Ihr Beitrag wurde abgelehnt, da er keinen Veröffentlichungsantrag gemäß §0, Abs 8, Sektion 15 enthält.Alf_300 hat geschrieben:Deutschland ist das Land der Tabellen und Vorschriften, da ist wenig Platz für Kreativität im Sinn von gute Filme machen
Ich hab wegen der Zwangsverlageinnahme der Sender aufgehört als Filmkomponist!jackk schnaider hat geschrieben:bin gespannt wann der letzte
etwas begabte hinschmeisst und lieber zeitung lesen geht..what ever)
Und mich dann von Paul Allen fürs Chatten bezahlen lassen...fast 3 Jahre lang:)jackk schnaider hat geschrieben: Eine ander meldung hat mich verwundert, das in deutschland die Leute
bis zu 3 Stunden am Tag chatten...
Nach meiner Wahrnehmung arbeiten heute so viele Leute wie noch nie in Kreativberufen. Gerade dank dem Medienwandel und Internet. Webpublisher brauchte es vor fünfzehn Jahren kaum, Videoproduzenten viel weniger. Gerade für Webvideos ist ein neuer Markt mit zahlreichen Chancen entstanden. Hier im kleinen Ort gibt es heute beispielsweise drei relativ grosse Werbeagenturen und zahlreiche kleine Webproduzenten, Fotografen, sogar Videoproduzenten. Die gab es alle vor 15 Jahren nicht.cantsin hat geschrieben:Die Gefahr, dass der Medienwandel die meisten Kreativberufe auffrisst, ist real.
Ist das nicht ein genereller Wandel im Berufsleben? Früher hatte man einen Arbeitsplatz für das ganze (Berufs-)Leben. Wo ist das heute noch so? Wir können diesen Gedanken ja weiter spinnen: So werden auch in anderen gut bezahlten Berufen (z. B. Ärzte) etablierte Berufsleute durch günstige "Konkurrenten ausgestochen", beispielsweise aus sogenannten Billiglohnländern. Nehmen wir die IT-Branche, wo zahlreiche Aufträge nach Indien abwandern.Über Internet-Gratisarbeit erwirbt man sich als Kreativer die Reputation, um in bezahlten Jobs im alten System zu landen. [...] Nur frisst das neue System das alte gerade auf.
Hoffentlich auch, denn das wäre doch völlig falsch. So kostet mitunter die Technik auch nicht mehr ansatzweise das, was sie vor 10, 20 Jahren gekostet hatte. Und viele Kunden - insbesondere im Web - würden das auch nicht bezahlen wollen. Da gilt, was überall im freien Markt gilt: Der Anbieter hat seine Leistung den Bedürfnissen des Nachfragers anzupassen. Das ist auch gut so und dient einer sinnvollen Allokation der Ressourcen.Verlagsmedien, TV-Produktionen, Werbung haben schon heute nicht mehr ansatzweise die Budgets wie vor 10 oder 20 Jahren.
Meines Erachtens sind diese Entwickler auch Kreative. Kreativität bedeutet ja, Neues zu schaffen. Das tun sie sogar sehr gut: Was sie schaffen, wollen die Leute.Profiteure dieser Verschiebung sind nicht die Kreativen, sondern die Softwareentwickler von Google, Apple und Facebook.
Das mag stimmen. Hier greift dann das selbstregulierende Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sich deswegen mit sinkenden Preisen abfinden zu müssen, tut weh, hat aber letztlich nichts mit der Kreativität zu tun.Ein weiteres Problem: zuviele Leute wollen heute in Kreativ- und Medienberufe.
Einen solchen Staatseingriff mit künstlicher Verknappung fände ich auch völlig falsch. Wer hat das Recht zu bestimmen, wer eine multimediale Leistung anbieten darf und wer nicht? Wo steht geschrieben, dass man einen Hochschulabschluss haben muss, um ein Webvideo erstellen zu dürfen?Anders als früher wird dies nicht mehr durch ein verknapptes Ausbildungs- und Studienangebot (mit hohen Eingangsschwellen wie an traditionellen Film-, Kunst- und Journalismus-Hochschulen) gefiltert.
