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Was ist Kreativität noch wert?



Kommentare / Diskussionen zu aktuellen Newsmeldungen auf slashCAM
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jackk schnaider
Beiträge: 20

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von jackk schnaider »

öhm?

Ich habe für den etwas schrägen Vogel mal als Cam-asi gearbeitet.
Seine Idee war folgende:: Spezialeffect aber es soll nach 60er Kino
riechen und und und....der redet so schnell, dass du nach sagen wir
35 Sekunden schon etwas überfordert bist und nebenher ( keine Ahnung
wie der Luft holt) zerlegt er eine Kamera, erkärt dir was aus der Chemie
und..wo war ich..

Jedenfalls 34 KILO ROTES PULVER
dass auf einer 50 m2 Plastikfolie liegt die !!!!
auf dem Wasser ( See)(hat er gemietet) schwimmt.

Pahntom auf volle Kanne gestellt.

LICHT = wir tragen Brillen wie bei A-waffentest.
dieses an Kamera läuft action
BOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOM.

Das was wir später in der Post hatten war genial und geil
aber, am See, des war eine 8 Mter breite braunrote Brühe
die mich, ich sag mal " eingebette in ich bin jezt wohl doch nicht tot
aber sicher 4 stunden in der Tusche..."

Der Mann hat sich mit einer Idee und etwas Kohle und einer hartnäckigen
freundlichen Art ( nur nicht Monta-Morgen wehe da leigt etwas rum das
eine waffe sein kann könnte=Rübe ab)(kaffe+essen) und einem Drehbuch
zu einer SF-Geschichte ( und die ist so strange, das die Us-firma zuerst mal 12 oder 13 für die einfach-geschriebene Texte hatte etz..) jezt gerade
in Amerika ( was er mitlerweile eher net mag)(richtig= kaffe+essen)
Und dreht seit 4 Tagen.
Mehr weiss ich auch nicht weil er den Amis auch ein extremes Marketing
reingedrückt hat, nähmlich totaly diff to all....

der spielt glauebe ich alle Musikinstrumente und lebt im Rechner, wenn er
net gerade einen Sportwagen FLEXT!!! = ZERSÄGT!!!!

Stellt euch einfach GEORG LUCAS mal TARENTINO vor und er ist scheu.

den roten Teppich, den würde der anzünden.
genau. Hack. lass ja nicht eine sekunde einen Rechner oder was ohne Aufsicht....bei dem wette ich, das der NSA-bunker bereits seine
Renderfarm ist und die merken es net einmal.

Ja der ist schräg.... ich bin zum glück ja nur eine Naturfilmer.
Enten, Hasen,Bären...das is mir etwas stressfreier..
jo



jackk schnaider
Beiträge: 20

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von jackk schnaider »

ps.... der hat hier Leute gesucht und ist fast verzweifelt.
NUR Psychologen und Super-end-gültige-Profis oder die
üblichen Knalltüten.

ich film jezt meine Nachbarin....



studiolondon
Beiträge: 936

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von studiolondon »

Alf_300 hat geschrieben:Deutschland ist das Land der Tabellen und Vorschriften, da ist wenig Platz für Kreativität im Sinn von gute Filme machen
Ihr Beitrag wurde abgelehnt, da er keinen Veröffentlichungsantrag gemäß §0, Abs 8, Sektion 15 enthält.
Ok, ein Scherz.

Hier jetzt die Realität - kein Witz, keine Parodie: Die BildscharbV (Bildschirmarbeitsplatzverordnung) gemäß ArbSchEGRLUmsV. Das heißt wirklich so.

Bitte beachten sie auch bei weiteren Veröffentlichungsversuchen zukünftig die geltende Bildschirmarbeitsverordnung vom 4. Dezember 1996 (BGBl. I S. 1843), die zuletzt durch Artikel 7 der Verordnung vom 18. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2768) geändert worden ist-
Die V wurde als Artikel 3 der V v. 4.12.1996 I 1841 (ArbSchEGRLUmsV) von der Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates erlassen. Sie ist gem. Art. 5 dieser V mWv 20.12.1996 in Kraft getreten, zuletzt geändert durch Art. 7 V v. 18.12.2008 I 2768.
Diese Verordnung dient in Verbindung mit dem Arbeitsschutzgesetz
der Umsetzung folgender Richtlinie: 90/270/EWG des Rates vom 29. Mai 1990 über die Mindestvorschriften bezüglich der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes bei der Arbeit an Bildschirmgeräten (ABl. EG Nr. L 156 S. 14). Hierzu Textnachweis ab: 20.12.1996, Amtlicher Hinweis des Normgebers auf EG-Recht: Umsetzung der EWGRL 270/90 (CELEX Nr: 390L0270)/In Kraft getreten.

Wer sich den nonsens mal durchlesen will, bitte hier:
http://www.gesetze-im-internet.de/bunde ... gesamt.pdf

ca. 98% aller Studioarbeitsplätze sind nach der NICHT legal, und ich selber hatte bei zwei millionenschweren Studioneuausstattungen das zweifelhafte Vergnügen, die Umsetzung der BildscharbV zu sichern - ein KOMPLETTER schwachsinn, wir mußten bspw. große monitore gegen KLEINE auswechslen (sichtabstand zu gering), die Referenzmonitore DEKALIBRIEREN (da sont die erzwungenen Normen nicht mehr erfüllt wurden) usw usf. 2 Tage nachdem das abgenommen war, holten dann die Mitarbeiter die orginalen großen Monitore wieder aus dem Lager an ihre Arbeitsplätze, da sie die kleinen 17er nicht wollten, die referenzmonitore wurden von behördenbrimborium auf Referenz zurückkalibriert usw usf...



handiro
Beiträge: 3259

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von handiro »

jackk schnaider hat geschrieben:bin gespannt wann der letzte
etwas begabte hinschmeisst und lieber zeitung lesen geht..what ever)
Ich hab wegen der Zwangsverlageinnahme der Sender aufgehört als Filmkomponist!
jackk schnaider hat geschrieben: Eine ander meldung hat mich verwundert, das in deutschland die Leute
bis zu 3 Stunden am Tag chatten...
Und mich dann von Paul Allen fürs Chatten bezahlen lassen...fast 3 Jahre lang:)

Kreativität ist auch zu überleben.....
Good-Cheap-Fast....Pick Any 2



wolfgang
Beiträge: 6654

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von wolfgang »

Mal abgesehen davon, dass es verschiedene Arten der Kreativität gibt - die hier nicht differenziert werden: aber hier geht es nur (am Rande) um Kreativität. Sondern es geht darum, dass sich offenbar die Wettberwerbsverhältnisse in dieser "Kreativitätsbranche" verschoben haben. Eintrittsbarrieren durch günstigere Technik sind gesunken - und dem Markt wird damit vorgegaukelt dass die gesamte Leistung billiger zu haben ist. Und richtig, irgend etwas bekommt der Kunde ja auch für das geringere Geld - aber natürlich nicht unbedingt die alte gestandene Qualität. Neu in den Markt eintretende wollen halt auch ihren Anteil vom Kuchen und das senkt die Preise.

Aber gleichzeitig sinkt die Nachfrage offenbar dramatisch ab, immerhin leben wir in einer Dauerwirtschaftskrise, zuletzt verstärkt durch Immobileinkrisen und Bankensterben und und und. Wo kann ein Unternehmen sparen wenn die Zeiten härter sind - na durchaus auch bei so "soft" Dingen wie einer Unternehmenspräsentation, bei den Marketingausgaben, den Werbekosten. Ob es klug ist das zu tun steht auf einem anderen Blatt - aber es wird getan. Auch die sinkende Nachfrage nach diesen Dienstleistungen senkt die Preise.

In Summe also geringere Eintrittsbarrieren in diesen Bereich und sinkende Nachfrage - dass da der Markt unendlich härter geworden ist ist keine Frage. Auch wenn sich alteingesessene Dienstleister sicherlich besser behaupten können - teilweise.

