Mal ein Filmtipp: „Die Erfindung der Wahrheit“. Es gibt doch noch spannende Filme.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“
Aus solchen Meldungen über deutliche Zuschauerrückgänge etablieren sich ja gleich Bilder von leeren Sälen und vom Efeu zurückeroberten Multiplexarchitekturen. 2015 war übrigens das letzte Rekordjahr fürs Kino in DE, da lautete der Tenor noch genau konträr.
Nun ja, für viele Kinoverweigerer, die ihre durchaus stereotypen Meinungen in Foren und Kommentaren kund tun, wären leere Säle ja offenbar wieder verführerisch, weil sie dann selbst ungestört in Chipstüten wühlen und mit dem Handy spielen könnten.
Aber nur weil es einen Besucherrückgang gibt, ist das Kino noch lange nicht tot. Das eine sind die wirtschaftlichen Umstände einer Branche, das andere ist, dass Kinosäle weiterhin brechend voll sein können, wenn nur der richtige Film läuft. Die Majors sind natürlich deprimiert, wenn ihre kalkulierten x-Aufgüsse implodieren.
Die Wahrnehmung, die die Leute ins Kino treibt, entzieht sich halt weiterhin den üblichen planbaren Kategorien. Die Hollywood-Majors sind sicher regelmäßig erstaunt bis erbost, dass in anderen Ländern low-budget Quasselfilme mehr Umsatz machen als ihre >300Mio Blockbuster, die zum gleichen Zeitpunkt laufen.
Regelmäßig ist der Erfolg solcher Filme nicht vorhersehbar, viele europäische Erfolgsproduktionen der letzten Jahre kamen über Nacht und haben sich mangels maßgeblicher Werbebudgets durch reine Mundpropaganda und nicht-organisierte Effekte in den sozialen Netzen etabliert.
Wie ich schon mehrfach sagte, es gibt reichlich aufregende Ware im Kino. Die geht nur in der Wahrnehmung der Leute unter, zum einen wegen der Werbebudgets der BigBoys für ihre Mainstream-Ware, die teilweise in den gleichen Größenordnungen liegen wie die Produktionsbudgets, zum anderen wegen der allgegenwärtigen Reizüberflutung.
edit: Wir haben gerade eine Email-Anfrage bekommen, wann wir denn 'Bohemian Rhapsody' spielen würden, den würde sie unheimlich gerne sehen. Tja, den haben wir gerade abgesetzt, nachdem wir ihn rauf und runter gespielt haben. Webseite, Flyer, Plakate, Newsletter, Facebook...gestartet Ende Oktober...
Wir haben "Astrid" in einem Szenekino gesehen, der Besuch war erstaunlich groß,
das Kino hat einen großen Besucherstamm, der Betreiber ist zufrieden.
Kein Wunder, solche Filme, wie auch "Gundermann" werden von den Majors ja geschnitten.
Das ist genau der Witz. Die mittelständischen Kinos brauchen Besucherrekorde genau so wenig für den wirtschaftlichen Erfolg wie die örtliche Eisdiele, die Currybude oder Eckkneipe. 'Ausverkauft' ist ein nice-to-have, aber kein Muss für den Fortbestand. 'Astrid' ist im Moment nichtmal unter den Top30, schon 'uralt', aber die Leute rennen einem die Bude ein. Und über sowas wie 'Der Junge muss an die frische Luft' oder 'Gundermann' bekommen amerikanische Studiobosse Hautausschlag beim Gucken. Kümmert das das Publikum auch nur im geringsten?
- Carsten
and now for something completely different...
Zuletzt geändert von carstenkurz am Mo 11 Feb, 2019 16:37, insgesamt 2-mal geändert.
„Der Junge muss an die frische Luft“ muss ich auch noch anschauen. Hoffentlich muss der arme Junge nicht den ganzen Film alleine schultern. „Gundermann“ hat mich auch sehr überrascht.
carstenkurz hat geschrieben: ↑Mo 11 Feb, 2019 15:49
Die Majors sind natürlich deprimiert, wenn ihre kalkulierten x-Aufgüsse implodieren.
Die Wahrnehmung, die die Leute ins Kino treibt, entzieht sich halt weiterhin den üblichen planbaren Kategorien. Die Hollywood-Majors sind sicher regelmäßig erstaunt bis erbost, dass in anderen Ländern low-budget Quasselfilme mehr Umsatz machen als ihre >300Mio Blockbuster, die zum gleichen Zeitpunkt laufen.
- Carsten
Deutschland nehmen die Hollywood-Majors nebenbei auch mit. Ein wirklich großer Markt ist es aber eben nicht für sie.
Der Rückgang der Besucherzahlen liegt eher an den fehlenden deutschen Besuchermagneten.
Ihre >300Mio Blockbuster spielen ihr Geld nun mal auch wieder ein, erhöhen das Eigenkapital und ermöglichen eben weitere >300Mio Blockbuster sowie auch kleinere >30Mio Filmchen, von denen man in D nur noch träumen kann.
Übrigens: Honig im Kopf und Head Full of Honey ... der deutsche Kinogänger und die Qualität deutscher Filme ...
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