Glidecam Smooth Shooter (Steadycam) Ausführl. Testbericht + Anleitung
Verfasst: Mi 14 Mär, 2007 22:33
Hallo liebe Community,
Vor einigen Monaten habe ich in diesem Forum, dass ich inzwischen schon regelmäßig kräftig durchlesen habe, gefragt, ob der Glidecam Smooth Shooter in Verbindung mit der XL1 von Canon - einige unter Euch kennen ihn sicherlich gut - eine sinnvolle Investition sei.
Dem wurde - gottseidank - allseitens zugestimmt, und ich muss sagen, Eure Beratung war Gold wert!
Nun habe ich heute mein lang ersehntes Päckchen von einem bekannten Onlineshop - der soweit ich weis der einzigste Glidecam Vertreiber hier in Deutschland ist - bekommen.
Da ich ursprünglich doch noch Zweifel über den Kauf hatte, möchte ich zur Erleichterung für Interessenten und alle zukünftigen Käufer einen kleinen, bebilderten Guide posten, in dem man sehen kann, wie das Paketchen von Übersee ankommt, was in der Standardausführung alles dabei ist, und wie man sie justiert (was am Anfang durchaus Zeitintensiv ist und gute Nerven vorraussetzt).
1. Das Paket kommt an
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Auf dem Paket ist als erstes schönerweise (aussen) aufgedruckt, was alles enthalten sein sollte, und ein netter Sticker mit "Made in USA". Der UPSler, der es lieferte, meinte "Oh, da erfüllt sich jemand wohl einen Traum".
Als ich das, schätzungsweise 6 Kg. schwehre Paket dann neben meinem Bett stehen hatte, konnte ich es kaum erwarten endlich alles zusammenzubauen, aber griff dann doch erst zur Anleitung, was ich auch jedem empfehlen würde.
Der Inhalt des Paketes war insgesamt sehr gut verpackt, ca. 1kg Luftpolsterfolie, anderweitiges Polstermaterial und Papier war 'kostenlos' dabei :).
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... stered.jpg
2. Auspacken + Aufbauen
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Das Zeug mit zitternden Händen auszupacken, war durchaus nicht so einfach, und schließlich will man sich auch keine Kratzer in das - übrigens sehr schön verarbeitete - Aluminium der Steadycam machen.
Die "Beilage" hat es durchaus in sich, was man für solch einen Preis aber auch erwarten kann (ca. 2300€). Es wird eine DVD und 2 dicke, farbige Anleitungen mitgeliefert. Zuerst dachte ich "Oh mein Gott, sie legen eine DVD bei die mir sagt was ich machen soll", was aber in einer Enttäuschung mundete, da auf ihr praktisch nur Werbevideos zu sehen sind, bzw auch einige Parts wo man Kameramänner mit ihren Riggs laufen sieht. (Immerhin ganz gut um den "Schlürfenden Gang" zu lernen)
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... eilage.jpg
Sind die ersten Teile von der lustig knackenden Luftpolsterfolie "befreit" sieht das ganze so aus:
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... nteile.jpg
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... teile2.jpg
Es werden ausserdem erstaunlich viele Gewichte mitgeliefert - Sicherlich um einiges mehr, wie man es für eine "Standard" Kamera benötigt, ausser vtl. sie wiegt unter 1KG, denn dann muss man mit einer der 6 beigelegten Gewichtplatten hantieren, um sie ruhig zu stellen.
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... wichte.jpg
Soweit, sogut. Der Pod (also der Schlitten auf dem die Kamera montiert wird) wird in 6 durchaus platzsparenden Einzelteilen geliefert. Sie sind auch ohne Werkzeug schnell zusammengeschraubt.
Leider ist keine Schnellspann-Funktion enthalten, bzw nur gegen Aufpreis zu bekommen, wodurch man immer die Schraube zur Keilplatte lösen muss und die Austarierung "löscht".
Wo wir schon vom Trimmen reden - Kameras bis 8,5kg kann die Feder des Smoothshooter-Arms tragen.
3. Trimmen
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Der erste Trimmvorgang ist angeblich immer sehr zeitaufwendig. Das kann ich allerdings nicht behaupten, als alles bereit war, habe ich die Kamera draufgesetzt und berechnet, dass ich pro Seite 5 Gewichtscheiben auf den Pod legen muss. Wenige Sekunden später, tat alles wie es sollte, wenn auch nicht perfekt - ich bin mir sicher, dass es einige Zeit benötigt, bis man wirklich die Perfektion erreicht. Ausserdem sollte an der Weste der Arm noch auf das Gewicht der Kamera eingestellt wird, weil sonst das Bild, egal wie man läuft, sehr nach oben-und-unten instabil ist.