Das sind in Wirklichkeit die Themen hier. Was dazu führt dass viele diesen Markt verlassen (müssen) - wenn man als Taxler mehr verdient als als Filmschaffender ist das brutale Realität. Übrigens gehts den anderen "künstlerischen" Berufen nicht besser - oder was glaubt man eigentlich was an die kleinen Sänger oder Künstler bezahtl wird? Auch die fristen so eher schlecht als recht ihr Dasein.

Traurig das Ganze ist.
Lieben Gruß,
Wolfgang



momentum

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von momentum »

Auf die Gefahr hin, dass ich jetzt gesteinigt werde: Ich sehe vieles anders. Eines aber vorweg: Kennt ihr jemand - egal in welchem Beruf -, der nicht behauptet, seine Branche sei kaputt? Kann man daraus ableiten, dass die ganze Wirtschaft kaputt sei? Vielleicht. Oder bedeutet das einfach, dass eben der Markt schlicht spielt? Ganz so, wie es das am wenigsten schlechte Wirtschaftssystem will?

Wo - im Dienstleistungsbereich - wird man als Könner von Verwandten, Freunden und Bekannt nicht immer wieder gebeten, mal eben kostenlose Dienste zu erweisen:

- der Buchhalter für die Steuererklärung,
- der Fliesenleger für einen kleinen Umbau,
- der Arzt für ein gesundheitliches Leiden,
- der Kaufmann für Korrespondenz,
- der Bodenleger für den neuen Parkettboden,
- der Lehrer für Nachhilfe,
- der Jurist für ein Rechtsproblem usw.?

Ob und zu welchen Konditionen man dem nachgibt, das ist eine persönliche Entscheidung. Eines aber ist gewiss: Niemand muss das tun. Wenn man so nicht vom Beruf leben kann, dann muss man die Konsequenz ziehen und sich einen anderen Beruf suchen. Wer meint, den eigenen Marktwert zu kennen, ihn aber vom Markt nicht entschädigt zu erhalten. Der schätzt sich beziehungsweise den Markt falsch ein (denn der Markt bestimmt den Marktwert und davon machen die Nachfrager optimalerweise 50 Prozent aus) oder es gelingt ihm nicht, sich entsprechend zu vermarkten.
cantsin hat geschrieben:Die Gefahr, dass der Medienwandel die meisten Kreativberufe auffrisst, ist real.
Nach meiner Wahrnehmung arbeiten heute so viele Leute wie noch nie in Kreativberufen. Gerade dank dem Medienwandel und Internet. Webpublisher brauchte es vor fünfzehn Jahren kaum, Videoproduzenten viel weniger. Gerade für Webvideos ist ein neuer Markt mit zahlreichen Chancen entstanden. Hier im kleinen Ort gibt es heute beispielsweise drei relativ grosse Werbeagenturen und zahlreiche kleine Webproduzenten, Fotografen, sogar Videoproduzenten. Die gab es alle vor 15 Jahren nicht.
Über Internet-Gratisarbeit erwirbt man sich als Kreativer die Reputation, um in bezahlten Jobs im alten System zu landen. [...] Nur frisst das neue System das alte gerade auf.
Ist das nicht ein genereller Wandel im Berufsleben? Früher hatte man einen Arbeitsplatz für das ganze (Berufs-)Leben. Wo ist das heute noch so? Wir können diesen Gedanken ja weiter spinnen: So werden auch in anderen gut bezahlten Berufen (z. B. Ärzte) etablierte Berufsleute durch günstige "Konkurrenten ausgestochen", beispielsweise aus sogenannten Billiglohnländern. Nehmen wir die IT-Branche, wo zahlreiche Aufträge nach Indien abwandern.
Verlagsmedien, TV-Produktionen, Werbung haben schon heute nicht mehr ansatzweise die Budgets wie vor 10 oder 20 Jahren.
Hoffentlich auch, denn das wäre doch völlig falsch. So kostet mitunter die Technik auch nicht mehr ansatzweise das, was sie vor 10, 20 Jahren gekostet hatte. Und viele Kunden - insbesondere im Web - würden das auch nicht bezahlen wollen. Da gilt, was überall im freien Markt gilt: Der Anbieter hat seine Leistung den Bedürfnissen des Nachfragers anzupassen. Das ist auch gut so und dient einer sinnvollen Allokation der Ressourcen.
Profiteure dieser Verschiebung sind nicht die Kreativen, sondern die Softwareentwickler von Google, Apple und Facebook.
Meines Erachtens sind diese Entwickler auch Kreative. Kreativität bedeutet ja, Neues zu schaffen. Das tun sie sogar sehr gut: Was sie schaffen, wollen die Leute.
Ein weiteres Problem: zuviele Leute wollen heute in Kreativ- und Medienberufe.
Das mag stimmen. Hier greift dann das selbstregulierende Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sich deswegen mit sinkenden Preisen abfinden zu müssen, tut weh, hat aber letztlich nichts mit der Kreativität zu tun.
Anders als früher wird dies nicht mehr durch ein verknapptes Ausbildungs- und Studienangebot (mit hohen Eingangsschwellen wie an traditionellen Film-, Kunst- und Journalismus-Hochschulen) gefiltert.
Einen solchen Staatseingriff mit künstlicher Verknappung fände ich auch völlig falsch. Wer hat das Recht zu bestimmen, wer eine multimediale Leistung anbieten darf und wer nicht? Wo steht geschrieben, dass man einen Hochschulabschluss haben muss, um ein Webvideo erstellen zu dürfen?
Ich würde heute jungen Leuten entschieden von Medienberufen abraten.
Mit Verlaub: Diese Aussage kenne ich von fast jedem langjährigen Berufsmann. Ich könnte Namen von Bankern, Ärzten, Einzelhändlern, Lehrern, Informatikern, Baufachleuten, Versicherungsagenten, Verkäufern, Hoteliers usw. nennen, die genau so reden. Das eingangs erwähnte Bonmot der kaputten Branche mag ich darum. Das Interessante: In all den aufgezählten Berufsgattungen kenne ich auch langjährige Berufsleute - in der Regel sind es allerdings weniger -, die auch heute noch ihren Beruf wählen würden und Spass daran haben. Der für mich wahrnehmbare Unterschied: Die heute noch positiv eingestellten Berufsleute verstehen den Wandel als Naturgesetz. Darum arrangieren sie sich damit, auch wenn das nicht immer einfach ist. Ihr Verhalten ist nicht von Abwehrreaktion und Angst geprägt, sondern von Lust auf Neues.

So denke ich, man sollte in jedem Wandel auch die Chancen erkennen. Meines Erachtens war es dank der günstigen Technik in den letzten Jahrzehnten nie so einfach wie heute, als Kreativer im Medienberuf Erfolg zu haben. Die billige Technik macht das Geschäft nicht kaputt. Ganz im Gegenteil: Sie ist es, welche die Kreativität gerade zum wichtigsten Unterscheidungsmerkmal der Anbieter erkürt. Provokativ formuliert: Wer gegenüber Kunden seine Kreativität nicht als Grund für höhere Preise im Vergleich zu Mitbewerbern durchsetzen kann, der schätzt das Kundenbedürfnis falsch ein (weil der Kunde nicht nach dieser hohen Kreativität verlangt), er überschätzt seine eigene Kreativität (weil sich der Unterschied gegenüber dem Kunden nicht klar zeigt) oder er hat nicht akzeptiert, dass es viele Kreative gibt, die nach den Regeln des steigenden Angebots den Preis sinken lassen.

Das mag die Betroffenen aus der persönlichen Sicht natürlich schmerzen. Aus Sicht der gesamten Wirtschaft ist diese Diskussion aber letztlich ein Beweis dafür, dass der Markt spielt. Und genau das fordern wir als Nachfrager ja auch in zahlreichen anderen Branchen, wo die Märkte ebenfalls gesättigt sind.



patfish
Beiträge: 275

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von patfish »

chackl hat geschrieben:Nur hilft es dir nichts, deinen Marktwert zu kennen, wenn er dir nicht bezahlt wird.

