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Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 09:40
von slashCAM
Achtung sehenswert - was passiert, wenn sich die Kamera minutiös den kleinsten Regungen der Schauspieler anpasst? Die BewegtBildwelt von David Fincher ist stets extrem se...
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Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 12:15
von CandyNinjas
W O W !!! Extrem geil !!!

Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 13:49
von rob
Ja,

eine wirklich feine Beobachtung.

Jetzt muss ich sie nur schnell vergessen, sonst suche ich in allen Fincher-Filmen danach ;-)

Viele Grüße

Rob

Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 14:21
von Drushba
Wir hatten an der Filmhochschule mal über ein ganzes Semester eine Veranstaltung zum Thema Kamerabewegung und Wirkung. Fincher war als Beispiel dabei, aber auch Kurosawa, in dessen Bildern immer etwas in Bewegung war (nicht notwendigerweise die Kamera) und Emotion über eine Choreographie der einzelnen "Einstellungsbewegungen" in ganzen Schnittsequenzen gebaut wurde. Zusammenfassend könnte man sagen, daß Bewegung Emotionen führen (und auch auslösen) kann, daß aber schon ein Konzept dahinter stecken muß und sei es nur das altbackene "emotionale Szene wird mit Handkamera gefilmt". Beliebigkeit führt hingegen meist ins Gegenteil, der Zuschauer wird durch eklektizistische Bewegung auch mal rauskatapultiert, was IMHO bei vielen TV-Filmen zu spüren ist, deren psychologisch oft unmotivierte Kran- und Dollyfahrten wohl einfach deshalb stattfinden, weil das Ding am Set steht. ;-)

Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 14:53
von Valentino
Auch wenn es typisch Fincher ist, hat er immer noch einen DoP der das in Absprache mit ihm umsetzt und es damit das Handwerk des Kameramanns ist!

Am Ende hat sich das Fincher auch nur bei einen seiner ersten Filme beim DoP abgeschaut und damit ist eben nur der Dirigent der dem DoP die Anweisung dafür gibt. Nicht ohne Grund ist der Kameramann bei szenischen Film auch der "Director of Photography" und damit auch der Urheber der eigentlichen Kameraarbeit.

Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 14:56
von jogol
rob hat geschrieben: Do 19 Okt, 2017 13:49 Ja,

eine wirklich feine Beobachtung.

Jetzt muss ich sie nur schnell vergessen, sonst suche ich in allen Fincher-Filmen danach ;-)

Viele Grüße

Rob
Keine Chance!

Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 16:31
von Jott
Kamerabewegung in welcher Form auch immer ist schon essentiell für die Wirkung.

Deutsche Öffi-Sachen erkennt man oft daran, dass die Kamera gemütlich in Augenhöhe fest auf dem Sachter schnarcht und fertig. Ob jetzt mit Absicht, oder weil alles andere zu anstrengend ist für diverse Silberrücken, sei mal dahingestellt. Das wirkt jedenfalls dröge. Zum Beispiel.

Nimmt man solch statisches Zeug und simuliert Hand-/Schulterkamera (dazu gibt es sehr gute Filter), selbst ganz subtil, wirkt das schon Wunder. Ohne dass der normale Zuschauer merkt, warum.

Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 16:41
von Frank Glencairn
jogol hat geschrieben: Do 19 Okt, 2017 14:56
Keine Chance!
Verdammt!

Hab gerade die erste Folge von Mindhunter gesehen, kann nicht aufhören die ganze Zeit drauf zu achten.

Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 16:54
von Framerate25
In dem Beispiel "Mindhunter" sowieso ein krasser Benchmark. Die erste verfügbare Staffel hab ich schon durch. Und in allen Episoden hab ich den Vorspann einfach laufen lassen.Ein Genuss die Bedienung und Einrichtung eines Tonbandgerätes derart in Szene gesetzt, zu betrachten.

Die vielen kleinen Effekte, welche nur existieren, weil sie eben nicht aufdringlich und massiv aufgedrückt werden. Oder den Eindruck erwecken - ok, sie habens probiert! Wahre Kunst am Bild und der Aussage.

Ich wünschte in unserem Land hätte jemand mal den Mut, sich an solches Niveau ranzutrauen. Dann würde ich liebend gerne die Gebühren als gerechtfertigt betrachten. Was aber hier immo in Bezug auf Serien und Filme produziert wird ist in meinen Augen einfach schlicht .... Sorry for that...Ausnahme bilden Dokus, die sind teils recht begeisternd. ;-)

Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 17:11
von Rick SSon
Hm. Deckt sich teilweise mit meiner starken Neigung das Framing um jeden Preis zu halten. Jetzt weiss ich auch wieso ;-D

Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 17:18
von Valentino
Habe gestern die OV-Preview von "GoodTimes", eine US-Independent-Produktion die fast nur aus Closeups besteht.
Das Spiel von Robert Pattinson war super, die Geschichte doch sehr nah an dem üblichen ArtHaus Filmen aus Europa. Gefallen hat er mir nicht, da sich die Kameraarbeit und das Sounddesign zu arg in den Vordergrund gespielt haben.
Gedreht wurde auf 35mm 2Perf. Techniscope, deswegen der sehr körnige Look.
Nicht auf Deutsch anschauen, schon die Synchro des Trailer geht vollkommen am Orginal vorbei.

Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 18:01
von jogol
Behavior over time. Ist in der Musik nicht anders, Zeitkunst halt. Ganz anders, aber auch sehr interessant im Bezug auf die künstlerische Handschrift, die Arbeitsweise von Christopher Doyle (der dafür gesorgt hat, dass ich mir sämtliche Wong Kar-Wai Filme am Stück angeschaut habe).


Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Do 19 Okt, 2017 18:03
von rob
OK (- einfach nicht an rosa Elefanten denken ...;)

Hab bislang nur den Trailer zu Mindhunter gesehen - scheint aber ein absolutes Muss für Fincher-Fans zu sein ... ich hoffe mal ich krieg das im Kopf irgendwie hin ...
Frank Glencairn hat geschrieben: Do 19 Okt, 2017 16:41
jogol hat geschrieben: Do 19 Okt, 2017 14:56
Keine Chance!
Verdammt!

Hab gerade die erste Folge von Mindhunter gesehen, kann nicht aufhören die ganze Zeit drauf zu achten.

Re: Videotutorial: Wie David Fincher deine Augen übernimmt oder: Minimalkamerabewegung

Verfasst: Fr 20 Okt, 2017 00:09
von Funless
Valentino hat geschrieben: Do 19 Okt, 2017 14:53 Auch wenn es typisch Fincher ist, hat er immer noch einen DoP der das in Absprache mit ihm umsetzt und es damit das Handwerk des Kameramanns ist!

Am Ende hat sich das Fincher auch nur bei einen seiner ersten Filme beim DoP abgeschaut und damit ist eben nur der Dirigent der dem DoP die Anweisung dafür gibt. Nicht ohne Grund ist der Kameramann bei szenischen Film auch der "Director of Photography" und damit auch der Urheber der eigentlichen Kameraarbeit.
Und genau an Aussagen wie diesen ist gut zu erkennen, dass nicht jeder das Zeug und Talent zu einem guten Regisseur hat.

Es ist unbestritten, dass ein Filmprojekt eine Teamarbeit und jedes der involvierten Gewerke für ein gutes Endresultat unentbehrlich ist, keine Frage. Jedoch wird in der Regel die (ich nenne es mal) Vision des Regisseurs umgesetzt und nicht die von allen Beteiligten.

Es ist ja nicht so, dass Fincher dem DoP sagt er möchte gerne eine bspw. düstere Atmosphäre und der DoP kann nach Gutdünken ausleuchten lassen und setzt das Framing so wie es ihm beliebt, wird dem Fincher schon gefallen.

Fincher ist bekannt dafür, dass er seine Vorstellungen so detailliert wie nur irgend möglich kommuniziert und ganz genau weiß wie etwas auszusehen hat, wie es klingen und wirken soll. Selbst das Drehbuch kennt er aus dem FF. Jodie Foster meinte einmal in einem Interview, dass sie bis Panic Room vorher noch mit keinem Regisseur gearbeitet hatte, der so Punktgenau seine Wünsche der Darstellung kommuniziert hat wie Fincher es tat. Und die Dame konnte vor Panic Room auf eine Vita mit recht großkalibrigen Regisseuren zurückblicken so dass man schon davon ausgehen kann, dass sie im Interview keinen Humbug erzählt hat.

Und genau deswegen sieht ein Fincher Film eben unverkennbar nach einem Fincher aus, genauso wie ein Zemeckis Film unverkennbar nach einem Zemeckis aussieht oder ein Kurosawa Film nach einem Kurosawa oder ein Soderbergh Film unverkennbar nach einem Soderbergh oder ein Tarantino Film unverkennbar nach einem Tarantino oder ein DePalma Film unverkennbar nach einem DePalma oder ein Verhoeven Film unverkennbar nach einem Verhoeven.

Mir ist schon klar, dass man das in einem Kamera affinen Forum nicht so gerne lesen mag, da man ja der Meinung ist, dass nur die Kameraarbeit für einen guten Film ausschlaggebend ist, ändert aber nichts an o.g. Tatsache.

Last but Not least ist es ja auch nicht so, dass Fincher vor seinem Feature Film Debüt Alien 3 untätig gewesen wäre. Vorher verdingte er sich ja schon als Regisseur von Musikvideos und zeigte dort bereits äußerst Eindrucksvoll sein Talent der Bildsprache und -gestaltung.

Wie zum Beispiel hier:




Oder ein Jahr zuvor hier: