Fleischorgel
Beiträge: 5

Was ist der Unterschied zwischen Beschichten und Eindiffundieren von Farbfolien?

Beitrag von Fleischorgel »

Was ist der Unterschied zwischen Beschichten und Eindiffundieren von Farbfolien, wie sie am Set genutzt werden, um gefärbte Lichtstimmungen zu inszenieren?
Vielen Dank schonmal für alle Antworten. :)



ruessel
Beiträge: 10320

Re: Was ist der Unterschied zwischen Beschichten und Eindiffundieren von Farbfolien?

Beitrag von ruessel »

Um Farbpigmente auf oder in einen transparenten Träger zu plazieren gibt es drei verschiedene Varianten:

Die erste Möglichkeit ist einfaches Beschichten
(eng. coated), vergleichbar mit dem Lackieren. Dabei werden die
Farbstoffe (eng. Dye) auf das Material in verschiedener Art und
Weise aufgebracht und haftet an der Oberfläche. Nachteil dieser
kostengünstigen Herstellungsweise ist, dass die Schicht einfach
abzukratzen ist. Dies ist im häufigen Gebrauch oft auch als
vermehrte Abscharbung, zu beobachten. Weiterhin vergasen die
Farbpigmente bei starken thermischen Belastung ungehindert. Die
Auswirkung ist ein schnelles Ausbleichen der Farbe.
Die Beschichtung der Folien kann bei modernen Maschinen in
einem Arbeitsgang erfolgen. Die Resultierende Farben bestehen
dabei aus ca. 40 verschiedenen Pigmentarten, welche man nicht
immer einseitig auftragen kann, da bestimmte Farben
unterschiedlich stabil in Bezug auf Verarbeitungsparameter wie
Temperatur u.s.w. sind. Die Einseitige Beschichtung ist technisch
aufwendiger, während die zweiseitige Beschichtung höhere Kosten
verursacht. Dabei ist zu bedenken das auch bei einer zweiseitigen
Beschichtung die Quantität der Farbpigmente logischer Weise
gleich sein muß wie bei einer einseitigen Beschichtung. Weiterhin kann eine flammenhemender Auftrag mit der
Farbe oder als eigner Auftrag aufgebracht werden.



Zweiseitig aufgetragene Farbpigmente
Das zweite Verfahren ist ein Eindiffundieren (Eng. deep dyed). Dabei
wird das Trägermaterial durch ein Tauchbad mit erhöhter Temperatur
gezogen. Unter erhöhten Temperaturen weiten sich die langkettigen
Molekühle auf, und erlauben so das Eindringen von Farb-Pigmente
durch die Oberfläche und lagern sich in den oberen Schichten des
Materials ein. Nach dem Erkalten haben sich die Molekühlketten
wieder zusammengezogen und halten die Pigmente Fest. Damit ist
eine wesentlich stärkere Einbindung gewährleistet und im praktischen
Einsatz sind die Pigmente nicht so schnell aus der Struktur heraus
verdampft. Das Ausbleichen der Farbe dauert somit länger als bei
Oberflächen beschichteten Materialien. Nebenbei lassen oberflächliche Kratzer noch kein "Weißlicht" hindurch
scheinen.
Nimmt man eine wenig Lösungsmittel wie Aceton (oder Nagellackentferner) und reibt an der Folie, so wird beim
aufgetragenen Verfahren die Farbe abgelöst, beim eindiffundierten Verfahren ist keine Ablösung zu erkennen.
Die organischen Farbstoffe müssen für den Verarbeitungsprozess erhitzt werden. Nun ist es von der verwendeten
Farbe abhängig, wie weit diese für die Verarbeitungstemperatur noch stabil bleibt. Deshalb können bestimmte
Farben nicht bei einem Eindiffusionsverfahren oder bei bestimmten Polycarbonaten angewendet werden.
Folglich sind diese Farben nur als beschichteten Polyester erhältlich.

Die dritte Möglichkeit ist, dass Farbstoffe in dem Trägermaterial gleichmäßig verteilt sind. Die kann erreicht werden,
indem bei der Herstellung des Trägermaterial gleichzeitig die Farbstoffe und der Ausgangsstoff gemischt werden,
und unter hohen Druck und Temperaturen zu einer Folie geformt wird.

https://www.ffl-rieger.de/mobile/smartp ... folien.pdf
Gruss vom Ruessel



Fleischorgel
Beiträge: 5

Re: Was ist der Unterschied zwischen Beschichten und Eindiffundieren von Farbfolien?

