Frage von kaloku:Bin gerade zufällig in der Wikipedia auf eine amüsant-interessante Info gestossen, bei der ich mich ernsthaft frage, ob man dem glauben schenken kann. Und wenn ja, dann wiederum frage ich mich, wie es sein kann, dass wichtige, wirtschaftliche Entscheidungen basierend auf derart zufällige Vorlieben getroffen werden können.
Und zwar geht es um die Entwicklung der CD als Audio-Datenträger in den 70er/80ern. Sony und Philips mußten sich da auf einen Standard einigen bezüglich Größe des Datenträgers und Datenfassungsvermögen. Bei der gleichen Größe wie LPs hätten anscheinend über 10 Stunden Musik auf eine CD gepasst. Doch damit hätte sich die Musikindustrie den Markt kaputt gemacht.
"Nach einigen Differenzen schlug Sony vor, dass die neue CD zumindest Ludwig van Beethovens Neunte Sinfonie in voller Länge erfassen sollte. Dieser Vorschlag hing mit Sonys damaligem Vizepräsidenten, Norio Ohga zusammen, der ein ausgebildeter Opernsänger war und sich schon immer wünschte, Beethovens Neunte ohne störendes Wechseln des Tonträgers hören zu können. (;...) Die Aufnahme aus dem Jahre 1951 dauerte exakt 74 Minuten. 74 Minuten bedeuteten 12 cm Durchmesser des optischen Datenträgers. Die Entwickler von Philips reagierten mit Skepsis, da ein so großes Ding nicht in die Anzugtaschen passen würde. Daraufhin maßen Sony-Entwickler Anzüge aus aller Welt aus, mit dem Ergebnis, dass für 12 cm überall Platz ist. Damit hatte Beethoven einen neuen Standard festgelegt."
aus : http://de.wikipedia.org/wiki/Compact_Disc#GeschichteDas ist doch schier unglaublich. Bloß weil Herr Ohga Beethovens 9. mochte, sind die CDs (;und die DVDs) 12 cm groß. Und ich dachte immer, bei technischen Neuentwicklungen wird nach streng praktischen und finanziellen Prinzipien entschieden (;zumindest scheinbar)? Bei welchen Sachen sind denn ähnliche Sachen gelaufen? Warum passen zB. auf ein DV-Tape 60 min?
Klaus
Antwort von Kiara Borini:
Die 74 Minuten stimmen. Auch Karajan hat sich dafür stark gemacht. Und sein Wort hatte im Expertenkreis Gewicht.
Antwort von kaloku:
Ich bin nahezu sprachlos :-)
Dabei fällt mir noch was anderes zum Thema Standard ein, in Sachen Filmlänge. Ein durchschnittlicher Film dauert doch etwa 90 Minuten - mal sind es 80, mal sind es 100, in seltenen Fällen mehr. Tauchen nicht auch in der Traum-/Schlafforschung die magischen 90 Minuten auf (;REM-Phase alle 1,5 Stunden oder so ähnlich?)? Kann das Zufall sein?? Traumfabrik Hollywood?
Oder warum sind 90 Minuten die goldene Filmlänge? Sicher nicht nur wegen der Fernsehprogramm-Slots ..
Klaus
Antwort von Jörg:
Hi,
na, nach Deinen obigen Ausführungen zu Jackentaschengrößen etc. glaube ich eher, daß die 80 - 100 Minutenlänge der Filme auf die Intervalle
des Harndrangs des damals dafür Verantwortlichen abgestimmt wurden....
Gruß Jörg
Antwort von grovel:
Die Geschichte scheint wirklich zu stimmen - man hört sie jedenfalls immer wieder.
Allerdings muss man auch sehen, dass man damals dachte, nur die wahren Liebhaber von feiner Musik, also Klassikhörer würden auch digitale Musik hören wollen - Pop und Rock wollte man weiterhin auf LP und Kassetten anbieten. Und Karajans Neunte, äähh, Beethovens Neunte war ja wenigstens in deutschen Haushalten obligatorisch, stand direkt neben der Hausbibel und halt eben DIE Klassikaufnahme schlechthin.
SeeYa grovel
Antwort von Markus:
Naja, wie sollte das mit den technischen Standards denn sonst funktionieren, wenn nicht nach diesem Schema: Jemand denkt sich etwas aus, andere finden es gut (;oder sagen, dass sie es gut finden, weil es dem Chef eingefallen ist) und dann wird es so gemacht.
Nur ob das dann wirklich immer so gut ist?! Wir sehen ja in vielen Dingen, was dabei heraus kommt.
Antwort von rackzack:
Das schöne an Standards ist ja auch bekanntlich, daß es so viele davon gibt!