| R: Thomas Imbach
Land: Schweiz/Deutschland 2006
Drehformat: DVCAM, 35mm
Format: 35mm, Farbe
Länge: 96 Minuten
Sprache: Deutsch, Schweizerdeutsch
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Der Filmemacher Lenz verlässt seine Heimatstadt Berlin, um in den Vogesen die Hintergründe von Georg Büchners Novelle Lenz zu erforschen. Vom Wunsch getrieben, seinen neunjährigen Sohn Noah zu sehen, entschließt er sich dann jedoch, in die Schweizer Alpen zu reisen, in den Wintersportort Zermatt. Dort arrangiert er mit Noahs Hilfe ein Treffen mit seiner Ex-Frau Natalie, die er immer noch liebt. Eine kleine Idylle erblüht in der wiedergefundenen Nähe zu seinem Sohn und der neu entfachten Liebe zu Natalie. Doch die Illusion eines glücklichen Familienlebens ist nur von kurzer Dauer.
Imbachs Film fängt diese heftig umschlagenden Gefühle mit vielgestaltigen visuellen und akustischen Mitteln ein. Lenz' unstetes Innenleben findet ein äußeres Pendant in der elementaren Schönheit der Berglandschaft, in der die Geschichte spielt. Film und Video, Inszenierung und Improvisation, Schauspieler und Laiendarsteller, zärtliche Lovestory und Slapstick: Imbach formt scheinbare Gegensätze zu einem organischen Ganzen, das von einer aus Folksongs, Popmusik und bearbeiteten Naturgeräuschen kombinierten Filmmusik getragen wird. [aus dem Forumprogramm]
INTERVIEW Wie würden Sie die Ästhetik Ihres Films beschreiben?
Mir ist wichtig, dass die Schauspieler das, was sie machen, wirklich erleben. Dass die Emotionen quasi durch sie hindurchgehen. Ich mag es nicht, wenn sie mir irgendwelche Szenen vorspielen und etwas abliefern. Das Einzige, was ich gebrauchen kann, ist, wenn sie sich mit Haut und Haar auf eine Figur einlassen. So kann ich auch erst die Wirkung erzielen, dass der Zuschauer das Gefühl bekommt, er beobachte authentische Figuren: die Darsteller vor der Kamera gehören ja irgendwie zusammen, das kann nicht alles gestellt sein.
Warum entschieden Sie sich, diesen Film digital zu drehen -- nur aus finanziellen Gründen, oder gab es auch ästhetische Überlegungen?
Unser Konzept war: Alles, was aussen im Schnee ist, wird auf 35mm-Film gedreht; alles, was in der Hütte und in den Wohnungen spielt, die Beziehungsgeschichte generell, das drehen wir mit der Handycam. Die Landschaftsbilder auf Zelluloid in Lenz sind für mich Atemräume, ein Kontrast zu den atomisierten Videosequenzen. Bei Ghetto (1997) haben wir dieses Konzept noch ziemlich stur verfolgt, aber im Lauf der letzten Filme habe ich versucht, immer mehr auf 35mm zu drehen, um meine filmische Sprache zu verfeinern. Aber das hat natürlich seine produktionellen Grenzen.
Was war besonders daran, digital zu drehen (verglichen z.B. mit 16 oder 35mm)? War es für Sie das erste Mal, oder kannten Sie das Format schon?
Die Arbeit mit der Handycam ist eine alte Leidenschaft (Well Done 1994, Ghetto 1997, Happiness Is a Warm Gun 2001, happy too 2002), die ich eigentlich zurücknehmen möchte, zu der ich aber immer wieder aus produktionellen Gründen gezwungen werde, wo es gilt, aus der Not eine Tugend zu machen.
Auf welchem digitalen Format wurde Ihr Film gedreht (MiniDV, DVCAM, HDV, HD etc.), und warum haben Sie gerade dieses gewählt?
Der Film wurde ca. zu 65 % auf DVCAM gedreht, der Rest auf 35mm.
Welches Drehverhältnis hatte der Film?
Wir haben szenisch sehr viel ausprobiert und umgesetzt, und dadurch für den Schnitt über 100 Stunden Material erhalten.
Ein gutes Wort (oder zwei) über DV:
Man erwischt die echten Momente.
Ein schlechtes Wort (oder zwei) über DV:
Man filmt zuviel.
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