Schon nach erstaunlicherweise kurzer Zeit steht man dann so da:
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... gged_1.jpg
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... gged_2.jpg
"Ein Gefühl besser als Fliegen", kann man auch selbst spüren, spätestens wenn man durch die anfangs falsche Gewichtsverlagerung einen Halb-bandscheibenvorfall erlebt. Daher ist es wirklich wichtig, die Weste möglichst nah anliegend und fest sitzend anzuziehen, durch die festen Gurte ist praktisch jede Körpergröße kompatibel!
4. Zubehör
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Zusatzzubehör wie der Monitor sind recht teuer, weshalb ich darauf verzichtet habe. Was fairerweise mitgeliefert wird, ist ein Aluminiumstück, das man auf speziell für Steadycams konzipierte Stative aufschrauben kann, und womit man sich beim Drehen das auf-den-Boden-stellen (Der Pod steht dank den Gumminoppen sogar recht gut, aber dagegen stoßen und umwerfen passiert schnell) des Pods und somit eventuelle Beschädigungen spart.
5. "Der erste Flug"
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Sicherlich eine der großen "AHA" Momente, man kann das Gefühl nur schwehr beschreiben. Wenn man dann noch mit der ganzen Familie auf einer belebten Straße spät abends unterwegs ist, auf der die Autos alle wegen einem anhalten und fast eine Massenkarambolage bauen, ist das Glück komplett! Am wichtigsten ist es, dass man darauf achtet, mit dem Federarm keine Wände mitzunehmen, oder andersherum. Man kann den Arm wirklich wie einen "Dritten" Arm sehen, und so funktioniert er auch. Man führt ihn, sofern man die Weste hat, nur, und kann dadurch schon sehr lange filmen, wenn man sich richtig bewegt. So ist der "Mama ich habe da was in meiner Windel"- Lauf sehr wichtig, es mag lustig aussehen, aber nur so "hüpfen" die Bilder nicht nach oben und unten!
Ich werde, sobald mein ILINK Anschluss wieder einsatzbereit ist, einige Ausschnitte aus meinem ersten Flug-Video hochladen.
6. Fazit
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Der Glidecam Smooth Shooter hat mich innerhalb extrem kurzer Zeit überzeugt. Er ist robust aus Aluminium gebaut, und man bekommt extrem viele Gewichte und andere Gimmicks mitgeliefert. Der Erstaufbau inklusive dem Studieren der Anleitungen - Von denen eine leider in ENGLISCH ist (die der Weste, ist aber durch Bilder selbsterklärend), mit dem ich persönlich kein Problem habe, dauert ungefähr 1,5 Stunden, und macht - voller Vorfreude - richtig spass!
Dumm gesagt - allein das "Feeling" wenn sich alle nach einem umdrehen, oder Sportwägen anhalten, weil sie denken man muss mal über die Straße - ist einzigartig. Das Bildmaterial, das man schon mit minimalen Einstellungen bekommt, ist schier schockierend schön - kein Vergleich mit dem von Hand gefilmten Material! Von mir also eine klare Kaufempfehlung, wenn man sich bei dem Preis von knapp 2000€ auch überlegen muss, wie oft man sie benutzt, und ob sie nicht gleich wieder aus Frustration in der Ecke landet - Anfangs ist Üben angesagt!!!
7. Videos+Fortschritt
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Hier werdet ihr immer neue Videos über meinen aktuellen filmerischen "Fortschritt" finden.
Ihr werdet feststellen, dass am Anfang die Bilder noch sehr stark verwackeln (kein Vergleich zu Handkameras, aber es schunkelt eben wie auf einem Boot), und ich mich (hoffendlich) weiterhin verbessern werde.
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Video 1: "Himmel, was mach' ich blos alles falsch..."
In diesem Video könnt ihr meinen allerersten Versuch mit dem Smooth Shooter betrachten. Ich habe so einiges falsch gemacht - Zum Beispiel war mein Laufstiel zu "Stacksig", das rächt sich daran, dass man eben meine Tritterschütterung sehen kann.