Beitrag von Fleischorgel »

Vielen lieben Dank für diese geile Antwort und das PDF!

Ich muss nämlich eine 5-Minütige Präsentation zu dem Thema füllen und kann alles an Informationen gebrauchen.
Kannst du mir noch etwas zu der dritten Möglichkeit erzählen? Würdest du sagen, das ist die in der Realität am seltensten durchgeführte Methode?
ruessel hat geschrieben: Di 25 Jan, 2022 08:16 Um Farbpigmente auf oder in einen transparenten Träger zu plazieren gibt es drei verschiedene Varianten:

Die erste Möglichkeit ist einfaches Beschichten
(eng. coated), vergleichbar mit dem Lackieren. Dabei werden die
Farbstoffe (eng. Dye) auf das Material in verschiedener Art und
Weise aufgebracht und haftet an der Oberfläche. Nachteil dieser
kostengünstigen Herstellungsweise ist, dass die Schicht einfach
abzukratzen ist. Dies ist im häufigen Gebrauch oft auch als
vermehrte Abscharbung, zu beobachten. Weiterhin vergasen die
Farbpigmente bei starken thermischen Belastung ungehindert. Die
Auswirkung ist ein schnelles Ausbleichen der Farbe.
Die Beschichtung der Folien kann bei modernen Maschinen in
einem Arbeitsgang erfolgen. Die Resultierende Farben bestehen
dabei aus ca. 40 verschiedenen Pigmentarten, welche man nicht
immer einseitig auftragen kann, da bestimmte Farben
unterschiedlich stabil in Bezug auf Verarbeitungsparameter wie
Temperatur u.s.w. sind. Die Einseitige Beschichtung ist technisch
aufwendiger, während die zweiseitige Beschichtung höhere Kosten
verursacht. Dabei ist zu bedenken das auch bei einer zweiseitigen
Beschichtung die Quantität der Farbpigmente logischer Weise
gleich sein muß wie bei einer einseitigen Beschichtung. Weiterhin kann eine flammenhemender Auftrag mit der
Farbe oder als eigner Auftrag aufgebracht werden.



Zweiseitig aufgetragene Farbpigmente
Das zweite Verfahren ist ein Eindiffundieren (Eng. deep dyed). Dabei
wird das Trägermaterial durch ein Tauchbad mit erhöhter Temperatur
gezogen. Unter erhöhten Temperaturen weiten sich die langkettigen
Molekühle auf, und erlauben so das Eindringen von Farb-Pigmente
durch die Oberfläche und lagern sich in den oberen Schichten des
Materials ein. Nach dem Erkalten haben sich die Molekühlketten
wieder zusammengezogen und halten die Pigmente Fest. Damit ist
eine wesentlich stärkere Einbindung gewährleistet und im praktischen
Einsatz sind die Pigmente nicht so schnell aus der Struktur heraus
verdampft. Das Ausbleichen der Farbe dauert somit länger als bei
Oberflächen beschichteten Materialien. Nebenbei lassen oberflächliche Kratzer noch kein "Weißlicht" hindurch
scheinen.
Nimmt man eine wenig Lösungsmittel wie Aceton (oder Nagellackentferner) und reibt an der Folie, so wird beim
aufgetragenen Verfahren die Farbe abgelöst, beim eindiffundierten Verfahren ist keine Ablösung zu erkennen.
Die organischen Farbstoffe müssen für den Verarbeitungsprozess erhitzt werden. Nun ist es von der verwendeten
Farbe abhängig, wie weit diese für die Verarbeitungstemperatur noch stabil bleibt. Deshalb können bestimmte
Farben nicht bei einem Eindiffusionsverfahren oder bei bestimmten Polycarbonaten angewendet werden.
Folglich sind diese Farben nur als beschichteten Polyester erhältlich.

