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stilmittel, oder zu doof fürs interview ?



Anfänger bekommen hier Hilfe, außerdem: verlinkte Einführungen
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nachtaktiv
Beiträge: 3169

stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von nachtaktiv »

da ich grad auf der suche nach interviews zum lernzweck suche, frage ich mich : is das jetz normal, die kamera schief zu halten, oder, anstatt des zu befragenden einfach mal einen zweiten kameramann, bzw. dessen hinterkopf ins bild zu komponieren ? ab und zu mal an der schärfe, am zoom fummeln, und durch ein paar blätter hindurch zu filmen ... is das jetz interview oder einfach nur zu doof, eins zu filmen ?



ich frage, weil da ganz offensichtlich dinge gemacht werden, die in der üblichen einsteigerliteratur, die man sich so als anfänger ins regal stellt, als zu vermeidende fehler bezeichnet werden.
Zuletzt geändert von nachtaktiv am Do 01 Aug, 2013 01:04, insgesamt 1-mal geändert.



Frank Glencairn
Beiträge: 23186

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von Frank Glencairn »

Schau dir den "Kameraman" doch an, da ist doch schon alles klar.
Locker flockig, natürlich ohne Stativ dafür mit Stabilizer geruckel im Schwenk gedreht. Früher hätte man für sowas seinen Job verloren.

Unabhängig davon, ist der Inhalt allerdings explosiv.



nachtaktiv
Beiträge: 3169

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von nachtaktiv »

also bin ich mit meinen zweifeln hinsichtlich der handwerklichen güte wohl nicht allein...

ohne frage. die idee des störsenders ist nicht schlecht, und wenn altgediente schlachtrösser wie hildebrandt mitarbeiten, lohnt es sich schon, solche beiträge zu schauen. das man im gegenzug dazu aber umso schlechtere medienhandwerker einstellt, nuja... der channel scheint frei finanziert zu sein... schaun mer mal.. hoffe, das die nach einem jahr vielleicht fähigere leute haben ...

gut, ich werde mal versuchen, diese fehler zu vermeiden... wenigstens schulterstativ sollte schon sein. und dem kameramann seine birne raus ausm bild ...



Frank Glencairn
Beiträge: 23186

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von Frank Glencairn »

Ich werde nie verstehen, wieso man, nur weil man mit einer DSLR dreht, sich strikt weigert ein Stativ zu benutzen, vor allem bei einem so statischen Shot wie dem Interview wäre es doch kein Problem gewesen so ein Bilora Leichtgewicht mitzunehmen.



gunman
Beiträge: 1404

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von gunman »

Absolut amateurhaft !! Den Kameramann hätte ich sofort gefeuert
Was mich nicht umbringt macht mich nur stärker



rkunstmann
Beiträge: 652

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von rkunstmann »

Mich stört die Kamera auch, aber auch die komischen Zwischenschnitte (was soll das Gebüsch? Soll das Suspense erzeugen?), die eigentlich nur ablenken vom interessanten und hochaktuellen Thema. Andererseits finde ich es auch okay, wenn solche Formate auch eher unerfahrenen Leuten die Chance geben sich weiterzuentwickeln (wahrscheinlich für wenig Geld;), aber dennoch müsste das nicht gleich wie MTV der frühen 2000er Jahre aussehen vom Stil. Ich finde in Druckfrisch sieht man, wie es handwerklich gut gemacht aussehen kann (auch wenn mir das auch oft too much ist und vom Inhalt ablenkt. Und wenigstens ein Einbeinstativ kann man wirklich immer dabei haben.



olja
Beiträge: 1623

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von olja »

rkunstmann hat geschrieben:Mich stört die Kamera auch, aber auch die komischen Zwischenschnitte (was soll das Gebüsch? Soll das Suspense erzeugen?),
Wahrscheinlich das einzige Material, was zur Verfügung stand, um irgendwelche Ermüdungswackler, Ruckler oder ähnlich zu kaschieren.

