Hallo Erfahrene,
oftmals haben wir ja als Filmer oder Fotograf unsere geordnete Arbeit und können sie mit unserem
Tages- oder Stundensatz abrechnen.
Was ist nun, wenn man an einen Kunden gerät, der hätte eigentlich eine Agentur gebraucht,
hat aber keine und der Filmer solls richten?
Wahrscheinlich nicht soo unüblich, oder oft sind andere Berreiche so gering, das sie einfach mit einfliesen.
Aber was wenn man nun plötzlich ernsthaft mit Dingen wie Locationscouting, Skript/Drehbuch/Drehplan,
Modelscouting, externe Dienstleister, Orga für alles etc etc. zu tun hat?
Da würde mich mal interessieren wie ihr das macht, wenn ihr Planlos durch die Gegend fahren müßt,
um eine Location zu finden, rechnet ihr das nach normalen Stundensatz ab?
(Ok, die Frage ist wie hoch dieser ist, ist er eher gering, ist die Frage vielleicht obsolet)
Wie sieht es aus mit Stunden auf Audiojungle verbringen um Sounds zu finden?
Was ist wenn man seine Idee zu Papier bringen muß, oder Models sucht?
Dann die allgemeine Orga, wenn es sich um ein größeres Projekt handelt?
Habt ihr für alles eure angepassten Tarife und mit wieviel Prozent stehen die zum normalen Stundensatz?
Da mein Stundensatz auch mein Equipment enthält, ist er für so manchen nicht soo niedrig,
wenn ich den auch fürs rumfahren für Locationsuche verwende, ist das vielleicht nicht schlau,
aber wie staffelt man womit?
Fände es toll wenn ihr als Onemangroup Eure Erfahrung mit mir teilt und sage schon mal DANKE! :-))
Antwort von Jott:
Abrechnung nach Zeit, Stundensatz für Projektleitung und Organisation - kenne ich von 60-120 Euro/Std., Agenturen nehmen mehr und setzen kostenlose Schnupperpraktikanten dran, prima Einnahmequelle. Musik und Footage suchen nennt sich Art Buying, klingt besser beim Abrechnen.
Wenn du normal Tagessätze mit Equipment berechnest, rechne selbiges halt raus, und schon hast du deinen Tarif. Der sollte nicht viel niedriger sein, ist ja trotzdem deine Zeit, und du bist blockiert.
Wenn's dem Kunden zu teuer ist, soll er sich selber um den Scheiß kümmern. Kann man ja nett vorschlagen.
Antwort von klusterdegenerierung:
Schön das Du es so klar siehst, da hast Du mir einiges Vorraus! :-)
Auch wenn ich es auch so klar sehe, habe ich dennoch Probleme damit!
Vielleicht weil mir vielles auch Spaß macht und wenn ich mit dem Rad bei schönen Wetter durch unsere Wohngebiete
radel, um locations zu suchen, dann fühlt sich auch ein niedrigerer Satz etwas unverschämt an.
Aber im Prinzip hast Du ja Recht, man ist blockiert und die Zeit ist weg und das ist auch glaube ich das,
was mich am Ende des Tage so unglücklich macht, weil ich sehe wie meine Zeit verrinnt und am Ende
wurde sie nicht mal angemessen gewürdigt.
Aber eine andere Sache ist ja noch die, andere können bestimmte Dinge schneller oder berechnen nur
einen mindestsatz, da es sonst ins unermessliche geht.
Beispiel Musik Suche, manche klemmen sich da ne viertel Stunde rein und nehmen dann irgendwas,
ich hab da kein Bock drauf und will es perfekt und dann werden es halt eine dreiviertel,
die Frage ist, ist das noch ok oder wirtschaftlich.
Wo soll man da Anfangen und wo hört es auf? ;-)
Antwort von Alf_300:
Also ich bin grundsätzlich derr Meinung dass die One-Man-Show rechnerisch ein Verlustgeschäft wird weil man im prinzip rund um die Uhr beschäftigt ist und das nicht berechnen kann.
Du könntest Dir allerdings im laufe der Zeit ein Archiv zulegen, über Locations, Schauspieler, Komparsen, Tonmänner, Beleuchter ect. dann sparst Du eine Menge Zeit und kannst zudem besser verhandeln.