Bekannter von mir ist leitender Manager bei Rhytm&Hues (gibt nen eigne News hierzu bei Slashcam), er kam über Digital Domain dorthin, hat Oskars entgegen genommen (u.a. für Titanic) und dennoch steht er jetzt vor einem Scherbenhaufen - er ist gut, sehr gut, unglaublich kreativ. Letztens war er wieder mal in Lande und seine Aussage: hätte er die Wahl das Rad zurückzuschrauben, würde er sich eine andere Branche suchen.

Schon bedauerlich, was heutzutage so abgeht.

Gewinnmaximierung hurra.
...falls derjenige österricher ist? kenn ich ihn auch :)... nur dass mit dem scherbenhaufen kommt mir komisch vor-dem gehts eingetlich ned so schlecht ;-)?... kann auch sein, dass wir nur jemanden mit sehr ähnlicher laufbahn kennen ;-)

...es ist aber ganz etwas anderes ob du heute nach hollywood (jetzt vencouver ^^) gehst oder es noch vor 15 Jahren getan hast. Damals warst du noch ein mehr oder weniger elitärer spezialist in einer überschaubaren industrie welcher auch dementsprechend fair entlohnt wurde. Heute werden jährlich 600.000 chinesische "vfx speziallisten" auf den markt geworfen, welche für nicht mal ein 1/4 von dem was ich in europa zum "überleben" brauche, tag und nacht, arbeiten -und mit dem will ich einfach nicht konkurieren müssen. -deswegen is hollywood für mich absolut nicht mehr erstrebenswert.

lg pat



pixelschubser2006
Beiträge: 1696

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von pixelschubser2006 »

Ihr habt ja hier mit vielen angesprochenen Dingen recht. Und in Punkto Sklavenhaltung ist die Medienbranche stehts Vorreiter für die gesamte Arbeitswelt. Daher kann ich die Empfehlung, junge Menschen mögen von einer Ausbildung im Medienbusiness absehen, nur unterschreiben. Habe hierzu auch schon einen Beitrag auf dem "Job"-Brett geschrieben. Dort wurde ich mit der Tatsache konfrontiert, daß selbst der WDR in Köln zu Mediengestaltern in der Bild- und Ton-Fraktion ausbildet. Ich finde das tlw. schon zynisch, denn der WDR selbst bietet aktuell ca. 15 Ausbildungsplätze an, hat aber für sein ganzes Einzugsgebiet KEINE EINZIGE kreative Stelle für bereits ausgebildete im Angebot. D.h. es wird ein irres Überangebot an Azubis durchgeschleust. Offen ist dabei auch noch die Frage, ob der Abschluss den Eingangsvorraussetzungen der ÖRs überhaupt genügen würden und was man in der geringen Zeit überhaupt lernen kann. Wie gesagt, mein Onkel hat Fotograf gelernt, dann an einer Fachschule studiert (nicht im Sinne von FH sondern im Sinne von "auf Film u.s.w. festgelegt) und war danach gefühlte 20 Jahre Kamerassi. In der Zeit konnte man in die Materie reinwachsen, musste nicht nebenbei schon ausgebildeter Tontechniker sein und mit Postproduktion wurde man nicht belästigt. AVID gabs noch nicht, Steenbeck war angesagt. Im Gegenzug waren die kreativen Ansprüche lächerlich gegenüber dem was heute produziert wird. Journalistisch und inhaltlich mag das Niveau sehr gesunken sein, aber schaut Euch mal ne Hitparade von 1978 im Vergleich zu DSDS an, das Bohlens Sendung technisch und grafisch um Lichtjahre anspruchsvoller (musikalisch kann man drüber streiten). Jedenfalls kann mir keiner erzählen, dass würde heute ein Mediengestalter in zwei Jahren so lernen, daß er es kann.
Die Kehrseite: Auch in diesem System sind genug Idioten und Kreativlegastheniker durchgekommen. Nicht unbedingt als Festangestellter, aber als Freier, so man denn die Kohle für das Equipment zusammenbekam. Das ist heutzutage schon wesentlich demokratischer. Zwar sind auch heute Investitionen nicht zu unterschätzen (Sachtler bleibt Sachtler), aber man kann eben schon mit 4000 Euro eine Menge reissen. Das bietet auch Einsteigern die Möglichkeit, sich zu beweisen. Oft mit beachtlichen Ergebnissen. Es gibt genug Projekte, wo Jugendgruppen für Musikvideos und andere Filmchen tolle Sachen produzieren.
Nun kam ich etwas vom Thema ab. Es ging ja vorrangig um die Knatter. Ich habe neulich einen Anfall bekommen, eine wahre Sinneskrise. Ich habe aus meinem Hauptbusiness genug Kunden, die auch Bedarf haben für Promovideos aller Art. Aber wir leben im Sauerland, da ist es schwer, Überzeugungsarbeit erfolgreich zu leisten. Kurzum: Meine Kunden raffen es nicht, und ausgerechnet ein entfernter Kunde (wo ich als Subunternehmer für eine andere Firma gelegentlich bin) erzählte uns neulich stolz von seinem Imagevideo (kleine Firma aus der Metallbranche). Ok, er meinte schon, die beiden älteren Herren hätten nicht das neueste Equipment. Was ich dann auf Youtube sah, ließ mich erschaudern: 360i, 4:3 und redaktionell ganz schlimm. Kamerafahrten durch den Maschinenpark erinnerten an Blair witch project, nur die Bildqualität war drastisch schlechter. Für dieses Entsetzen hat der Kunde 1900 Euro gezahlt (allerdings inkl. professionellem Sprecher, der einen wirklich guten Job machte). Da graut es mir.
Solange für so einen Schrott soviel Geld bezahlt, kann es so schlecht um den Wert der Kreativen nicht stehen. Es ist vielmehr das Problem, daß geizige Kunden immer wieder jemanden finden, der gute Leistung fast oder ganz verschenkt. Das finde ich asozial - aus Sicht der Auftraggeber. Ich selbst war auch schon so doof, aus Liebhaberei Fotojobs gratis zu machen. Freiwillig hat da keiner was rausgerückt. Habe sogar mal einem Frisör einer Franchise-Kette zu einem 3. Platz in der bundesweiten Hauszeitschrift bei einem Fotowettbewerb verholfen. Das hat man mir noch nciht mal mitgeteilt, geschweige denn, daß die Einlaudung zum Essen jemals konkret wurde.



Alf_300
Beiträge: 8011

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Alf_300 »

70.000 IMMs sind in Deutschland auf der Suche nach täglichem Brot



Frank Glencairn
Beiträge: 23188

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Frank Glencairn »

Jaggy hat geschrieben: Die Möglichkeiten, die Hard- und Software heute für kleines Geld bereitstellen, werden natürlich von vielen, die sich berufen fühlen, auch dazu genutzt, in den Markt einzudringen.
Seltsamerweise haben die niedrigen Preise für Bleistifte und Papier weder eine Schwemme von Grafikern noch eine Schwemme von Drehbuchautoren erzeugt.



nachtaktiv
Beiträge: 3169

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von nachtaktiv »

Adam hat geschrieben:
Auch wenn es ein wenig am Thema vorbei geht:
Das stimmt so nicht. Wenn man sich mit der Musik-Branche auseinandersetzt
stimmt wohl, und es hat sich jemand mit dem thema auseinander gesetzt :

http://www.zeit.de/kultur/musik/2011-10 ... n-reynolds



p.s. : ich stehe jedes wochenende auf clubtanzflächen. und egal wo du hingehst, überall dasselbe, egal ob subkultureller gruftibunker oder charts-saufschuppen .. ü40 silberrücken als DJs, die ihr eigenheim mit dem job abzahlen, und die immer gleichen gassenhauer im 1000. remix.

das war mal anders...