Davon abgesehn hätte ich für die Situation für die 2te Kamera einen andern Einsatzzweck im Multicambetrieb gehabt, als irgendwie blöde Aufnahmen damit zu machen.



Reiner M
Beiträge: 1282

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von Reiner M »

Die Malschulen der Renaissance und des Barock hätten ganz sicher Impressionisten und andere Maler der Moderne und Post-Moderne gefeuert ... ;)

Jetzt will ich nicht sagen, dass das Kunst ist. Aber neue Stile entwickeln sich nun mal in agilen Prozessen, durch Ausprobieren, durch Experimentieren, durch neue Sehweisen und Perspektiven - im wahrsten Sinne des Wortes.

Es mag ja geübte Praxis sein, ein Interview im Stile eines moderat bewegten Portrait-Fotos zu drehen (nur dezente Lippenbewegung erlaubt, jedoch Blick stur leicht seitlich am Kameramann vorbei, also mit dem Eindruck, nicht nur die Kamera, auch der Interviewte steckt auf einem Stativ, also eher langweilig, weshalb Interviews auch möglichst knapp ausfallen sollten um nicht zu langweilen) - aber ist es deshalb richtig? Richtiger als was anderes? Ich bezweifle das.

Jedenfalls mag ich Leute, die Prozesse in Gang setzen mit der Absicht, etwas zu verbessern - in welche Richtung auch immer. Ob das so ist oder ob das gelingt, zeigt erst die Zeit.

Okay, ein klein wenig mehr handwerkliches Können hätte ich diesem Interview auch gegönnt, was den einen oder anderen Zoom und die Wackellei angeht, nicht jedoch in bezug auf Schnitt oder Bildausschnitt. Ist immer häufiger zu sehen, dass bei langen Interviews auch mal das Drehteam eingefangen wird. Wirkt m. E. nicht unsympathisch, eher authentisch.

Beste Grüße,
Reiner



rkunstmann
Beiträge: 652

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von rkunstmann »

Ich finde ja auch, dass man Neues wagen soll, aber ich muss Olja einfach recht geben: Wenn man schon zwei Kameras hat, warum Büsche und Hinterköpfe filmen? In Druckfrisch sieht man ja wie es besser geht. Und neu ist das auch so nicht. Das gleiche sah man schon vor zehn Jahren auf Viva oder MTV als "Stilmittel". Und die Maler der Moderne haben großteils ihre Vorgänger in ihren jeweiligen Zeitperioden bewundert, studiert und zitiert. Aber wie schon gesagt: Ich finde man muss auch nicht allzu hart mit jungen unterbezahlten Anfängern umgehen. Immerhin gestalten sie ein spannendes Magazin (mit).



olja
Beiträge: 1623

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von olja »

Das Thema ist für Experimente überhaupt nicht geeignet.
Das trägt alleine, alles andere lenkt nur ab und irretiert.
Völlig daneben irgendwie da mit solchen Schnitten rumzuspielen. Ich hätte eine statische Cam und eine, mit der ich Closeups etc. gemacht hätte.

Aber ich trag ja auch kein Zacuto-Band um den Hals..



HT
Beiträge: 246

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von HT »

Das ist ja grausam. Gerade bei einem ernsten Thema mit interessantem Inhalt ist es viel zu Schade wenn sich die Kameramänner zu wichtig nehmen und meinen Kunst machen zu müssen. Es gibt Formate da darf ein Kameramann Spielkind sein und es gibt Formate, da spielt er nicht die erste Geige sondern ist ein normales Arbeitstier im Auftrag des Zuschauers, so wie in diesem Interview.
Insgesamt fällt mir bei Interviews häufig auf, dass immer wieder sinnlos geschnitten wird, im Trend z. B. der Schwenk horizontal über die Augen, sichtbar nicht während des Gesprächs aufgenommen. Und wieso? Nur damit da ein Schnitt ist. Sagt mal, leidet das ganze Publikum unter ADHS? Wenn ein Interview interessant ist, dann will auch das Interview sehen und nicht irgendwelche künstlerischen Eingebungen des Kameramanns. Aber scheinbar ist es heute verboten länger als 5 Sekunden keinen Schnitt zu bringen, weil sonst der Zuschauer einschläft.
Dieses störsender Interview ist natürlich ein besonders schlimmer Fall. Schade, da hatten Leute Ideen, schaffen aber nicht sie umzusetzen, da sie augenscheinlich kein erfahrenes Personal haben. Klar Profis kosten und Fernsehen ist teuer. Aber hätte für politische Meinungen nicht auch Radio gereicht?