Mit Verlaub: Diese Aussage kenne ich von fast jedem langjährigen Berufsmann. Ich könnte Namen von Bankern, Ärzten, Einzelhändlern, Lehrern, Informatikern, Baufachleuten, Versicherungsagenten, Verkäufern, Hoteliers usw. nennen, die genau so reden. Das eingangs erwähnte Bonmot der kaputten Branche mag ich darum. Das Interessante: In all den aufgezählten Berufsgattungen kenne ich auch langjährige Berufsleute - in der Regel sind es allerdings weniger -, die auch heute noch ihren Beruf wählen würden und Spass daran haben. Der für mich wahrnehmbare Unterschied: Die heute noch positiv eingestellten Berufsleute verstehen den Wandel als Naturgesetz. Darum arrangieren sie sich damit, auch wenn das nicht immer einfach ist. Ihr Verhalten ist nicht von Abwehrreaktion und Angst geprägt, sondern von Lust auf Neues.Ich würde heute jungen Leuten entschieden von Medienberufen abraten.
...falls derjenige österricher ist? kenn ich ihn auch :)... nur dass mit dem scherbenhaufen kommt mir komisch vor-dem gehts eingetlich ned so schlecht ;-)?... kann auch sein, dass wir nur jemanden mit sehr ähnlicher laufbahn kennen ;-)chackl hat geschrieben:Nur hilft es dir nichts, deinen Marktwert zu kennen, wenn er dir nicht bezahlt wird.
Bekannter von mir ist leitender Manager bei Rhytm&Hues (gibt nen eigne News hierzu bei Slashcam), er kam über Digital Domain dorthin, hat Oskars entgegen genommen (u.a. für Titanic) und dennoch steht er jetzt vor einem Scherbenhaufen - er ist gut, sehr gut, unglaublich kreativ. Letztens war er wieder mal in Lande und seine Aussage: hätte er die Wahl das Rad zurückzuschrauben, würde er sich eine andere Branche suchen.
Schon bedauerlich, was heutzutage so abgeht.
Gewinnmaximierung hurra.
Seltsamerweise haben die niedrigen Preise für Bleistifte und Papier weder eine Schwemme von Grafikern noch eine Schwemme von Drehbuchautoren erzeugt.Jaggy hat geschrieben: Die Möglichkeiten, die Hard- und Software heute für kleines Geld bereitstellen, werden natürlich von vielen, die sich berufen fühlen, auch dazu genutzt, in den Markt einzudringen.
stimmt wohl, und es hat sich jemand mit dem thema auseinander gesetzt :Adam hat geschrieben:
Auch wenn es ein wenig am Thema vorbei geht:
Das stimmt so nicht. Wenn man sich mit der Musik-Branche auseinandersetzt
Doch. Allerdings hatte sich "youbook" nicht so durchgesetzt, weshalb wir nicht jeden Tag kostenlos Geistesblitze lesen konnten. :-)Frank Glencairn hat geschrieben:Seltsamerweise haben die niedrigen Preise für Bleistifte und Papier weder eine Schwemme von Grafikern noch eine Schwemme von Drehbuchautoren erzeugt.
nachtaktiv hat geschrieben:p.s. : ich stehe jedes wochenende auf clubtanzflächen. und egal wo du hingehst, überall dasselbe, egal ob subkultureller gruftibunker oder charts-saufschuppen .. ü40 silberrücken als DJs, die ihr eigenheim mit dem job abzahlen, und die immer gleichen gassenhauer im 1000. remix.
das war mal anders...
wieder falsch gedacht. das wird nur gern (am liebsten von den alten säcken) als alibibehauptung heran gezogen. besagte DJs, so erfahre ich dann, haben mittlerweile schon eine eigene event agentur, oder managen festivals. die bespielen clubs in riesigen radien, 200 km oder mehr. ich fahre 180 km und sehe die gleiche nase am pult und höre die gleiche mucke im ohr wie bei mir daheim.Blancblue hat geschrieben:
...null Ahnung von Musik, kein Gefühl fürs Publikum - und deswegen müssen die alten Säcke länger ran als geplant. Erlebe ich auch ständig.