Anne Nerven
Beiträge: 970

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Anne Nerven »

Frank Glencairn hat geschrieben:Seltsamerweise haben die niedrigen Preise für Bleistifte und Papier weder eine Schwemme von Grafikern noch eine Schwemme von Drehbuchautoren erzeugt.
Doch. Allerdings hatte sich "youbook" nicht so durchgesetzt, weshalb wir nicht jeden Tag kostenlos Geistesblitze lesen konnten. :-)



ChillClip
Beiträge: 227

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von ChillClip »

Das Problem ist doch, dass die Halbwertszeit von jeglichen Medieninhalten deramaßen gering geworden ist, dass sich Qualität für Auftraggeber einfach nicht lohnt. Wofür viel Geld ausgeben, wenn der Inhalt schon nach wenigen Tagen (oder im besten Fall Wochen) überholt und uninteressant geworden ist? Das war früher nicht so. Es passiert heute halt alles viel schneller und viel mehr davon - zumindest gelangt mehr in die Medien. Nur Schnelligkeit zählt. Was nutzt Qualität, wenn man dann die Inhalte zu langsam veröffentlicht? Selbst beim Kinofilm geht Kreativität flöten. Auch da zählt nur die Masse. Das Kino wird ja mittlerweile mit Neuproduktionen dermaßen zugespamt, dass selbst Top-Blockbuster oft nur 3 Wochen lang laufen. Da gilt's für die Produktionsfirmen jedes Erfolgsmodell gleich möglichst schnell und oft nach Schema-F zu wiederholen und schnell abkassieren, bevor was anderes angesagt ist.



Blancblue
Beiträge: 831

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Blancblue »

nachtaktiv hat geschrieben:p.s. : ich stehe jedes wochenende auf clubtanzflächen. und egal wo du hingehst, überall dasselbe, egal ob subkultureller gruftibunker oder charts-saufschuppen .. ü40 silberrücken als DJs, die ihr eigenheim mit dem job abzahlen, und die immer gleichen gassenhauer im 1000. remix.

das war mal anders...

Eigentlich fast die gleiche Situation wie in diesem Thread. Damals musste man sich aktiv mit Musik beschäftigen und viel Geld investieren. Man rannte ständig in den Plattenladen, investierte Unsummen, gescheites Gear kostete ne richtige Stange Geld.

Heute macht man 2 Klicks und hat die neuesten Songs. Oder kopiert sich mal eben schnell 40.000 MP3s auf dem Schulhof, zieht sich ne gecrackte DJ Software auf den Laptop und bezeichnet sich nach der ersten Klassenfeier Party als DJ. Hat aber null Ahnung von Musik, kein Gefühl fürs Publikum - und deswegen müssen die alten Säcke länger ran als geplant. Erlebe ich auch ständig.



ChillClip
Beiträge: 227

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von ChillClip »

Klar tummeln sich heute viel mehr "Laien" herum, dank gesunkener Equipment- und Softwarepreise. Allerdings muss ich auch den gestandenen "alten Hasen" einen Vorwurf machen: nämlich, dass die Altprofis oft auch viel zu unbeweglich sind und "Qualität" abliefern mit Gestaltungsmitteln und einer Machart, die eben auch überholt ist. Was nützt die perfekte Bildqualität, der perfekte Bildaufbau, die hochwertige Kamerafahrt, usw. wenn andererseits zum Beispiel der Schnitt zum Einschlafen langweilig ist?! Viele gestalten ihre Filme heute noch so, wie sie's vor 20 Jahren gelernt haben und sind nicht bereit, sich neuen Sehgewohnheiten und Stilistiken anzupassen - weil sie's oft selbst nicht mögen. Das merke ich ja oft an Diskussionen hier und sonstwo im Netz. Da wird dann alles schlechtgemacht, was etwas moderner daherkommt. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, aber was nutzt die Beharrung auf den alten Gestaltungsstilen, wenn die die Welt verändert? Ich vergleich das mal mit Holiday on Ice, die ja seit Jahren sinkende Zuschauerzahlen zu beklagen haben, aber eben auch beharrlich an ihrem alten "Revue-Stil" festhalten mit Musik und Choreographien, die heute nicht mal mehr Omas und Opas vorm Ofen hervorlocken.
Man kann ja das lange viel besser finden, als modernere Umsetzungen - aber letztendlich ist man aufs zahlende Publikum angewiesen und da muss man sich halt - Künstler hin oder her - auch ein Stück weit drauf einlassen und für entsprechende Zielgruppen gestalten. Sonst verdient man kein Geld.

Und dann fällt mir noch was zum deutschen Fernsehen ein: vor Jahren einmal habe ich einen Artikel gelesen, in dem irgendein Intendant angemahnt hat, dass die Fernsehanstalten zu wenige kreative Leute finden und er hat dazu aufgerufen, es sollen doch bitte mehr junge Leute Medienberufe erlernen.
Ich hatte mich damals dann gefragt, wofür er denn überhaupt kreative Leute braucht, denn gerade deutsche Sender gestalten ja kaum mal selber etwas, sondern kaufen fast alles fix und fertig als Sendung aus dem Ausland - einschließlich der kompletten Gestaltung aller audiovisuellen Inhalte. WO bitteschön gibt es da ein zufriedenstellendes Betätigungsfeld für gut ausgebildete kreative Mediengestalter?!



nachtaktiv
Beiträge: 3169

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von nachtaktiv »

Blancblue hat geschrieben:
...null Ahnung von Musik, kein Gefühl fürs Publikum - und deswegen müssen die alten Säcke länger ran als geplant. Erlebe ich auch ständig.
wieder falsch gedacht. das wird nur gern (am liebsten von den alten säcken) als alibibehauptung heran gezogen. besagte DJs, so erfahre ich dann, haben mittlerweile schon eine eigene event agentur, oder managen festivals. die bespielen clubs in riesigen radien, 200 km oder mehr. ich fahre 180 km und sehe die gleiche nase am pult und höre die gleiche mucke im ohr wie bei mir daheim.

die kriegen einfach den hals nicht voll und machen den platz nicht frei.

war neulich auf einer party wie underground in den 80ern. billiges equipment, studentenkühlschrank und ne brettertheke. keine türsteher, zwei Djanes, mitte 20 und drunter. und schon wars wieder da, das gute alte party feeling. einfach mal wieder junge, hungrige, wilde leute ran lassen... die sind nicht alle verblödet ...



Blancblue
Beiträge: 831

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Blancblue »

Na ich bin da ganz bei Dir - aber es gibt halt solche und solche, egal ob jung oder alt, das kann man nicht pauschalisieren. Hauptproblem sehe ich eher beim konsumierenden Gast - der hat nun mal die Wahl, ob er Schrott hören (oder um bei Thema zu bleiben: sehen) will oder nicht und 95% haben leider keinen Geschmack. Genauso wie keine Sau die Soundqualität interessiert, obwohl immens wichtig.