Antwort von RLX-Devlin:
Ich rechne das nicht über Stunden ab, sondern als Pauschalpreis für das Produkt, damit ich beim Radfahren in der Pampa den Kopf frei habe und mich nicht über Abrechnungsmodalitäten kümmern muss.
Antwort von klusterdegenerierung:
Alf_300 hat geschrieben:
Also ich bin grundsätzlich derr Meinung dass die One-Man-Show rechnerisch ein Verlustgeschäft wird weil man im prinzip rund um die Uhr beschäftigt ist und das nicht berechnen kann.
Du könntest Dir allerdings im laufe der Zeit ein Archiv zulegen, über Locations, Schauspieler, Komparsen, Tonmänner, Beleuchter ect. dann sparst Du eine Menge Zeit und kannst zudem besser verhandeln.
Hab ich ja, aber wenn dann mal was anderes gefragt ist? Ne, das ist nicht die Lösung. Aber mit Deiner Vermutung hast Du Recht,
egal was man als Oneman bekommt, am ende reichts nicht mal zum sterben! :-(
Antwort von Jott:
Pauschalen mag natürlich auch der Kunde am liebsten - geht natürlich nur, wenn man's realistisch einschätzen kann. Was ja auch vom Kunde abhängt. Manche erzeugen Arbeit ohne Ende, bei anderen flutscht's easy.
Antwort von klusterdegenerierung:
RLX-Devlin hat geschrieben:
Ich rechne das nicht über Stunden ab, sondern als Pauschalpreis für das Produkt, damit ich beim Radfahren in der Pampa den Kopf frei habe und mich nicht über Abrechnungsmodalitäten kümmern muss.
Auch schön, aber dann kommt wahrscheinlich das bei raus was ich geschrieben hab,
man kann sich nicht mehr soviel Zeit nehmen und am Ende wird es dann vielleicht was von der Stange, das will ich nicht.
(Auch wenn es vielleicht manchmal so oder so so endet :-)
Antwort von klusterdegenerierung:
Jott hat geschrieben:
Pauschalen mag natürlich auch der Kunde am liebsten - geht natürlich nur, wenn man's realistisch einschätzen kann. Was ja auch vom Kunde abhängt. Manche erzeugen Arbeit ohne Ende, bei anderen flutscht's easy.
Ich habe das erstere! :-))
Antwort von Alf_300:
Zum sterben reichts vielleicht nicht, aber vielleicht für ein Cafehaus, eine Pizzabude oder Lottoanahme ;-))
Antwort von Jott:
Bei One-Man-Shows gibt es eine eiserne Regel: Geld muss auch fließen, wenn man doppelt gebucht wird oder mal ausfällt (Krankheit). Oder sich einen Urlaub gönnt. Dann müssen andere einspringen, die man in der Hinterhand hat, und die müssen ja bezahlt werden. Daraus ergibt sich logisch: immer schön doppelt so teuer sein wie die anderen! Sonst wird's in der Tat nix.
Dieses Ziel muss man sich setzen als One-Man-Show!
Antwort von klusterdegenerierung:
Jott, wir müßen uns mal treffen! ;-)))
Antwort von nic:
Also wir versuchen von Anfang an im Angebot so gut zu schätzen wie möglich... und das stimmt meistens so auf ein paar Tage genau - wenn es deutlich mehr oder weniger wird, dann musst du das dem Kunden erklären und die Kalkulation anpassen. Wenns grob hinkommt, kannst du minimal in deiner internen Kalkulation quersubventionieren.
Vorproduktion ist nunmal ein großer Teil der gesamten Filmproduktion. Bei größeren Produktionen fallen schnell 15-30% der Kosten jeweils vor und nach dem Dreh an.
Fährst du 5 Tage herum, setzt du 5 Tage an. Wenn du wirklich ein grottenschlechter Locationscout bist, dann reduzier deinen Tagessatz in diesem Metier halt auf 350 Euro... In Stunden zu rechnen finde ich eher kleinlich. Wenn du allerdings 6/7 mal ne Stunde für irgendwas brauchst, ergibt das aber auch wieder einen Tag.
