Frage von tonk:Hallo Leute,
hier mal eine Frage an die professionellen User dieses Forms.
Ich habe einen Film in 30 fps und möchte den einem deutschen TV-Sender anbieten.
Dummerweise sind in Deutschland 25 fps im TV Standard, und jetzt frage ich mich, wie die Profis ihre Filme von 30 fps zu 25 fps wandeln...
Frage 1: gibt es eine Software für den Profibereich, mit dem die deutschen Studios die amerikanischen Filme wandeln?
Frage 2: oder wird es mit einer Hardware gemacht?
Frage 3: gibt es eine weitere Variante, die Frameraten zu konvertieren, die mir nicht eingefallen ist?
Ich bedanke mich jetzt schon für jede Antwort.
Antwort von Jott:
Hardware. Snell ist der Hersteller mit Quasi-Monopol, wenn's so gut wie möglich werden soll. Such dir einen Dienstleister (Stichwort Normwandlung), der auch gleich ein korrektes Fernsehsignal draus macht.
Wie kommt's zu einem 30p-Film? Unüblicher geht's kaum. Oder ist es 60i?
Antwort von beiti:
Wann immer die Bildraten ähnlich sind (z. B. von 24 auf 25 fps) wird man nur beschneunigen bzw. verlangsamen.
Geht das nicht (wie im Fall von 30 auf 25 fps oder von 30 auf 50 fps), stehen im Wesentlichen drei Methoden zur Wahl:
Interpolation: Die Bewegung aufeinanderfolgender Bilder wird analysiert, dann werden passgenaue Zwischenbilder berechnet. Das ist (wenn es gut gemacht ist) die hochwertigste Methode und ist ohne Direktvergleich oft von einer Originalaufnahme nicht mehr zu unterscheiden (außer, man analysiert es Bild für Bild).
Blending: Es wird jeweils zwischen den benachbarten Ausgangsbildern ein neues Zwischenbild mittels Überblendung erzeugt. Das ruckelt nur mäßig, kann aber in schnellen Bewegungen Geisterbilder/Doppelbilder zeigen.
Next Neighbour: Es wird als Zielbild immer das Bild übernommen, das zeitlich dem Ausgangsbild am nächsten liegt, ohne etwas zu blenden oder neu zu berechnen. Anders gesagt: Die Einzelbilder werden beschleunigt bzw. verlangsamt abgespielt und dann die Zahl durch Auslassen oder Verdoppeln von Bildern ausgeglichen. Im Vergleich zum Blending gibt es keine Doppelbilder, aber dafür ruckelt es stärker.
(
Was ich der Einfachheit halber jetzt ausgelassen habe, ist die Problematik der Halbbilder. Wenn man z. B. 60i-Material als Ausgangsprodukt hat, ist das Verfahren noch etwas komplizierter.)
Diese Methoden können alle softwaremäßig oder mittels Hardware-Normwandlern erfolgen. Für Live-Anwendungen braucht man die (teure) Hardware-Lösung; ansonsten hat man die Wahl.
Tatsächlich wird heute im Fernsehen allerhand gemacht.
Heutige amerikanische Serien werden in 23,976 fps gedreht und dann für 50-Hz-Wiedergabe einfach auf 25 fps beschleunigt, genau wie Spielfilme.
Ältere amerikanische Serien wurden noch mit 29,97 fps gedreht und dann zu 50 fps normgewandelt (damals meist mit eher simplen Methoden wie Blending).
Live-Ereignisse, die in 59,94 fps aufgenommen werden, werden mit Hardware-Normwandlern direkt zu 50 fps gewandelt. Je nach Ausstattung des Senders arbeiten diese Hardware-Normwandler hochwertig mit Zwischenbildberechnung/Interpolation oder einfacher mit Blending oder Next Neighbour.
Im Nachrichten-Bereich ist es heute schon aus Zeitgründen üblich, die Normwandlung dem Schnittprogramm zu überlassen; das ist dann meist auch Blending oder Next Neighbour.
