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Auftragslage weiter Rückläufig?



Der Joker unter den Foren -- für alles, was mehrere Kategorien gleichzeitig betrifft, oder in keine paßt
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Videopower
Beiträge: 76

Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Videopower »

Hallo zusammen,

ich wollte mal in die Runde fragen, wie es bei euch aktuell mit der Auftragslage im B2B-Geschäft aussieht. Von vielen Dienstleistern aus den Bereichen Film, Fotografie, Grafikdesign und Social Media und weiteren affinen Dienstleistern hört man, dass die Nachfrage stark zurückgegangen ist, bzw. es geht nichts mehr. Die Warmakquise bei langjährigen Kunden bleibt erfolglos, da viele ihr Geld zurückhalten, obwohl noch Rücklagen vorhanden sind. Das Geschäft ist seit über 4 Jahren eingetrübt.

Gründe dafür sind unter anderem die Rezession, hohe Energiekosten, wirtschaftliche Stagnation, Abwanderung von Unternehmen, Insolvenzen und allgemeine Unsicherheiten wegen der globalen politischen Lage und einem hoffentlich vermeidbaren dritten Weltkrieg. Wie sind eure Erfahrungen?

Bin gespannt auf eurer Feedback.

Viele Grüße



Frank Glencairn
Beiträge: 24185

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Frank Glencairn »

Ich hab (gottseidank) kaum mit B2B zu tun, bei mir läuft das eher über Agenturen und Produktionshäuser, bzw. bei Filmprojekten über persönliche Kontakte.
Die paar B2B Sachen, die ich überhaupt noch mache laufen allerdings (noch)ganz normal. Aber wie schon gesagt, das ist nur ein minimaler Anteil.

Und ja, ich höre auch immer öfter, daß viele ganz massiv zu kämpfen haben.
Gerade heute Morgen war wieder ein Podcast darüber, der auf das Thema eingeht.
Episode 6 - IN THE FUTURE, WE WILL ALL BE DEAD. Was, wenn The Future Of Filmmaking mal nicht so rosig aussieht? Wie gehn wir mit Filmmaking- und Filmmakerkrisen um? Dazu haben wir einen echten Psychologen zur Gruppensession eingeladen.
https://www.filmmakingfuture.com/episod ... eingeladen
Sapere aude - de omnibus dubitandum
Zuletzt geändert von Frank Glencairn am Mi 29 Mai, 2024 11:05, insgesamt 1-mal geändert.



iasi
Beiträge: 25477

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von iasi »

Videopower hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 10:32 Hallo zusammen,

ich wollte mal in die Runde fragen, wie es bei euch aktuell mit der Auftragslage im B2B-Geschäft aussieht. Von vielen Dienstleistern aus den Bereichen Film, Fotografie, Grafikdesign und Social Media und weiteren affinen Dienstleistern hört man, dass die Nachfrage stark zurückgegangen ist, bzw. es geht nichts mehr. Die Warmakquise bei langjährigen Kunden bleibt erfolglos, da viele ihr Geld zurückhalten, obwohl noch Rücklagen vorhanden sind. Das Geschäft ist seit über 4 Jahren eingetrübt.

Gründe dafür sind unter anderem die Rezession, hohe Energiekosten, wirtschaftliche Stagnation, Abwanderung von Unternehmen, Insolvenzen und allgemeine Unsicherheiten wegen der globalen politischen Lage und einem hoffentlich vermeidbaren dritten Weltkrieg. Wie sind eure Erfahrungen?

Bin gespannt auf eurer Feedback.

Viele Grüße
Die Gründe sind andere.



Videopower
Beiträge: 76

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Videopower »

iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 11:04
Videopower hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 10:32 Hallo zusammen,

ich wollte mal in die Runde fragen, wie es bei euch aktuell mit der Auftragslage im B2B-Geschäft aussieht. Von vielen Dienstleistern aus den Bereichen Film, Fotografie, Grafikdesign und Social Media und weiteren affinen Dienstleistern hört man, dass die Nachfrage stark zurückgegangen ist, bzw. es geht nichts mehr. Die Warmakquise bei langjährigen Kunden bleibt erfolglos, da viele ihr Geld zurückhalten, obwohl noch Rücklagen vorhanden sind. Das Geschäft ist seit über 4 Jahren eingetrübt.

Gründe dafür sind unter anderem die Rezession, hohe Energiekosten, wirtschaftliche Stagnation, Abwanderung von Unternehmen, Insolvenzen und allgemeine Unsicherheiten wegen der globalen politischen Lage und einem hoffentlich vermeidbaren dritten Weltkrieg. Wie sind eure Erfahrungen?

Bin gespannt auf eurer Feedback.

Viele Grüße
Die Gründe sind andere.
Und welche anderen Gründe meinst du? Bitte KI außen vor lassen, dass ist nicht der Grund.



-paleface-
Beiträge: 4527

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von -paleface- »

Da geb ich Iasi recht.
Es hat nix mit Energie kosten zu tun das keine Aufträge kommen sollen.

Den es ändert nichts daran das das Produkt ja beworben werden muss.

Es ist eher der Wert der Arbeit der in den letzten Jahren stark gesunken ist.
Zudem gehen Firmen eher auf Sicherheit.
Stellen ihre eigenen Medienleute ein.
Ki, ist auch ein großes Thema.

Was mir geholfen hat ist der Blick über den Tellerrand.
Ich hab kaum noch Projekte in meiner Heimat. Bin dafür mehr IN Deutschland unterwegs.
Irgendo wird immer was gedreht, nur halt weniger vor der Haustür.
www.mse-film.de | Kurzfilme & Videoclips

www.daszeichen.de | Filmproduktion & Postproduktion



Frank Glencairn
Beiträge: 24185

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Frank Glencairn »

-paleface- hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 11:10
Ich hab kaum noch Projekte in meiner Heimat. Bin dafür mehr IN Deutschland unterwegs.
Irgendo wird immer was gedreht, nur halt weniger vor der Haustür.
Ich hab sowieso noch nie verstanden, warum viele nur regional arbeiten.
Einen größeren Bremsklotz kann man sich doch nicht ans Bein binden.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Jott
Beiträge: 21843

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Jott »

Stimmt, wird etwas ruhiger. Man muss seine Nischen suchen.

Als Grund für den Trend sehe ich, dass viele inzwischen ihr B-to-B-Zeug mit Smartphones selber filmen (jede Firma hat jemanden, der sich dazu berufen fühlt) und irgendwie zusammen nageln, KI-Stimme drüber, kostet nix.

Und weil's nix kostet, schluckt man die Mängel. Auf "Social" darf's ja gerne "dreckig" sein, authentisch, das ist die Rechtfertigung. Seriösität war gestern.

Bei großen Unternehmen und Konzernen ist man immer noch gut aufgehoben, weil die auf ihre Markenführung achten und nicht die Praktikanten ran lassen.
Aber ab Mittelstand abwärts gilt immer öfter do-it-yourself. Oder es werden Leute beauftragt, die nicht teurer sind als die Putzhilfe.

Aber man muss nicht jammern. Wer was kann, wird immer punkten können.