Wäre eigentlich ein neues Thema: "Was ist Qualität noch wert?" Egal, ob Sound oder Bild oder, oder. Die Werteverschiebung in jeder neuen Generation führt irgendwie immer zu Unverständnis bei den älteren Generationen. Für mich war ein Schallplattenkauf etwas Besonderes, ein Kinobesuch ein Event - aber es gab auch keine Alternativen, außer bei Mal Sondock Cassetten aufzunehmen oder Samstags um 20.15 Uhr in ARD oder ZDF alle 3 Monate einen Kinofilm zu sehen. Heute sehe ich was ich will, wann ich will und das noch umsonst. Wer filtert diesen kostenlosen Überfluss an Ton und Bild, um Qualität zu erhalten?Blancblue hat geschrieben:...Genauso wie keine Sau die Soundqualität interessiert, obwohl immens wichtig.
Die IT-Branche ist, trotz allem Indien-Outsourcing, noch eine Ausnahme. Alle Technikbranchen, wenn man's genau nimmt. Darüber hinaus alle Berufe, die in den Themenbereichen des Horizon 2020-Programms der EU liegen.momentum hat geschrieben:Auf die Gefahr hin, dass ich jetzt gesteinigt werde: Ich sehe vieles anders. Eines aber vorweg: Kennt ihr jemand - egal in welchem Beruf -, der nicht behauptet, seine Branche sei kaputt?
Vielleicht habe ich da eine andere Perspektive, weil ich weniger nach den DIYern gucke, sondern nach Leuten, die Hochschulausbildungen durchlaufen haben und dann in einen durch Überangebot, Dumpingpreise und Internet-Gratiskultur prekarisierten Markt kommen. Was auch in dem New York Times-Artikel beschrieben wird, um den es hier eigentlich geht. In den USA ist die Situation noch viel dramatischer, weil Studenten dort nach Abschluss eines Bachelorstudiums an einer guten Hochschule mit $100.000 Schulden (und mehr) dastehen.Nach meiner Wahrnehmung arbeiten heute so viele Leute wie noch nie in Kreativberufen. Gerade dank dem Medienwandel und Internet.
Und was verdienen die? Wahrscheinlich nicht mehr als ein Handwerksmeister, oder sogar weniger.Webpublisher brauchte es vor fünfzehn Jahren kaum, Videoproduzenten viel weniger. Gerade für Webvideos ist ein neuer Markt mit zahlreichen Chancen entstanden. Hier im kleinen Ort gibt es heute beispielsweise drei relativ grosse Werbeagenturen und zahlreiche kleine Webproduzenten, Fotografen, sogar Videoproduzenten. Die gab es alle vor 15 Jahren nicht.
Trotzdem kann man selbst als Systemadministrator heute noch gut leben.So werden auch in anderen gut bezahlten Berufen (z. B. Ärzte) etablierte Berufsleute durch günstige "Konkurrenten ausgestochen", beispielsweise aus sogenannten Billiglohnländern. Nehmen wir die IT-Branche, wo zahlreiche Aufträge nach Indien abwandern.