Die dritte Möglichkeit ist, dass Farbstoffe in dem Trägermaterial gleichmäßig verteilt sind. Die kann erreicht werden,
indem bei der Herstellung des Trägermaterial gleichzeitig die Farbstoffe und der Ausgangsstoff gemischt werden,
und unter hohen Druck und Temperaturen zu einer Folie geformt wird.

https://www.ffl-rieger.de/mobile/smartp ... folien.pdf



 Aktuelle Beiträge [alle Foren]
 
» One Battle After Another
von iasi - Mi 15:56
» Audacity 4 steht in den Startlöchern - Alpha-Version ab November
von slashCAM - Mi 14:33
» Amazon Prime Deal Days - ausgewählte Schnäppchen für Video, Foto & Co.
von teichomad - Mi 13:30
» NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S II - leichter, schnellerer Autofokus, Innenzoom
von roki100 - Di 20:48
» Blackmagic PYXIS 6K EF aktuell unter 2.000 Euro erhältlich
von ChrisDiCesare - Di 20:30
» Blackmagic unterstützt Apple ProRes RAW - nicht nur in Resolve
von R S K - Di 12:48
» iPhone 17 Pro: ProRes RAW, Genlock, Apple Log 2 und Blackmagic ProDock für Filmer
von R S K - Di 11:48
» Der nächste Schlag für die Filmindustrie
von cantsin - Di 1:01
» Manfrotto 1005BAC Lichstativ Luftfederung Defekt/Review
von elephantastic - Mo 18:44
» Vergleich Fujinon MK 18-55 und Zeiss CZ.2 28-80
von Pianist - Mo 15:45
» Neue KI-Plugins für DaVinci Resolve sollen helfen beim Videoschnitt und HDR
von MarcusG - Mo 12:42
» Verkaufe ARRI SkyPanel S120-C – Top Zustand, wenige Gebrauchsspuren
von zeitraumfilm - Mo 11:51
» Panasonic S5 - Allgemeine Fragen, Tipps und Tricks, Zeig deine Bilder/Videos usw.
von roki100 - So 23:20
» Z CAM E2-M4 Mark II 4K Sensor-Bildqualität - Debayering, Rolling Shutter und Dynamik
von Rick SSon - So 19:26
» Es ist soweit... (Sora 2)
von Blackbox - So 17:44
» Sony CCD-TR 750 E Hi8 Kondensatoren tauschen
von AndreasPottert - So 16:28
» Italien: Mindestens 1 Jahre Gefängnis für Deepfakes ohne Einwilligung
von Roland v Strand - So 16:22
» Grundlagen: Einfach erklärt: Der CMOS-Bildwandler und seine Sensel
von Walter Schulz - So 16:06
» Zoom Instamic Pro Plus C - Ultrakompakter 32 Bit Float Audio Recorder mit Timecode
von cantsin - So 15:14
» Photoshop / Premiere unter Linux
von ruessel - So 10:01
» Canva kauft Serif (bereits im März 2024)
von cantsin - Sa 22:53
» Leben und Sterben im blutroten Storchschnabel
von Motivsucher - Sa 22:22
» Nexus G1 - Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K im Carbon Cine-Gehäuse
von freezer - Sa 16:28
» Impressumspflicht -》aktuelle regelungen und lösungen
von walang_sinuman - Sa 12:07
» Wise Advanced bringt neue schnelle USB4-SSDs für Schnittplatz und Kamera
von slashCAM - Sa 10:24
» Neue Interviews!
von Nigma1313 - Fr 23:08
» OpenAI zeigt Sora 2: Neuer KI-Videogenerator setzt auf Ton und persönliche Avatare
von iasi - Fr 19:35
» LG UltraFine 32U990A - erster 6K Monitor mit Thunderbolt 5
von rush - Fr 16:54
» Z-Cam Firmware 1.0.6 und 1.0.7 funktionieren nicht
von Clemens Schiesko - Fr 12:44
» RIP: Renato Casaro
von ruessel - Fr 10:04
» Praxistest: DaVinci Resolve 20
von ruessel - Fr 9:46
» Slashcam Interviewsetup im Test: Sony FX2, iPhone Pro Max, Blackmagic Cloud, Nanlite PICO
von rob - Fr 8:22
» NVIDIA RTX 50 SUPER: Voraussichtliches Release erst Frühjahr 2026 – Lohnt das Warten?
von blindcat - Fr 7:26
» Alien: Romulus - Teaser Trailer online - produziert von Ridley Scott, gedreht auf Alexa 35
von iasi - Do 20:50
» Suche Unterstützung für die Bedienung von Hard- & Software ...
von Onfire - Do 15:17