GaToR-BN
Beiträge: 492

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von GaToR-BN »

Das ist auch mein Eindruck, wobei meine Auftragslage stark schwankt und ich viele verschiedene Leistungen anbiete. Deswegen ist meine Meinung verzerrt.

Die grundsätzlichen Unsicherheiten (Corona, Kriege, Klimafolgen, Veränderungen durch KI, Politische Verhältnisse, Shitstorms) haben ja zugenommmen.
Ich stelle mir vor, dass sich das Videomarketing deutlich verändert wird. Ein Teil der Werbung wird glatt generiert werden und bei einem anderen Teil geht es, um persönliche Glaubwürdigkeit von echten Protagnisten.
Das kann man dann vielleicht auch mit einem Iphone 22 plus KI-Optimierung aufnehmen lassen. Die Zeit der Sprecher ist auf jeden Fall bald vorbei.

Mich würde interessieren, wie Ihr euch selbst auf einen Wandel vorbereitet? Ich habe mich mehr mit Storytelling und textbasierter KI zur Konzeption beschäftigt.
Zitat: Mach sichtbar, was vielleicht ohne dich nie wahrgenommen worden wäre. – Robert Bresson –
Über mich



berlin123
Beiträge: 972

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von berlin123 »

Ein der bekanntesten Stimmen Deutschlands (Flughafen-Ansage) bekommt fast keine Aufträge mehr:



MK
Beiträge: 4426

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von MK »

berlin123 hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 13:26 Ein der bekanntesten Stimmen Deutschlands (Flughafen-Ansage) bekommt fast keine Aufträge mehr:
Die spricht ja schon selbst wie eine KI.



j.t.jefferson
Beiträge: 1009

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von j.t.jefferson »

Hab ein eigenes Großprojekt letztes Jahr begonnen und mache einfach nur noch Sachen die mir Spaß machen. Seitdem komme ich nicht mehr zur Ruhe mit Jobs.
Von den Großagenturen gelöst und mache jetzt die Projekte selber.
Finde es viel entspannter und befreiender so.

Hatte früher fast nur Musikvideos gemacht, wovon manche bald 200 Millionen Klicks haben, und wollte es eigentlich nicht mehr wegen dem Stress machen. Situationsbedingt hab ich wieder damit angefangen und durch ne andere Herangehensweise, macht mir der Kram auch auf einmal wieder Spaß...und bringt natürlich Kohlen.

Hört sich jetzt banal an aber bin froh das ich letztes Jahr fast finanziell am Arsch war. Bin jetzt wesentlich glücklicher mit der Arbeit, hab sogar mehr Kohle und mehr Freizeit.



-paleface-
Beiträge: 4527

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von -paleface- »

Ich war letzte Woche Donnerstag in Düsseldorf bei einer Tagung der NRW Bank wo unter anderem auch Sascha Lobo gesprochen hat.
Ki war überall ein Thema und vor allem auch Ki vs mein Job ist in Gefahr.

Verglichen wurde die Ki Revolution mit der Revolution der Autobotik. Schon die hat damals Millionen Menschen der Job gekostet, allerdings sind die nicht Arbeitslos geworden sondern machten dann eine andere Arbeit. Teils eine weniger anstrengende und auch besser bezahlte.

Nun beim Thema Ki ist es aber eine ganz andere Geschichte, warum?
Weil es dieses mal nicht die "Malocher" angreift sondern die die Schichte die durchaus einen besseren Schulabschluss hat.
Also Anwälte, Steuerberater und Manager.

Problem ist also, wie kann man denen denn jetzt einen bessere Alternative anbieten? Geht nicht. Prinzipiell wird es eine aus Siebung geben. Anwälte und Steuerberater wird es weiterhin geben. Aber die werden A weniger verdienen und B werden sie sich verkleinern.

Ich hab dort mit mehreren Fotografen vor Ort gesprochen, alle waren eher pessimistisch drauf wenn es um Ki geht.
Einfach weil die keine Lust haben was anderes außer Fotografie zu machen. Es ist schließlich eine Leidenschaft.

Aber man muss ganz klar sagen: Kunst wandert in den Hobbybereich ab.

PS:
Beeindruckend war sogar wie die Ki Schwimmmeister ersetzt....also Boris....halt dich gut fest! ;-)
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Mantas
Beiträge: 1327

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Mantas »

Jap, es hat sich noch nicht erholt, der Sommer ist zwar besser, aber es wird im groben noch andauern und den Markt bereinigen..



Alex
Beiträge: 1643

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Alex »

Generell habe ich seit Dezember 23 auch Anfragerückgänge. Das Winterloch war etwas größer dieses Jahr, bin aber froh, die letzten Jahre viel zu tun gehabt zu haben und im Laufe der Zeit macht einen das auch nicht mehr so nervös.

Ich habe aufgehört versuchen zu wollen, die Branche zu verstehen. Manchmal läuft sie am Puls der deutschen Wirtschaft, manchmal total konträr, hängt auch immer vom Bereich ab, in dem man tätig ist und welche Kunden man hat.

Früher haben mich härtere Zeiten mehr durchgebeutelt, heute bin ich da gechillter, weil die Aufträge kommen wieder rein, wenn man zufriedene Kunden hat, manchmal man muss halt ne Zeit überbrücken.
Wenn man seine Fixkosten für ein Jahr auf der Seite hat, dann kann man das entspannter sehen. Das geht natürlich nicht von jetzt auf gleich, aber man sollte dran arbeiten.

Deshalb sag ich den Berufsanfängern immer, dass sie sich Geld auf die Seite legen sollen und nicht immer das GAS befriedigen ;-)
Nix gegen Equipment kaufen, aber man sollte zusehen, dass es auch eingesetzt und dadurch abbezahlt wird. In der Vitrine oder beim Schülerball eingesetzt, bringts das nicht.
Mich hat es deutlich nach vorne gebracht, eigenes Equipment gekauft zu haben (sowohl neu als auch gebraucht) und mich von Verleihern im Tagesgeschäft unabhängig zu machen. Alles ist abgezahlt, somit habe ich immer Spielraum für Preisgestaltung.

Ich wundere oft über die hohen Fixkosten, die der ein oder andere so hat. Abos, bis der Arzt kommt, hier nen Kredi, da nen Leasingvertrag, schön auf dicke Hose machen, die Hälfte ist nicht abgezahlt, dazu ne teure Wohnung in der Stadt, dann siehts natürlich finster aus, wenn niemand anruft.

Ich rate immer, sich ein zweites Standbein zu schaffen. Bei mir war das schon immer die Postproduktion, das mach ich gerne im Wechsel zur Arbeit am Set. Nur am Set oder jeden Tag am Rechner mag ich auch nicht. Aber ab und zu paar Rechnertage eingestreut zu Dreharbeiten find ich klasse, grad wenn weniger Jobs geboten sind.

Dass die Nachfrage immer noch nicht wieder voll da ist, merke ich daran, dass man sich mit Jobangeboten konfrontiert sieht, die man eigentlich nicht unbedingt annehmen würde, wären die Auftragsbücher voll. Andererseits liebe ich die Abwechslung und probiere gerne mal was Neues aus.
Übrigens ist so eine Flaute auch immer wieder gut für eine Konsolidierung auf dem Markt, zwangsläufig verlassen viele in solchen Zeiten die Branche, das ist gut für die, die bleiben.

Mein "Highlight" letzte Woche: Ich bekam morgens einen Anruf, ob ich einen Kamera-Kollegen bei einer "szenischen" Produktion vertreten könne. Es musste schnell gehen, denn der Kollege erkrankte nachts und in 1h sollte der Dreh starten. Kaum Details am Telefon ausgetauscht, nur die Adresse (MMC-Studios, Köln), dort werden einige Soaps produziert, das wusste ich, denn ich habe dort schon viel gedreht, unter anderem "Alles was zählt" oder "Unter Uns" als Oberbeleuchter und war auch des Öfteren an der zweiten Kamera. Ich dachte mir, so schlimm kann es nicht sein, wir hatten damals immerhin nen Beleuchterstab und Dolly auf Schienen und sonstige Departments, wie man sie bei szenischen Produktionen gewöhnt ist. Probierste es mal aus. Wegen Gage hatte ich erst gar nicht gefragt, dachte mir das regeln wir dann schon und es musste wirklich schnell gehen...

Stunde später war ich am "Set".
Tja, von wegen Banane, es war leider ein neues Pilotprojekt. Irgendein Spin-of einer Richter-Reality-Soap(?) keine Ahnung wie man das nennt.
Keine Beleuchter, Praktikantenstadl, eine Büroetage mit einem Raum, der auf "Richterzimmer" getrimmt wurde (mehr schlecht als recht), mit vorhandener Deckenbeleuchtung (schüttel). Es sollte "real" aussehen (OMG).

Jedenfalls waren wir 2 Kameraleute mit fett aufgeriggten FX9, Mattebox, fettem Zoom, mit 3 Kanal Objektivsteuerung per Wippen/Joystick. Schnelle Lernkurve, weil ungewohnt (Zoom mit dem rechten(!) Daumen, Schärfe ziehen mit dem rechten(!) Zeigefinger ô.Ô), für Umbau war keine Zeit, ging dann aber irgendwie. Jedenfalls standen wir dann mit ner kurzen, verspäteten Mittagspause 11,5h am Set und haben fast nonstop durchgedreht. Die Szenen (zweistellige Anzahl) wurden vorher ganz kurz besprochen und dann direkt gedreht. Ohne Stellprobe. Ohne Kameraprobe. In alle Richtungen. Voll das Ballett mit dem anderen Kameramann abgezogen, dass man sich nicht gegenseitig abschießt und trotzdem schneidbare Bilder bekommt. Alter Vatter. Die Mühle war schwer, wie Hacke und nach 11 Stunden waren wir alle platt.

Mir wurde gesagt, dass alles ganz klasse lief und ich mich schnell und gut eingearbeitet habe, man könne das ja öfters machen... Als sie mich dann fragten, was ich dafür berechnen will, fragte ich, was sie denn sonst dafür bieten.
400 €/10h zzgl. Overtime (!) wurde mir gesagt.

Da hats mich fast aus den Socken gehauen und ich musste wirklich laut lachen.
Ich hab ihm dann gesagt, ich komme ihm entgegen, mit 500+Overtime (was er auch verstanden hat) und dass er mich für solche Gagen nicht mehr anrufen braucht. Das war zwar lediglich ein "Kameraoperator" Job, aber immer noch lausig im Vergleich zu anderen Jobs.

Es war trotzdem interessant diesen "Iasi-Dreh" erlebt zu haben, aber neee, das brauch ich eigentlich nicht.
j.t.jefferson hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 14:05 Hab ein eigenes Großprojekt letztes Jahr begonnen und mache einfach nur noch Sachen die mir Spaß machen.
...
Situationsbedingt hab ich wieder damit angefangen und durch ne andere Herangehensweise, macht mir der Kram auch auf einmal wieder Spaß
...
Bin jetzt wesentlich glücklicher mit der Arbeit, hab sogar mehr Kohle und mehr Freizeit.
Klingt toll, erzähl doch mal etwas mehr...



Frank Glencairn
Beiträge: 24185

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Frank Glencairn »

Alex hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 16:05 Als sie mich dann fragten, was ich dafür berechnen will, fragte ich, was sie denn sonst dafür bieten.
400 €/10h zzgl. Overtime (!) wurde mir gesagt.
WTF? Sind die noch ganz sauber?
Wow - das grenzt ja an Mindestlohn für ungelernte Arbeiter.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Alex
Beiträge: 1643

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Alex »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 16:15
Alex hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 16:05 Als sie mich dann fragten, was ich dafür berechnen will, fragte ich, was sie denn sonst dafür bieten.
400 €/10h zzgl. Overtime (!) wurde mir gesagt.
WTF? Sind die noch ganz sauber?
Wow - das grenzt ja an Mindestlohn für ungelernte Arbeiter.
Scheint dort normal zu sein ¯\_(ツ)_/¯
Aber ich muss dazusagen, der andere Kameramann, war deren Dienstleister für Personal und Equipment.
Der Tonmann, ein Assi/Runner(?) und eben mich, dazu das komplette Equipment für Kamera+Ton.
Er wird sich beim Durchreichen des Jobs, auch noch was abzweigen, dann bleibt das übrig.
Für ihn rechnet sich das Ganze exzellent.
Und es scheint Personal zu geben, die das wohl dafür machen.

Aber wir haben hier in Köln auch "Kameraleute" wie Sand am Meer, deshalb finde ich auch einen gewissen Gefallen am "Winterloch" und der resultierenden Konsolidierung. Ist das Personal knapper, kann man die Preise nicht mehr so dumpen.



pillepalle
Beiträge: 9095

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von pillepalle »

Bin vermutlich auch nicht der Stereotyp eines Freiberuflers, aber bei mir war die Auftragslage eigentlich nie von der allgemeinen wirtschaftlichen Konjunktur abhängig. Dafür sind die Sachen die ich mache vermutlich zu speziell. Jedenfalls hatte ich in den letzten 20 Jahren schon in Witrschaftsflauten gut zu tun und in Zeiten wo die Wirtschaft brummte eher wenig. Klar, Corona war in gewisser Weise eine Ausnahme, weil praktisch alles still stand, aber selbst in der Pandemie hatte ich noch genug zu tun.

Wurde ja auch schon viel gesagt, aber ich fand es immer praktisch flexibel zu sein und nicht stehen zu bleiben (also wissenstechnisch). Mich interessiert eigentlich alles und als ich fotografisch das Gefühl hatte nicht mehr viel lernen zu können, habe ich angefangen mich für Film zu interessieren. Jetzt mache ich beides und nebenbei auch noch Retuschen, oder etwas Post für Leute die gar keinen Plan haben. Aber das ist eben sehr individuell. Mein Kollege ist z.B. ein totaler Spezialist, bedient nur eine ganz spezielle Nische und fährt damit auch sehr gut.

Und ja, mit der Zeit wird man erfahrener und lernt schlecht bezahlte Jobs vorbeiziehen zu lassen, ohne ihnen eine Träne nachzuweinen. Jetzt mache ich auch nur noch das wozu ich Lust habe, oder das was sehr lukrativ ist. Für den Rest ist mir meine Zeit zu schade. Dann lieber ein paar Kröten weniger. Kann man sich ja aussuchen, was einem wichtig ist :)

VG
Dynamik ist nur was für Luschen die ihr Licht am Set nicht im Griff haben.



iasi
Beiträge: 25477

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von iasi »

Alex hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 16:05 Generell habe ich seit Dezember 23 auch Anfragerückgänge. Das Winterloch war etwas größer dieses Jahr, bin aber froh, die letzten Jahre viel zu tun gehabt zu haben und im Laufe der Zeit macht einen das auch nicht mehr so nervös.

Ich habe aufgehört versuchen zu wollen, die Branche zu verstehen. Manchmal läuft sie am Puls der deutschen Wirtschaft, manchmal total konträr, hängt auch immer vom Bereich ab, in dem man tätig ist und welche Kunden man hat.

Früher haben mich härtere Zeiten mehr durchgebeutelt, heute bin ich da gechillter, weil die Aufträge kommen wieder rein, wenn man zufriedene Kunden hat, manchmal man muss halt ne Zeit überbrücken.
Wenn man seine Fixkosten für ein Jahr auf der Seite hat, dann kann man das entspannter sehen. Das geht natürlich nicht von jetzt auf gleich, aber man sollte dran arbeiten.

Deshalb sag ich den Berufsanfängern immer, dass sie sich Geld auf die Seite legen sollen und nicht immer das GAS befriedigen ;-)
Nix gegen Equipment kaufen, aber man sollte zusehen, dass es auch eingesetzt und dadurch abbezahlt wird. In der Vitrine oder beim Schülerball eingesetzt, bringts das nicht.
Mich hat es deutlich nach vorne gebracht, eigenes Equipment gekauft zu haben (sowohl neu als auch gebraucht) und mich von Verleihern im Tagesgeschäft unabhängig zu machen. Alles ist abgezahlt, somit habe ich immer Spielraum für Preisgestaltung.

Ich wundere oft über die hohen Fixkosten, die der ein oder andere so hat. Abos, bis der Arzt kommt, hier nen Kredi, da nen Leasingvertrag, schön auf dicke Hose machen, die Hälfte ist nicht abgezahlt, dazu ne teure Wohnung in der Stadt, dann siehts natürlich finster aus, wenn niemand anruft.

Ich rate immer, sich ein zweites Standbein zu schaffen. Bei mir war das schon immer die Postproduktion, das mach ich gerne im Wechsel zur Arbeit am Set. Nur am Set oder jeden Tag am Rechner mag ich auch nicht. Aber ab und zu paar Rechnertage eingestreut zu Dreharbeiten find ich klasse, grad wenn weniger Jobs geboten sind.

Dass die Nachfrage immer noch nicht wieder voll da ist, merke ich daran, dass man sich mit Jobangeboten konfrontiert sieht, die man eigentlich nicht unbedingt annehmen würde, wären die Auftragsbücher voll. Andererseits liebe ich die Abwechslung und probiere gerne mal was Neues aus.
Übrigens ist so eine Flaute auch immer wieder gut für eine Konsolidierung auf dem Markt, zwangsläufig verlassen viele in solchen Zeiten die Branche, das ist gut für die, die bleiben.

Mein "Highlight" letzte Woche: Ich bekam morgens einen Anruf, ob ich einen Kamera-Kollegen bei einer "szenischen" Produktion vertreten könne. Es musste schnell gehen, denn der Kollege erkrankte nachts und in 1h sollte der Dreh starten. Kaum Details am Telefon ausgetauscht, nur die Adresse (MMC-Studios, Köln), dort werden einige Soaps produziert, das wusste ich, denn ich habe dort schon viel gedreht, unter anderem "Alles was zählt" oder "Unter Uns" als Oberbeleuchter und war auch des Öfteren an der zweiten Kamera. Ich dachte mir, so schlimm kann es nicht sein, wir hatten damals immerhin nen Beleuchterstab und Dolly auf Schienen und sonstige Departments, wie man sie bei szenischen Produktionen gewöhnt ist. Probierste es mal aus. Wegen Gage hatte ich erst gar nicht gefragt, dachte mir das regeln wir dann schon und es musste wirklich schnell gehen...

Stunde später war ich am "Set".
Tja, von wegen Banane, es war leider ein neues Pilotprojekt. Irgendein Spin-of einer Richter-Reality-Soap(?) keine Ahnung wie man das nennt.
Keine Beleuchter, Praktikantenstadl, eine Büroetage mit einem Raum, der auf "Richterzimmer" getrimmt wurde (mehr schlecht als recht), mit vorhandener Deckenbeleuchtung (schüttel). Es sollte "real" aussehen (OMG).

Jedenfalls waren wir 2 Kameraleute mit fett aufgeriggten FX9, Mattebox, fettem Zoom, mit 3 Kanal Objektivsteuerung per Wippen/Joystick. Schnelle Lernkurve, weil ungewohnt (Zoom mit dem rechten(!) Daumen, Schärfe ziehen mit dem rechten(!) Zeigefinger ô.Ô), für Umbau war keine Zeit, ging dann aber irgendwie. Jedenfalls standen wir dann mit ner kurzen, verspäteten Mittagspause 11,5h am Set und haben fast nonstop durchgedreht. Die Szenen (zweistellige Anzahl) wurden vorher ganz kurz besprochen und dann direkt gedreht. Ohne Stellprobe. Ohne Kameraprobe. In alle Richtungen. Voll das Ballett mit dem anderen Kameramann abgezogen, dass man sich nicht gegenseitig abschießt und trotzdem schneidbare Bilder bekommt. Alter Vatter. Die Mühle war schwer, wie Hacke und nach 11 Stunden waren wir alle platt.

Mir wurde gesagt, dass alles ganz klasse lief und ich mich schnell und gut eingearbeitet habe, man könne das ja öfters machen... Als sie mich dann fragten, was ich dafür berechnen will, fragte ich, was sie denn sonst dafür bieten.
400 €/10h zzgl. Overtime (!) wurde mir gesagt.

Da hats mich fast aus den Socken gehauen und ich musste wirklich laut lachen.
Ich hab ihm dann gesagt, ich komme ihm entgegen, mit 500+Overtime (was er auch verstanden hat) und dass er mich für solche Gagen nicht mehr anrufen braucht. Das war zwar lediglich ein "Kameraoperator" Job, aber immer noch lausig im Vergleich zu anderen Jobs.