Reiner M
Beiträge: 1282

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von Reiner M »

@olja
Meinst Du mit Thema das Interview an sich oder die Inhalte dieses Interviews?

Das ist m. E. für längere Interviews der Killer schlecht hin: die statische Kamera.

Weshalb die ja oft mit reichlich Schnittmaterial oder journalistischen Beiträgen unterbrochen werden. Ist ja Film, kein Hörspiel.

Ich denke, es wird allgemein mehr und mehr in diese Richtung gehen. Aus unterschiedlichen Gründen. Es passt in die Zeit der schnellen Informationsfolgen, in der wir längst leben. Hohe Taktung, um überhaupt noch Aufmerksamkeit zu erzielen. Dort, wo sich das Motiv nicht bewegt, bewegen sich eben Cams und Schnitte. Warum auch nicht. Dort, wo sonst ein einsamer Protagonist ab Brust bis angeschnittenem Kopf vollformatig präsent ist und nach Sekunde 3 dem Auge genau null neue Info liefert, kommt nun die Interview-Umgebung ins Spiel und bettet nebenbei die Erzählung in das, was sie ist: ein Interview. Interaktion zwischen Interviewer, Interviewtem, Aufnahmeteam und Location. Ich finds okay (natürlich nicht für ein 10-Sekunden-Statement zwischen journalistischen Beiträgen geeignet).

Beste Grüße,
Reiner
Zuletzt geändert von Reiner M am Mi 31 Jul, 2013 23:21, insgesamt 1-mal geändert.



olja
Beiträge: 1623

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von olja »

Natürlich kann man das Bild auch hier abwechslungsreicher gestalten. Aber doch nicht so ! Es waren ja offensichtlich 2 Cams im Einsatz, die man besser im Multicamschnitt hätte nutzen können.



Reiner M
Beiträge: 1282

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von Reiner M »

Also eher zwei statische Cams? M. E. ganz grausam! ;)

Wenn dem Perspektivwechsel die Bewegung fehlt, z. B. gerade oder schräge Annäherungen, wirken harte Schnitte zwischen zwei Cams auf die selbe Person meist sehr irritierend und komplett unmotiviert - das versteht der Zuschauer nicht. Er hat ja seine Position nicht geändert und wird nicht "mitgenommen" - dann lieber eine Cam ... ;)

Beste Grüße,
Reiner



iMac27_edmedia
Beiträge: 1001

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von iMac27_edmedia »

ZDF Zoom ist ein ähnlicher Kandidat, heute wieder mal deutlich der ruckelnde Bildstabilisator zu sehen, grauenhaft! Dann die Kadrierung, noch viel schlimmer und nur mal ganz kurz den Interviewten von vorne, ansonsten immer so komisch seitlich, das macht gar keinen Spass sowas anzusehen, ähnlich drastisch das Kulturmagazin im Bayerischen Rundfunk, scharf ist alles andere im Programm ;-)



HT
Beiträge: 246

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von HT »

