Das Problem ist, dass gewöhnliche Kalibrierungslösungen nur ein
zweistufiges Verfahren aus
Kalibrierung und Profilierung beherrschen. Das funktioniert nur, wenn die zum Schnitt verwendete Software Farbmanagement beherrscht - was aber die allermeisten Videoschnittprogramme nicht tun. (Diese Form von Farbmanagement ist üblich im Foto-Bereich und wird mittlerweile auch von vielen Browsern unterstützt, aber eben nicht im Videobereich.)
Man denkt, man hat einen kalibrierten Bildschirm, weil sich beim Systemstart die Farben ändern - dabei ist diese Kalibrierung nur ein erster Teilschritt - noch nicht die vollständige Anpassung. Fiese Falle, wenn man es nicht weiß. :(
Um wirklich farbverbindlichen Videoschnitt zu machen, bräuchte man eigentlich einen hardwarekalibrierbaren Monitor, mit dem eine sogenannte Farbraum-Emulation auf sRGB oder Rec.709 gemacht werden kann. (Gewöhnliche Kalibrierungsprogramme können das nicht, weil sie gar nicht auf entsprechende Funktionen des Monitors zugreifen können.) Die Frage ist, ob der Aufwand lohnt, wenn ohnehin keiner der späteren Betrachter einen ähnlich kalibrierten Monitor hat.
Weitere Informationen zu den Varianten der Kalibrierung findest Du hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Monitorkalibrierung
Praktische Empfehlung mit vorhandenen Mitteln:
Ich würde einfach schauen, dass ich einen Monitor verwende, der nicht zu weit von sRGB abweicht (also wenn es ein Wide-Gamut-Monitor ist, vorher auf sRGB-Modus runterschalten). Dann stimmen schon mal die Farben einigermaßen.
Die Helligkeitsverteilung würde ich auf Gamma 2,2 kalibrieren, weil es das ist, was Schnittprogramme und Videoplayer bei der Umsetzung der Videofarbräume als gegeben annehmen. Dann sollte die subjektive Helligkeit auch passen.
Farbtemperatur ist egal, solange man das Bild innerhalb des Monitors begutachtet. Im Idealfall passt man sie ans Umgebungslicht an, damit das Auge sich nicht dauernd umgewöhnen muss; bleibt das Umgebungslicht nicht gleich oder ist es ohnehin viel zu weit vom nativen Monitor-Licht weg, würde ich auf die "native" Farbtemperatur kalibrieren, also am Grundwert gar nichts ändern.
Ähnliches gilt für die (Gesamt-)Helligkeit des Monitors: Sie sollte ungefähr der Raumhelligkeit entsprechen.
Leider kursiert da im Netz und sogar in Fachbüchern eine Menge unsinniger Informationen, laut denen man z. B. immer 6500 K und 120 cd/m² einstellen müsse, weil das der Standard sei. Das ist Blödsinn. In den Heimkino-Foren spricht man schon vom "6500-Kelvin-Mythos" - der auch allerhand unerwünschte Auswirkungen hat.