Es war trotzdem interessant diesen "Iasi-Dreh" erlebt zu haben, aber neee, das brauch ich eigentlich nicht.
j.t.jefferson hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 14:05 Hab ein eigenes Großprojekt letztes Jahr begonnen und mache einfach nur noch Sachen die mir Spaß machen.
...
Situationsbedingt hab ich wieder damit angefangen und durch ne andere Herangehensweise, macht mir der Kram auch auf einmal wieder Spaß
...
Bin jetzt wesentlich glücklicher mit der Arbeit, hab sogar mehr Kohle und mehr Freizeit.
Klingt toll, erzähl doch mal etwas mehr...
Da hast du also einen Routinedreh in Extremform erlebt.
Ablauf wie es die Erfahrenen kennen, aber mit einem Budget, das dann nur für´s schnelle runternudeln taugte - ein extremes Beispiel für das Problem der Routinedrehs.

Wahrscheinlich ist das Ergebnis dann nicht mal viel schlechter gewesen, als das, was bei einem üblichen Routinedreh erzielt worden wäre. :)



Frank Glencairn
Beiträge: 24185

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Frank Glencairn »

iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 18:47
Da hast du also einen Routinedreh in Extremform erlebt.
Eher das Gegenteil von einem Routinedreh da passiert sowas normal nicht.
Keine Beleuchter, Praktikantenstadl, eine Büroetage mit einem Raum, der auf "Richterzimmer" getrimmt wurde (mehr schlecht als recht), mit vorhandener Deckenbeleuchtung (schüttel). Es sollte "real" aussehen (OMG).

Das klingt exakt nach nem Dreh wie du ihn veranstalten würdest - nur vorhandenes Licht, unerfahrene Crew, ganze Departments eingespart, Sparmaßnahmen an der Location und am Set Design (macht man ja alles in der Post und mit ner langen Brennweite).

Das ist doch genau dein Patentrezept für ne Shitshow.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



iasi
Beiträge: 25477

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von iasi »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 19:46
iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 18:47
Da hast du also einen Routinedreh in Extremform erlebt.
Eher das Gegenteil von einem Routinedreh da passiert sowas normal nicht.
Die Abläufe entsprechen den Routinen.
Nur ist das Budget offensichtlich derart knapp, dass die ganze Sache als extremes Beispiel dienen kann.
Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 19:46
Keine Beleuchter, Praktikantenstadl, eine Büroetage mit einem Raum, der auf "Richterzimmer" getrimmt wurde (mehr schlecht als recht), mit vorhandener Deckenbeleuchtung (schüttel). Es sollte "real" aussehen (OMG).

Das klingt exakt nach nem Dreh wie du ihn veranstalten würdest - nur vorhandenes Licht, unerfahrene Crew, ganze Departments eingespart, Sparmaßnahmen an der Location und am Set Design (macht man ja alles in der Post und mit ner langen Brennweite).

Das ist doch genau dein Patentrezept für ne Shitshow.
Das kommt heraus, wenn man an deiner Art des Drehens festzuhalten versucht, weil man sich ja eh nicht für das Budget interessiert.
... fett aufgeriggten FX9, Mattebox, fettem Zoom, mit 3 Kanal Objektivsteuerung per Wippen/Joystick. ...
und 11,5h fast nonstop gedreht.

Und du denkst wirklich, dass erfahrene Beleuchter hier noch etwas retten können?! :)
Weil die natürlich an dem beschränkten Budget etwas geändert hätten.
Denn natürlich macht man aus 11,5h gleich mal 3 Tage, wenn man auch noch Beleuchter bezahlt - die Logik der Routiniers. ;)

Dabei ist dies doch nur ein extremes Beispiel für die Problematik:
Es wird nach mehr Leuten, mehr Equipment und mehr von allem gerufen, auch wenn das Geld dafür schlicht nicht da ist. Mal zu überlegen, wie man es anders machen könnte, sodass das Geld aus ausreicht, kommt den Routiniers nicht in den Sinn.

"Shitshow"?
Ich denke dann immer:
Du verlangst mehr, dann schau, wie du das Geld für dieses "mehr" auch auftreiben kannst.
Oder schau zu, wie du das vorhandene Budget so einsetzt, dass keine "Shitshow" dabei herauskommt.
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sich diese "Shitshow" dann auf dem Bildschirm gar nicht sonderlich von dem unterscheidet, was die erfahrenen Routiniers auch mit etwas mehr Mitteln produziert hätten. ;) :)



macaw
Beiträge: 1496

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von macaw »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 19:46 Das klingt exakt nach nem Dreh wie du ihn veranstalten würdest - nur vorhandenes Licht, unerfahrene Crew, ganze Departments eingespart, Sparmaßnahmen an der Location und am Set Design (macht man ja alles in der Post und mit ner langen Brennweite).
Und nicht vergessen: An den Gagen der wichtigen Leute wurde zur Belohnung auch noch gespart...

Zur Frage des Threads: Ich habe (VFX/Retouch) recht gut zu tun und das seitdem die Pandemie abgeflaut ist. Mittlerweile kommt ein Großteil meiner Aufträge von Bundesweit und Europaweit. Anderen Kollegen geht es dafür teils richtig schlecht, vor allem im Schnitt, Color Grading und so.



macaw
Beiträge: 1496

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von macaw »

Alex hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 16:05 Deshalb sag ich den Berufsanfängern immer, dass sie sich Geld auf die Seite legen sollen und nicht immer das GAS befriedigen ;-)
Nix gegen Equipment kaufen, aber man sollte zusehen, dass es auch eingesetzt und dadurch abbezahlt wird. In der Vitrine oder beim Schülerball eingesetzt, bringts das nicht.
Mich hat es deutlich nach vorne gebracht, eigenes Equipment gekauft zu haben (sowohl neu als auch gebraucht) und mich von Verleihern im Tagesgeschäft unabhängig zu machen. Alles ist abgezahlt, somit habe ich immer Spielraum für Preisgestaltung.

Ich wundere oft über die hohen Fixkosten, die der ein oder andere so hat. Abos, bis der Arzt kommt, hier nen Kredi, da nen Leasingvertrag, schön auf dicke Hose machen, die Hälfte ist nicht abgezahlt, dazu ne teure Wohnung in der Stadt, dann siehts natürlich finster aus, wenn niemand anruft.

Amen. Aber das sind nicht nur Probleme der Neulinge. Ich kenne so einige die schon länger dabei sind und mächtig auf die Schnauze gefallen sind, einer musste sogar in die Insolvenz weil er seine Finanzen nicht im Griff hatte...und eigentlich noch immer nicht hat.



MK
Beiträge: 4426

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von MK »

Jedem Gewerbetreibenden ist die Aneignung zumindest kaufmännischer Grundkenntnisse anzuraten...

Ich kenne so Leute die tausende in Equipment, neuen Rechner, etc. investieren und dann die Preise runterschrauben weil man ja nur noch halb so lang zum Rendern braucht oder die Kosten beim Verleiher spart, und dann stolz erzählen wie sie jetzt doppelt so viele Kunden zum halben Preis bedienen. LOL



Frank Glencairn
Beiträge: 24185

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Frank Glencairn »

iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 20:44
Die Abläufe entsprechen den Routinen.
Nein, in Wirklichkeit entsprechen die Abläufe genau dem Gegenteil von Routinen, sondern sie entsprechen exakt deiner Art zu Produzieren. Quasi alles was du hier seit Jahren forderst war an diesem Dreh im Spiel.
iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 20:44
Das kommt heraus, wenn man an deiner Art des Drehens festzuhalten versucht, weil man sich ja eh nicht für das Budget interessiert.
Nein, das kommt raus wenn man so drehen will wie du.

