Bordwell beschreibt zwar den US-Markt, aber viele seiner Betrachtungen gelten auch für Deutschland.
Sorry, aber das stimmt nur sehr sehr eingeschränkt.
Die geschilderten Probleme betreffen die deutschen Filmkunstkinos in dieser Art und Weise fast überhaupt nicht. Diese ganze Kiste mit den VPF und co handelt man sich nämlich nur ein, wenn man einen Vertrag mit einem sog. 3rd-Party-Anbieter abschließt (bzw. bestimmte Verträge mit den Verleihern).
Das 3rd-Party-Modell funktioniert so: Der 3rd-Party-Anbieter finanziert dem Kino die Projektionstechnik. Um das selbst finanzieren zu können, hat die 3rd-Party Verträge mit den Verleihern und bekommt von diesen Geld (die VPF) pro gespielter Filmkopie. Die Kinos sind dann vertraglich auch an jene Verleiher gebunden (über die 3rd-Party), die den 3rd-Party-Anbieter finanzieren. Das bedeutet, wenn das Kino einen Film spielen will, der nicht von den betreffenden Verleihern kommt, muss es die VPF selbst an die 3rd-Party bezahlen als Ausgleich dafür, dass die 3rd-Party eben diese VPF dann nicht vom Verleih bekommt.
Wer das ungerecht findet, muss sich den Fall nochmal klar machen: Das Kino lässt sich die Technik vom 3rd-Party-Anbieter bezahlen, der sich das Geld in Form der VPFs von den Verleihern wiederholt. Die großen Verleiher bezahlen also in diesem Fall faktisch die Digitalprojektionstechnik der Kinos.
Übrigens: Das ganze gilt nur für ein paar Jahre. Wenn der Projektor erstmal refinanziert ist, fällt der ganze Kram wieder weg.
Nun zu den Filmkunstkinos in Deutschland:
-In Deutschland bekommen gerade die kleinen Kinos als sog. "Kriterienkinos" eine (gute, wenn auch nicht perfekte) Förderung von der FFA für die Digitalisierung.
-Wenn ein Filmkunstkino dennoch einen Vertrag mit einem 3rd-Party-Anbieter schließt (weil es noch mehr Geld als mit der FFA-Förderung sparen will oder nicht unter die Förderkriterien fällt), dann muss man noch mehr bedenken. Die allermeisten kleinen Verleiher haben sich in Deutschland zusammengeschlossen und zahlen eben jene VPF für das Kino an die 3rd-Party, wenn es eben statt einen großen Film einen kleinen spielt. Dass ein Kino in Deutschland also tatsächlich mal diese VPF zahlen muss, ist äußerst selten.
das Kino verliert durch die DCP-Verschlüsselung und die Bezahlung per VPF (Virtual Print Fee - der Ersatz für die Leihkosten für die Filmspulen) der Filme an Freiheit und Flexibilität.
-Wie beschrieben ist es falsch, dass das Kino die VPF entrichtet. Es kommt in Deutschland jedenfalls äußerst selten vor.Die VPF bezahlt nicht das Kino an den Verleih, sondern der Verleih an das Kino bzw. den erwähnten 3rd-Party-Anbieter!
Die allermeisten kleinen Verleiher zahlen die VPF für die Kinos, wenn es sein muss (s.o.).
Probleme mit der Programmplanung gibt es aber tatsächlich, z.B. in Form von vertraglich festgeschriebenen Turnrates.
-Die VPF ist nicht der Ersatz für die Mietkosten für Filmkopien (die gibt's weiterhin), sondern sozusagen eine "Ausgleichszahlung" des Verleihers für die Kostenersparnis bei Digitalkopien gegenüber 35mm-Kopien. Die VPF ist dadurch entstanden, dass die Verleiher viel Geld sparen, während die Anschaffung von Digitalprojektionstechnik in den Kinos sehr teuer ist. Um diese Anschaffung für die Kinos erheblich zu erleichtern (und attraktiver zu machen), wurde die VPF erfunden, die entprechend an die finanzierende 3rd-Party bzw. das Kino gezahlt wird.
-Die Praxis in Deutschland im Umgang mit der Verschlüsselung sieht so aus, dass die Kinos alle Schlüssel bekommen. Bisher ist eine Einschränkung der Flexibilität durch die Verschlüsselung in Deutschland jedenfalls nicht absehbar.
Dann muss ein 2K/4K-DCI konformer Projektor plus Server pro Kinosaal angeschafft werden
-Wenn das Kino sich einen Zentralserver (die gibt's auch für DCI-konforme Projektionstechnik) kauft, muss man nicht für jeden Saal einen Server anschaffen.