Reiner M hat geschrieben: Ich denke, es wird allgemein mehr und mehr in diese Richtung gehen. Aus unterschiedlichen Gründen. Es passt in die Zeit der schnellen Informationsfolgen, in der wir längst leben. Hohe Taktung, um überhaupt noch Aufmerksamkeit zu erzielen.
Genau das dinde ich bei einem Interview aber verkehrt. Ich will mich bei einem Interview auf den Inhalt konzentrieren können und nicht Schnitte im 2 Sekunden Takt. Natürlich muss es nicht die rein statische Kamera sein, aber es ollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Kameraführung nicht ablenkt. Dafür gehören für mich langsame Schnitte > 4 Sekunden, keine "Anschlussfehler" (immer Schlimm wenn man geradezu merkt, dass das Detail danach aufgenommen wurde, weil die Bewegung nicht stimmt) und natürlich Gefühl beim Schnitt.
Zur zeit kann man es ja schön bei den mit großem Aufwand produzierten Sommerinterviews der ÖRs sehen, dass Abwechslung im Bild geht ohne vom Inhalt abzulenken. Selbst für 1 Kamera Setups, gibt es im Nicht Live Betrieb ja noch die Möglichkeit den Gegenschuss zum Reporter danach zu drehen oder, wenn vorhanden, passende Bilder zum Thema drüberlegen. Nur einen Schnitt zu machen, weil bereits 5 Sekunden ohne Schnitt vergangen sind trotz fehlendem sinnvollen Schnittbildern halte ich für falsch. Gut hier war das so gewollt, scheinbar soll das cool wirken und authentisch, ich finde es peinlich.



srone
Beiträge: 10474

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von srone »

Reiner M hat geschrieben:Das ist m. E. für längere Interviews der Killer schlecht hin: die statische Kamera.
warum? weil der protagonist nicht genug hergibt?

ich liebe ein sauberes framing, mit inhalt des akteurs, ich kann es mir gerade noch erlauben allzu "wilde" bewegungen auszugleichen, sanft, ein wenig zeitverzögert, ohne zoom.

lg

srone
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rkunstmann
Beiträge: 652

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von rkunstmann »

Ich finde es ist immer eine Frage des Formats. Dass Interviews nicht länger als ein paar knackige Sekunden sein dürfen liegt doch auch an unseren Politikern, die die immer gleichen Phrasen dreschen (wobei Henne & Ei Paradoxon), aber wer sich für das Thema interessiert hört doch gerne auch mal 20 oder 40 Minuten zu ohne ständig abgelenkt werden zu müssen. Sicher braucht man keine zwei statischen Kameras auf dem Stativ, aber unscharfe Büsche oder frickelige Schnitte machen das Ganze sicher nicht angenehmer zu gucken. Warum kein Radio? Weil wir als Homo Sapiens ganz viele Informationen aus dem Gesicht unseres Gegenübers ablesen (tatsächlich schneller als wir die Sprache verarbeiten) und das interessant ist. Guckt Euch mal die Aussage von James Clapper vor dem NSA Auschuss mit und ohne Bild an und vergleicht die Informationen, die man bekommt. Wenn es mich interessiert guckt ich das Interview gerne auch ohne Hokus Pokus an, wenn nicht schalte ich eh weg...

Man kann natürlich auch alle Arten von Kapriolen schlagen, siehe unten, aber bei Dennis Scheck geht es halt um Literatur und nicht um so ernste Themen, wie Zwangspsyhciatrisierung von unliebsamen Mitmenschen. Und außerdem ist das sehr gut gemacht und irgendwie tatsächlich postmodern;)



Reiner M
Beiträge: 1282

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von Reiner M »

HT hat geschrieben: Genau das dinde ich bei einem Interview aber verkehrt. Ich will mich bei einem Interview auf den Inhalt konzentrieren können und nicht Schnitte im 2 Sekunden Takt.
Das ist ja okay, nur musst Du auch den Zuschauer halten, damit der überhaupt den Rest des Interviews noch mitbekommt ... ;)

In einer Live-Situation wird niemand einem Vortragenden minutenlang aufs Gesicht starren. Niemand. Das Auge wird abschweiften, das Hirn braucht optisch Nahrung. Deshalb werden die Zuhörer die Rede nicht verpassen.