Aber das kannst du natürlich alles nicht wissen, weil du noch nie an einem Set warst.
Stattdessen redest du dich mit immer absurderen Antworten immer weite in eine Ecke.
Sapere aude - de omnibus dubitandum
Zuletzt geändert von Frank Glencairn am Do 30 Mai, 2024 09:02, insgesamt 1-mal geändert.



iasi
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Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von iasi »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 21:41
iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 20:44
Die Abläufe entsprechen den Routinen.
Nein, in Wirklichkeit entsprechen die Abläufe genau dem Gegenteil von Routinen, sondern sie entsprechen exakt deiner Art zu Produzieren. Quasi alles was du hier seit Jahren forderst was an diesem Dreh im Spiel.
Du würdest nichts ändern, als schlicht mehr Personal und Technik zu wollen.

Es sind letztlich deine Produktionsabläufe nur mit noch weniger Geld, als eh schon bei zu knappen Budgets.
Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 21:41
iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 20:44
Das kommt heraus, wenn man an deiner Art des Drehens festzuhalten versucht, weil man sich ja eh nicht für das Budget interessiert.
Nein, das kommt raus wenn man so drehen will wie du.

Aber das kannst du natürlich alles nicht wissen, weil du noch nie an einem Set warst.
Stattdessen redest du dich mit immer absurderen Antworten immer weite in eine Ecke.
Du willst es letztlich nur nicht einsehen, dass dies eigentlich die Art von Dreh hätte sein sollen, die deinen Erfahrungen und somit Erwartungen entsprechen, aber hier nun einfach bis ins extrem eingedampft wurde, weil es noch mehr am Geld gefehlt hat, als eh schon üblich.

Und dann träumst du auch noch davon, eine solche "Richter-Reality-Soap" gedreht zu haben, als stamme sie aus einem Hollywood-Blockbuster. :)
Ja ja - bei den Soaps, die du gedreht hattest, wurde schließlich jede Einstellung einzel ausgeleuchtet und das Set in einem großen Studio aus massiver Eiche nachgebaut. :)

Die Helden der Erfahrung machen aus dem Budget für 2 Tage einen Dreh von einer Woche mit einer dreimal so großen Crew, denn um die Finanzen kümmern sie sich schließlich nicht - also geht das schon. ;)

Übrigens entsprechen 630€/Tag umgerechnet der Tarifgage eines DPs, mit der eine Produktion üblicherweise auch kalkuliert.
Beim Kameraschwenker sind wir bei knapp 350€/Tag.



Frank Glencairn
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Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Frank Glencairn »

iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 22:10
Und dann träumst du auch noch davon, eine solche "Richter-Reality-Soap" gedreht zu haben
Das allerletzte wovon ich träume ist ne Richter Reality Soap zu drehen :D
iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 22:10
Übrigens entsprechen 630€/Tag umgerechnet der Tarifgage eines DPs, mit der eine Produktion üblicherweise auch kalkuliert.
Beim Kameraschwenker sind wir bei knapp 350€/Tag.
Für Angestellte. Das war aber hier nicht der Fall.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



iasi
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Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von iasi »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 22:15
iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 22:10
Und dann träumst du auch noch davon, eine solche "Richter-Reality-Soap" gedreht zu haben
Das allerletzte wovon ich träume ist ne Richter Reality Soap zu drehen :D
Immerhin aber wir da mal was gemeinsam. :)
Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 22:15
iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 22:10
Übrigens entsprechen 630€/Tag umgerechnet der Tarifgage eines DPs, mit der eine Produktion üblicherweise auch kalkuliert.
Beim Kameraschwenker sind wir bei knapp 350€/Tag.
Für Angestellte. Das war aber hier nicht der Fall.
Und doch kalkuliert die Produktionsfirma damit.

Üblicherweise ist die Tagesgage etwa 1/4 der Wochengage, daher wären es es schon mal rund 430€/Tag - und als Rechnungssteller dann nochmal mehr. Aber es nun so darzustellen, als wären die 500€ für die 2.Kamera bei einer Soap-Produktion ein Hungerlohn, ist dann doch etwas übertrieben.

Die Zuschauer konsumieren diesen Doku-Stil offensichtlich und die Sender kalkulieren, wieviel es kosten darf.
Mehr darf die Produktion dann nicht kosten, sonst wird schlicht und einfach nicht produziert.

Bei den Unternehmen sieht es dann eben so aus, dass das AV-Medien-Budget festgelegt wird - und wenn mal wieder eine Kosteneinsparungssrunde ansteht, wird dieses Budget gekürzt - was sehr viel unkomplizierter geht, als Einsparungen z.B. im Produktionsbereich. ;)



Frank Glencairn
Beiträge: 24185

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Frank Glencairn »

iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 22:57
Und doch kalkuliert die Produktionsfirma damit.

Üblicherweise ist die Tagesgage etwa 1/4 der Wochengage, daher wären es es schon mal rund 430€/Tag - und als Rechnungssteller dann nochmal mehr. Aber es nun so darzustellen, als wären die 500€ für die 2.Kamera bei einer Soap-Produktion ein Hungerlohn, ist dann doch etwas übertrieben.
Mann muß ja nicht unbedingt jeden Preis-Dump mitmachen.
Wenn die mit diesen Preisvorstellungen bei mir anfragen würden, hätte das ein höfliches "Danke, aber nein Danke" zur Folge.

Wer nicht in der Lage ist seine Kosten kaufmännisch zu berechnen (Versicherungen/Rücklagen/Ausgaben/Urlaub/Krankheit/Rente/Steuern/Abgaben/Mobilität/Miete etc.), und dann den entsprechenden Preis aufzurufen, ist ganz schnell pleite.

Allein die Tatsache daß du Tariflöhne für Angestellte mit Freelancer Preisen verwechselst zeigt ja wie viel Ahnung du von sowas hast.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



iasi
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Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von iasi »

Frank Glencairn hat geschrieben: Do 30 Mai, 2024 09:09
iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 22:57
Und doch kalkuliert die Produktionsfirma damit.

Üblicherweise ist die Tagesgage etwa 1/4 der Wochengage, daher wären es es schon mal rund 430€/Tag - und als Rechnungssteller dann nochmal mehr. Aber es nun so darzustellen, als wären die 500€ für die 2.Kamera bei einer Soap-Produktion ein Hungerlohn, ist dann doch etwas übertrieben.
Mann muß ja nicht unbedingt jeden Preis-Dump mitmachen.
Wenn die mit diesen Preisvorstellungen bei mir anfragen würden, hätte das ein höfliches "Danke, aber nein Danke" zur Folge.

Wer nicht in der Lage ist seine Kosten kaufmännisch zu berechnen (Versicherungen/Rücklagen/Ausgaben/Urlaub/Krankheit/Rente/Steuern/Abgaben/Mobilität/Miete etc.), und dann den entsprechenden Preis aufzurufen, ist ganz schnell pleite.
Pleite geht man natürlich auch, wenn man keine Aufträge hat, weil man alles ablehnt.

