Alex hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 14:04
iasi hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 11:03Da hat jemand 20.000€ in 10 Minuten seines Films investiert und will nun, dass ein "Produzent" 3 Millionen investieren.
Genau. Nur war nie eine genaue Summe im Gespräch, die hast du dazu gedichtet.
Das durchschnittliche Budget für deutsche Filmproduktionen liegt nun einmal bei ca. 3 Millionen €.
Wenn du einen Geldgeber willst, der einen Film finanziert, dann wird der mit einer Bandbreite um die 3 Mio. kalkulieren.
Bei solch einer Produktion läuft dann nichts mehr mit Rückstellungsverträgen etc.
Alex hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 14:04
iasi hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 11:03Das ist wie ein Kleinstwagen-Prototyp für eine Mittelklasseproduktion.
Nein. Das ist wie das Konzept zu einem Auto, wobei 10 % der Teile schon fertig sind und nicht mehr entwickelt und hergestellt werden müssen. "Mittelklasse" hast du wieder dazugedichtet, keine Ahnung warum? Um das Projekt ohne es zu kennen zu schmälern? Warum?
Die 10% des Films kann für eine Produktion nicht genutzt werden. Niemand wird mal eben 3 Millionen überweisen und sagen, macht mal die restlichen 90%.
Da wird ein Produktionsunternehmen die gesamte Produktion neu beginnen und auch entsprechende Verträge abschließen, die ja zuvor mit den Beteiligten gar nicht bestanden.
Alex hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 14:04
Wir haben bei diesem Projekt auf höchstem Niveau gedreht, wie ich es in D selten gesehen habe. Das war alles andere als "Mittelklasse", das war aus den vollen Schöpfen, mit hochwertigem Personal und Technik. Alleine die technische Vorbereitung dauerte mehrere Wochen, von der inhaltlichen ganz zu schweigen.
Und doch erfüllt der ganze Produktionsablauf nicht die Standards. Wie willst du das denn rechtlich alles regeln?
Wie z.B. die Verträge mit den Beteiligten.
Dann dauert die Vorbereitung der Spielfilmproduktion - u.a. die Finanzierung inkl. Filmförderungsverfahren - so viel Zeit, dass du auch praktisch nicht mehr da ansetzen könntest, wo ihr aufgehört hattet.
Wenn da z.B. auch nur ein Kinderdarsteller beteilgt war, müsstest du dessen Szenen sowieso alle nochmal neu drehen - die Kleinen neigen zum Wachstum.
Alex hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 14:04
iasi hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 11:03Ein Produzent investiert nicht sein eigenes Geld - er verwaltet und steuert nur den Herstellungsprozess. Die Filmfinanzierung übernehmen Produktionsunternehmen - letztlich sind das darauf spezialisierte Investmentunternehmen.
Der Prozess kann auch anders sein, spielt aber keine Rolle, denn das von mir beschriebene Konzept kann den gleichen Prozess wie jeder andere Film durchgehen, nur dass in meinem Fall das proof of concept schon beilegt, was ein Vorteil für alle Beteiligten darstellt.
Wenn dir jemand einen Kurzfilm vorlegt und sagt: "Ich kann dir einen Spielfilm in dieser Art drehen." bedeutet das doch noch nicht, dass der Spielfilm erfolgreich sein wird. Holst du dir nicht erfahrene Leute und lässt die dann diesen Spielfilm drehen?
Versetz dich immer in die Position des Geschäftsführers eines Produktionsunternehmens.
Ich frage mich zudem auch, weshalb die Beteiligten denn nicht den Rest des Weges gegangen sind und selbst in die Fertigstellung des Spielfilms investiert haben, wenn sie von dessen Erfolg überzeugt waren?
Wenn Crew, Darsteller und Verleihfirma ihre Gagen, ihre Verleihmieten, ihr Geld in die Produktion des Spielfilmes gesteckt hätten, wäre es vielleicht auch möglich gewesen noch einen außenstehenden Investor zu gewinnen, der einen Teil des Budgets beiträgt.
Alex hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 14:04
iasi hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 11:03Du als Produzent bekommst unzählige Kurzfilme vorgelegt, die du ansehen sollst. Schau mal, wie viele Festivals Kurzfilme mit Preisen behängen - das ist schon inflationär.
Zum einen war unsere Produktion 1998, da war das alles noch nicht so inflationär, weil technisch und finanziell bedingt, es schlicht und einfach nicht so vielen möglich war ihre filmischen Ideen umzusetzen, schon gar nicht hochklassig auf 35 mm/Cinemascope, mit großen Kamerabewegungssystemen und einer potenten Crew die 4 Grip-/Licht- und Kamera-LKW dabei hatte.
Zum anderen, frag mal Verlage bzw. Lektoren wie viele Einsendungen die bekommen, und andersrum wären sie gekniffen, wenn sie nur sehr wenige Einsendungen bekommen würden, somit bedeutet viel=Auswahl. Sich für die erfolgversprechenden Projekte zu entscheiden, das ist der Job der Produzenten.
Produzenten entwickeln und begleiten erfolgversprechende Projekte.
Produktionsfirmen investieren in erfolgversprechende Projekte.