Anne Nerven
Beiträge: 970

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Anne Nerven »

Blancblue hat geschrieben:...Genauso wie keine Sau die Soundqualität interessiert, obwohl immens wichtig.
Wäre eigentlich ein neues Thema: "Was ist Qualität noch wert?" Egal, ob Sound oder Bild oder, oder. Die Werteverschiebung in jeder neuen Generation führt irgendwie immer zu Unverständnis bei den älteren Generationen. Für mich war ein Schallplattenkauf etwas Besonderes, ein Kinobesuch ein Event - aber es gab auch keine Alternativen, außer bei Mal Sondock Cassetten aufzunehmen oder Samstags um 20.15 Uhr in ARD oder ZDF alle 3 Monate einen Kinofilm zu sehen. Heute sehe ich was ich will, wann ich will und das noch umsonst. Wer filtert diesen kostenlosen Überfluss an Ton und Bild, um Qualität zu erhalten?



nachtaktiv
Beiträge: 3169

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von nachtaktiv »

ich frage mich, ob das ein "natürlicher verlauf" ist... zuerst wird eine technik erfunden. grottig, pionierhaft, aber alle stürzen sich drauf. sagen wir.. stummfilm... dann wirds weiter perfektioniert und es wird richtig in die hände gespuckt. grossartige meisterwerke entstehen. das wäre dann so bis mitte, ende der nullinger ?

dann geht die qualität wieder bergab, weil die technik und das gebiet an sich.... sich tot gesiegt haben, weils jeder haben kann und auch hat, nur noch altes kopiert wird und variiert wird. und jeder alles günstig nachbauen und kopieren kann ...

das führt für mich in verbindung zum thema kreativität und wert zu dem schluss, das es erst immer einen kreativstau gibt, weil die ideen NOCH nicht umgesetzt werden können. dann kommt der durchbruch (im moment mit CGI und co.) und dann irgendwann ist alles nur noch langweilig, weil inflationär eingesetzt .. und manchmal auch schlicht falsch eingesetzt. (neulich den zweiten THOR gesehen.. mit 3D brille..uninteressant... ) ...


manchmal wird dann die technik von etwas neuem abgelöst und ist dann nur noch alteisen. und das spiel geht von vorn los.



cantsin
Beiträge: 14313

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von cantsin »

momentum hat geschrieben:Auf die Gefahr hin, dass ich jetzt gesteinigt werde: Ich sehe vieles anders. Eines aber vorweg: Kennt ihr jemand - egal in welchem Beruf -, der nicht behauptet, seine Branche sei kaputt?
Die IT-Branche ist, trotz allem Indien-Outsourcing, noch eine Ausnahme. Alle Technikbranchen, wenn man's genau nimmt. Darüber hinaus alle Berufe, die in den Themenbereichen des Horizon 2020-Programms der EU liegen.
Nach meiner Wahrnehmung arbeiten heute so viele Leute wie noch nie in Kreativberufen. Gerade dank dem Medienwandel und Internet.
Vielleicht habe ich da eine andere Perspektive, weil ich weniger nach den DIYern gucke, sondern nach Leuten, die Hochschulausbildungen durchlaufen haben und dann in einen durch Überangebot, Dumpingpreise und Internet-Gratiskultur prekarisierten Markt kommen. Was auch in dem New York Times-Artikel beschrieben wird, um den es hier eigentlich geht. In den USA ist die Situation noch viel dramatischer, weil Studenten dort nach Abschluss eines Bachelorstudiums an einer guten Hochschule mit $100.000 Schulden (und mehr) dastehen.

Berufe wie Designer, Architekt, Werbegestalter, Journalist waren in den 80er, 90er und frühen 2000er Jahren gut bezahlte Berufe, ja, geradezu das Synonym von Yuppietum. Man brauchte keine Superstar-Reputation, um in solchen Kreativberufen in die Gehaltsklassen von Professoren, Rechtsanwälten und Ärzten aufsteigen. Selbst Beleuchter war ein gutbezahlter Job.
Webpublisher brauchte es vor fünfzehn Jahren kaum, Videoproduzenten viel weniger. Gerade für Webvideos ist ein neuer Markt mit zahlreichen Chancen entstanden. Hier im kleinen Ort gibt es heute beispielsweise drei relativ grosse Werbeagenturen und zahlreiche kleine Webproduzenten, Fotografen, sogar Videoproduzenten. Die gab es alle vor 15 Jahren nicht.
Und was verdienen die? Wahrscheinlich nicht mehr als ein Handwerksmeister, oder sogar weniger.
So werden auch in anderen gut bezahlten Berufen (z. B. Ärzte) etablierte Berufsleute durch günstige "Konkurrenten ausgestochen", beispielsweise aus sogenannten Billiglohnländern. Nehmen wir die IT-Branche, wo zahlreiche Aufträge nach Indien abwandern.
Trotzdem kann man selbst als Systemadministrator heute noch gut leben.
Verlagsmedien, TV-Produktionen, Werbung haben schon heute nicht mehr ansatzweise die Budgets wie vor 10 oder 20 Jahren.
Hoffentlich auch, denn das wäre doch völlig falsch. So kostet mitunter die Technik auch nicht mehr ansatzweise das, was sie vor 10, 20 Jahren gekostet hatte. Und viele Kunden - insbesondere im Web - würden das auch nicht bezahlen wollen.
Das ist aber das Problem. Die Kunden geben das Geld nämlich nicht mehr für Inhalte aus, sondern für Gadgets wie Smartphones und Tablets, für ihre Mobiltelefon- und DSL-Verträge. Besonders krass bei Teenagern und jungen Leuten, die früher ihr Geld für Schallplatten und Kinokarten ausgegeben hätten. Deswegen sind Firmen wie Google und Apple heute die größten Medienkonzerne der Welt, obwohl sie selbst keine Inhalte erstellen. Da ist eine parasitäre Industrie entstanden, die den Inhaltemachern komplett das Geld absaugt. Ohne all die prekarisierte Gratisarbeit, die - wie im NYT-Artikel beschrieben - ins Blogschreiben, Vimeo-Kurzfilmemachen etc. geht, gäbe es nämlich kaum etwas, das man sich mit den Smartphones und Tablets ansehen könnte.
Profiteure dieser Verschiebung sind nicht die Kreativen, sondern die Softwareentwickler von Google, Apple und Facebook.
Meines Erachtens sind diese Entwickler auch Kreative. Kreativität bedeutet ja, Neues zu schaffen. Das tun sie sogar sehr gut: Was sie schaffen, wollen die Leute.
Da scheiden sich unsere Geister. Für mich sind das immer noch zu 90% Ingenieure, keine Künstler und Gestalter. Der Boom der Technikindustrie geht voll zu Lasten der Kreativbranche (oder, wie man heute leider wahrscheinlich sagen müsste: der Contentbranche). Die Medien sind in der Tat ihre eigene Botschaft geworden, McLuhan hatte Recht.
oder er hat nicht akzeptiert, dass es viele Kreative gibt, die nach den Regeln des steigenden Angebots den Preis sinken lassen.

Das mag die Betroffenen aus der persönlichen Sicht natürlich schmerzen.
Und mich schmerzt das für unsere Studenten.
Aus Sicht der gesamten Wirtschaft ist diese Diskussion aber letztlich ein Beweis dafür, dass der Markt spielt.
...oder durch Prekarisierung genauso neoliberal kaputt gemacht wird wie alles andere auch. Dann dauert es nicht mehr lange, bis die Löhne für Kreativarbeit auf dem Niveau von polnischen Spargelstechern in Brandenburg, rumänischen Fleischindustrie-Arbeitern im Ruhrgebiet oder Packern in Amazon-Logistikzentralen angelangt sind.



handiro
Beiträge: 3259

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von handiro »

cantsin hat geschrieben:

Deswegen sind Firmen wie Google und Apple heute die größten Medienkonzerne der Welt, obwohl sie selbst keine Inhalte erstellen. Da ist eine parasitäre Industrie entstanden, die den Inhaltemachern komplett das Geld absaugt. Ohne all die prekarisierte Gratisarbeit, die - wie im NYT-Artikel beschrieben - ins Blogschreiben, Vimeo-Kurzfilmemachen etc. geht, gäbe es nämlich kaum etwas, das man sich mit den Smartphones und Tablets ansehen könnte.
Ja McLuhan hatte recht. Völlig richtig cantsin. Neustes Mitglied der Nutzlosbranche: huffingtonpost.

Wer dort kostenlos schreibt ist bei mir automatisch aus dem Radar. Genau diese Modell fing in den 80er Jahren in LA und NY in der Live Music Szene an: wer auftreten wollte musste den Laden, die Kellner, die Getränke zahlen!!!