An einer Stelle versuche ich mich an der Gartentreppe, die für Anfänger dank der hohen Absätze nicht zu empfehlen ist ;-). Was einfach zu sehen ist, dass es um einiges anfänger-geeigneter ist, die Treppe in enormen Tempo (ohne einen Wackler) herunterzurennen, als herauf
-> Bei der Bewegung, die man beim Treppensteigen mit der Hüfte macht, bewegt man unwillkürlich auch die Weste und damit den Arm nach links-und-rechts, was man sich aber mit der Zeit und Erfahrung abgewöhnen kann! - Schon wieder etwas herausgefunden ;-) .
Link: http://www.maxisoft-online.de/SlashcamS ... ashcam.m2v
Info:
Filesize: 33,312MB
Länge: ca. 2,5 Min
Achtung, dies ist mein erster Encodierversuch von HDV Material im MPG2 codec, daher erwartet bitte keine 1000% High Quality. Dafür ist der Download mit ca. 30 MB recht OK wie ich finde.
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Video 2: "Kater vs. Steadycam"
Tiere haben soviel Respekt vor einer Steadycam wie Menschen - Das kann man ganz gut in diesem Video sehen. Der Kater, den ich wirklich rein durch Zufall auf meiner Versuchsrunde angetroffen habe, hat böse gefaucht ;-) aus welchem Grunde auch immer. (Obwohl er sonst immer zu mir angelaufen kommt und ganz schön penetrant um die Beine streicht)
Das Video ist direkt im Anschluss zu meinem Ersten aufgenommen, und gewissermaßen der zweite Teil, der selbstverständlich genauso technisch anfängerisch ist, wie das erste Video, dennoch finde ich es interessant, zu sehen, wie das Ganze Techtelmechtel funktioniert!
Allein wegs der tierischen Begegnung auf jeden Fall sehenswert. Bei diesem Part bin ich ziemlich in die Knie gegangen, beim Laufen, und es scheint mir tatsächlich ein wenig besser wie Video 1.
Ganz klar konnte ich bemerken, dass man mit einer zu schwach eingestellten Feder beim bergauf laufen stark wackelt, was logisch erscheint, da sie zu stark federt.
Link: http://www.maxisoft-online.de/SlashcamS ... ashcam.m2v
Info:
Filesize: 134MB
Länge: ca. 7 Min
Achtung, dies ist mein zweiter Encodierversuch von HDV Material im MPG2 codec, daher erwartet bitte keine 1000% High Quality. Leider habe ich immer noch nicht eine Problemlösung für meine Encoding-Schwierigkheiten gefunden, und über Hilfe würde ich mich freuen ^^.
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7,5. Hilfe für andere Glidecam-User. Wie tariere ich meine Glidecam aus?
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Da mich gerade ein User per E-Mail gefragt hat, wie es eigentlich geht, die Glidecam in die Balance zu bringen, und die Anleitung die mitgeliefert wird, nie ganz vollständig oder sogar auf Englisch ist, und für Anfänger sowieso gleich unverständlich, dachte ich mir, ich erstelle eine eigene.
Inzwischen habe ich den Schlitten in 3-5 minuten perfekt ausbalanciert. So, das man wirklich zu 100% eine Illusion des Fliegens hat.
Ich werde zur besseren Verständnis morgen noch Bilder einfügen.
Erstmal muss man herausfinden, wieviel Gegengewicht die Kamera braucht. Bei meiner Canon XHa1 -mit Akku 2,630kg schwehr,
habe Ich an jeder Seite 4 Gewichtsscheiben, also 400 Gramm. Ich habe die Scheiben ganz nach Aussen, also am weitesten entfernt von der Mitte platziert.
Am besten man probiert ersteinmal aus, das Ganze mit einem ungefähr geschätzten Gegengewicht auszubalancieren, und legt dann, sofern eine gewisse Balance gegeben ist, damit los, noch mit den verschiedenen Gewichten zu experimentieren.
Sicherlich gibt es hier auch viele verschiedene Vorgehensweisen, jedoch ist das hier meine Liebste:
0.
Den Schlitten so montieren, dass die Stellschraube an der unteren verlängerbaren Röhre nicht schief zur seite steht, sondern gerade, das hilft uns später beim Justieren.
- Bild 1 -
1.
Kamera - Am besten mit einer Schnellspannvorrichtung - Auf die Mitte der oberen Mountplate anbringen. Sofern die Kamera ein Gewicht unter 500 Gramm hat, das Gewicht durch die Unterlegplatten (jeweils 250 Gramm) erhöhen - Ich empfehle generell die Glidecam nur für größere Kameras, da nur bei jenen wirklich absoluter "Fluss" garantiert ist.
2.
Alles auf die "0" Position, d.h. oben alles zentriert und das Verlängerungsrohr halb nach draussen. (umso länger es draussen ist, umso mehr baumelt die Steadicam unten -> "Pendelgewicht")
3.