Das ist aber das Problem. Die Kunden geben das Geld nämlich nicht mehr für Inhalte aus, sondern für Gadgets wie Smartphones und Tablets, für ihre Mobiltelefon- und DSL-Verträge. Besonders krass bei Teenagern und jungen Leuten, die früher ihr Geld für Schallplatten und Kinokarten ausgegeben hätten. Deswegen sind Firmen wie Google und Apple heute die größten Medienkonzerne der Welt, obwohl sie selbst keine Inhalte erstellen. Da ist eine parasitäre Industrie entstanden, die den Inhaltemachern komplett das Geld absaugt. Ohne all die prekarisierte Gratisarbeit, die - wie im NYT-Artikel beschrieben - ins Blogschreiben, Vimeo-Kurzfilmemachen etc. geht, gäbe es nämlich kaum etwas, das man sich mit den Smartphones und Tablets ansehen könnte.Hoffentlich auch, denn das wäre doch völlig falsch. So kostet mitunter die Technik auch nicht mehr ansatzweise das, was sie vor 10, 20 Jahren gekostet hatte. Und viele Kunden - insbesondere im Web - würden das auch nicht bezahlen wollen.Verlagsmedien, TV-Produktionen, Werbung haben schon heute nicht mehr ansatzweise die Budgets wie vor 10 oder 20 Jahren.
Da scheiden sich unsere Geister. Für mich sind das immer noch zu 90% Ingenieure, keine Künstler und Gestalter. Der Boom der Technikindustrie geht voll zu Lasten der Kreativbranche (oder, wie man heute leider wahrscheinlich sagen müsste: der Contentbranche). Die Medien sind in der Tat ihre eigene Botschaft geworden, McLuhan hatte Recht.Meines Erachtens sind diese Entwickler auch Kreative. Kreativität bedeutet ja, Neues zu schaffen. Das tun sie sogar sehr gut: Was sie schaffen, wollen die Leute.Profiteure dieser Verschiebung sind nicht die Kreativen, sondern die Softwareentwickler von Google, Apple und Facebook.
Und mich schmerzt das für unsere Studenten.oder er hat nicht akzeptiert, dass es viele Kreative gibt, die nach den Regeln des steigenden Angebots den Preis sinken lassen.
Das mag die Betroffenen aus der persönlichen Sicht natürlich schmerzen.
...oder durch Prekarisierung genauso neoliberal kaputt gemacht wird wie alles andere auch. Dann dauert es nicht mehr lange, bis die Löhne für Kreativarbeit auf dem Niveau von polnischen Spargelstechern in Brandenburg, rumänischen Fleischindustrie-Arbeitern im Ruhrgebiet oder Packern in Amazon-Logistikzentralen angelangt sind.Aus Sicht der gesamten Wirtschaft ist diese Diskussion aber letztlich ein Beweis dafür, dass der Markt spielt.
Ja McLuhan hatte recht. Völlig richtig cantsin. Neustes Mitglied der Nutzlosbranche: huffingtonpost.cantsin hat geschrieben:
Deswegen sind Firmen wie Google und Apple heute die größten Medienkonzerne der Welt, obwohl sie selbst keine Inhalte erstellen. Da ist eine parasitäre Industrie entstanden, die den Inhaltemachern komplett das Geld absaugt. Ohne all die prekarisierte Gratisarbeit, die - wie im NYT-Artikel beschrieben - ins Blogschreiben, Vimeo-Kurzfilmemachen etc. geht, gäbe es nämlich kaum etwas, das man sich mit den Smartphones und Tablets ansehen könnte.
hallo??? ein meister verdient echt gut! schon mal nen tischler bezahlt? installateur? maler? ueber das gehalt wuerd ich mich freun! bin wohlgemerkt auch nicht (mehr) selbststaendig. arbeite fuer eine produktionsfirma, die eine "bildungsshow" (das muss ich wirklich unter "" setzen) im fernsehn beliefert, 6 mal pro woche rennt die sendung. und wird nicht nur in d-land, sondern im gesamt deutschsprachigen raum gesehn mit 10-15% quote, nach russland verkauft und sogar bei einem (provinz)sender in china ausgestrahlt.... also rein am papier sicherlich nicht das schlechteste.cantsin hat geschrieben:Und was verdienen die? Wahrscheinlich nicht mehr als ein Handwerksmeister, oder sogar weniger.Webpublisher brauchte es vor fünfzehn Jahren kaum, Videoproduzenten viel weniger. Gerade für Webvideos ist ein neuer Markt mit zahlreichen Chancen entstanden. Hier im kleinen Ort gibt es heute beispielsweise drei relativ grosse Werbeagenturen und zahlreiche kleine Webproduzenten, Fotografen, sogar Videoproduzenten. Die gab es alle vor 15 Jahren nicht.
