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einfach mal gemacht



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DTEurope
Beiträge: 159

einfach mal gemacht

Beitrag von DTEurope »

Hallo ihr,

wir haben einfach mal einen kleinen Artikel über unsere spontan Aktion im letzten Jahr geschrieben: http://www.dreamteam-media.de/?p=119

Das Endprodukt ist sicher nicht der Über Burner, jedoch würden wir schon gerne wissen, wie es Euch gefällt bzw. was man hätte besser machen können mit den damaligen Mittel, die wir zur Verfügung hatten.



Debonnaire
Beiträge: 2572

Re: einfach mal gemacht

Beitrag von Debonnaire »

Gefällt mir grundsätzlich nicht schlecht, denn ihr habt eine echte Ambition, eine Idee und einen Plan bis zu einem fertigen Filmchen umgesetzt und durchgezogen. Gratulation hierzu!

Nun solltet ihr, in einem ersten Schritt, aus dem vorhandenen Material in einer weiteren Überarbeitungrunde das Beste machen. In einem nächsten Schritt, beim nächsten Film, werdet ihr dann gewisse Anfängerfehler gleich von Anfang an vermeiden können.

But, first things first...

Also, was auffällt ist sicherlich mal der zu gelbe Weissabgleich der Szenen mit den Girls. Das lässt sich ja leicht korrigieren, beim Überarbeiten.

Das stilistisch vollkommen unpassende, nichtssagende und unnötige hineingeflickte (amerikanische) Herrenhaus schneidet ihr gleich vollständig raus. Das passt nicht!

Dann scheint es mir, dass ihr so genannt "in-Camera geschnitten" habt. Will heissen: Ihr habt nicht die gesamte Szene mit den Girls (oder wenigstens die Hauptteile davon) komplett in mehreren Durchgängen in diversen Einstellungsgrössen und verschiedenen Kadrierungen von A bis Z aufgenommen, sondern ihr habt nur die für den (nachmaligen) Schnitt benötigten Teilstücke gefilmt und damit die Montage vollständig vorweg genommen. So im Stil: "Ok, Mathildchen, spiel jetzt mal bis zu dem Punkt, wo du den Joghurtbecher dann der Isolde runterreichst. Dann hältst du inne und wir richten die Kamera neu so ein, dass Isolde den Becher von dir annehmen kann. Uuund... Action!" Damit vergebt ihr euch jeglichen (kreativen) Spielraum in der Montage. EIN Fehler beim Drehen, EINE vergessene Einstellung und der Film bricht zusammen. Ihr habt absolut kein "Fleisch" für Spielereien und Experimente im Schnitt!

Beim Filmen dreht man die gesamte Szene voll durch, z.B. mal in einer Totalen. Dann dasselbe erneut und natürlich (möglichst) gleich in einer Halbtotalen mit der Aufnahmeachse um mindestens 30 Grad verschoben. Dann je einen Durchgang (Halb-)Nahaufnahmen der beiden Girls je einzeln aus geeigneten, neuen, spannenden Blickwinkeln. Dann ev. nochmal einen Volldurchgang auf Details wie die Hände, die Münder, die Füsse, gewisse Ausstattungsteile, usw. je als (extreme) Nahaufnahmen. Auf diese Weise habt ihr dann genügend unterschiedliches Material desselben Ablaufs um im Schnitt beliebige, visuell spannende und kurzweilige Abfolgen der Grundszene (der Handlung) montieren zu können.

Das klingt so weit so gut und eigentlich verständlich und einfach. Leider ist es das nicht, denn es bedingt, dass die Schauspieler routiniert und sehr konzentriert bei der Sache sind, indem sie fähig sein müssen, den exakt gleichen Ablauf x Mal (deckungsgleich) wiederholen zu können, inkl. gleicher Sprache, Timing, Intonation, usw. Dazu muss eine Szene auch fundiert vorbereitet und geprobt sein, inkl. der Kameraeinstellungen und etwaigen -bewegungen.

Eine Umgehungsmethode für z.B. die gleichzeitige Aufnahme der Totalen und der beiden Halbtotalen auf jedes Girl wäre der gleichzeitige Einsatz von drei Kameras. Das erleichtert auch die Continuity (das Zusammenpassen der unterschiedlichen Einstellungen zu einem homogenen Fluss dann in der Montage), da ja alles gleichzeitig in einem Mal gefilmt werden konnte. Die extremen Nahaufnahmen und die Inserts/Cut Aways (Details des Sets, der Hände, der Münder, der Füsse, der Props (Joghurtbecher, Löffel, usw.)) können dann nachträglich aufgenommen werden, da sie für die Kontinuität nicht ganz so kritisch sind.

Mit eurem Material könnt ihr aber, unter Beibehaltung derselben Erzählidee und des grundsätzlichen Schnitts, noch einiges rausholen: Z.B. holpert der Handlungsfluss bereits dort, wo Mathildchen sich in der Nahaufname den ersten Löffel voll Joghurt in den Mund schiebt. Schnitt. Mathildchen hat auf einmal den Löffel in der direkt folgenden Halbtotalen wieder im Becher, obwohl ihr doch vorhin vom Löffel im Mund weggeschnitten habt. Das lässt sich ja leicht korrigieren: Einfach die beiden Clips im Schnitt ein paar Mal laufen lassen und schauen, ob real flüssige Handlungen im Schnitt auch "fliessen" oder ob sie springen und holpern.

Ebenfalls könnt ihr den Dialog zwischen den beiden Girls einiges schneller und knackiger schneiden und nicht immer genau NACH dem Ende des Satzes des einen Girls auf das andere Girl schneiden, dann dort noch einen (Schreck-)Moment warten, bis dann artig die komplette Antwort gegeben wird. Schnitt und zurück zum ersten Girl. Das ist langweilig und wirkt wie waten durch Honig! Ihr könnt ruhig mal bereits nach dem Hauptteil einer Frage oder einer Aussage bereits auf die Sprachempfängerin schneiden und deren Reaktion zu zeigen (Das nennt sich J-cut. Der Kringel unten links am J stellt dabei die Tonspur dar, welche beginnt, bevor das zugehörige Bild, der senkrechte Teil des Js, beginnt. Das Gegenteil wäre dann der L-cut, wo zuerst das Bild beginnt, und dann erst dessen Ton zu hören ist. Der J-cut wird öfters verwendet und ist spannender. Achtet mal in Kinofilmen darauf!)!

Oder wenn wir die komplette Aussage der Sprecherin sehen MÜSSEN, dann bitte nach dem Schnitt auf die Antwortende diese sofort sprechen lassen. Auch hier: Einfach mal die beiden aneinander geschnittenen Clips ein paar mal im Kontext abspielen lassen um zu sehen, ob es sich straff und spannend "anfühlt".

So, mit diesen Tipps solltet ihr euren Film in wenigen Stunden um ein ganzes Stück verbessern können. Macht mal und stellt ihn dann ebenfalls online. Dann schauen wir weiter!
Debonnaire
piet.rohrer[at]gmail.com



DTEurope
Beiträge: 159

Re: einfach mal gemacht

Beitrag von DTEurope »

Hi Debonnaire,

wow, ich bin sprachlos. Genauso habe ich mir einen Kommentar vorgestellt. Vielen vielen Dank. Wir haben wirklich vor daraus zu lernen und Deine Tips beim nächsten Dreh umzusetzen. Nächster Dreh deshalb, weil wir das wirklich nur nachgefilmt haben und es bereits fast ein Jahr her ist. Es war unsere allererste Aufnahme mit der Kamera und ebenfalls mit den Beiden Schauspielern.

Nochmals MERCI.



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