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MY CAMERA DOESN’T LIE
R: Solveig Klaßen und
Katharina Schneider-Roos

Land: China 2003
Vorführformat: DigiBeta PAL, Farbe
Länge: 92 Minuten
Sprache: Chinesisch (Mandarin)
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My Camera Doesn’t Lie ist ein Film über chinesische Underground- Filmemacher, die ersten, die sich kritisch über das gegenwärtige China äußern. Und er berichtet zum ersten Mal über die homosexuelle Filmszene des Landes. [aus dem Forumprogramm]


FRAGE & ANTWORT

1 Wie würden Sie die Ästhetik Ihres Films beschreiben?
Pur.

2 Warum entschieden Sie sich, diesen Film auf DV zu drehen?
Wir produzierten selbst, d.h. ohne Fernsehanstalt oder Förderung. Daher mußten wir die Kosten sehr niedrig halten. Ein kleines Team ist jederzeit bereit und unauffällig, was in China besonders wichtig ist. Außerdem sind die Interviewpartner lockerer, denn man wird nicht so "wichtig" genommen. Dann besteht unser Film zum größten Teil aus Interviews, man kann endlos drehen und es sich auch leisten. In China auf Film zu drehen geht nur offiziell. Mit Anmeldung, und unglaublichen Gebühren ($ 200 pro Tag für einen Ausländer)- auf DV ist man einfach Tourist.

3 Was war besonders daran, auf DV zu drehen (verglichen z.B. mit 16 oder 35mm)? War es für Sie das erste Mal, oder kannten Sie das Format schon?
Ich habe bei meinem letzen Filmen 16mm und DV gemischt. DV eignet sich sehr gut für Interviews, weniger für Landschaftstotalen. Visuell ist dieser Film sehr pur. Teilweise hätte auch einfach eine 16mm Kamera laufen können, aber dann wärn die Leute nicht so entspannt gewesen. Man kann einfach spontaner drehen, verspielter, außerdem konnte ich oft selbst Kamera machen. Bei meinem letzten Film habe ich mich manchmal nicht so konzentriert, wenn die DV Kamera stundenlag lief. Man neigt dazu die Interviewpartner zu ermüden, wenn man über eine Stunde dreht und Fragen stellt, denn die Anspannung ist einfach nicht da- da läuft jetzt teures Material durch und ich muß so schnell wie möglich darauf kommen, was ich für den Film brauche. Insegesamt finde ich DV direkter, und beiläufiger. Mit den Interviewpartnern ist es entspannter. Es gibt auch keinen Aufwand , wie Lichtaufbau- wir haben nur natürliches Licht verwendet. Keine zusätzlichen Assistenten, keinen Streß und Pausen zum Rollenwechsel oder Fusselcheck.

4 Welches Drehverhältnis hatte der Film?
30:1

5 Hätten Sie im nacherein vielleicht doch lieber ein anderes Format gewählt?
Wir haben den Ton auf die DV geangelt. Ich hätte gerne einen professionelleren Ton, Auf DAT mit extra Tonmann. Oder aus Tongründen ein qualitativ besseres Format. Der Ton hat viel Arbeit gemacht und war oft schwierig zu pegeln. Jedoch in China ist das die beste Lösung, wenn man einfach so drehen will. Hat man eine größere Kamera, dann sieht man nach TV aus, was zu auffällig wäre. Für diesen Film, der auch nicht als Kinodokumentarfilm geplant war, war das Format richtig.

6 Da Sie schon auf DV drehen - würden Sie auch andere Distributionsmöglichkeiten als die heute etablierten in Betracht ziehen? Wenn ja, welche?
Internet-Datenbank Dokumentarfilm, wo man sich den Film runterladen kann...

7 Ein gutes Wort (oder zwei) über DV:
Spontanität; bezahlbar, d.h. man ist zeitlich und inhaltlich unabhängig von Geldgebern...kann einfach losdrehen, oder auch Material sammeln bei Langzeitdokumentationen; auch die Postproduktion ist günstig; man ist unauffällig und kann auch mal selbst alleine drehen. Für Dokumentarfilm kann es ideal sein, für kinodokumentarfilm ist die Biuldqualität aber schnell nicht zufriedenstellend...

8 Ein schlechtes Wort (oder zwei) über DV:
Tonqualität, Tiefenschärfe und Dunkelbereich, sowohl zu starke Kontraste ergeben nie so ein schönes photographisches Bild, wie Filmmaterial, aber man muß eben experimentieren...



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