Dafür berechnest du eben für 15 Minuten Telefonat oder 20 Minuten kleine Änderungen nichts... die Beziehung mit Kunden ist ein stetiges Geben und Nehmen.
Der Kunde will fair behandelt werden und dich auch fair behandeln, zumindest meistens.
Antwort von Darth Schneider:
Das was Jott schreibt hat schon was. Ich finde es ist wichtig das man bezahlt wird wenn man arbeitet, Pauschalen sind somit schwierig, das braucht Erfahrung, man muss den Aufwand genau schätzen können um keine bösen Überraschungen durchzumachen um nicht am Schluss Tagelang gratis zu arbeiten. Andererseits will der Kunde auch nicht das alles am Schluss Tausende € teurer wird. Wenn Probleme auftauchen oder Mehraufwand von Nöten ist sollte man möglichst rasch mit dem Kunden kommunizieren um zusammen eine Lösung zu finden die für alle stimmt.
Aber ich würde möglichst jede Stunde versuchen schon im Vorraus zu berechnen, egal wie lange du mit dem Velo herumfährst, oder was auch immer, wenn du für den Kunden was auch immer machst, ist es Arbeit. Diese sollte bezahlt werden.
Mach nicht die gleichen Fehler wie ich !!!
Als ich noch ne 1 oder manchmal 2Mann Show geführt habe, das war vor etwa 20 Jahren....
Ich hatte eine Pauschale für für Reiche 500 Schweizer Franken )und für eine für nicht so gut betuchte Kunden ( 250 Schweizer Franken ) Immer jeweils für Kamera, Schnitt gerechnet für einen Arbeitstag, oder für Vorbereitungs oder organisatorische Arbeiten. Fahrspesen und Telefonate, zahlreiche Sitzungen, auch Konzeptarbeit oder auch Drehbuch schreiben und sonstige Spesen habe ich meistens nie berechnet, oder schlicht vergessen. Weil ich zu viel Spass an der Arbeit hatte. Für ein paar Jahre.
Nach Zehn Jahren, (ich habe von der Filmerei zirka zu 50% gelebt) fühlte ich mich ein wenig ausgenutzt, und gelangweilt, von den langweiligen Aufträgen.
Ich war aber selber Schuld.....zu gutmütig, und naiv.... Eigentlich wollte ich an Filmen wie Star Wars arbeiten und nicht immer nur Hochzeitsfilme, Partyvideos, Kinderballettvideos, und billige Werbespots für blöde Produkte machen.
Jetzt bin ich leitender Badmeister, und Hobbyflimer und mache auch gerne Fotos.
Gruss Boris
Antwort von klusterdegenerierung:
@7nic
Sind denn Deine Kunde in Deinem Gebiet in irgendeiner Form erfahren?
Ich arbeite viel mit Kunden die auf dem Sektor völlig unbedarft sind und von all den Preisen & Tätigkeiten keine Ahnung haben.
Da fällt es mir oft schwer für gewisse Dinge normales Geld zu nehmen.
Aber mein schlimmstes Trauma in der Hinsicht ist glaube ich, das meine Mutter als sehr gute Schneiderin,
für andere immer völlig unter Preis gearbeitet hat und dies immer damit begründet, das die Leute ja auch nicht soviel Kohle haben etc.
Das ging meine ganze Kindheit so, wahrscheinlich hat mich das echt, ohne Scherz, doch seh geprägt.
Angst vor dem Erfolg ist auch so ein Thema glaube ich. ;-)
Danke aber schon mal an alle für eure offenheit!
Antwort von klusterdegenerierung:
@Boris
Danke für Deine Worte,
ja so manches ging mir auch so.
Ich muß zu meiner Scham sagen, das ich einen großen Kunden hatte, für den ich 1,5 Jahrzehnte fotografiert habe,
da ich so verknüpft damit war und ich auch noch so Jung und er so nah um die Ecke,
habe ich nie die Fahrtkosten zu ihm (Jobs an anderen locations schon) berechnet!
Nachdem ich dann nicht mehr für ihn Tätig war, habe ich es erst richtig realisiert und mir mal ausgerechnet.