Wer in der Branche drin ist und Teil des Netzwerkes geworden ist, kann sich über 500€ am Tag bequem echauffieren, für jemanden, der erst noch ins Branchen-Wunderland aufsteigen will, ist das nun mal der Weg.

Klar gibt es auch DPs, die machen es nicht für 2000€ pro Tag, ...
Andere sind sogar an einem Filmprojekt beteilgt, bei dem sie 0€ pro Tag überwiesen bekommen.
Frank Glencairn hat geschrieben: Do 30 Mai, 2024 09:09 Allein die Tatsache daß du Tariflöhne für Angestellte mit Freelancer Preisen verwechselst zeigt ja wie viel Ahnung du von sowas hast.
Dass du nicht verstehst, was mit Rechnungssteller gemeint ist, zeugt wiederum davon, dass du zwar immer gerne große Töne spukst, aber gerade selbst keine Ahnung hast. ;)



Alex
Beiträge: 1643

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Alex »

iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 22:10 Ja ja - bei den Soaps, die du gedreht hattest, wurde schließlich jede Einstellung einzel ausgeleuchtet und das Set in einem großen Studio aus massiver Eiche nachgebaut. :)
Ja Iasi, im Prinzip ganz genau so!
Weil du (und evtl. einige andere hier) vielleicht ein falsches Verständnis von "Soap" haben und wie sie produziert wird, hab ich hier ein paar Setfotos von der Soap "Unter Uns", die ich als Oberbeleuchter ca. 3 Jahre im Außendreh (3 Tage/Woche) begleitet habe, während das Studioteam 4 Tage pro Woche separat produzierte (Mein Lieblingsbild ist immer noch meine Wenigkeit mit dem Marienkäfer-Schirm :DDD):

Produktionsfotos Unter Uns

(Achtung, Iasi, dort sind Butterflys zu sehen, ich weiß, die machen dir Angst...)

Stellenweise haben wir es ganz gut krachen lassen für eine "Soap".
Nur mal so, weil viele offensichtlich denken, dass dort an Crew/Equipment gespart wurde.

Von "Alles was zählt" habe ich auch noch ein ähnliches Paket, das wurde stellenweise noch aufwändiger gedreht.
Und von den "richtigen" Serien, die ich gedreht habe, mal ganz zu schweigen.
Die (aktuelle) Folge erreichte 980.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, was um rund 100.000 über dem aktuellen Jahresschnitt liegt. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 14,6 Prozent Marktanteil gemessen, besser lief es für die Daily zuletzt 2022.
Diese Soap wird, glaube ich seit 1994 bis heute mit Erfolg gedreht.



markusG
Beiträge: 4696

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von markusG »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 21:41
iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 20:44
Die Abläufe entsprechen den Routinen.
Nein, in Wirklichkeit entsprechen die Abläufe genau dem Gegenteil von Routinen, sondern sie entsprechen exakt deiner Art zu Produzieren. Quasi alles was du hier seit Jahren forderst war an diesem Dreh im Spiel.
Naja es klingt schon nach den Drehs die auch dir nicht fremd sind:
Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 21:41 Der Witz ist, das ich schon ganze Spielfilme mit einem lächerlichen Budget, 4 Lichtern und einer Skeleton Crew gedreht habe, und iasi nicht aufhört immer wieder auf's Neue zu behaupten, ich könnte das nur mit einem riesen Licht-Truck, zig Leuten und jeder Menge Geld.

Natürlich hab ich lieber eine Alexa (oder 3), einen Truck voll Licht und entsprechend viele Leute.
Nicht nur weil es das Bild schöner und das Leben einfacher macht, sondern halt auch alles viel schneller geht, und weniger stressig ist. Haste makes waste.

Das heißt aber noch lange nicht, daß ich anders nicht arbeiten kann, im Gegenteil.
Eigentlich bin ich eher bekannt dafür, daß ich selbst mit minimalen Möglichkeiten Bilder hin bekomme, die nach deutlich mehr Budget aussehen.
Ist dann aber sicher eher für Liebhaber-Projekte und dann sicher die Ausnahme, mit ner Skeleton-Crew arbeiten zu müssen.


Zum Thema Auftragslage von Drehs kann ich nur aus Agentur-Seite berichten dass die Lage eher aufgedreht hat, mit dem Ergebnis dass leider auch viel Schrott produziert wird, auch im Sinne von "geht in die Tonne weil es den Kunden nicht gefällt". Schon Wahnsinn was da teils nach wie vor an Kohle verballert wird. Ist aber auch aus dem Bereich Werbung, da ist es ja schon immer etwas "speziell". Und auch das ist sicher nicht in jedem Segment gleich...



pillepalle
Beiträge: 9095

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von pillepalle »

iasi hat geschrieben: Do 30 Mai, 2024 09:38 Pleite geht man natürlich auch, wenn man keine Aufträge hat, weil man alles ablehnt.

Wer in der Branche drin ist und Teil des Netzwerkes geworden ist, kann sich über 500€ am Tag bequem echauffieren, für jemanden, der erst noch ins Branchen-Wunderland aufsteigen will, ist das nun mal der Weg.
Das man als Neuling keine großen Honorarforderungen stellen kann, ist wohl klar. Aber das wovon Alex zuvor bereits gesprochen hatte, ist eben in eine Situation zu kommen in der man nicht mehr 'verzweifelt' jeden Job annehmen muss um zu überleben. Dann kann man es sich eben auch mal erlauben Nein zu sagen. Nicht nur das man bei einem sehr günstigen Preis immer latent unzufrieden ist (man fühlt sich ja eigentlich unterbezahlt), die eigene Arbeit wird auch nicht wertgeschätzt. Egal wie gut sie tatsächlich ist. Da gilt die alte Devise was nichts kostet ist auch nichts wert. Und dir schwebst im Grunde ja auch soetwas ähnliches vor, wenn du dank günstiger Leute mehr Drehtage zur Verfügung haben möchtest. Mit Dumpinglöhnen wirst du selten ein motiviertes Team haben. Daher vermutlich auch deine irrige Vorstellung, dass sich nur 'Beamte' am Set rum tummeln. Das ist einfach sparen am flaschen Ende.

VG
Dynamik ist nur was für Luschen die ihr Licht am Set nicht im Griff haben.



Jalue
Beiträge: 1467

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Jalue »

Videopower hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 10:32 ich wollte mal in die Runde fragen, wie es bei euch aktuell mit der Auftragslage im B2B-Geschäft aussieht.
Im Grunde kannst du dir solche Fragen hier sparen, denn die Antworten fallen stets gleich aus: Wenn überhaupt ist etwas ruhiger, man selbst sei aber nicht betroffen, weil so ein Super-Checker, dass die Kunden auf den Knien angerutscht kommen. Unausweichlich geraten dann ein paar Super-Checker in Streit darüber, wer den Längsten hat und das Thema versandet.

