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Beitragsgestaltung Nachrichten?



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PowerMac
Beiträge: 7494

Re: Beitragsgestaltung Nachrichten?

Beitrag von PowerMac »

Pianist hat geschrieben:(…) Die Hörfunkleute kennen solche Probleme nicht, die texten einfach munter drauf los und schneiden ihre Töne dazwischen, wo es passt. Beneidenswert. (…)
Nicht nur die Hörfunkleute! Es arbeiten viele Radioleute inzwischen im Fernsehen. Erkennt man an beschissenen Beiträgen, die gut getextet sind. Scheiss Schnitt, null Bildgefühl, Dopplungen, Scheren, nutzen die Mehrdimensionaliät zwischen Bildern und Text nicht. Ich kann die überhaupt nicht leiden. Einzig Sprecher profitieren, wenn sie vom Radio zum TV kommen. Redakteure fahren sich so schnell in die (Arbeits-)Muster ein und kommen da kaum noch raus. Ich hoffe, dass ich auch in ein paar Jahren noch unvoreingenommen und cool bin wie jetzt.



Pianist
Beiträge: 9003

Re: Beitragsgestaltung Nachrichten?

Beitrag von Pianist »

PowerMac hat geschrieben:Es arbeiten viele Radioleute inzwischen im Fernsehen. Erkennt man an beschissenen Beiträgen, die gut getextet sind. Scheiss Schnitt, null Bildgefühl, Dopplungen, Scheren, nutzen die Mehrdimensionaliät zwischen Bildern und Text nicht. Ich kann die überhaupt nicht leiden.
:-)

Nun gut - es ist schon eine gewaltige Umstellung, bei der aber Kameraleute und Cutter helfen können. Umgekehrt würden wir vielleicht zu viele Informationen nicht bringen, weil wir nicht daran denken, dass es im Radio keiner Bilder gibt und man bestimmte Sachen extra erwähnen muss, die man nicht hören kann.

Jedes Medium hat eben seine Besonderheiten. Um so besser, wenn man zum Beispiel mal für eine Zeitung gearbeitet hat.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Gast

Re: Beitragsgestaltung Nachrichten?

Beitrag von Gast »

Pianist hat geschrieben:
Axel hat geschrieben:Ich glaube, wir schreiben aneinander vorbei, und da es mir nicht gelingt, meinen Punkt klar zu machen, laß ich´s einfach.
Oh - gaaaaanz schlechte Grundeinstellung... :-)

Als Medienmensch sollte man immer versuchen, so lange zu formulieren, bis man verstanden wird.
Offensichtlich hast du Spaß an dem Thread und würdest ihn gern fortsetzen. Geht mir auch so, nur war ich vorhin auf dem Sprung zur Arbeit, und zwischen Tür und Angel wurde mir das zu kompliziert. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, daß wir völlig gegensätzlicher Meinung sind. Eher sieht es so aus, daß du mich bewußt provozierst mit Beispielen, die meine sehr allgemein formulierten Thesen angreifen.

Professionelles Arbeiten unterscheidet sich von dilettantischem Arbeiten durch Erfahrungswerte, die man konsequent anwendet. Das lese ich aus deinen Sätzen, dem würdest du zumindest nicht widersprechen, und ich genauso wenig.
Es gibt aber auch eine professionelle Borniertheit, und sie ist in jedem Berufszweig weit verbreitet, die sich hinter arrivierten Lehrmeinungen verschanzt. Ich habe anderthalb Jahre lang als EB-Assi "gedient" und weiß, wovon ich spreche. Mit den spaßigen alten Hasen ist jedes Gespräch über den Sinn ihrer Arbeit vergebens. Ein einziges Mal gab es ansatzweise persönliche Reflektionen: In der WDR-Kantinenbar, als das berühmte Fußballspiel aus Brüssel live übertragen wurde. Die Tribüne stürzte ein, und in der Panik wurden Leute totgetrampelt. Ein Junge wurde gegen einen Zaun gedrückt und von der nachstürmenden Menge erdrosselt. Die - zur Fußballübertragung vorgesehene - Kamera zoomte und stellte scharf. Nicht genug, zur Verdeutlichung der Situation suchte der Kameramann über mehrere Sekunden einen besseren Bildausschnitt.