Es sind mir knapp 7000€ entgangen! Tja Boris, da bin ich wohl in guter Gesellschaft was? ;-)
Antwort von Alf_300:
Hast also in 15 zufriedenen Jahren zwei Monatslöhne = 7000 Euro zu wenig berechnet,
kommst Du Dir bei solchen Rechnungen ncht selber Blöd Vor ?
Antwort von nic:
klusterdegenerierung hat geschrieben:
@7nic
Sind denn Deine Kunde in Deinem Gebiet in irgendeiner Form erfahren?
Ich arbeite viel mit Kunden die auf dem Sektor völlig unbedarft sind und von all den Preisen & Tätigkeiten keine Ahnung haben.
Da fällt es mir oft schwer für gewisse Dinge normales Geld zu nehmen.
Manche sehr, manche ein wenig, manche gar nicht... manche lernen von uns, von manchen lernen wir noch eine ganze Menge. Und unsere Erfahrung wächst gemeinsam mit der des Kunden bei jedem Projekt...
Antwort von klusterdegenerierung:
Alf_300 hat geschrieben:
Hast also in 15 zufriedenen Jahren zwei Monatslöhne = 7000 Euro zu wenig berechnet,
kommst Du Dir bei solchen Rechnungen ncht selber Blöd Vor ?
Da hast Du wohl was extrem falsch in den Hals bekommen!
Es geht nicht um den Wert von 7000€, sondern darum, das wie Boris geschrieben hat, man sich über viele Dinge
oft keine Gedanken macht und das eine schon kleine Sache, also die relativ kurze Entfernung zum Kunden,
am Ende des Tges doch ein Posten ist, den man als Geschäftsmann zu berücksichtigen hat,
denn am Ende steht ja die Summ und nicht eine einzelne Fahrt!
Mir ist das Geld auch garnicht wichtig, auch wenn es im Nachhinein immer hin die Monatsgebühren für
den Schwimmverein meiner Tochter decken würden und das über 15 Jahre,
vielmehr geht es ja darum seine Hausaufgaben zu machen und da habe ich wie Boris über einige Dinge hinweggesehen,
oder schlicht vergessen!
Und ich denke das die wenigsten, die richtig rechnen können, dem Kunden selbst kleine Fahrten nicht in Rechnung stellen.
Also nochmal, mir geht es darum, die Dinge richtig zu machen und so langsam kommt das Alter,
wo Gesundheit und Zeit immer wichtiger werden als Geld, aber wenn Du immer den Buckel krum gemacht hast,
aber am Ende nix übrig bleibt, dann hat man was falsch gemacht,
da muß man ja auch mal irgendwo anfangen zu schauen woran es liegt.
Ein part, könnte sein, seinem Kunden keine Fahrten in Rechnung zu stellen und ich möchte Dir noch mal sagen,
das waren Farten, um zb. Produkte zu holen um sie anschliesend im Studio abzulichten.
Selbstverständlich stellen die 7000 keinen echten Verlust da, da es ja genug Quersubventionen gab,
aber es geht eben um die Sache, die Boris so plastisch dargestellt hat, die auch bestimmt viele kennen. ;-)
Antwort von Jott:
klusterdegenerierung hat geschrieben: und ich möchte Dir noch mal sagen,
das waren Farten, um zb. Produkte zu holen um sie anschliesend im Studio abzulichten.
Für so was schickt man einen Kurierfahrer, dann sind die Kosten auch transparent. Selber fahren ist nur dann billiger, wenn man wirklich nichts Besseres zu tun hat.
Antwort von klusterdegenerierung:
Meine Bindung zum Kunden war mir von Anfang an immer wichtig, ausserdem haben wir dann vor Ort immer den Job besprochen,
so gab es in der Abwicklung fasst nie Probleme und ich habe immer mitbekommen, was es vor Ort neues gibt
und konnte dann mit etwas Geschick noch mehr generieren, als eigentlich geplant war.
Das ist sicherlich auch ein Grund mit, warum ich es immerhin auf stolze 15 Jahre mit dem Kunden gebracht habe!
Das ist mit einem Kurrier quasi nicht möglich und viel zu teuer und unpersönlich.