dosaris hat geschrieben:Bei Studio-Produktionen findet man inzwischen öfters auch echte 50fps.Voraussichtlich wird dies zukünftig auch bei Filmen zunehmen.
Es könnte variable Frameraten geben. Schaut euch mal Ang Lees
Die Heldenreise des Billy Lynn an. Der Film wurde in 120 fps gedreht, da Lee ein für allemal "Movieland" verlassen wollte. Er wurde dann aus diversen Gründen auf 24 fps für die Auswertung gemappt. Der Regisseur war sich der Sehgewohnheiten und der riesigen ästhetischen Unterschiede durchaus bewusst und inszenierte dem entsprechend. Man kann hier getrost die Frame-Interpolation und höhere Herzzahlen des Fernsehers zuschalten. Die Artefakte, die hierdurch entstehen können, ändern an der Gesamtanmutung von HFR, die dadurch simuliert wird, nichts:
Pianist hat geschrieben:Irgendjemand hat das mal sehr treffend beschrieben: "Diese Bewegungsglättung sorgt dafür, dass jeder Hollywoodfilm wie eine brasilianische Telenovela aussieht".
Es ist ein großartiger Film, mit brisantem Drehbuch und tollen Schauspielern, aber er fiel bei Kritikern und Publikum krachend durch. HFR wurde als ein "Verbrechen" gegen das Kino bezeichnet. Dabei wirken sehr viele Szenen durch HFR eigentlich stärker, namentlich die Heldenfeier im Stadion. Echtzeit, Gegenwart
und der Eindruck einer billigen reality-TV-Inszenierung (allem Feuerwerk-Pomp zum Trotz). Dem gegenübergestellt werden die vorausgegangenen Kriegserlebnisse, an die sich Billy erinnert (Rückblenden). Wir sehen dabei des öfteren in sein HFR-Gesicht und tauchen solcherart in sein Bewusstsein ein. Wären diese Szenen in 24p gedreht worden und einfach jedes Bild fünfmal hintereinander gezeigt worden, wäre die Wirkung phantastisch gewesen. Glaube ich.
Aber so dogmatisch die Ablehnung von HFR auf der einen Seite ist, so stur blieb Lee dabei, jede Bewegungsunschärfe auszumerzen. Das war der Verzicht auf ein Stilmittel, an das wir zu Recht gewöhnt sind, weil es Schwung und Masse verbindet und darstellt (fehlt in HFR und hat mit Sehgewohnheit gar nichts zu tun). Und weil es Erzählzeit und Echtzeit voneinander abgrenzt. Reine Gewohnheit. Er hätte beides haben können innerhalb 120p.
Bewegungsunschärfe vermindert die Auflösung und macht scheinbar UHD witzlos. Außerdem sind bei größeren Bildern (Auflösung hat mehr mit Größe zu tun als mit Qualität) die viel beklagten Ruckelartefakte von 24/25p deutlicher. Man kann mit längeren Belichtungszeiten und damit noch mehr Motion Blur das Kantenruckeln zuschmieren, aber im selben Maße sinkt wieder die Auflösung.
Die Zukunft steht also so oder so im Zeichen von HFR. Vielleicht gibt es Filter für Actionfilme in der Art von Reel Smart Motion Blur (kennt das noch einer?), durch die man in der Post wohldosiert Schwung hinzufügen kann, wo er angebracht ist.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...