In jeder Talkshow wird demonstriert, dass die Wechsel und die Bewegungungen wichtig sind - wäre es anders, müssten wir ja allabendlich eine pure Serie starrer, sprechender "Passfotos" (Close-Up derer, die jeweils gerade sprechen) im harten Schnitt geliefert bekommen. Warum sollte das grundsätzlich anders sein, wenn nur ein Mensch zum Interview bereitsteht?

Das Ziel ist nach wie vor das Hirn des Zuschauers, nicht das Gesicht des Interviewten. Das wäre eine Fehleinschätzung (ohne den Interviewten zunahe tereten zu wollen). Aber das siehst Du ja im Grunde auch so wenn Du auf Gegenschuss reinschneiden und passende Bilder zum Thema, also Schnittmatrial drüberlegen hinweist. Nur denke ich, es geht eben auch ohne diese "Tricks". ;) Lohnt sich zumindest, das mal auszuprobieren, meine ich. Besser machen geht ja immer, falls dieses Beispiel hier noch nicht das Gelbe vom Ei ist.

Beste Grüße,
Reiner



olja
Beiträge: 1623

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von olja »

Das ist m. E. für längere Interviews der Killer schlecht hin: die statische Kamera.
Reiner, lies bitte, was ich geschrieben hatte. EINE statische Cam. Die 2te dezent und rhytmisch zum Thema passend dann einsetzen.

Das man bei Multicam nur zwischen 2 satischen Cams hin und her flippt hatte ich nicht geschrieben.
Zuletzt geändert von olja am Do 01 Aug, 2013 00:02, insgesamt 1-mal geändert.



Reiner M
Beiträge: 1282

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von Reiner M »

srone hat geschrieben:
Reiner M hat geschrieben:Das ist m. E. für längere Interviews der Killer schlecht hin: die statische Kamera.
warum? weil der protagonist nicht genug hergibt?
Weil der Mensch keinen Anreiz bekommt, das Bild längere Zeit anzusehen. Das hat weniger mit dem Protagonisten zu tun, mehr mit dem, wie unser Hirn tickt.


Beste Grüße,
Reiner



srone
Beiträge: 10474

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von srone »

reiner, ich gebe dir ja grundsätzlich recht, aber muss man die ahds-symptomatik bedienen, um einen besseren film zu machen?

lg

srone
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HT
Beiträge: 246

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von HT »

Reiner M hat geschrieben: Das ist ja okay, nur musst Du auch den Zuschauer halten, damit der überhaupt den Rest des Interviews noch mitbekommt ... ;)
Keine Frage, Schnitte dürfen in Interviews sein, das habe ich ja in meinem vorherigen Post auch ausdrücklich gesagt. Niemand will 30 Minuten lang eine Einstellung. Dann aber bitte sehr konservative Kameraführung und nicht so neumodischer Mist wie in diesem störsender Video.
Nur wenn schon 15-sekündige Aussagen einen schlechten Zwischenschnitt hat dann sollte man wirklich lieber darauf verzichten.
Kurz: Solange ich den Schnitt nicht merke, können so viele Schnitt sein wie der Cutter will. Aber wenn sie mich stören (und das tun schlechte Schnitte nunmal), dann sollte man sie lassen.



olja
Beiträge: 1623

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von olja »

HT hat geschrieben:
Reiner M hat geschrieben: Das ist ja okay, nur musst Du auch den Zuschauer halten, damit der überhaupt den Rest des Interviews noch mitbekommt ... ;)
Keine Frage, Schnitte dürfen in Interviews sein, das habe ich ja in meinem vorherigen Post auch ausdrücklich gesagt. Niemand will 30 Minuten lang eine Einstellung. Dann aber bitte sehr konservative Kameraführung und nicht so neumodischer Mist wie in diesem störsender Video.
Nur wenn schon 15-sekündige Aussagen einen schlechten Zwischenschnitt hat dann sollte man wirklich lieber darauf verzichten.
Kurz: Solange ich den Schnitt nicht merke, können so viele Schnitt sein wie der Cutter will. Aber wenn sie mich stören (und das tun schlechte Schnitte nunmal), dann sollte man sie lassen.
Eben :-) Deshalb hätte ich eine statische und eine "freie" Cam eingesetzt (die ich persönlich auch bei der Situation auf einem Einbein gehabt hätte).



