| R: Lars Kraume
Land: Deutschland 2004
Drehformat: DV
Vorführformat: 35mm
Länge: 98 Minuten
Sprache: Deutsch
mehr Informationen |
Wie gut kennt man die Menschen, mit denen man sein Leben verbringt? Der junge Filmemacher Tobias Hansen lebt seit einem Jahr mit seiner Freundin Ellen zusammen in Berlin. Seit seinem Umzug ist der Kontakt zu seinem Bruder Markus, einem Hamburger Rockmusiker, unerwartet abgebrochen. Tobias vermutet, von den beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben betrogen worden zu sein.
Keine Lieder über Liebe ist ein improvisierter, halb dokumentarischer Film. Die Biografien der Figuren und ihre gemeinsame Vergangenheit entwickelten die Schauspieler zusammen mit dem Regisseur. [aus dem Panorama-Programm]
INTERVIEW Wie würden Sie die Ästhetik Ihres Films beschreiben?
Ungeschminckt, authentisch und Zeitgemäß.
Warum entschieden Sie sich, diesen Film auf DV zu drehen -- nur aus finanziellen Gründen, oder gab es auch ästhetische Überlegungen?
Vor allem aus konzeptionellen Gründen. Wir wollten vier Wochen lang 24 Stunden drehen können. Wir wollten in jeder Situation bereit sein, fotografieren zu können, ohne vorzuleuchten. Im Notfall konnten die Kameras eine frontale Aufhellung verwenden. Der Ton arbeitete auch digital, mit einer Diva. Die Schauspieler waren immer mit Mikroports verkabelt. Die Ästhetik von Mini-DV passte auch inhaltlich: Tobias Hansen (Florian Lukas) ist ein mittelloser, erfolgloser Regisseur, der einen Film über sich und sein Leben macht. Er hätte Video als Material gewählt. Außerdem sollte der Film so realistisch wie möglich werden und es ist nach wie vor so, dass Video, weil wir es aus dem Amateurberreich so kennen, weniger Distanz erzeugt, als Filmmaterial.
Was war besonders daran, auf DV zu drehen (verglichen z.B. mit 16 oder 35mm)? War es für Sie das erste Mal, oder kannten Sie das Format schon?
Ich kannte das Format bereits aus meinem Film "Kismet", der im April ins Kino kommt. Was diesmal besonders war, war die uneingeschränkte Freiheit. Wir drehten mit drei Kameras, wir waren unauffällig, wir waren schnell und immer bereit zu drehen. Außerdem konnten wir 150 Stunden Material in den Schneideraum schicken. Das war für alle neu.
Welches Drehverhältnis hatte der Film?
Wie gesagt: 150 Stunden. Der Film ist knapp 100 Minuten, also etwa: 1:90.
Hätten Sie im nacherein vielleicht doch lieber ein anderes Format gewählt (welches und warum)?
Nein, das Format war perfekt.
Ein gutes Wort (oder zwei) über DV:
Flexibilität, Freiheit beim drehen, schön für ungeschminckten Realismus.
Ein schlechtes Wort (oder zwei) über DV:
Zu kleiner Blendenumfang und schlecht, wenn man fiktive Welten erschaffen will.
|