Filme verkaufen ist ein Geschäft. Das Problem ist nur, dass die keine Ahnung haben, wie man Filme verkauft. Deswegen versuchen sie, Filme zu machen, in die Leute reingehen, ohne dass sie ihnen groß verkauft werden müssen. Darin sehe ich das eigentliche Problem. Die verlieren das Interesse, sobald sie es mal nicht mit einem Film zu tun haben, den man nur in die Kinos bringen muss und die Leute kommen in Scharen.
– George Lucas
Man muss die Produktionsfirmen aber auch verstehen. Kommen die Leute nicht in Scharen sind sie pleite.
Alex hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 14:04
iasi hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 11:03Man muss sich auch immer klar machen, dass ein Filmproduktionsunternehmen profitorientiert arbeiten und das finanzielle Risiko minimal halten muss.
Unterscheidet sich also nicht zu dem Konzept, von dem ich spreche. Nur fällt es eben leichter, wenn man schon 10 Minuten produziert hat und die Qualität des Contents im Vorfeld betrachten kann, also ein klarer Vorteil für das von mir besprochene Konzept.
iasi hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 11:03Die bisher gedrehten 10% des Films können aus zeitlichen, organisatorischen und rechtlichen Gründen dann eh nicht genutzt werden.
Genau das Gegenteil ist der Fall. Natürlich wurden Verträge hinsichtlich der gewünschten Langfilmproduktion geschlossen.
Aber nicht mit der Produktionsfirma, die in den Film investieren soll.
Da bestanden sicherlich keine den tariflichen Anforderungen gemäße Verträge mit den Beteiligten. Oder wie sah es denn z.B. mit euren Urlaubsansprüchen aus? :)
Alex hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 14:04
iasi hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 11:03Es nutzt natürlich meist auch nichts, einen 90 Minuten-Film in 10 Tagen mal eben runterzudrehen.
Davon sprichst nur du. Wir haben in 10 Tagen 10 Min gedreht. Also 1 Min/Tag. Rechne selbst auf 90 Min hoch. 1Min/Tag war der zeitliche Anspruch, den unser Projekt einnahm, um diese Qualität des 10-Minüters zu erreichen.
Ihr hattet euch für eine Produktion dieses Umfangs entscheiden.
90 Drehtage sind für deutsche Verhältnisse sehr viel - das Dreifache eines Tatorts.
Entsprechend müsste eine Produktionsfirma das Budget sogar weit höher ansetzen als die durchschnittlichen 3 Mio.€.
Alex hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 14:04
iasi hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 11:03Denn es gilt, einen fertigen Spielfilm zu produzieren, der auch Zuschauer finden kann - also verwertbar ist.
Ja, ebenfalls kein Unterschied zu unserer Produktion.
Ihr hattet einen 10 Minuten-Kurzfilm, der nicht in die Verwertungskette passt.
Egal wie gut er ist, aber so findet er keine Zuschauer.
Das war schon früher so. Damals versuchte man es mit z.B. der "Kurzfilmrolle" oder im Nachtprogramm der ÖR zumindest einige Zuschauer zu erreichen.
Alex hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 14:04
iasi hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 11:03Übrigens ist auch das durchschnittliche deutsche Filmbudget von 3 Millionen € für einen SF eigentlich zu wenig und zu viel.
Mit 3 Mio.€ kannst du nichts konkurrenzfähiges drehen, das dann auch die 3 Mio. wieder einspielen kann.
Wie gesagt, die 3 Millionen hast du auf den Tisch gebracht, ich habe die nie erwähnt.
Ich kann sagen, dass wir das Projekt zusammen umgesetzt haben, anstatt nur theoretisch zu lamentieren, wie man es machen könnte.
Machen ist krasser als wollen!
Wenn das Ergebnis dann am Ende DVDs in den Regalen der Beteiligten ist, scheint es mir vergebliche Mühe.
Alex hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 14:04
Versuchs doch „einfach“ mal 40 Leute für 50 Tage zu bekommen, die ihre Arbeitszeit in ein höchst-riskantes Projekt stecken.
Aber du erwartest doch, dass ein Fremder sein Geld in dieses
höchst-riskante Projekt steckt?
Wenn den Beteiligten schon der Glaube an den Erfolg fehlt, wie sollen dann Investoren davon überzeugt werden.
10 Tage krasse Freizeitbeschäftigung beim Kurzfilmdreh oder die Produktion eines Filmes, der auch ein breites Publikum erreichen soll.
Das ist die Entscheidung, die die Beteiligten treffen müssen.
Ganz oder gar nicht, kann dann die Devise nur lauten.
Alex hat geschrieben: ↑Sa 06 Jan, 2024 14:04
Ich will ja nur sagen, dass das von mir vorgestellte Konzept den Geldgebern eigentlich nur Vorteile bietet und sich das Risiko für alle, die ihre Arbeit investieren, verringert. Und keins deiner Argumente hat dieses Konzept untergraben können
Das Resultat hat dieses Konzept untergraben:
Die Beteiligten hatten eine krasse Dreherfahrung und eine DVD - mehr nicht.
Und das finde ich sehr bedauerlich.
Es wird immer von "Profis" geredet. Einen Profi zeichnet aber vor allem die Gewinnabsicht aus - also als Ergebnis einen Film, der von möglichst vielen Zuschauern gesehen wird.
Jeder sollte sich doch mal ernsthaft und ehrlich fragen, weshalb er sich an einem Kurzfilmprojekt beteiligt.