Zu Zeiten der Vinyl-Schallplatte wurde diese verliehen (manchmal ungern, da empfindlich), was man heute "Sharing" nennen würde, da man im Austausch natürlich ein anderes Album bekam. Die wurde dann auf Tonband überspielt ("vervielfältigt"), eine Apparatur, deren Steinzeitlichkeit heute Lebenden schwer vorstellbar ist.
Bei diesem Tun stellte sich natürlich keinerlei Unrechtsbewußtsein ein, und das, obwohl ein Vorsatz ohne weiteres zu beweisen gewesen wäre aufgrund der Hardware-Konfiguration, kaum unauffälliger als eine Schnappsbrennerei. Weit entfernt von einem mit Google gefundenen Link und einem Klick. Der Hinweis darauf, dass die Plattenfirma einem die Musik auch hätte
verkaufen können, hätte einen geringschätziges "Pfff" provoziert. Aber der Hinweis kam zunächst gar nicht. Der Branche ging es gut.
Das änderte sich mit dem Transistorradio resp. Tuner-Verstärker sowie der Evolution des Tonbands zur Tonkassette. Man konnte Radiomusik direkt aufnehmen ("Radio-Cassettendeck"), An- und Abmoderation mit der "Rec-Pause" - Taste abpassen, quasi erste Übungen im linearen Assemble-Schnitt. Kassetten gab´s im Fünferpack an der Supermarktkasse, es gab Regale für bis zu 500 Kassetten, die man unters Bett schieben konnte. So richtig wollte man nicht glauben, dass auf diesen Kassetten bloß eigene Tonaufnahmen waren: Den meisten handelsüblichen Recordern fehlte ein eingebautes Mikrofon!
Die Kinos genossen den lächerlichen Luxus, dass Spielfilme erst mit (mindestens) 5-jähriger Verzögerung im Fernsehen gezeigt wurden. Videos hatten zuerst ein 2-, später ein 1-jähriges Zeitfenster, und erst ab da gab es Raubkopien (parodiert in
Amazonen auf dem Mond). Heute würde man einen zwei Jahren alten Film nur noch sehen wollen, wenn man mit Schweinegrippe im Bett läge und bis auf den DVBT-Receiver völlig von der Umwelt abgekapselt wäre. Dass der Aufwand betrieben wurde, ihn in einer zeit- und qualitätsraubenden Prozedur zu kopieren, zeigt, dass Filme - genau wie Musik - früher eine andere Wertigkeit hatten.
Geistiges Eigentum ist schützenswert, das ist ein kategorischer Imperativ. Warum? Weil kreative Leistung sich lohnen sollte. Aber natürlich ist diese Position unhaltbar. Zu groß ist die Armee der Orks, die in ihrer spackigen Konsum-Spar-Geiz-Haltung alles entwerten, was man saugen kann. Die angemessene Strafe für sie ist, dass für sie nichts mehr einen Wert besitzt. Das Schicksal der mit der Millionenstrafe Verknackten finde ich zwar keinen Kurzfilm wert, ich vote dennoch mit "Nein". Der Einzelne richtet nicht solchen Schaden an (Schadensersatz-Argument). Kriminell ist er auch nicht, sonst hätten wir eine Kriminalitätsrate gegen 100%. Diebstahl
geistigen Eigentums kann man nicht
materiell ahnden. Dem Kaiser was des Kaisers ist.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...