auf ein sehr tief sitzendes kulturelles Problem in der ganzen Gesellschaft.

Zusammen mit dem Geld wovon viel zu wenig vorhanden ist, weil man es lieber anderswo zu Fenster raus schmeisst anstatt grosszügig in die Gesellschaft, Kultur und Kunst zu stecken.
Weil man vergessen hat wie wichtig diese Dinge auch sind.
Wer soll denn Geld reinstecken?

Der Steuer-, Abgaben- und Gebührenzahler, um die Herstellung von Filmen zu finanzieren, die keiner sieht?

Oder etwa privates Investoren, denen die ganze Branche und die "Erfolgszahlen" des deutschen Films sagen, dass der Film, in den er investieren soll, die Kosten nicht einspielen wird?

Es wird nicht funktionieren, weiterhin auf Spar-Hollywood-Produktionen zu setzen. Man muss die Filmproduktion neu denken.
Also zunächst mal Pausenbrotbox statt Catering. ;):)



Darth Schneider
Beiträge: 25759

Re: HASSLIEBE deutscher Film? Mit Wolfgang M. Schmitt

Beitrag von Darth Schneider »

Die selben die das Geld ins Oktoberfest, Fussballstadien und andere ähnliche Dinge reinstecken….;))
Bisschen weniger für solches Zeugs und ein wenig mehr Geld für Filme…



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