Reiner M
Beiträge: 1282

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von Reiner M »

olja hat geschrieben:
Das ist m. E. für längere Interviews der Killer schlecht hin: die statische Kamera.
Reiner, lies bitte, was ich geschrieben hatte. EINE statische Cam. Die 2te dezent und rhytmisch zum Thema passend dann einsetzen.
Olja, ich hatte es gelesen.
Also eine Cam statisch. Die zweite zoomt, bewegt sich, zeigt Profilbilder? Nur Close-Up vom Interviewten? Oder auch Team? Interviewer? Location?

Was meint rhytmisch zum Thema einsetzen? Nur den Schnitt? Oder bereits die Aufnahme?

Entschuldige ich bekomme keine richtige Vorstellung davon, wie sich das wirklich abgrenzt von zwei statischen Cams und dem, was hier demonstriert wurde.

Beste Grüße,
Reiner



srone
Beiträge: 10474

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von srone »

es mag sein, dass sich das altmodisch anhört, aber eine der grundsätzlichsten fragen ist: wozu?

sehe ich zb. den hinterkopf des kameramannnes?

.....

wenn ich eigentlich dem protagonisten zuhöre, und klar, eine geführte nahe, und eine statische (halb-)totale, warum nicht?

aber eben nicht "kunst", nur um ihrer selbst willen, sondern "bitte" mit aussage und inhalt.

lg

srone
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Reiner M
Beiträge: 1282

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von Reiner M »

srone hat geschrieben:reiner, ich gebe dir ja grundsätzlich recht, aber muss man die ahds-symptomatik bedienen, um einen besseren film zu machen?
Nein, ganz sicher nicht.
Aber vielleicht deshalb, damit er angeschaut wird? ;)

Jetzt kommt es darauf an, was Du erreichen möchtest.

Die Ansprüche des Machers und seiner Zuschauer können sich kräftig unterscheiden.

Viele sehr gute Sachen (nicht nur Film) gehen wegen fehlender Akzeptanz sang- und klanglos unter ...
Den Nerv der Zeit finden und kizeln (also die Hirne der Zielgruppe) kann sinnvoll sein, wenn Erfolg in Zuschauerakzeptanz, Quoten und Klicks zu messen ist.

Beste Grüße,
Reiner
Zuletzt geändert von Reiner M am Do 01 Aug, 2013 00:22, insgesamt 1-mal geändert.



olja
Beiträge: 1623

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von olja »

Reiner M hat geschrieben:
olja hat geschrieben:
Das ist m. E. für längere Interviews der Killer schlecht hin: die statische Kamera.
Reiner, lies bitte, was ich geschrieben hatte. EINE statische Cam. Die 2te dezent und rhytmisch zum Thema passend dann einsetzen.
Olja, ich hatte es gelesen.
Also eine Cam statisch. Die zweite zoomt, bewegt sich, zeigt Profilbilder? Nur Close-Up vom Interviewten? Oder auch Team? Interviewer? Location?

Was meint rhytmisch zum Thema einsetzen? Nur den Schnitt? Oder bereits die Aufnahme?

Entschuldige ich bekomme keine richtige Vorstellung davon, wie sich das wirklich abgrenzt von zwei statischen Cams und dem, was hier demonstriert wurde.

Beste Grüße,
Reiner
Die 2te Cam ist frei und fängt alles ein, was ich mir so wünsche bzw. so vorstelle ;-) Closeups , Nahe, Zwischenschnitte usw.

Mache ich als One-Man-Band auch, incl. ext. Ton. Geht alles.

Rhytmisch zum Thema einsetzen meine ich eigentlich so wie ich es gesagt habe, bzw. wie es das Beispiel nicht zeigt. Das ist irgendwie willkürlich rumgeschnitten, ohne Sinn oder Verstand. Dieses Thema hat einen Rhytmus, den man mit 2 Cams auch bedienen kann. Nur nicht wild rumflippen...irgendwie.