Es gibt m.E. keine einfache Antwort, was die Aufgabe eines Kameramanns oder eines Cutters ist. Nur soviel wirst du wohl zugeben: Sich an ein Schema zu halten, bedeutet nicht nur, Möglichkeiten zu verschenken, es ist auch unerträglich zynisch. Ob die Zuschauer es verdienen, in einem Fernsehbeitrag mehr Informationen zu bekommen als in einem Radiobeitrag, das sollte nicht irgendein aufgeblasenes Kameramännchen entscheiden.

Aber du hast mich von Anfang an verstanden, und ich halte dich nicht für zynisch. Du weißt sehr wohl, was all dies mit den Schnittbildern und dem naheliegenden Schlußbild mit den wehenden Fahnen zu tun hat und wolltest mich nur provozieren. Ist okay, macht ja Spaß.



PowerMac
Beiträge: 7494

Re: Beitragsgestaltung Nachrichten?

Beitrag von PowerMac »

Ich bin übrigens zynisch. Oder doch kynisch?



Axel
Beiträge: 16971

Re: Beitragsgestaltung Nachrichten?

Beitrag von Axel »

PowerMac hat geschrieben:Ich bin übrigens zynisch. Oder doch kynisch?
Zumindest provozierst du auch ganz ordentlich. Wie würdest du zynisch oder kynisch definieren? Als eine menschenverachtende Haltung oder als Verachtung für Heuchelei und Gefühlsduselei.
Wie du merkst, bin ich leider nicht zynisch, eher zu pathetisch.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



PowerMac
Beiträge: 7494

Re: Beitragsgestaltung Nachrichten?

Beitrag von PowerMac »

Es wäre zu einseitig, jemanden auf einen dieser Ausdrücke festzulegen.
Man kann momentan gehässig und gemein sein und trotzdem nicht menschenverachtend. Man kann frustriert von der Welt sein, dies zynisch zum Ausdruck bringen und trotzdem positive Gefühle haben. Widersprechen sich denn Zynismus und Pathos? Ich würde sagen nein. Ich bin irgendwie alles: vom sarkastischen Arschloch zum pädagogischen Gutmensch. Diese Zwiespältigkeit beschert mir Ideen und Inspiration, Freunde und Feinde. Das alles hält das Leben zum Glück bereit.



jeff meyer

Re: Beitragsgestaltung Nachrichten?

Beitrag von jeff meyer »

gut vom thema abgekommen!



Axel
Beiträge: 16971

Re: Beitragsgestaltung Nachrichten?

Beitrag von Axel »

Beim Nachschlagen des Begriffs Zynismus bei Wikipedia stieß ich auf folgende Zeilen:
Berufszynismus - Zynische Einstellungen gegenüber Aspekten der eigenen Arbeit wurden erstmals bei der Berufsgruppe "Polizist" festgestellt. Darin spiegelt sich verlorener Stolz und Respekt gegenüber der eigenen Arbeit wider.
Organisationaler Zynismus - Eine generelle oder spezifische Einstellung, die durch Frustration, Hoffnungslosigkeit, Desillusionierung und Misstrauen gegenüber Wirtschaftsorganisationen, Managern und/oder anderen Objekten der Arbeit gekennzeichnet ist (vgl. Andersson & Bateman, 1997).
(Hervorhebung von mir)

Kameraleute in der aktuellen Berichterstattung sind nicht zu beneiden, weil sie vermeintlich dazu verdammt sind, banale und vordergründige Klischeebilder zu Show-Häppchen zu verarbeiten, die den Anspruch "Information" erheben. Sie sind über die Bedeutung ihrer Arbeit desillusioniert. Von einer Selbsttäuschung befreit zu sein und dennoch (aus Bequemlichkeit) weiterhin zu täuschen, das ist die konservative Fehlhaltung, die ich meinte.
Es bleibt ihnen nicht nur die Alternative, Kriegsberichterstatter zu werden. Sie müssen zuerst das Bewußtsein zurückerlangen, Augen und Ohren der Öffentlichkeit zu sein (hier kommt Pathos ins Spiel, aber auch Ethos). Eine Grundsteinlegung oder eine Pressekonferenz sind selbst bereits aufbereitete Information, für die Öffentlichkeit freigegebene allerdings. Hier können Kamera, Redaktion und Schnitt ein "Mehr" an Information liefern, indem sie
a) gezielt nicht zur Verkündigung passende Bilder auch machen, den weiteren Zusammenhang herstellen,
b) auf einen dramaturgisch den Regeln der Zeremonie folgenden Schnitt verzichten. Das Ereignis in Fragmente aufsplitten, in denen "Anschlüsse" keine Rolle spielen.