Stimmt, ich war noch viel zu optimistisch.didah hat geschrieben: hallo??? ein meister verdient echt gut! schon mal nen tischler bezahlt? installateur? maler? ueber das gehalt wuerd ich mich freun!
Kino, Fernsehen und DVD/BD existieren überhaupt noch, weil dort spezifischer Content geboten wird. Die Statistiken zur Mediennutzung (hab ich kürzlich ein Referat drüber gehalten) belegen, dass das Nutzungsverhalten weitgehend alterspezifisch ist, mit einem sehr deutlichen, unübersehbaren Trend hin zum Internet, dessen audiovisueller Content anderen Kriterien gerecht werden muss, um erfolgreich zu sein. Erfolgreichster "Bestseller" zur Zeit mit aktuell 32 Millionen Klicks:cantsin hat geschrieben:Das ist aber das Problem. Die Kunden geben das Geld nämlich nicht mehr für Inhalte aus, sondern für Gadgets wie Smartphones und Tablets, für ihre Mobiltelefon- und DSL-Verträge. Besonders krass bei Teenagern und jungen Leuten, die früher ihr Geld für Schallplatten und Kinokarten ausgegeben hätten.
(...)
Ohne all die prekarisierte Gratisarbeit, die - wie im NYT-Artikel beschrieben - ins Blogschreiben, Vimeo-Kurzfilmemachen etc. geht, gäbe es nämlich kaum etwas, das man sich mit den Smartphones und Tablets ansehen könnte.
Das Internetzeitalter hat gerade erst begonnen. Ich sähe es als das Paradebeispiel für Unkreativität und Rückwärtsgewandheit, wenn man diese größte aller Plattformen nicht für sich erobern wollte. Wer beklagt, dass überall die Wertschätzung für seine abgedroschenen, millionenfach in ähnlicher Form existierenden Videos (oder Blockbuster-Kinofilme) sinkt, pisst gegen den Wind.einsiedler hat geschrieben:Ich möchte auch nochmal zitieren, was man schon im alten China wusste:
"Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen Windmühlen."
So was wurde in der Geschichte des Films schon mehrmals versucht und ist immer völlig in die Hose gegangen, weil es eine reine Kopfgeburt war, die den Faktor Mensch völlig ignoriert, und außer denen die es gemacht hatten, kaum einer sehen wollte.Axel hat geschrieben:[
Erstens, dass the future of storytelling eine radikale Abkehr von den bisherigen, hermetischen und aristotelischen Erzählformen bedeutet. Offen, fraktal und fragmentarisch, immer kurz und oft episodisch,
Axel hat geschrieben:Erstens, dass the future of storytelling eine radikale Abkehr von den bisherigen, hermetischen und aristotelischen Erzählformen bedeutet. Offen, fraktal und fragmentarisch, immer kurz und oft episodisch,
Es war der Anfang des Kinos. Kleine, ultrakurze Clips, in denen Banales, Sensationelles (auf den jeweiligen Erwartungshorizont bezogen), Witziges und Erschreckendes auf eine sehr unbefangene Art verbunden wurde.Frank Glencairn hat geschrieben:So was wurde in der Geschichte des Films schon mehrmals versucht und ist immer völlig in die Hose gegangen, weil es eine reine Kopfgeburt war, die den Faktor Mensch völlig ignoriert, und außer denen die es gemacht hatten, kaum einer sehen wollte.