Darauf achten, dass der obere Teil des Schlittens gleich zentriert ist wie der untere (da die beiden Teile, der untere mit den Gewichten und die obere Mount Plate ja auch "drehbar" sind, da hätte Glidecam vtl bei der Produktion was einbauen sollen, das verhindert, dass sich diese Rohre ineinander bewegen können)
4.
Alle Monitore an der Kamera aufklappen - wenn man sie benutzen will, Band rein, Objektivdeckel ab, denn schon wenige Gramm Gewicht bringen das Stativ aus der Balance.
5.
Die Steadicam am Griff in die Hand nehmen, und vorsichtig prüfen, in welche Richtung sie fallen würde, wenn man sie loslässt. Dann ersteinmal grob die Kamera oben entgegen dieser Richtung bewegen, also einfach Stellschrauben auf und sie hin-und-herschieben.
6.
Wenn die Kamera nach links vorne neigt, muss man eben oben die Stellschrauben lösen, und die Kamera nach links hinten bewegen.
7.
Während dem Prozess immer genauer und feiner werden, zum Schluss kann es sich um 0,5 Millimeter handeln, was den Unterschied macht. Also immer ganz behutsam und mit viel Geduld das Ganze angehen. Am Anfang hatte ich sogar wunde Fingerkuppen, da ich die metallenen Stellschrauben so oft fest und aufgeschraubt hatte.
8.
Sobald die Balance zu 100% stimmt, kann man eine Runde mit der Glidecam rennen, und abrupt stoppen. Wenn dann das Gegengewicht unten beim Stopp nach vorne pendelt, dann ist es zu weit ausgefahren. Wenn die kamera dazu neigt, sich umzudrehen, ist die Stange zu wenig weit draußen.
Faustregel:
Pendelt die Kamera so stark, dass es nichtmal hilft, unten die Stange ganz einzufahren, muss man Gewichtsscheiben entfernen. Dreht die Kamera sich auf den Rücken bei Benutzung, auch wenn die Stange ganz ausgefahren ist, muss man unten mehr Gewicht auflegen und dann wieder mit der Stangenlänge variieren bis beim Abbremsen nichts mehr baumelt.
Sofern auch die Weste mit Arm zur Verfügung steht, ist es wichtig, dass man den Arm so einstellt, dass er immer ein wenig durchhängt und beim leichten hüpfen - bzw Treppenlaufen o.ä. - nicht bis ganz an den oberen Anschlag kommt (denn das hört man auf dem Video und merkt man dann auch als Ruckler am Bild). Ich selbst habe am Anfang immer den Fehler gemacht, alles zu hart (also die Federn zu stark) einzustellen, da ich dachte, eine schwerere Feder würde das Gewicht besser kompensieren - ist allerdings Irrtum, eine schwächere Einstellung ist tatsächlich meist besser.
Ich werde den Guide noch etwas umschreiben und updaten. Ich hoffe, ich kann den Anfängern so ein wenig helfen.
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8. Nützliche Links
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http://filmmakerstore.com/steadicm.htm
Die Kunst des Umgangs mit Steadycams (Danke an Bernd E.)
Ein Kurzvideo, wie man die Glidecam 2000 (Ähnlich der 4000) einrichtet, was mir ein wenig geholfen hat.
http://www.coolpixx.com
Die Webseite eines wahren steadycam-gurus, Stefan Czech, der wirklich viel Ahnung von der Materie hat, und viele Beispielvideos auf seiner Webseite anbietet.
Wer die Webseite des Verkäufers haben will, schickt mir am besten eine Mail - Schleichwerbung muss nicht sein ;-)
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Ich werde diesen Topic mit meinem Fortschritt fortschreiten lassen, und weitere Bilder/Videos bald einfügen und die Beschreibungen verbessern. Da mir solch eine Seite gefehlt hat, die sich konkret mit dem Thema Glidecam beschäftigt, dachte ich, dass ich so eventuell Neuankömmlingen wie mir das Leben etwas leichter machen kann.
Ach, und das Wichtigste, ich habe zwar versucht die Schreibfehler so gering wie möglich zu halten - Aber wer welche findet darf sie dennoch behalten oder weiterverkaufen ;-) .
Q&C Sind immer willkommen, tippt euch die Finger wund - oder helft mir meine Linksammlung zu erweitern. Falls euch noch etwas zu sagendes einfällt, füge ich es gern hinzu!