Reiner M
Beiträge: 1282

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von Reiner M »

Danke, Olja.
Freut mich sehr, dass Du im Grunde ganuso drehst und die Langeweile durch freie Bilder einer 2. Cam durchbrichst - nur eben ingesamt besser, womöglich ruhiger und "rhytmischer", aber im Grunde ähnlich (falls ich das jetzt richtig verstanden habe). ;)

Beste Grüße,
Reiner



srone
Beiträge: 10474

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von srone »

Reiner M hat geschrieben:
srone hat geschrieben:reiner, ich gebe dir ja grundsätzlich recht, aber muss man die ahds-symptomatik bedienen, um einen besseren film zu machen?
Nein, ganz sicher nicht.
Aber vielleicht deshalb, damit er angeschaut wird? ;)

Jetzt kommt es darauf an, was Du erreichen möchtest.

Die Ansprüche des Machers und seiner Zuschauer können sich kräftig unterscheiden.

Viele sehr gute Sachen (nicht nur Film) gehen wegen fehlender Akzeptanz sang- und klanglos unter ...
Den Nerv der Zeit finden und kizeln (also die Hirne der Zielgruppe) kann sinnvoll sein, wenn Erfolg in Zuschauerakzeptanz, Quoten und Klicks zu messen ist.

Beste Grüße,
Reiner
in dieser sichtweise mehr als akzeptabel. und dennoch, zwischen medialer verantwortung und künstlerischer freiheit, dem inhalt folgend, ergibt sich dann nichts bahnbrechend neues, warum auch, schau truffaut oder godard, da geht es auch "simple", und es funktioniert, besser als so manch "neuartiges".

lg

srone
ten thousand posts later...



Reiner M
Beiträge: 1282

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von Reiner M »

srone hat geschrieben:es mag sein, dass sich das altmodisch anhört, aber eine der grundsätzlichsten fragen ist: wozu?

sehe ich zb. den hinterkopf des kameramannnes?
Wenn Du ein echter Zuschauer (vor Ort) dieses Interviews wärest, würdest Du noch mehr als nur den Hinterkopf des Kameramanns sehen. Es würde dich nicht stören.

Die üblichen Interviews sind komplett kontextbefreit. Oft hört man nicht einmal die Frage des Interviewers. Die Sätze werden u. U. mehrfach gesprochen, ggf. in neuer Folge und aus dem eigentlichen Zusammennhang geschnitten usw. Das alles hat durchaus seinen Sinn. Ist aber komplett künstlich. Angefangen beim Bildausschnitt.

Der hier gezeigte Stil durchbricht das geringfügig. Und damit bricht er natürlich Regeln. Er zeigt mehr von dem, was ich als natürlicher Zuschauer erlebt hätte. Stellt die Aussagen nun klarer in den Kontext des Interviews. Zeigt den Protagonisten eindeutig in dieser Situation. Deshalb schrieb ich, das ist für mich eher authentisch.

Wie man das hinbekommt, darüber lässt sich sicher diskutieren (der Hinterkopf ist dafür bestimmt kein Zwangselement). Ich halte dies aber für einen sehr interessanten Aspekt, der mal die starre Künstlichkeit des Herkömmlichen aufweicht.

Beste Grüße,
Reiner



srone
Beiträge: 10474

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von srone »

doch die frage bleibt, warum sehe ich den hinterkopf des kameramannes, der vergleich des blickes des vorüberziehendens ist nicht der des betrachters, pseudo-authenzität als stilmittel?

lg

srone
ten thousand posts later...



nachtaktiv
Beiträge: 3169

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von nachtaktiv »

ich sehe, das thema erfreut sich unterschiedlicher standpunkte...

bei talkshows finde ich, bekommt man mehr dynamik, durch die kranfahrten, vermutlich auch dollyfahrten und permanent hin und herlaufenden steadycam operatoren. oben im schaltraum sitzt dann ein team, welches das ganze dann spannend koordiniert...