Und diese objektivere und ehrlichere Berichterstattung gibt es, tendenziell zumindest. Seht euch bitte vor dem Hintergrund dieser Diskussion alte Tagesschauen an, und ihr wißt, was ich meine.

Ich überspitze natürlich, aber Verlegenheitsbilder zeugen von Korruptheit. Sie sind das journalistische Pendant zur erst kleinen, dann massiven Rechtsbeugung in "Copland". Ein guter Regisseur sagte mal: I never shoot anything I don´t want.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Pianist
Beiträge: 9003

Re: Beitragsgestaltung Nachrichten?

Beitrag von Pianist »

ein nicht angemeldeter Mensch hat geschrieben:Es gibt aber auch eine professionelle Borniertheit, und sie ist in jedem Berufszweig weit verbreitet, die sich hinter arrivierten Lehrmeinungen verschanzt. Ich habe anderthalb Jahre lang als EB-Assi "gedient" und weiß, wovon ich spreche. Mit den spaßigen alten Hasen ist jedes Gespräch über den Sinn ihrer Arbeit vergebens.
Das kenne ich auch vom damaligen SFB. Man kann wohl nirgendwo so eine geballte Ladung Lustlosigkeit erleben wie bei festangestellten öffentlich-rechtlichen Kameraleuten, die nur an ihre Pausen, ihren Urlaub und ihren Feierabend denken. Und die überwiegend nur Schrottbilder liefern.

Ich glaube, dass diese Form der Spezialisierung auch viel dazu beigetragen hat, dass solche Leute keinen Bezug mehr zu ihrer Arbeit haben. Früher war es bei vielen öffentlich-rechtlichen Anstalten in Deutschland (und übrigens auch beim DDR-Fernsehen) üblich, dass die Kameraleute alles gemacht haben: Heute einen Nachrichtenbeitrag, dann ein paar Tage ein 30-Minuten-Feature, dann wieder Nachrichten, dann ein paar Wochen einen Tatort oder ein sonstiges Fernsehspiel. Nur der Bereich Studio/AÜ-Kamera war irgendwie immer getrennt, außer vielleicht ganz am Anfang.

Heute werden aber die allermeisten höherwertigen Arbeiten an freie Produktionsfirmen rausgegeben, was ich als freier Produzent ja auch ausdrücklich begrüße, aber dadurch leidet eben die Motivation der hauseigenen Kameraleute. Konsequenterweise sollte man diese auch auslaufen lassen, solche Stellen nicht neu besetzen und nur noch freie Teams anmieten, die sind nämlich pünktlich, motiviert, drehen besser und sind nicht besoffen.

Das ändert aber nichts daran, dass man gelegentlich bei einem Nif schon mal auf ein neutrales Insert zurückgreifen muss... :-)

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Roland Wolter

Re: Beitragsgestaltung Nachrichten?

Beitrag von Roland Wolter »

War das wirklich einmal so, daß man heute Nachrichten und morgen einen Tatort oder dergleichen gedreht hat ODER war das nur eine nach oben offene Karriereleiter, wo man sich über Tagesschau, Reportage usw. zum Spielfilmkameramann hin entwickeln KONNTE? Ersteres kann ich mir gar nicht vorstellen, wenn auch die damaligen News-Leute wirklich viel mehr draufhaben mussten und hatten (von der Filmbelichtung angefangen) und das Ganze natürlich auch eine große Motivation für den Einzelnen, sich auch für Nachrichten-Bilder anzustrengen, hätte sein können. Aber letztlich sind es doch sehr verschiedene Berufe (Berichterstattung und Fiktion) und zwar in jeder Beziehung und heute hat sich das soweit auseinander entwickelt, dass die EB-Vollzieher, ohne ihnen zu nahe treten zu wollen, eigentlich nicht mehr als Kameraleute zu bezeichnen sind. Das ist Welten entfernt und grenzt oft an unerlaubten Waffenbesitz. Und wie hier schon an einigen Stellen geschrieben wurde, sind daran nicht nur die Umstände und Bedingungen schuld, sondern die Leute selbst. Hinter einem vermeintlichen Nimbus und Angeberei im Verwandten- und Freundeskreis glaubt man sich mit einer Berufsbezeichnung schmücken zu können, hinter der sich oft nur Nichtkönnen, Bequemlichkeit und Ignoranz verbergen.



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