E-Mail:
info>ät>maxisoft-online>punkt>de
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Letztes Update am 20. März 2007
Vor einigen Monaten habe ich in diesem Forum, dass ich inzwischen schon regelmäßig kräftig durchlesen habe, gefragt, ob der Glidecam Smooth Shooter in Verbindung mit der XL1 von Canon - einige unter Euch kennen ihn sicherlich gut - eine sinnvolle Investition sei.
Dem wurde - gottseidank - allseitens zugestimmt, und ich muss sagen, Eure Beratung war Gold wert!
Nun habe ich heute mein lang ersehntes Päckchen von einem bekannten Onlineshop - der soweit ich weis der einzigste Glidecam Vertreiber hier in Deutschland ist - bekommen.
Da ich ursprünglich doch noch Zweifel über den Kauf hatte, möchte ich zur Erleichterung für Interessenten und alle zukünftigen Käufer einen kleinen, bebilderten Guide posten, in dem man sehen kann, wie das Paketchen von Übersee ankommt, was in der Standardausführung alles dabei ist, und wie man sie justiert (was am Anfang durchaus Zeitintensiv ist und gute Nerven vorraussetzt).
1. Das Paket kommt an
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Auf dem Paket ist als erstes schönerweise (aussen) aufgedruckt, was alles enthalten sein sollte, und ein netter Sticker mit "Made in USA". Der UPSler, der es lieferte, meinte "Oh, da erfüllt sich jemand wohl einen Traum".
Als ich das, schätzungsweise 6 Kg. schwehre Paket dann neben meinem Bett stehen hatte, konnte ich es kaum erwarten endlich alles zusammenzubauen, aber griff dann doch erst zur Anleitung, was ich auch jedem empfehlen würde.
Der Inhalt des Paketes war insgesamt sehr gut verpackt, ca. 1kg Luftpolsterfolie, anderweitiges Polstermaterial und Papier war 'kostenlos' dabei :).
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... stered.jpg
2. Auspacken + Aufbauen
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Das Zeug mit zitternden Händen auszupacken, war durchaus nicht so einfach, und schließlich will man sich auch keine Kratzer in das - übrigens sehr schön verarbeitete - Aluminium der Steadycam machen.
Die "Beilage" hat es durchaus in sich, was man für solch einen Preis aber auch erwarten kann (ca. 2300€). Es wird eine DVD und 2 dicke, farbige Anleitungen mitgeliefert. Zuerst dachte ich "Oh mein Gott, sie legen eine DVD bei die mir sagt was ich machen soll", was aber in einer Enttäuschung mundete, da auf ihr praktisch nur Werbevideos zu sehen sind, bzw auch einige Parts wo man Kameramänner mit ihren Riggs laufen sieht. (Immerhin ganz gut um den "Schlürfenden Gang" zu lernen)
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... eilage.jpg
Sind die ersten Teile von der lustig knackenden Luftpolsterfolie "befreit" sieht das ganze so aus:
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... nteile.jpg
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... teile2.jpg
Es werden ausserdem erstaunlich viele Gewichte mitgeliefert - Sicherlich um einiges mehr, wie man es für eine "Standard" Kamera benötigt, ausser vtl. sie wiegt unter 1KG, denn dann muss man mit einer der 6 beigelegten Gewichtplatten hantieren, um sie ruhig zu stellen.
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... wichte.jpg
Soweit, sogut. Der Pod (also der Schlitten auf dem die Kamera montiert wird) wird in 6 durchaus platzsparenden Einzelteilen geliefert. Sie sind auch ohne Werkzeug schnell zusammengeschraubt.
Leider ist keine Schnellspann-Funktion enthalten, bzw nur gegen Aufpreis zu bekommen, wodurch man immer die Schraube zur Keilplatte lösen muss und die Austarierung "löscht".
Wo wir schon vom Trimmen reden - Kameras bis 8,5kg kann die Feder des Smoothshooter-Arms tragen.
3. Trimmen
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Der erste Trimmvorgang ist angeblich immer sehr zeitaufwendig. Das kann ich allerdings nicht behaupten, als alles bereit war, habe ich die Kamera draufgesetzt und berechnet, dass ich pro Seite 5 Gewichtscheiben auf den Pod legen muss. Wenige Sekunden später, tat alles wie es sollte, wenn auch nicht perfekt - ich bin mir sicher, dass es einige Zeit benötigt, bis man wirklich die Perfektion erreicht. Ausserdem sollte an der Weste der Arm noch auf das Gewicht der Kamera eingestellt wird, weil sonst das Bild, egal wie man läuft, sehr nach oben-und-unten instabil ist.