Und die Vollspacken sind da hin und haben das akzeptiert! Ich hab die vor den Clubs rumlaufen sehen, vorne und hinten ne Pappe und bettelnd...Es geht ja nicht nur um Kreativität, es geht um Ausbeutung. Heute werden die Kids auf RTL und SAT1 ausgebeutet: bei DSDS und Supermodel oder wie das heisst.

Den Kids, die glauben schlauer zu sein, wird vorgegaukelt, der Job hinter der Kamera bei DSDS wäre "sicherer" :-))))

Absahnen tuen iTunez, Gurgle und Fratzenbuch. Die merken es nicht.
Good-Cheap-Fast....Pick Any 2



didah
Beiträge: 975

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von didah »

cantsin hat geschrieben:
Webpublisher brauchte es vor fünfzehn Jahren kaum, Videoproduzenten viel weniger. Gerade für Webvideos ist ein neuer Markt mit zahlreichen Chancen entstanden. Hier im kleinen Ort gibt es heute beispielsweise drei relativ grosse Werbeagenturen und zahlreiche kleine Webproduzenten, Fotografen, sogar Videoproduzenten. Die gab es alle vor 15 Jahren nicht.
Und was verdienen die? Wahrscheinlich nicht mehr als ein Handwerksmeister, oder sogar weniger.
hallo??? ein meister verdient echt gut! schon mal nen tischler bezahlt? installateur? maler? ueber das gehalt wuerd ich mich freun! bin wohlgemerkt auch nicht (mehr) selbststaendig. arbeite fuer eine produktionsfirma, die eine "bildungsshow" (das muss ich wirklich unter "" setzen) im fernsehn beliefert, 6 mal pro woche rennt die sendung. und wird nicht nur in d-land, sondern im gesamt deutschsprachigen raum gesehn mit 10-15% quote, nach russland verkauft und sogar bei einem (provinz)sender in china ausgestrahlt.... also rein am papier sicherlich nicht das schlechteste.

zur fragestellung: nix. is nix mehr wert. im gegenteil, es werden 18 stunden arbeit pro tag, 7 tage die woche erwartet, und am ende soll man dann auch noch danke ueber seine 1200 netto sagen. nimmer lang und ich sag auch danke - nein danke

lg
mean people suck



cantsin
Beiträge: 14313

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von cantsin »

didah hat geschrieben: hallo??? ein meister verdient echt gut! schon mal nen tischler bezahlt? installateur? maler? ueber das gehalt wuerd ich mich freun!
Stimmt, ich war noch viel zu optimistisch.



einsiedler
Beiträge: 329

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von einsiedler »

Ich möchte auch nochmal zitieren, was man schon im alten China wusste:
"Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen Windmühlen."
Das ist also wahrlich kein neues Problem. Oder kennt jemand von Euch beispielsweise noch einen Peitschenmacher oder einen Küfer. Nur weil die alten Handwerke ausgestorben sind, ist die Welt dennoch nicht untergegangen.
Und wenn wir heute feststellen müssen, dass das Angebot an Medienproduktion die Nachfrage übersteigt, dann können wir (analog zur Immobilienblase in den USA) von einer IMM-Blase sprechen - welche am zerplatzen ist.

Ich sehe die Probleme unserer Wirtschaft an ganz anderen Stellen (Monopol-/Oligopolbildung in fast allen Bereichen). Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein ander Mal erzählt werden :)

Wer weiß, viele der Forenmitglieder würden sich vielleicht einen großen Gefallen tun, wenn sie ihr Geld mit etwas anderem verdienen würden als mit Video. Vielleicht wäre ohne den Konkurrenzdruck plötzlich wieder mehr Raum für eigene Projekte und Kreativität ;)



Axel
Beiträge: 16300

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Axel »

cantsin hat geschrieben:Das ist aber das Problem. Die Kunden geben das Geld nämlich nicht mehr für Inhalte aus, sondern für Gadgets wie Smartphones und Tablets, für ihre Mobiltelefon- und DSL-Verträge. Besonders krass bei Teenagern und jungen Leuten, die früher ihr Geld für Schallplatten und Kinokarten ausgegeben hätten.
(...)
Ohne all die prekarisierte Gratisarbeit, die - wie im NYT-Artikel beschrieben - ins Blogschreiben, Vimeo-Kurzfilmemachen etc. geht, gäbe es nämlich kaum etwas, das man sich mit den Smartphones und Tablets ansehen könnte.
Kino, Fernsehen und DVD/BD existieren überhaupt noch, weil dort spezifischer Content geboten wird. Die Statistiken zur Mediennutzung (hab ich kürzlich ein Referat drüber gehalten) belegen, dass das Nutzungsverhalten weitgehend alterspezifisch ist, mit einem sehr deutlichen, unübersehbaren Trend hin zum Internet, dessen audiovisueller Content anderen Kriterien gerecht werden muss, um erfolgreich zu sein. Erfolgreichster "Bestseller" zur Zeit mit aktuell 32 Millionen Klicks:


Wer würde nicht als Produkthersteller für die Zielgruppe ein hübsches Sümmchen an *Youtube* zahlen, wenn die Zahnspangengirls das Video eingebettet in eine dezente Werbung für sein Produkt sähen? Natürlich ist es auch virales Marketing für Bieber und dessen Produzenten. Es ist also möglicherweise überhaupt ein Fake, und es setzt trotz seiner Kürze in den Köpfen der Fans komplette Dramen in Gang.

Zwei Dinge möchte ich hier hervorheben:
Erstens, dass the future of storytelling eine radikale Abkehr von den bisherigen, hermetischen und aristotelischen Erzählformen bedeutet. Offen, fraktal und fragmentarisch, immer kurz und oft episodisch, scheinbar nicht pointiert, weil der Clip (oder die Clips) nur die Zündschnur ist, die Kettenreaktion aber in der Interaktivität im globalen Netz entsteht. Angesagt, d.h. aktuell (aber: Man schafft auch Angesagtheit!).

Zweitens, dass Möglichkeiten gefunden werden müssen, aufwändigeren und hochwertigeren Content profitabel zu machen, am besten natürlich in den bestehenden Portalen. Vermutlich kommt nur Werbung als Sponsor in Betracht, denn der Erkenntnis, dass man als Endverbraucher für kreativen Content nichts mehr zahlen möchte, muss man sich stellen. Das wird kaum umkehrbar sein. Denkbar wäre eventuell, über ein unveröffentlichtes Video mit dem Sponsor und Youtube zu verhandeln und die Erlöse zu teilen.
einsiedler hat geschrieben:Ich möchte auch nochmal zitieren, was man schon im alten China wusste:
"Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen Windmühlen."
Das Internetzeitalter hat gerade erst begonnen. Ich sähe es als das Paradebeispiel für Unkreativität und Rückwärtsgewandheit, wenn man diese größte aller Plattformen nicht für sich erobern wollte. Wer beklagt, dass überall die Wertschätzung für seine abgedroschenen, millionenfach in ähnlicher Form existierenden Videos (oder Blockbuster-Kinofilme) sinkt, pisst gegen den Wind.



Frank Glencairn
Beiträge: 23188

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Frank Glencairn »

Axel hat geschrieben:[
Erstens, dass the future of storytelling eine radikale Abkehr von den bisherigen, hermetischen und aristotelischen Erzählformen bedeutet. Offen, fraktal und fragmentarisch, immer kurz und oft episodisch,
So was wurde in der Geschichte des Films schon mehrmals versucht und ist immer völlig in die Hose gegangen, weil es eine reine Kopfgeburt war, die den Faktor Mensch völlig ignoriert, und außer denen die es gemacht hatten, kaum einer sehen wollte.

Manche Räder kann man nicht neu erfinden, weil sie im Menschen quasi "hardcoded" sind.

Das betrifft Hifi Lautsprecher die einen Frequenzgang haben, dem nur Hunde und Fledermäuse etwas abgewinnen können, Screen-Auflösungen, die das Auflösungsvermögen des Menschlichen Auges weit überschreiten und eben auch Storytelling.

Die "Zukunft des Storytelling" ist vor allem eines, eine gut Story. Daran wird sich niemals etwas ändern. Wenn du keine gute Story hast, hast du nix. Da kannst du so radikal, offen, fraktal und fragmentarisch sein wie du willst, das alles kann eine gute Story nicht ersetzen.

Dann kommt die Fähigkeit, das ganze Handwerklich (vor und hinter der Kamera) sauber und souverän zu produzieren. Technische Spezifikationen spielen dabei für das Publikum eine völlig untergeordnete Rolle.

Das ganze ist 90% Handwerk und höchstens 10% Kreativität.



Axel
Beiträge: 16300

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Axel »

Axel hat geschrieben:Erstens, dass the future of storytelling eine radikale Abkehr von den bisherigen, hermetischen und aristotelischen Erzählformen bedeutet. Offen, fraktal und fragmentarisch, immer kurz und oft episodisch,
Frank Glencairn hat geschrieben:So was wurde in der Geschichte des Films schon mehrmals versucht und ist immer völlig in die Hose gegangen, weil es eine reine Kopfgeburt war, die den Faktor Mensch völlig ignoriert, und außer denen die es gemacht hatten, kaum einer sehen wollte.
Es war der Anfang des Kinos. Kleine, ultrakurze Clips, in denen Banales, Sensationelles (auf den jeweiligen Erwartungshorizont bezogen), Witziges und Erschreckendes auf eine sehr unbefangene Art verbunden wurde.
Frank Glencairn hat geschrieben:Manche Räder kann man nicht neu erfinden, weil sie im Menschen quasi "hardcoded" sind.
Im Menschen? Eine abendfüllende Erzählung war kulturgeschichtlich schon immer der Sonderfall. Die Menschen sind nicht übersättigt von Geschichten (> narrative exhaustion), sie haben die immergleichen, komplexen Konstrukte satt. Der Briefroman war der Vorläufer der späteren Langerzählung, und es gibt in Wirklichkeit nicht viele Beispiele, in denen berühmte Romane dem starren Rezept folgen, das das griechische Drama empfahl. Mythen waren in ihrem Ursprung noch nie hermetisch, das gestehen sogar die Anthropolgen ein, nach denen heute nach Art der "Heldenreise" Drehbücher und Romanentwürfe idiotischerweise abgecheckt werden. Die klassische Erzählung ist eine Kopfgeburt, nicht das sensationelle Fragment. Und sie hört unübersehbar auf, zu funktionieren.
Frank Glencairn hat geschrieben:Die "Zukunft des Storytelling" ist vor allem eines, eine gut Story. Daran wird sich niemals etwas ändern. Wenn du keine gute Story hast, hast du nix. Da kannst du so radikal, offen, fraktal und fragmentarisch sein wie du willst, das alles kann eine gute Story nicht ersetzen.
Wir denken eine Story - auch eine extrem kleine, z.B. für einen Kurzfilm - immer zu sehr von ihrem Ende her, von der Pointe. Daran machen wir (und die Chefdramaturgen in den Filmschulen, Schreibkursen und Redaktionen) fest, ob sie "funktioniert". Wir beide sind nicht die Jüngsten. Mach trotzdem den Selbsttest, und sieh dir hundert Kurzfilme hintereinander an. Es ist nicht so, dass die besten keine Story und keine Pointe haben, aber es ist bestimmt so, dass die unerträglich langweiligen (und hundert sind schon eine Zumutung!) alle ihre Erzählhaltung verraten. Diese Filme haben im Internet nur eine Chance bei absoluten Hardcore-Filmfans, und jedenfalls nicht bei jungem Publikum. Der größte Witz aber: Sie haben noch nicht einmal eine wirkliche Tradition, auf die sie sich berufen können.

Wir sind zu überheblich, um für Kinderkacke wie diesen Bieber-Clip eine Wirkungsanalyse anzustellen. Oder für jeden anderen der erfolgreichen Youtube-Clips. Dann allerdings disqualifizieren wir uns selbst.
Frank Glencairn hat geschrieben:Dann kommt die Fähigkeit, das ganze Handwerklich (vor und hinter der Kamera) sauber und souverän zu produzieren. Technische Spezifikationen spielen dabei für das Publikum eine völlig untergeordnete Rolle.

Das ganze ist 90% Handwerk und höchstens 10% Kreativität.
Nach meinem Verständnis ist das Haarspalterei. Denken, Ideen zu produzieren, ist überhaupt nicht kreativ. Erst die Umsetzung der Idee setzt kreative Problemlösungsenergie frei. Selbst das scheinbar stupideste Handwerk wie das Verlegen von Abflussrohren wäre ohne eine kreative Komponente nur Pfusch. Und die Arbeit in AV-Medien ist gewiss das am wenigsten stupide Handwerk.
Zuletzt geändert von Axel am So 10 Nov, 2013 11:21, insgesamt 1-mal geändert.



ChillClip
Beiträge: 227

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von ChillClip »

Profiteure dieser Verschiebung sind nicht die Kreativen, sondern die Softwareentwickler von Google, Apple und Facebook.
Meines Erachtens sind diese Entwickler auch Kreative. Kreativität bedeutet ja, Neues zu schaffen. Das tun sie sogar sehr gut: Was sie schaffen, wollen die Leute.
Da scheiden sich unsere Geister. Für mich sind das immer noch zu 90% Ingenieure, keine Künstler und Gestalter. Der Boom der Technikindustrie geht voll zu Lasten der Kreativbranche (oder, wie man heute leider wahrscheinlich sagen müsste: der Contentbranche). Die Medien sind in der Tat ihre eigene Botschaft geworden, McLuhan hatte Recht.
Naja .. ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was denn Architekten, Mediengestalter, usw. mehr Künstler sein sollen. Imho sind so Begriffe wie "Künstler" und "Kreativität" oft nur elitäres Geschwätz. Mir kann keiner erzählen, dass ein Architekt, der Reihenhäuser nach detaillierten Bauauflagen entwirft (und das macht nunmal die Mehrheit der Architekten), noch ein "Künstler" ist. Der Architekt selbst sieht das freilich anders, wie ich schon oft in Auseinandersetzungen mit Studenten erleben musste. Am Meisten kotzt mich ja immer an, wie sich "Kreativberufler" oft überheblich als die besseren Menschen betrachten und sich über "normale" Berufe eher abfällig äußern und sich ziemlich was auf ihren "Künstlerstatus" einbilden - auch wenn sie dann einfach nur Grütze abliefern, keine echten Aufträge an Land ziehen (weil man sich ja für unkreative Standardprojekte zu schade ist) und letztenendes doch alle nur mit Wasser kochen - sprich: bewährten Content und gängige Stilistiken zusammenklauben.

Bezüglich der Definition von Kreativität empfehle ich mal das Buch "Kreativität gibt es nicht" von Wolfgang Erharter zu lesen. Dort wird einem auch klar, warum sich beispielsweise große Künstler, die als sehr kreativ gesehen werden, selbst überhaupt nicht als kreativ bezeichnen.

Ich wüsste jedenfalls nicht, was "kreativer" ist: einen Programmcode zu entwerfen und trickreich aufzubauen oder Motion Graphics zusammenzustückeln.

Um mal mehr zurück zum Film zu kommen: Was ist bei der Gestaltung eines Filmes "kreativ"? Jeder Kameramann und jeder Cutter kennt die ganzen Gestaltungsmöglichkeiten und deren Wirkungsweise - ebenso, wie ein Komponist die Wirkung von Tonarten und Klängen kennt. Letztendlich gibt es eine Aufgabenstellung, was eine Szene ausrücken soll und dann ist im Grunde genommen schon klar, in welche Richtung die Umsetzung geht. So viel Spielraum hat man dabei nicht und das Rad erfindet da recht selten jemand neu.



