Aber eigentlich habe ich hier wenig von Selbstbeweihräucherung gelesen, bzw. es kam mir nicht so vor, eher vor wie normale Auskünfte.
Wenn jemand trotz Krise trotzdem gut dasteht, muss das ja keine "Lange Nase" machen sein, sondern darum geht es ausdrücklich in diesem Thema "Auftragslage weiter Rückläufig?" hinter dem ein Fragezeichen und kein Ausrufezeichen steht.
Ich kann mir eher vorstellen, dass sich das einige nicht so wirklich trauen schlechte Zeiten hier zuzugeben.
Von Kluster gabs mal nen Beitrag zum Thema Jobflaute, wenn ich mich recht erinnere, der mir durch seine Offenheit imponierte.
Generell habe ich das Gefühl, fällt es den Deutschen nicht sehr leicht über sowas zu reden (Misserfolg), ebenso wie ungern offen über Geld/Gagen (von Vermögen will ich gar nicht erst anfangen). Ich glaube, da sind uns die Amis voraus. Misserfolg ist drüben ein völlig normaler Teil der Karriere und Gehälter werden viel öfters offen ausgesprochen.
Ich habe jetzt mal das Experiment gemacht, bei einem wiederkehrenden Kamerajob, für den oft auch andere Teams im Einsatz sind, und angefangen, die ganzen anderen Kameraleute (deren Nummer ich in den letzten 2 Jahren gesammelt habe) unbekannterweise angerufen habe. Ich habs alles erklärt und sagte ihnen, wir tun uns selbst einen Gefallen, wenn wir im Bild sind, was die Kollegen (für den gleichen Job) angeboten bekommen. Die Kluft lag bei 100 € Unterschied pro Tag. Der eine war happy, das zu wissen, weil er so nachverhandeln konnte, der andere war froh, im oberen Bereich schon immer gewesen zu sein. Der Unterschied war einfach, dass der eine schlechter verhandelt hatte als der andere. Verhandeln liegt auch nicht jedem, besonders den Kreativen nicht, die mögen Zahlen (und Steuern) im Allgemeinen nicht so sehr.
Und ja, ich höre es auch seit ca. 2 Jahren aus allen Richtungen, dass die Kollegen weniger Jobs angeboten bekommen, nicht nur Kameraleute.
Allerdings, ist jemand, der langjährige, krisensichere und/oder potente Auftraggeber hat, und davon nicht betroffen ist, dann nicht automatisch jemand, der sich selbst beweihräuchert. Aber natürlich fällt es einem leichter zu sagen, "es läuft super", als "es läuft beschissen". Das stimmt.
Ich z.B. habe nur wenige Kunden, die ich über mehr als 5 Jahre betreue (ausgenommen mein Netzwerk, da gibts jahrzehnte lange Kontakte, die sich immer wieder melden und umgekehrt). Die meisten Geschäftsbeziehungen halten bei mir so 2-3 Jahre, dann passiert irgendwas. Firma geht Pleite oder verändert ihren Schwerpunkt, oder muss sparen, man schätzt sich gegenseitig aus welchen Gründen auch immer nicht mehr so, oder man hat 2-3 Mal aus Zeitmangel abgesagt und sie haben sich umorientiert, oder man wurde von nem (günstigeren, oder gar geeigneteren) Kollegen ersetzt, wie auch immer.
Ich will damit sagen, sich regelmäßig "neu zu erfinden" gehört für mich schon seit Jahren dazu. Man muss auch den Markt betrachten und gucken, was die Leute wollen. Die einen wollens etwas dicker haben, die anderen etwas abgespeckter, dann muss ich halt schauen, ob ich sie mit damit bedienen will/kann oder eben nicht.
Der andere sagt vielleicht, dass er überhaupt niemanden bedienen möchte, sondern nur das tut, was er gerne tut. Und wenn ein Kunde genau das will, dann soll er sich bei ihm melden. Das funktioniert auch bei manchen, aber dazu muss man dann in dem Bereich auch, ich nenne es mal "gut" sein und das muss sich rumgesprochen haben.
Ich denke eigentlich, es würde der Branche guttun, wenn man mehr, offen (und ehrlich) über Gagen reden würde.
Natürlich gibt es unterschiedliche Preisvorstellungen, dazu muss man dann aber auch den Bereich, in dem jemand arbeitet, die Erfahrung und die Skills berücksichtigen und vor allem auch wer die Kunden sind.
Und ja, ich hatte auch schon beschissene Zeiten, in denen keine Sau angerufen hat, was mich wirklich fertig gemacht hat und mir auch an die Psyche ging, weil es Angst macht. Auf der einen Seite kommen Geldsorgen, aber auch das Ego hat daran zu nagen.
Im Moment geht ganz gut bei mir, da bin ich froh, wie gesagt ich sehe die Probleme bei vielen Kollegen.
Ein Trost, der zumindest dem Ego hilft, leider nicht dem Geldbeutel: Ich finde es viel schlimmer, wenn alle drehen, nur ich nicht, als wenn ich sehe, dass es einem großen Teil genau geht wie mir.
Auch ich wünsche mir Sicherheit in meinem Beruf, ich konnte mir diese nur durch Vernunft und Ersparnisse verschaffen und dafür sorgen, das sich meine Festkosten in einem Bereich bewegen, den ich bedienen kann (und will!).
Altersvorsorge ist generell bei den Filmern ein Thema, das leider nur sehr stiefmütterlich betrachtet wird und das das "erwachen" viel zu spät kommt.
Ein guter Kollege, der jetzt 60 geworden ist, der nie wirklich vorgesorgt hat (oder konnte) sagte mir, dass er so lange arbeiten muss wie er körperlich kann, weil auf ihn die Altersarmut wartet - herzzerreißend :(