Schon nach erstaunlicherweise kurzer Zeit steht man dann so da:
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... gged_1.jpg
http://www.maxisoft-online.de/slashcams ... gged_2.jpg
"Ein Gefühl besser als Fliegen", kann man auch selbst spüren, spätestens wenn man durch die anfangs falsche Gewichtsverlagerung einen Halb-bandscheibenvorfall erlebt. Daher ist es wirklich wichtig, die Weste möglichst nah anliegend und fest sitzend anzuziehen, durch die festen Gurte ist praktisch jede Körpergröße kompatibel!
4. Zubehör
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Zusatzzubehör wie der Monitor sind recht teuer, weshalb ich darauf verzichtet habe. Was fairerweise mitgeliefert wird, ist ein Aluminiumstück, das man auf speziell für Steadycams konzipierte Stative aufschrauben kann, und womit man sich beim Drehen das auf-den-Boden-stellen (Der Pod steht dank den Gumminoppen sogar recht gut, aber dagegen stoßen und umwerfen passiert schnell) des Pods und somit eventuelle Beschädigungen spart.
5. "Der erste Flug"
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Sicherlich eine der großen "AHA" Momente, man kann das Gefühl nur schwehr beschreiben. Wenn man dann noch mit der ganzen Familie auf einer belebten Straße spät abends unterwegs ist, auf der die Autos alle wegen einem anhalten und fast eine Massenkarambolage bauen, ist das Glück komplett! Am wichtigsten ist es, dass man darauf achtet, mit dem Federarm keine Wände mitzunehmen, oder andersherum. Man kann den Arm wirklich wie einen "Dritten" Arm sehen, und so funktioniert er auch. Man führt ihn, sofern man die Weste hat, nur, und kann dadurch schon sehr lange filmen, wenn man sich richtig bewegt. So ist der "Mama ich habe da was in meiner Windel"- Lauf sehr wichtig, es mag lustig aussehen, aber nur so "hüpfen" die Bilder nicht nach oben und unten!
Ich werde, sobald mein ILINK Anschluss wieder einsatzbereit ist, einige Ausschnitte aus meinem ersten Flug-Video hochladen.
6. Fazit
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Der Glidecam Smooth Shooter hat mich innerhalb extrem kurzer Zeit überzeugt. Er ist robust aus Aluminium gebaut, und man bekommt extrem viele Gewichte und andere Gimmicks mitgeliefert. Der Erstaufbau inklusive dem Studieren der Anleitungen - Von denen eine leider in ENGLISCH ist (die der Weste, ist aber durch Bilder selbsterklärend), mit dem ich persönlich kein Problem habe, dauert ungefähr 1,5 Stunden, und macht - voller Vorfreude - richtig spass!
Dumm gesagt - allein das "Feeling" wenn sich alle nach einem umdrehen, oder Sportwägen anhalten, weil sie denken man muss mal über die Straße - ist einzigartig. Das Bildmaterial, das man schon mit minimalen Einstellungen bekommt, ist schier schockierend schön - kein Vergleich mit dem von Hand gefilmten Material! Von mir also eine klare Kaufempfehlung, wenn man sich bei dem Preis von knapp 2000€ auch überlegen muss, wie oft man sie benutzt, und ob sie nicht gleich wieder aus Frustration in der Ecke landet - Anfangs ist Üben angesagt!!!
7. Videos+Fortschritt
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Hier werdet ihr immer neue Videos über meinen aktuellen filmerischen "Fortschritt" finden.
Ihr werdet feststellen, dass am Anfang die Bilder noch sehr stark verwackeln (kein Vergleich zu Handkameras, aber es schunkelt eben wie auf einem Boot), und ich mich (hoffendlich) weiterhin verbessern werde.
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Video 1: "Himmel, was mach' ich blos alles falsch..."
In diesem Video könnt ihr meinen allerersten Versuch mit dem Smooth Shooter betrachten. Ich habe so einiges falsch gemacht - Zum Beispiel war mein Laufstiel zu "Stacksig", das rächt sich daran, dass man eben meine Tritterschütterung sehen kann.
An einer Stelle versuche ich mich an der Gartentreppe, die für Anfänger dank der hohen Absätze nicht zu empfehlen ist ;-). Was einfach zu sehen ist, dass es um einiges anfänger-geeigneter ist, die Treppe in enormen Tempo (ohne einen Wackler) herunterzurennen, als herauf
-> Bei der Bewegung, die man beim Treppensteigen mit der Hüfte macht, bewegt man unwillkürlich auch die Weste und damit den Arm nach links-und-rechts, was man sich aber mit der Zeit und Erfahrung abgewöhnen kann! - Schon wieder etwas herausgefunden ;-) .