Frank Glencairn
Beiträge: 23188

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Frank Glencairn »

Axel hat geschrieben:
Im Menschen? Eine abendfüllende Erzählung war kulturgeschichtlich schon immer der Sonderfall. Die Menschen sind nicht übersättigt von Geschichten (> narrative exhaustion), sie haben die immergleichen, komplexen Konstrukte satt.
Kulturgeschichte spielt keine Rolle, wenn du für heute produzieren willst, sind die Sehgewohnheiten des Publikums für heute ausschlaggebend.

Das "die Menschen", die "immergleichen, komplexen Konstrukte satt" haben halte ich für eine ungerechtfertigte Generalisierung.

Wenigstens in meinem Bekanntenkreis hungern die Leute geradezu nach komplexen, raffinierten und intelligente Geschichten. Was sie satt haben, sind die typischen dumpfen Franchises, Comic Adaptionen, Remakes, Prequels, Sequels und CGI überladenen Action Streifen.

Axel hat geschrieben:
Die klassische Erzählung ist eine Kopfgeburt, nicht das sensationelle Fragment. Und sie hört unübersehbar auf, zu funktionieren.
Kann ich nicht bestätigen. Das Problem ist eher umgekehrt. Das einzige was funktioniert ist die klassische Erzählung/Heldenreise, zum Beispiel LOTR und selbst der eigentlich unsägliche Avatar - alles extrem erfolgreich.

Nur da wo es mangelhaft, lieblos, inkonsequent und schlampig umgesetzt wurde funktioniert es nicht.
Axel hat geschrieben:

Wir sind zu überheblich, um für Kinderkacke wie diesen Bieber-Clip eine Wirkungsanalyse anzustellen. Oder für jeden anderen der erfolgreichen Youtube-Clips. Dann allerdings disqualifizieren wir uns selbst.
LOL, da disqualifiziere ich mich gerne.
Meine Vorstellung von Filmemachen ist nicht, irgendwelche Mädchenschwärme beim Schlafen zu filmen und mich dann für erfolgreich zu halten, weil ne Menge kleine Mädchen das dann immer wieder auf Youtube anklicken.



wolfgang
Beiträge: 6654

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von wolfgang »

Das glaube ich auch - eine gute Story ist unverändert eine gute Story, auch wenn es bei der jüngeren Generation wohl Änderungen der Sehgewohnheiten higt (schneller, kürzer, oberflächlicher?). Aber unverändert sind Filme mit interessanter und auch packender oder tiefsinniger Story sicherlich die "Bringer".

Also in diesem "Obersegment" ist die Sache weniger ein Problem. Was hier doch bejammert wird ist die enorme Konkurrenz bei dem kleinen Filmschaffenden, dem Einmannbetreib, der keinen Produktionsfirma. Die sieht sich einer Konkurrenz vom Onkel Max gegenüber, der ja auch schon eine Videokamera hat und damit herumfuchtelt.

Nur ist das die Konkurrenz vor der man sich fürchten muß? Teilweise ja, weil sie die Preise abgrundtief ruinieren. Teilweise nein, weil der Onkle Max das eh nicht hinbekommt - zumindest nicht so wie sich das viele zahlende Kunden erwarten würden.

Abgesehen davon, dass der Umfang der "zahlenden Kunden" halt offenbar auch gesunken ist.
Lieben Gruß,
Wolfgang



blowup
Beiträge: 287

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von blowup »

einsiedler hat geschrieben: Und wenn wir heute feststellen müssen, dass das Angebot an Medienproduktion die Nachfrage übersteigt, dann können wir (analog zur Immobilienblase in den USA) von einer IMM-Blase sprechen - welche am zerplatzen ist.
Denke nicht, dass da was zerplatzt. Schließlich hat der Begriff "Aufmerksamkeitsökonomie" durchaus seine Berechtigung. Das Angebot an Medienprodukten (Bücher, Fernsehen, Musik, Filme) hat auch schon in analogen Zeiten die Nachfrage überstiegen. Nur mittlerweile ist da die Grenze erreicht. Der Tag hat nun mal nur 24 Stunden. Und obwohl der Medienkonsum in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat (man muss auch Social Media dazu rechnen) geht irgendwann nichts mehr, wenn man auch noch mal schlafen will.

Content ist nicht mehr viel wert. Zumindestens in Geld. Für die Huffington schreibt man ja auch, um sich in Aufmerksamkeit bezahlen zu lassen. Dumm nur, dass der Bäcker oder Vermieter sich damit nicht bezahlen lässt....
corporate communications
www.corporatecowboy.de



wolfgang
Beiträge: 6654

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von wolfgang »

Zeit für einen guten Film habe ich nur dann, wenn ich nicht täglich 16 Stunden schuften muss. Viele Menschen arbeiten heute massiv mehr als noch vor 10 Jahren - und dann mangeld es an Zeit.

Geld für einen Kinobesuch mit der Familie habe ich nur dann wenn genug verfügbares Einkommen da ist. Die Realeinkommen sind über Jahre hinweg gesunken, Kinogehen ist recht teuer geworden.

Nein - es gibt da keine Grenze. Es gibt nur eine schleichende Verschiebung dass sich viele Leute das einfach nicht mehr leisten können oder wollen - sei es aus Sicht der verfügaren Zeit oder des verfügbaren Geldes.
Lieben Gruß,
Wolfgang



Axel
Beiträge: 16300

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Axel »

Axel hat geschrieben:Die klassische Erzählung ist eine Kopfgeburt, nicht das sensationelle Fragment. Und sie hört unübersehbar auf, zu funktionieren.
Frank Glencairn hat geschrieben:Kann ich nicht bestätigen. Das Problem ist eher umgekehrt. Das einzige was funktioniert ist die klassische Erzählung/Heldenreise, zum Beispiel LOTR und selbst der eigentlich unsägliche Avatar - alles extrem erfolgreich.

Nur da wo es mangelhaft, lieblos, inkonsequent und schlampig umgesetzt wurde funktioniert es nicht.


Butter bei die Fische! Du erwähnst zwei Kinofilme aus den letzten 15 Jahren, und die sind gewiss alles andere als repräsentativ. Für Peter Jackson und James Cameron stellt sich die Frage, was Kreativität heute noch wert ist, nicht (maximal, altes Thema, wenn sie Postprofirmen erpressen und die kreativen Mitarbeiter zu Hartz IV-Löhnen schuften!).

In diesem Thread geht es nicht um Kino. Es geht maaaximal um TV-Produktion und in der Regel um Internet. Die Heldenreise im Fernsehen? Wo? RTLs Helden? Bitte ein aktuelles Beispiel, das würde reichen. Die Heldenreise im Internet? Auch bitte mal ein Beispiel.



Frank Glencairn
Beiträge: 23188

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Frank Glencairn »

Axel hat geschrieben:
In diesem Thread geht es nicht um Kino. Es geht maaaximal um TV-Produktion und in der Regel um Internet.
Hier geht es um Filme. Das sind nur unterschiedliche Vertriebskanäle in (für gewöhnlich) absteigender Reihenfolge, was den durchschnittlichen Erfolg (wenn man ihn in Geld messen möchte) betrifft.
Axel hat geschrieben: Die Heldenreise im Fernsehen? Wo? RTLs Helden? Bitte ein aktuelles Beispiel, das würde reichen. Die Heldenreise im Internet? Auch bitte mal ein Beispiel.
Im Netz noch eher als im TV.
TV ist momentan ein einziges Trauerspiel auf allen Ebenen, was deutsche Produktionen betrifft.



Ephraim
Beiträge: 182

Re: Was ist Kreativität noch wert?

Beitrag von Ephraim »

Kunst braucht Opfer.
Es sollten aber keine Menschenopfer sein.
Gut Licht
Ephraim



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