scrooge hat geschrieben:Zum Beispiel wenn man später sogar ans ausbelichten auf 35mm denkt ?
...
Aber ich hake doch nochmal zur Bildqualität nach. Meinen Film habe ich mit einer HV30 gedreht und die Auflösung und Bildqualität ist bekanntermaßen sehr gut.
Wenn ich meinen nächsten Film mit der 550D drehe und dabei "alles richtig mache", wie sieht es dann mit Auflösung und Bildqualität aus, wenn man das Resultat von Blueray oder gar gefazt auf der großen Leinwand sieht.
Besser oder schlechter als Video von HDV/AVCHD/XDCAM.... ?
Zunächst mal - Gebetsmühle - ist die Ausbelichtung auf 35mm gar nicht so sehr wegen der
Auflösung in irgendeiner Weise kritisch, sondern wegen der Gradation, die bei analogem Film natürlich viel besser ist und wodurch eine Videoquelle meistens schnell entlarvt ist. Auch Video, das einmal
interlaced war, erkennt man in Überlebensgröße sofort.
Genau wegen der Gradation und dem anderen Kram gibt es, egal ob HDV oder H.264, eine erschütternde Tatsache zu beachten:
masterseb hat geschrieben:... schneiden und lesen ja, aber nicht realtime abspielen. das ist das problem: man kann nicht wie mit üblichem material auf grund der starken kompression damit arbeiten. du müsstest alles rendern lassen bzw eben vorher umkonvertieren.
Es geht nämlich beim Ausweichen auf ein schwächer (bzw. un-)komprimiertes, verlust-armes (bzw. -freies) Format nicht nur um Komfort durch Echtzeitschnitt. Veränderst du an deinem Original
irgend etwas und speicherst es im selben Codec ab, wird die Information
noch einmal schlechter, als sie es ohnehin war. Lies dazu
diesen Artikel. Sollte dich das Thema ernsthaft interessieren, empfehle ich dir
dieses Buch. Der Autor ist sehr bekannt, unter Indie-Filmern kann man sagen:
berühmt. Von ihm stammt das Grading in
diesem Video. Das ist reine DSLR-Angeberei, es geht immer nur um den cineastischen Look, der Inhalt ist nur ein Vorwand. Aber diese Wichser wissen halt, aus DSLR einiges herauszuholen, und ihr Film würde auf der großen Leinwand noch cool aussehen. Ihr Trick ist, von dem wenigen, was hochkomprimierte Codecs an Informationen speichern, nichts zu verschenken. Es ist immer noch in vieler Hinsicht als Video zu erkennen, aber es ist so ziemlich asgoodasitgets.
scrooge hat geschrieben:... wenn man das Resultat von Blueray oder gar gefazt auf der großen Leinwand sieht.
35mm ist ein aussterbendes Distributionsformat. Digitales Kino wird im Zuge des 3D-Booms auch ohne Förderung durch den Staat von vielen Kinos selbst finanziert. In jeder größeren Stadt findest du mindestens ein, eher aber fünf bis zehn Digital-Kinos. Mit
diesem kostenlosen Tool kannst du dein Video in 24 B/s als unkomprimierte Tiff sowie 24bit Wav in eine Datei umwandeln, die der DC-Spezifikation entspricht (mit Wasserzeichen). Tip: Die 1080 x 1920er Auflösung (Format 16:9) in quadratischen Pixeln ist schmaler als die 17:9 Auflösung (2048 x 1108) des "Jpeg2000,1,85,XYZ", 16:9 ist einfach kein Kino-Standard. Mit den relativ gleichmäßigen Rand ums Bild kann man aber leben.
Ein FullHD-Kontrollmonitor, der richtig kalibriert ist (z.B. durch "Spyder" o.ä.) wird dir ziemlich genau das Bild zeigen, was du auch später auf der Leinwand sehen würdest. Es ist klar, dass eine Referenz so gut wie möglich sein sollte, aber hier kosten minimale Verbesserungen jeweils das n-Fache. Wirklich unbezahlbar ist das Bewußtsein für die Problematik. Das gilt selbstverständlich auch für den Ton. Es ist bestimmt nicht unfair, den Anteil des Tons an der Wirkung eines Films mit 50% anzusetzen. Aber das führt jetzt hier zu weit.
Die Schwierigkeit besteht darin, das Gesehene kritisch zu beurteilen. Rauschen, Flimmern, Aliasing, Banding, Unschärfe, Wackeln, Ruckeln durch ungünstigen Shutter (afaik ein HV20/30 Problem) oder schlechte Schwenkgeschwindigkeit , WW-Verzeichnung, Clipping, Chromatische Aberrationen, Farbstiche, Posterisierung durch Detailarmut wg. schlechter Gradation (letzteres
das typische Merkmal, wenn man mit "Auflösung" den Reichtum an Tonwerten meint und nicht den an Pixeln, könnte man noch am ehesten Qualität und Auflösung gleichsetzen), kommen auf 100 qm erst richtig zur Geltung. Lade dir einen HD-Kinotrailer und vergleiche die Bilder mit deinen. Lasse Kompressionsartefakte dieses Webtrailers mal außen vor, und du wirst sehen, dass es nicht auf die Größe ankommt. Ein voll ins Geschehen involvierter Zuschauer achtet nicht auf die korrekte Faltung von Krähenfüßen. Die Auflösung muss
reichen, und als vor einigen Jahren digitales Kino noch 1k war (die nominelle Auflösung deines 1440 HDV ist 1,997 x so hoch, die des heute kinoüblichen 2k glatt 4 x), hat sich nie ein Zuschauer über schwammige Bilder beschwert. Es ist üblich geworden, Pixel zu zählen. Aber ihre bloße Anzahl in einer Videodatei besagt soviel über deren Qualität aus wie das Alter eines Käses über dessen Geschmack. Klar mag ich alten Gouda, aber wenn ich
bei mir ein paar Scheiben monatelang liegen lasse, kann ich ihn nur noch wegschmeißen. Offenbar ist es auch so, dass die FullHD DSLRs in Wirklichkeit schlechtere Auflösungen bieten als deine HDV. Was auch immer gerne verwechselt wird: Schärfe und Auflösung.
Da du an Video (= "ich sehe") interessiert bist, solltest du nur deinen Augen trauen. Was du siehst ist was du kriegst. Und wenn dir das gefällt, sei glücklich. Aber du solltest deine Augen in Bezug auf die o.e. Problematik schulen.
Über die speziellen Probleme der DSLRs und über die speziellen Probleme der HVs wurden viele spezielle Threads gesponnen. Erwarte nicht eine abschließende Beurteilung in einem Satz.