Link: http://www.maxisoft-online.de/SlashcamS ... ashcam.m2v
Info:
Filesize: 33,312MB
Länge: ca. 2,5 Min
Achtung, dies ist mein erster Encodierversuch von HDV Material im MPG2 codec, daher erwartet bitte keine 1000% High Quality. Dafür ist der Download mit ca. 30 MB recht OK wie ich finde.
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Video 2: "Kater vs. Steadycam"
Tiere haben soviel Respekt vor einer Steadycam wie Menschen - Das kann man ganz gut in diesem Video sehen. Der Kater, den ich wirklich rein durch Zufall auf meiner Versuchsrunde angetroffen habe, hat böse gefaucht ;-) aus welchem Grunde auch immer. (Obwohl er sonst immer zu mir angelaufen kommt und ganz schön penetrant um die Beine streicht)
Das Video ist direkt im Anschluss zu meinem Ersten aufgenommen, und gewissermaßen der zweite Teil, der selbstverständlich genauso technisch anfängerisch ist, wie das erste Video, dennoch finde ich es interessant, zu sehen, wie das Ganze Techtelmechtel funktioniert!
Allein wegs der tierischen Begegnung auf jeden Fall sehenswert. Bei diesem Part bin ich ziemlich in die Knie gegangen, beim Laufen, und es scheint mir tatsächlich ein wenig besser wie Video 1.
Ganz klar konnte ich bemerken, dass man mit einer zu schwach eingestellten Feder beim bergauf laufen stark wackelt, was logisch erscheint, da sie zu stark federt.
Link: http://www.maxisoft-online.de/SlashcamS ... ashcam.m2v
Info:
Filesize: 134MB
Länge: ca. 7 Min
Achtung, dies ist mein zweiter Encodierversuch von HDV Material im MPG2 codec, daher erwartet bitte keine 1000% High Quality. Leider habe ich immer noch nicht eine Problemlösung für meine Encoding-Schwierigkheiten gefunden, und über Hilfe würde ich mich freuen ^^.
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7,5. Hilfe für andere Glidecam-User. Wie tariere ich meine Glidecam aus?
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Da mich gerade ein User per E-Mail gefragt hat, wie es eigentlich geht, die Glidecam in die Balance zu bringen, und die Anleitung die mitgeliefert wird, nie ganz vollständig oder sogar auf Englisch ist, und für Anfänger sowieso gleich unverständlich, dachte ich mir, ich erstelle eine eigene.
Inzwischen habe ich den Schlitten in 3-5 minuten perfekt ausbalanciert. So, das man wirklich zu 100% eine Illusion des Fliegens hat.
Ich werde zur besseren Verständnis morgen noch Bilder einfügen.
Erstmal muss man herausfinden, wieviel Gegengewicht die Kamera braucht. Bei meiner Canon XHa1 -mit Akku 2,630kg schwehr,
habe Ich an jeder Seite 4 Gewichtsscheiben, also 400 Gramm. Ich habe die Scheiben ganz nach Aussen, also am weitesten entfernt von der Mitte platziert.
Am besten man probiert ersteinmal aus, das Ganze mit einem ungefähr geschätzten Gegengewicht auszubalancieren, und legt dann, sofern eine gewisse Balance gegeben ist, damit los, noch mit den verschiedenen Gewichten zu experimentieren.
Sicherlich gibt es hier auch viele verschiedene Vorgehensweisen, jedoch ist das hier meine Liebste:
0.
Den Schlitten so montieren, dass die Stellschraube an der unteren verlängerbaren Röhre nicht schief zur seite steht, sondern gerade, das hilft uns später beim Justieren.
- Bild 1 -
1.
Kamera - Am besten mit einer Schnellspannvorrichtung - Auf die Mitte der oberen Mountplate anbringen. Sofern die Kamera ein Gewicht unter 500 Gramm hat, das Gewicht durch die Unterlegplatten (jeweils 250 Gramm) erhöhen - Ich empfehle generell die Glidecam nur für größere Kameras, da nur bei jenen wirklich absoluter "Fluss" garantiert ist.
2.
Alles auf die "0" Position, d.h. oben alles zentriert und das Verlängerungsrohr halb nach draussen. (umso länger es draussen ist, umso mehr baumelt die Steadicam unten -> "Pendelgewicht")
3.