sowas ist für mich ok, ist ja auch kontrollierte studio umgebung. wenn wir von der mehrinformation in bild UND ton vs. radio reden, dann muss ich ehrlich sagen : in dem moment, wo ich nicht mehr interviewer und interviewten im bild habe, habe ich ja radio. man möchte ja direkt um den kopf des kameramanns herum lünkern und denkt sich "weg da, du schwachmat, ich will jetzt das gesicht des befragten sehen... " wenn gerade bei einem recht emotionalem satz irgendwelche büsche, hinterköpfe oder sonstwas im bild ist, nervt mich das sogar noch viel mehr....

eine cam statisch, und ein fliegendes auge find ich da auch viel sympathischer ...

und ja, das zacuto strap ist auch n bissl poserei...

was authentizität betrifft : was macht ein interview, wo ständig die medienhandwerker im bild mit eingeblendet werden (ohja, zdf zoom, ganz grausig), authentischer ?

bei einem interview will ich doch die beiden leute im bild haben, und nix andres .... man kann dem ganzen noch die krone aufsetzen, und während des gesprächs z.b. auch noch den angrenzenden park, taubenfütternde rentner, radfahrende leute, usw. einblenden. das würde das ganze NOCH authentischer machen, weil die leute dann auch sehen können, das der tag besonders schön und sonnig war ...

aber wem hilft das ?

wenn jemand etwas interessantes erzählt, theorie über ein schnell sich langweilendes und permanent mit bildmaterial neu gefüttert werden wollendes gehirn des zuschauers hin oder her .... dann "hängen wir ihm/ihr an den lippen", oder ? (diesen ausdruck gibts ja nicht umsonst, denke ich).

und nicht an hinterköpfen, büschen, angrenzender architektur, oder sonst irgendeinem eingeblendetem kram. das verstört und lenkt mich eher ab... es ist einfach eine unnatürliche blickführung.



Reiner M
Beiträge: 1282

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von Reiner M »

nachtaktiv hat geschrieben:i
wenn jemand etwas interessantes erzählt, theorie über ein schnell sich langweilendes und permanent mit bildmaterial neu gefüttert werden wollendes gehirn des zuschauers hin oder her .... dann "hängen wir ihm/ihr an den lippen", oder ? (dieses sprichwort gibts ja nicht umsonst, denke ich).
Das bezweifle ich. Wir hängen an seiner Person, nicht an seinen Lippen. Auf meinem 52" TV sieht man jeden Pickel auf dem 1m Gesicht ... Da denkt man sich so seinen Teil, während er spricht ... ;)

Nicht umsonst werden Moderatoren oft in ganzer Größe gezeigt, nicht selten laufen sie langsam wenige Schritte beim Sprechen. Das empfinden wir als angenehm. Körpersprache und Signale der Kleidung usw. sind für uns sehr wichtig, Teil des Gehörten und entscheiden mit darüber, ob es interessant ist. Das ist ja der Vorteil des Video-Interviews gegenüber dem Radio-Interview. Der Sprecher kann sich in Szene setzen - dann sollte das der Kameramann aber auch zulassen.

Wir werden niemanden, bestenfalls im sehr vertrauten Flüstergespräch, so nah auf den Pelz rücken, dass wir optisch nur noch das Stück zwischen Augenbraue (angeschnittene Köpfe) und Krawattenknoten erfassen. Das werden wir i. d. R. strikt meiden. Aber auch solche Aufnahmen haben ihren Sinn. Sie sind ein Stilmittel unter vielen.

Beste Grüße,
Reiner



nachtaktiv
Beiträge: 3169

Re: stilmittel, oder zu doof fürs interview ?

Beitrag von nachtaktiv »

ich meinte mit "an den lippen hängen" nicht, das wir permanent auf pickel zoomen, sondern den erzählenden anblicken. der blick schweift uns doch nur dann ab, wenn er erzählende langweilig ist...



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