Im Menschen? Eine abendfüllende Erzählung war kulturgeschichtlich schon immer der Sonderfall. Die Menschen sind nicht übersättigt von Geschichten (> narrative exhaustion), sie haben die immergleichen, komplexen Konstrukte satt. Der Briefroman war der Vorläufer der späteren Langerzählung, und es gibt in Wirklichkeit nicht viele Beispiele, in denen berühmte Romane dem starren Rezept folgen, das das griechische Drama empfahl. Mythen waren in ihrem Ursprung noch nie hermetisch, das gestehen sogar die Anthropolgen ein, nach denen heute nach Art der "Heldenreise" Drehbücher und Romanentwürfe idiotischerweise abgecheckt werden. Die klassische Erzählung ist eine Kopfgeburt, nicht das sensationelle Fragment. Und sie hört unübersehbar auf, zu funktionieren.Frank Glencairn hat geschrieben:Manche Räder kann man nicht neu erfinden, weil sie im Menschen quasi "hardcoded" sind.
Wir denken eine Story - auch eine extrem kleine, z.B. für einen Kurzfilm - immer zu sehr von ihrem Ende her, von der Pointe. Daran machen wir (und die Chefdramaturgen in den Filmschulen, Schreibkursen und Redaktionen) fest, ob sie "funktioniert". Wir beide sind nicht die Jüngsten. Mach trotzdem den Selbsttest, und sieh dir hundert Kurzfilme hintereinander an. Es ist nicht so, dass die besten keine Story und keine Pointe haben, aber es ist bestimmt so, dass die unerträglich langweiligen (und hundert sind schon eine Zumutung!) alle ihre Erzählhaltung verraten. Diese Filme haben im Internet nur eine Chance bei absoluten Hardcore-Filmfans, und jedenfalls nicht bei jungem Publikum. Der größte Witz aber: Sie haben noch nicht einmal eine wirkliche Tradition, auf die sie sich berufen können.Frank Glencairn hat geschrieben:Die "Zukunft des Storytelling" ist vor allem eines, eine gut Story. Daran wird sich niemals etwas ändern. Wenn du keine gute Story hast, hast du nix. Da kannst du so radikal, offen, fraktal und fragmentarisch sein wie du willst, das alles kann eine gute Story nicht ersetzen.
Nach meinem Verständnis ist das Haarspalterei. Denken, Ideen zu produzieren, ist überhaupt nicht kreativ. Erst die Umsetzung der Idee setzt kreative Problemlösungsenergie frei. Selbst das scheinbar stupideste Handwerk wie das Verlegen von Abflussrohren wäre ohne eine kreative Komponente nur Pfusch. Und die Arbeit in AV-Medien ist gewiss das am wenigsten stupide Handwerk.Frank Glencairn hat geschrieben:Dann kommt die Fähigkeit, das ganze Handwerklich (vor und hinter der Kamera) sauber und souverän zu produzieren. Technische Spezifikationen spielen dabei für das Publikum eine völlig untergeordnete Rolle.
Das ganze ist 90% Handwerk und höchstens 10% Kreativität.
Naja .. ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was denn Architekten, Mediengestalter, usw. mehr Künstler sein sollen. Imho sind so Begriffe wie "Künstler" und "Kreativität" oft nur elitäres Geschwätz. Mir kann keiner erzählen, dass ein Architekt, der Reihenhäuser nach detaillierten Bauauflagen entwirft (und das macht nunmal die Mehrheit der Architekten), noch ein "Künstler" ist. Der Architekt selbst sieht das freilich anders, wie ich schon oft in Auseinandersetzungen mit Studenten erleben musste. Am Meisten kotzt mich ja immer an, wie sich "Kreativberufler" oft überheblich als die besseren Menschen betrachten und sich über "normale" Berufe eher abfällig äußern und sich ziemlich was auf ihren "Künstlerstatus" einbilden - auch wenn sie dann einfach nur Grütze abliefern, keine echten Aufträge an Land ziehen (weil man sich ja für unkreative Standardprojekte zu schade ist) und letztenendes doch alle nur mit Wasser kochen - sprich: bewährten Content und gängige Stilistiken zusammenklauben.Da scheiden sich unsere Geister. Für mich sind das immer noch zu 90% Ingenieure, keine Künstler und Gestalter. Der Boom der Technikindustrie geht voll zu Lasten der Kreativbranche (oder, wie man heute leider wahrscheinlich sagen müsste: der Contentbranche). Die Medien sind in der Tat ihre eigene Botschaft geworden, McLuhan hatte Recht.Meines Erachtens sind diese Entwickler auch Kreative. Kreativität bedeutet ja, Neues zu schaffen. Das tun sie sogar sehr gut: Was sie schaffen, wollen die Leute.Profiteure dieser Verschiebung sind nicht die Kreativen, sondern die Softwareentwickler von Google, Apple und Facebook.
