Ich habe das so noch nie gemacht und bin deshalb etwas ratlos — obwohl es vermutlich eine recht grundlegende Frage ist:
Wie bekomme ich als alleiniger DOP bei einem Interview, bei dem sich die Protagonisten bewegen (z. B. zu zweit in der City), einen sauberen Ton hin?
Für den bevorstehenden Auftrag werde ich mit einer Nikon Z9 arbeiten.
Mein Problem betrifft hauptsächlich den Atmo-Sound, den ich zusätzlich benötige. Für die Personen selbst habe ich Hollyland M2S Mikrofone, aber damit sind ja bereits alle Kanäle der Kamera belegt.
Wäre es sinnvoll, den Atmo-Ton mit einem Richtmikrofon auf der Kamera aufzunehmen und die beiden Mikrofone (zB DJI Mic 2 + Lava) intern separat aufnehmen zu lassen?
Oder gäbe es eine bessere Lösung, um den gesamten Ton möglichst sauber aufzuzeichnen?
Wie 'sauber' der Ton wird hängt im Wesentlichen von der Position der Mikros ab und wie gut du sie riggst. Vermutlich nutzt du keinen Timecode (die Z9 kann das mit dem Ultrasync Blue kabellos) und möchtest daher lieber deinen Lavalierton direkt in der Kamera haben. Damit ihn du später nicht noch synchen musst.
Für die Atmo könntest du auch einfach einen kleinen Stereorekorder benutzen. Den Ton bekommst du zur Not auch ohne TC synchronisiert, weil das Gequatsche oder andere Dinge da ja teilweise auch drauf sein werden. Es gibt auch kleine Rekorder mit Timecode, aber ich schätze mal du bist eher budgetorientiert unterwegs. Egal welches Mikro du für die Atmo benutzt, denk an einen Windschutz. Auch für die Lavaliers, falls das geht.
'Früher' gab's solche Probleme nicht, da in aller Regel dafür ein Tonmensch zuständig war, der wusste was er zu machen hat.
Es fällt mir da etwas schwer nen sicher verwendbaren Tipp für 'one-man-shoot' zu geben.
Es hängt halt viel von der genauen Situation ab.
Rush-hour in der vollen Einkaufspassage ist was anderes als Spaziergang durch Nebenstraßen. Kamera(-mann) nah dran ist was anderes als Aufnahme mit größerem Abstand, etc.
Hängt auch davon ab wie/wofür das veröffentlicht werden soll.
Jüngere Zielgruppe: höherer Atmoanteil verkraftbar, ältere Zielgruppe, 'seriöser' Auftraggeber: möglichst ne deutlichere Isolation des Dialogs.
Was mitunter am Besten ist - falls das Video auf gut sprachverständliches Interview fokussieren soll - ist ein zusätzliches zeitliches Abtrennen von Atmo und Interviewaufnahme, zumal wenn geschnitten werden soll. Also ggf. - falls organisatorisch möglich - etwas Zeit einplanen für eine Atmo Aufnahme vor/nach dem eigentlichen Dreh. Dabei eher großzügig mit der Aufnahmelänge sein, da wiederkehrende Geräusche infolge mehrfacher Verwendung von Atmopassagen schnell identifiziert werden können.
Wenn für Atmo gesorgt ist, sollten die Lavaliers maximal viel an Sprache und möglichst wenig an Atmo einfangen.
Gerade in vollen Innenstädten musst Du ja ggf. mit 'Schreihälsen' rechnen, die mit maximaler Lautstärke in die Atmo reinreden bzw. reinbrüllen.
Oft kann es jedenfalls recht hilfreich sein einen Zusatztrack zu haben, der dann ggf. kontinuierlich mit relativ geringem Pegel druntergelegt werden kann.
Kann aber auch sein, dass Du, vor allem wenn nichts geschnitten wird und keine lauten ablenkenden Atmoevents stattfinden, mit dem 2Ch. Ton der Lavaliers auskommst. Da ist ja auch schon, je nach Montage der Lavaliers, Einiges an Atmo drauf.
Bin mir nicht sicher ob Dir das jetzt hilft, aber es ist halt schwierig da 'Rezepte' im Sinne 'one size fits all' zu geben.
Summary:
möglichst mit zusätzlichem Audiorecorder für die Atmo arbeiten (die Dinger kosten ja nicht mehr die Welt), ggf. zusätzlich einen zeitlich unabhängigen Atmotrack aufnehmen (was dann u.U. auch in-camera gehen würde, falls partout kein Audio-Recorder zur Verfügung steht).
Und, falls nicht bekannt:
Beim Dreh zwingend(!!!) Kopfhörer benutzen(!!!), da die Hollyland Teile soweit ich weiß keine Sicherheitsaufnahme in den Sendern ermöglichen.
Falls Du auch die Nachbearbeitung machst, drauf achten nicht einfach beide Lavaliers immer in gleichem Pegel laufen zu lassen, sondern das jeweils besprochene bevorzugen (je nach Programm ggf. aus Stereo zwei Monospuren machen), und gegenchecken dass das keine irritierenden Inkonsistenzen in der mit eingefangenen Atmo bringt.
Was auch immer nett ist:
berichten wie's gelaufen ist.
Ich arbeite bei der TV-Gruppe RTL DOP. In unserem Team — meist zu zweit oder dritt — nutzen wir klassisch XLR und die bewährten Sennheiser-Systeme. Da wir eng zusammenarbeiten, stellt sich die Tonfrage in der Praxis kaum, ich arbeite mit diesem Setup seit jeher problemlos.
Auch bei privaten oder externen Aufträgen hatte ich bisher selten die Situation, mitten in der Stadt mit zwei Sprechern und zusätzlicher Atmo unterwegs zu sein. Wobei ich aktuell überlege, ob die separate Atmo-Aufnahme in solchen Fällen überhaupt zwingend nötig wäre.
Ab 2026 werden kleinere Produktionen bei uns zudem vermehrt mit dem iPhone realisiert – die Rahmenbedingungen haben sich also im Vergleich zu früher deutlich verändert (Ton-Mensch)
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