Darauf achten, dass der obere Teil des Schlittens gleich zentriert ist wie der untere (da die beiden Teile, der untere mit den Gewichten und die obere Mount Plate ja auch "drehbar" sind, da hätte Glidecam vtl bei der Produktion was einbauen sollen, das verhindert, dass sich diese Rohre ineinander bewegen können)
4.
Alle Monitore an der Kamera aufklappen - wenn man sie benutzen will, Band rein, Objektivdeckel ab, denn schon wenige Gramm Gewicht bringen das Stativ aus der Balance.
5.
Die Steadicam am Griff in die Hand nehmen, und vorsichtig prüfen, in welche Richtung sie fallen würde, wenn man sie loslässt. Dann ersteinmal grob die Kamera oben entgegen dieser Richtung bewegen, also einfach Stellschrauben auf und sie hin-und-herschieben.
6.
Wenn die Kamera nach links vorne neigt, muss man eben oben die Stellschrauben lösen, und die Kamera nach links hinten bewegen.
7.
Während dem Prozess immer genauer und feiner werden, zum Schluss kann es sich um 0,5 Millimeter handeln, was den Unterschied macht. Also immer ganz behutsam und mit viel Geduld das Ganze angehen. Am Anfang hatte ich sogar wunde Fingerkuppen, da ich die metallenen Stellschrauben so oft fest und aufgeschraubt hatte.
8.
Sobald die Balance zu 100% stimmt, kann man eine Runde mit der Glidecam rennen, und abrupt stoppen. Wenn dann das Gegengewicht unten beim Stopp nach vorne pendelt, dann ist es zu weit ausgefahren. Wenn die kamera dazu neigt, sich umzudrehen, ist die Stange zu wenig weit draußen.
Faustregel:
Pendelt die Kamera so stark, dass es nichtmal hilft, unten die Stange ganz einzufahren, muss man Gewichtsscheiben entfernen. Dreht die Kamera sich auf den Rücken bei Benutzung, auch wenn die Stange ganz ausgefahren ist, muss man unten mehr Gewicht auflegen und dann wieder mit der Stangenlänge variieren bis beim Abbremsen nichts mehr baumelt.
Sofern auch die Weste mit Arm zur Verfügung steht, ist es wichtig, dass man den Arm so einstellt, dass er immer ein wenig durchhängt und beim leichten hüpfen - bzw Treppenlaufen o.ä. - nicht bis ganz an den oberen Anschlag kommt (denn das hört man auf dem Video und merkt man dann auch als Ruckler am Bild). Ich selbst habe am Anfang immer den Fehler gemacht, alles zu hart (also die Federn zu stark) einzustellen, da ich dachte, eine schwerere Feder würde das Gewicht besser kompensieren - ist allerdings Irrtum, eine schwächere Einstellung ist tatsächlich meist besser.
Ich werde den Guide noch etwas umschreiben und updaten. Ich hoffe, ich kann den Anfängern so ein wenig helfen.
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8. Nützliche Links
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http://filmmakerstore.com/steadicm.htm
Die Kunst des Umgangs mit Steadycams (Danke an Bernd E.)
Ein Kurzvideo, wie man die Glidecam 2000 (Ähnlich der 4000) einrichtet, was mir ein wenig geholfen hat.
http://www.coolpixx.com
Die Webseite eines wahren steadycam-gurus, Stefan Czech, der wirklich viel Ahnung von der Materie hat, und viele Beispielvideos auf seiner Webseite anbietet.
Wer die Webseite des Verkäufers haben will, schickt mir am besten eine Mail - Schleichwerbung muss nicht sein ;-)
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Ich werde diesen Topic mit meinem Fortschritt fortschreiten lassen, und weitere Bilder/Videos bald einfügen und die Beschreibungen verbessern. Da mir solch eine Seite gefehlt hat, die sich konkret mit dem Thema Glidecam beschäftigt, dachte ich, dass ich so eventuell Neuankömmlingen wie mir das Leben etwas leichter machen kann.
Ach, und das Wichtigste, ich habe zwar versucht die Schreibfehler so gering wie möglich zu halten - Aber wer welche findet darf sie dennoch behalten oder weiterverkaufen ;-) .
Q&C Sind immer willkommen, tippt euch die Finger wund - oder helft mir meine Linksammlung zu erweitern. Falls euch noch etwas zu sagendes einfällt, füge ich es gern hinzu!
E-Mail:
info>ät>maxisoft-online>punkt>de
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Letztes Update am 20. März 2007