Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Mi 03 Okt, 2018 20:11
Zumal ein Blick auf die bestehenden open source Kamera Projekte zeigt, daß das alles offensichtlich doch nicht ganz so einfach ist.
bei den gehypten ist das oft in der tat nicht viel besser als beim jubel über irgendwelche kommerziellen neuerscheinung, aber es gibt durchaus ein paar projekte, die in dieser hinisicht eine ganze menge vorarbeit geleistet und erfolgreiche produkte realisiert haben (und leider auch wirklich beeindruckende kommerzielle vorreiter, die gescheitert sind: ikonoskope a-cam, aaton penelope).
am wichtigsten ist in diesem zusammenhang ist sicher das
elphel projekt.
dabei handelt es sich zwar um kameras, die sich auf grund des kleinen sensors nicht wirklich gut für kino-produktionen eignen -- obwohl auch das bereits damit gemacht wurde! --, aber ansonsten bereits in mehreren generationen durchgängig dokumentierten und ausschließlich auf freien lösungen basierend realisiert wurden. und das zeug funktioniert wirklich gut -- nicht nur in exotischen wissenschaftlichen und industrieanwendungen, sondern bspw. auch als grundlage jener kameras die für google streetview entwickelt wurden.
cantsin hat geschrieben:Open Source-Firmware wird es von Blackmagic niemals geben, weil die Kameras voll sind mit patentierter Technologie. Als die ersten BM-Kameras auf den Markt kamen, sagte der Firmenchef in einem Interview ziemlich klar, dass das eigene IP- (Intellectual Property-) Portfolio zu den Gründen gehörte, eigene Kameras zu entwickeln. Hinzu kommt von Dritten lizenzierter Softwaretechnik (wie ProRes), die bei einem Open Source-Release der Firmware entfernt werden müsste.
ja -- speziell letzterer punkt dürfte bei den BMD produkten tatsächlich eine wichtige rolle spielen, da diese firma ja quasi weltmeister im zusammenkaufen von billiger softwarelösungen und entsprechedem notdürftigen zusammenflicken sein dürfte. ich vermute, dass das auch bei ihren hardwareprodukten nicht viel anders sein dürfte. das ist zwar duchaus verständlich, und für eine winzige firma, die selbst nicht über das nötige knowhow verfügt, vermutlich sogar ein recht vernünftiger weg, um produkte rasch auf den markt zu bringen, aber natürlich bringt es auch ausgesprochen problematische begleiterscheinungen mit sich. probleme, die ganz bestimmt nicht nur diesen wunsch nach besserer dokumentation und freien eingriffsmöglichkeiten aus der freien szene berühren, sondern durchaus auch fragen des längerfristigen supports bzw. einer tatsächlich aufeinander aufbauend kontinuierlichen weiterentwicklung berühren.
man braucht sich hier beim spekulieren aber gar nicht so weit aus dem fenster zu lehnen, sondern sich einfach nur anzuschauen, wie es um die freie zugänglichkeit zu vernünftigen entwicklungsunterlagen für die verwendeten sensoren der aktuellen modelle steht...
allerdings ist damit noch lange nicht gesagt, dass sich hersteller nicht ganz bewusst darum bemühen können, wenigstens wichtige teile ihrer steuerungssoftware trotzdem offen zu legen bzw. dem experimentellen spiel und einer offenen weiterentwicklung zu überantworten. wie das ausgeht -- ob es angenommen wird und tatsächlich früchte trägt -- ist bei solchen sachen ohnehin immer offen, es kann aber letztlich durchaus beiden seiten zum vorteil gereichen. man darf diese dinge einfach nicht zu dogmatisch sehen, sondern sollte einfach versuchen, wenigstens das umzusetzen, was beiden seiten möglich ist.
dazu übrigens noch eine kleiner off-topic ergänzung, die allerdings durchaus mit jenem bsp. zu tun hat, das frank weiter oben eingeworfen hat, aber darüber hinsaus sogar das kommerzielle poduzieren von filmischem produkten bzw. dienstleistungen berührt:
während ich diese mail hier schreibe, nutze ich eine internetanbindung, die mit einer unmodifizierten fritzbox tatsächlich nicht so einfach zu realisieren wäre, weil ich dazu geminsam mit duzenden anderen ein gemeinsames OLSR-basierendes WLAN-mesh-netzwerk nutze, dass sich über die ganze stadt erstreckt. unser diesbezügliches netz ist zwar viel kleiner als z.b.
jenes in athen, aber trotzdem eine ganz spannende geschichte -- auch wenn ich es hier nur nur nutze, um über ein paar hausecken bzw. dazwischenliegende winzige linux router die antennen auf der TU zu erreichen, von wo es dann ohnehin über jene glasfaseranbindungen, mit denen wir das projekt mitunterstützen, direkt in jenen serverraum führt, wo jene wtwas leitungsfähigeren recher stehen, auf denen ich hauptsächlich unwesen treibe. und obwohl dieses netz natürlich in erster line dem praktisch-experimentellem erproben von alternativen zugängen der techniknutzung dient, gibt's im speziellen fall hier in der stadt durchaus auch einen unternehmer, der sich recht intensiv am ausbau und der erhaltung der entsprechenden infrastruktur beteiligt. er er nutz das netz nämlich dazu, darüber die daten unzähliger kameras, die er im rahmen kommerzieller langzeitdokumentationen bzw. zeitrafferaufnahmen an verschiedenen standorten betreibt, tlw. viel vernünftiger anzubinden als das mit anderen techniken möglich wäre. genau solche geschichten, wo die interessen von kühl rechnenden wirtschaftstreibenden und engagiertem technikaktivismus sich wunderbar ergänzen und einigermaßen fair und zu beiderseitigem vorteil nebeneinder platz finden, finde ich immer ganz besonders erfreulich.