Kulturgeschichte spielt keine Rolle, wenn du für heute produzieren willst, sind die Sehgewohnheiten des Publikums für heute ausschlaggebend.Axel hat geschrieben:
Im Menschen? Eine abendfüllende Erzählung war kulturgeschichtlich schon immer der Sonderfall. Die Menschen sind nicht übersättigt von Geschichten (> narrative exhaustion), sie haben die immergleichen, komplexen Konstrukte satt.
Kann ich nicht bestätigen. Das Problem ist eher umgekehrt. Das einzige was funktioniert ist die klassische Erzählung/Heldenreise, zum Beispiel LOTR und selbst der eigentlich unsägliche Avatar - alles extrem erfolgreich.Axel hat geschrieben:
Die klassische Erzählung ist eine Kopfgeburt, nicht das sensationelle Fragment. Und sie hört unübersehbar auf, zu funktionieren.
LOL, da disqualifiziere ich mich gerne.Axel hat geschrieben:
Wir sind zu überheblich, um für Kinderkacke wie diesen Bieber-Clip eine Wirkungsanalyse anzustellen. Oder für jeden anderen der erfolgreichen Youtube-Clips. Dann allerdings disqualifizieren wir uns selbst.
Denke nicht, dass da was zerplatzt. Schließlich hat der Begriff "Aufmerksamkeitsökonomie" durchaus seine Berechtigung. Das Angebot an Medienprodukten (Bücher, Fernsehen, Musik, Filme) hat auch schon in analogen Zeiten die Nachfrage überstiegen. Nur mittlerweile ist da die Grenze erreicht. Der Tag hat nun mal nur 24 Stunden. Und obwohl der Medienkonsum in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat (man muss auch Social Media dazu rechnen) geht irgendwann nichts mehr, wenn man auch noch mal schlafen will.einsiedler hat geschrieben: Und wenn wir heute feststellen müssen, dass das Angebot an Medienproduktion die Nachfrage übersteigt, dann können wir (analog zur Immobilienblase in den USA) von einer IMM-Blase sprechen - welche am zerplatzen ist.
Axel hat geschrieben:Die klassische Erzählung ist eine Kopfgeburt, nicht das sensationelle Fragment. Und sie hört unübersehbar auf, zu funktionieren.
Frank Glencairn hat geschrieben:Kann ich nicht bestätigen. Das Problem ist eher umgekehrt. Das einzige was funktioniert ist die klassische Erzählung/Heldenreise, zum Beispiel LOTR und selbst der eigentlich unsägliche Avatar - alles extrem erfolgreich.
Nur da wo es mangelhaft, lieblos, inkonsequent und schlampig umgesetzt wurde funktioniert es nicht.
Hier geht es um Filme. Das sind nur unterschiedliche Vertriebskanäle in (für gewöhnlich) absteigender Reihenfolge, was den durchschnittlichen Erfolg (wenn man ihn in Geld messen möchte) betrifft.Axel hat geschrieben:
In diesem Thread geht es nicht um Kino. Es geht maaaximal um TV-Produktion und in der Regel um Internet.
Im Netz noch eher als im TV.Axel hat geschrieben: Die Heldenreise im Fernsehen? Wo? RTLs Helden? Bitte ein aktuelles Beispiel, das würde reichen. Die Heldenreise im Internet? Auch bitte mal ein Beispiel.