Wie es wirklich aussieht:

Ja, die Auftragslage ist beschissen und zwar bei fast allen mir bekannten Kollegen und quer durch die Gewerke und Teilbranchen. Betroffen sind nicht nur die Medien, in der IT sieht’s ähnlich mau aus. Laut Geschäftsklimaindex des ifo – Instituts litten im April 44 Prozent der Soloselbständigen in Deutschland unter Auftragsmangel und wenn man berücksichtigt, dass da auch gut ausgelastete Handwerker o.ä. mitbefragt wurden, kann man davon ausgehen, dass die Lage in einigen Branchen noch mieser ist.

Als Hauptgrund wird die allgemeine wirtschaftliche Lage genannt, Konsumzurückhaltung, etc. was impliziert, dass es irgendwann wieder besser wird, aber das ist keinesfalls gesetzt. Viele Medienunternehmen gehen seit 22‘ mit dem eisernen Besen durch ihre Strukturen, nicht nur in Deutschland – bei Reddit kann man gut nachlesen (einfach mal lay offs, journalism oder lay offs, filmmakers eingeben), dass die Lage in den USA ähnlich ist. Dabei spielt KI natürlich eine Rolle und natürlich entstehen dadurch auch neue Jobs - aber eben weniger und andere als zuvor.

In Deutschland/der EU kommt erschwerend hinzu, dass man den Solo-Selbständigen den Kampf angesagt hat, zuletzt kulminierend in der „Plattformrichtlinie“, die das EU-Parlament demnächst absegnen wird. Die Kriterien für Scheinselbständigkeit sind darin so schwammig formuliert, dass viele Unternehmen schon jetzt auf den Einsatz von Selbständigen verzichten, um horrenden Nachzahlungen an die Rentenversicherung zu entgehen. Darüber berichtet wird kaum, denn Gewerkschaften, Zeitarbeitsbuden und die Sozialkassen freut’s, wenn Freelancer zu Angestellten werden. Dass das für viele, gerade ältere, Selbständige auf Arbeitslosigkeit, bzw. den Niedriglohnsektor hinausläuft, nimmt man als Kollateralschaden wohl in Kauf.

Tut mir leid, wenn ich jetzt einigen Wasser in den Schampus der Selbstbeweihräucherung gegossen habe, feiert ihr mal schön weiter. Solange ihr noch könnt.

Quellen:
https://www.vgsd.de/pressemitteilung-ei ... utschland/

https://taz.de/Stellenabbau-in-den-Medien/!5923113/

https://www.zeit.de/arbeit/2024-05/ifo- ... ragsmangel



Frank Glencairn
Beiträge: 24185

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von Frank Glencairn »

markusG hat geschrieben: Do 30 Mai, 2024 10:31

Naja es klingt schon nach den Drehs die auch dir nicht fremd sind:
Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 21:41 Der Witz ist, das ich schon ganze Spielfilme mit einem lächerlichen Budget, 4 Lichtern und einer Skeleton Crew gedreht habe..
Ja und nein.

Zunächst mal - wenn man das schon so lange macht, hat man natürlich auch schon so ziemlich alles gesehen.

Auf der anderen Seite, ist selbst bei so einem Projekt wie oben alles bis auf's kleinste - entsprechende dem Budget - vorher durchkalkuliert und geplant. Ich hab gerade bei sowas natürlich auch keine unerfahrenen Kreativ-Praktikanten am Start, denen ich auch noch den ganzen Tag Händchen halten muß, sondern alte Hasen, die genau wissen wie man sowas stemmt, und unter Druck nicht zusammenbrechen.

Gerade unter Budget- und Zeitdruck muss alles wie ein Uhrwerk laufen, da kannst du dir irgendwelche Sperenzchen gar nicht leisten, sonst geht das ganz schnell den Bach runter.

Nicht meine liebste Art zu arbeiten, aber wenn's sein muß, mach ich es halt.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



iasi
Beiträge: 25477

Re: Auftragslage weiter Rückläufig?

Beitrag von iasi »

Alex hat geschrieben: Do 30 Mai, 2024 10:10
iasi hat geschrieben: Mi 29 Mai, 2024 22:10 Ja ja - bei den Soaps, die du gedreht hattest, wurde schließlich jede Einstellung einzel ausgeleuchtet und das Set in einem großen Studio aus massiver Eiche nachgebaut. :)
Ja Iasi, im Prinzip ganz genau so!
Weil du (und evtl. einige andere hier) vielleicht ein falsches Verständnis von "Soap" haben und wie sie produziert wird, hab ich hier ein paar Setfotos von der Soap "Unter Uns", die ich als Oberbeleuchter ca. 3 Jahre im Außendreh (3 Tage/Woche) begleitet habe, während das Studioteam 4 Tage pro Woche separat produzierte (Mein Lieblingsbild ist immer noch meine Wenigkeit mit dem Marienkäfer-Schirm :DDD):

Produktionsfotos Unter Uns

(Achtung, Iasi, dort sind Butterflys zu sehen, ich weiß, die machen dir Angst...)

Stellenweise haben wir es ganz gut krachen lassen für eine "Soap".
Nur mal so, weil viele offensichtlich denken, dass dort an Crew/Equipment gespart wurde.

Von "Alles was zählt" habe ich auch noch ein ähnliches Paket, das wurde stellenweise noch aufwändiger gedreht.
Und von den "richtigen" Serien, die ich gedreht habe, mal ganz zu schweigen.
Die (aktuelle) Folge erreichte 980.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, was um rund 100.000 über dem aktuellen Jahresschnitt liegt. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 14,6 Prozent Marktanteil gemessen, besser lief es für die Daily zuletzt 2022.
Diese Soap wird, glaube ich seit 1994 bis heute mit Erfolg gedreht.
Und dann schauen wir uns doch mal die Geschichte dieser Erfolgs-Soap an:
In den ersten rund sechs Jahren entstanden die Folgen in den Fernsehstudios in Hürth. Die Produktion war teils in Containern untergebracht und auch die nahe Bahnstrecke machte Probleme. Öfter mussten die Arbeiten wegen fahrender Züge unterbrochen werden.
Die Bankenkrise hatte Auswirkungen auf "Unter uns": Um Budget einzusparen, mussten von der Serie plötzlich acht Folgen pro Woche hergestellt werden. Zwei Teams drehten parallel. Der organisatorische Aufwand war riesig, weil intern darauf geachtet werden musste, dass der Parallel-Dreh funktioniert. Weil acht Folgen pro Woche entstanden, konnte der Setbetrieb im Jahr rund vier Monate lang ruhen. Doch es gab auch Schwierigkeiten, die Drehs zu organisieren. Inzwischen werden pro Woche nur noch sechs Folgen produziert.
https://www.dwdl.de/magazin/96200/unter ... &utm_term=


6 Folgen pro Woche. Hmmm.

Wie lange hatte da der Oberbeleuchter wohl Zeit, jede Einstellung cinematisch auszuleuchten?
Da galt wohl die routinierte Serienproduktion als das Maß der Dinge.

Und in den Jahren wurden auch die Praktikanten zu Routiniers, so dass sich der Praktikantenstadel von selbst auflöste. ;)



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