Frage von Bruno Banani:Hallo. Nachdem ich im Internet über die Bauanleitung eines Schwebestativs der Hobbythek gestoßen bin dachte ich mir "So ein Teil brauchst du auch". Also ab zum Baumarkt und jede Menge Material besorgt und losgelegt. Das Ergebnis ist zwar optisch mehr als gelungen und superstabil, allerdings funktioniert sie nicht wirklich. Sie ist zwar im Gleichgewicht, aber in einem labilen und nicht in einem stabilen Gleichgewicht. Darüberhinaus ist sie auch noch ziemlich schwer.
Ziemlich angepisst habe ich dann im Internet recherchiert wo bei meiner Konstruktion der Fehler liegt (außer daß sie natürlich zu schwer ist) und wie eine Steadycam denn eigentlich genau funktioniert.
Nun habe ich diverse Formeln und Therorien dazu gefunden welche sich teilweise bestätigen, aber sich teilweise auch widersprechen. Also wenn ich im folgenden etwas falsches schreibe bitte ich um Verbesserung.
- Gleichgewicht von Kamera und Gegengewicht liegen auf einer Achse die orthogonal zur Auflageplatte der Kamera liegt. Auf dieser Achse liegt dann auch der Schwerpunkt der Gesamten Anordnung und folglich muss der Griff auch auf deieser Achse montiert werden.
- Der Gesamtschwerpunkt sollte möglichst genau im Gelenk liegen
- Die Konstruktion des Auslegers ist im Prinzip sch**ß egal, allerdings sollte sein gewicht im Idealfall unendlich klein sein.
- Das Gegengewicht an sich hängt nicht direkt unterm Gesamtschwerpunkt und Schwerpunkt der Kamera, sondern etwas weiter hinten, da es ja das Gewicht der Auslegers auch noch ausgleichen muss, denn dieses Gewicht liegt vor den Schwerpunkten. (Sieht man ganz gut bei der Steadycam Jr.)
- Der Schwerpunkt der Sony VX1000 liegt praktischerweise direkt über dem Stativgewinde (Diese Aussage habe ich in irgendeinem Forum gefunden. Durch ausprobieren fand ich allerdings heraus, dass er ca. 5mm weiter hinten liegen müsste)
Nun habe ich allerdings eine Formel gefunden, welche leider einmal als Gleichung und das andere mal als Ungleichung auftritt.
1.Version als Gleichung: mG*rG = mC*rC
2. Version als Ungleichung: mG*rG > mC*rC
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mG: Masse des Gegengewichts
rG: Entferung des Schwerpunkts des Gegengewichts zum Gesamtschwerpunkt
mC: Masse des Camcorders (bei mir 1.500g)
rC: Entferung des Schwerpunkts des Camcorders zum Gesamtschwerpunkt
Welche der beiden Formeln stimmt denn nun?
Weiteres Problem ist, dass man mit der Gleichung im Prinzip nur ein Verhältnis berechnen kann, da ich nur eine Größe (Masse des Camcorders) exakt gegeben habe.
Gibt es also Größen für mG, rG und rC die besonders geeignet sind?
mG sollte möglichst klein sein, allerdings gilt auch je größer mG desto stabiler, da die Trägheitskräfte dann selbstverständlich auch größer sind.
rC fällt bei der Steadycam Jr relativ klein aus... jedenfalls im Vergleich zum Schwebestativ der Hobbythek.
Fragen über Fragen. Wäre jedenfalls schon dankbar wenn auch nur eine der Fragen beantwortet würde.
Gruß und schöne Feiertage!
Bruno
Steadycam der Hobbythek
Antwort von Bruno Banani:
Hier noch ein Bild um die Gleichung etwas anschaulicher zu machen.
rG heißt hier halt rp...
Antwort von Werner:
Hallo,
also bei dem (momentanen) Preis von so einem Ding würde ich mir keines selber bauen (siehe Link).
Gruß
Werner
Steadycam
Antwort von Stefan:
Ich kann keinen Fehler in Deinen Annahmen finden ;)
Bei der 1. Formel sind alle Massen exakt ausbalanciert. Das ist das ideale Stabilisierungsstativ. In der Vitrine oder im windstillen Labor, wenn keiner damit filmt ;)
Im praktischen Betrieb wird man den Schwerpunkt "etwas" unter dem Drehpunkt platzieren. Mit der Formel 1 kannst Du grob die notwendige Dimensionierung herausbekommen. Beim Betrieb brauchst Du Verstellmöglichkeiten, um an den "Magic Spot" so nahe heranzukommen, wie Du stabilisieren willst aber gleichzeitig es nicht zu kippelig haben willst. Du kommst also zu Formel 2. Der Haken bei Formel 2 mit dem etwas grösserem Gegengewicht (oder längerem Gegengewichtsarm): Du kommst immer weiter vom Stabilisierungsstativ weg und gehst in Richtung herkömmliches Stativ.
An dem Gesamtgewicht kannst Du noch optimieren. Natürlich in Grenzen - irgendwo musst Du ja die Masse der Kamera ausgleichen und wenn das ein fetter Klotz ist... Ich habe auch schon Bauanleitungen für eine Weste/Gestell gesehen, die statt dem Halten in der Hand verwendet werden kann. Zurück zur Konstruktion - Es zählt ja das Produkt aus Abstand vom Drehpunkt und der Masse. Langes Abstandsrohr aus Titan oder Kohlefaserkomposit plus Ausgleichsmasse bringt mehr als kurzer Abstandsbolzen aus Vollblei gedreht plus Ausgleichsmasse.
Viel Glück
Der dicke Stefan