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World's End / Girlfriend (Sekai no owari)




Mädchen kommt. Mädchen geht. Mädchen kommt zurück, geht wieder. Mit ihrem Koffer zieht die junge Haruko durch Tokyo auf der Suche nach Liebe und dem Sinn des Lebens. Rückhalt gibt ihr dabei ihr alter Schulfreund Shinnosuke, dessen zaghafte Annäherungsversuche sie jedoch mit teilweise recht drastischen Methoden abwehrt. Unaufgeregt, langsam und dennoch sehr amüsant wird in World's End / Girlfriend (Sekai no owari) eine Liebesgeschichte erzählt, die eigentlich keine ist. Wie es im echten Leben eben oft so spielt.

Obwohl der Film auf DV produziert wurde, weist er kaum Merkmale auf, die man mittlerweile mit einem typischen DV-Film assoziiert. Es gibt keine ruhelose Handkamera oder zwanghafte Spontanität, wenig Nahaufnahmen. Nein, es wurde mit einem Drehbuch gearbeitet, das extra für die zwei Protagonisten entwickelt wurde, mit langen Einstellungen und einer beinahe durchgehend statischen Kamera. Da wundert es auch nicht, daß die Regisseurin Kazami Shiori auf die Frage, ob sie den Film auf 16 oder 35mm anders gedreht hätte, nach kurzem Zögern den Kopf schüttelt.




Die Formatwahl hatte schlicht finanzielle Gründe. Da es schwierig war, Mittel für das Projekt zu finden, wurde früh beschlossen, auf DV zu drehen, in der Hoffnung, mit dem so entstandenen Material in der Hand doch noch Geld für den Transfer auf 35mm beschaffen zu können – was auch gelang. Schon beim Dreh wurde daher mit Hinblick auf den späteren Filmtransfer gearbeitet, indem mit der Panasonic AG-DVX100 aufgenommen wurde. Diese Kamera ist in der Lage, statt den videoüblichen 30 Bildern pro Sekunde (in Japan wird der NTSC-Standard verwendet) mit der Bildrate von Film aufzuzeichnen, also 24 Bilder pro Sekunde. Außerdem wird das Material nicht im Zeilensprungverfahren aufgenommen, sondern progressiv, in Vollbildern, was die Bilder auch noch etwas filmähnlicher gestaltet.

Ein geübtes Auge sieht natürlich trotzdem unvermeidliche Anzeichen eines Videolooks, wie zum Beispiel große Schärfentiefe oder Bildrauschen, vor allem bei den Aufnahmen in dunkler Umgebung. Leichte Verstimmung läßt sich dann auch bei der Filmemacherin vernehmen, wenn sie erklärt, ganz ausgereift sei die Technik ja noch nicht – eine ausreichend gute Bildqualität wurde erst nach vielen Tests erreicht. Außerdem mußte weitestgehend auf vorhandenes Licht zurückgegriffen werden, da das Budget zu klein war, um aufwändig auszuleuchten. Um so erstaunlicher ist das Resultat. Auch der Ton ist für eine DV-Produktion überdurchschnittlich gut, da er auf DAT abgenommen wurde.




World's End / Girlfriend wird im September in die japanischen Kinos kommen – ob sich ein deutscher Vertrieb für den Film findet, ist ungewiss. Wünschenswert wäre es alle mal.
/HE


World's End/Girl Friend (Sekai no owari)
R: Kazama Shiori

Land: Japan 2004
Länge: 112 Min.

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