Und nun konkret zum anstehenden Problem:
Fürs europäische Fernsehen reden wir meist von 50 fps als Zielwert, nicht 25 fps. Die höhere Ziel-Framerate hat den Vorteil, dass die jeweiligen Abstände von Ausgangsbild zu Zielbild geringer werden. Das hat Vorteile für alle genannten Wandlungsmethoden.
Ich würde also an Deiner Stelle eine Wandlung auf 50 Bilder pro Sekunde anstreben.
Wenn Du die Chance dazu hast, mach es mittels Interpolation. Das kannst Du bei einem Fachmann machen lassen (der entsprechende Hardware oder Software hat) oder selber machen; die professionellen Normwandelprogramme sind unbezahlbar, aber es gibt auch entsprechende Funktionen in Effektprogrammen wie AfterEffects und sogar die freie Software "MVTools" als AviSynth-Plugin (allerdings braucht das sehr viel Einarbeitung).
Wenn Dir das zu teuer und/oder zu aufwendig ist, kannst Du Dich immer noch zwischen Blending und Next Neigbour unterscheiden (Abwägung der Vor- und Nachteile). Diese Methoden beherrscht heute so ziemlich jedes Schnittprogramm.
Eventuell reicht es auch, wenn Du mittels Blending eine "Layout-Version" erstellst und anbietest. Wenn der Sender den Film dann haben will, kann er die endgültige Wandlung ja hausintern mit besserer Technik machen.
Antwort von Jott:
Lieber zum kompetenten Dienstleister gehen ...
Antwort von TheBubble:
Frage 1: gibt es eine Software für den Profibereich, mit dem die deutschen Studios die amerikanischen Filme wandeln?
Frage 2: oder wird es mit einer Hardware gemacht?
Meist mit Hardware, da oft auch Live-Sendungen gewandelt werden. Es gibt natürlich auch Software-Lösungen. Probiere mehere Lösungen aus, die Ergebnisse hängen auch vom zu konvertierenden Material ab.
Frage 3: gibt es eine weitere Variante, die Frameraten zu konvertieren, die mir nicht eingefallen ist?
Klar, das muss aber bereits vor dem Dreh geplant werden.
Möglichkeit a: In 24p filmen, dann für die 60Hz-Regionen ein 3:2 Pulldown anwenden und für die 50Hz-Regionen auf 25p beschleunigen.
Möglichkeit b: In 25p filmen, für die 50Hz-Regionen direkt verwenden, für die 60Hz-Regionen zuerst auf 24p verlangsamen und dann ein 3:2 Pulldown anwenden.
Antwort von tonk:
Ich hätte nie gedacht, solch ausführliche Antworten zu erhalten
und möchte mich bei allen Antwortenden ganz herzlich bedanken.
Das ist wirklich super nett von euch.
Danke.
Antwort von tonk:
... eine Frage fällt mir dazu noch ein:
was ist, wenn man den Film mit seinen 30 fps in einem Computer abspielt und über ein digitales Kabel auf einen anderen Rechner (oder Hardware) überspielt, die mit 25 fps aufnimmt?
Hätte man dann nicht ein einwandfreies Ergebnis?
Antwort von TheBubble:
was ist, wenn man den Film mit seinen 30 fps in einem Computer abspielt und über ein digitales Kabel auf einen anderen Rechner (oder Hardware) überspielt, die mit 25 fps aufnimmt?
Das geht nicht ohne Wandlung.
Antwort von beiti:
Ich hätte nie gedacht, solch ausführliche Antworten zu erhalten Ich denke bei sowas auch immer daran, den Beitrag später mal verlinken zu können, wenn wieder so eine Frage auftaucht. Daher gern etwas ausführlicher und über die ursprüngliche Fragestellung hinaus.
wenn man den Film mit seinen 30 fps in einem Computer abspielt und über ein digitales Kabel auf einen anderen Rechner (oder Hardware) überspielt, die mit 25 fps aufnimmt? Ein Gerät, das stur mit 25 fps aufnimmt, kann mit einem 30p- oder 60p-Signal nichts anfangen. Möglicherweise findest Du ein Gerät, das intern eine Normwandlung durchführt und dann tatsächlich 25p aufzeichnen kann. Aber dann entspricht das Ergebnis auch nur einer der beschriebenen einfachen Methoden.
Und selbst wenn Du den ganz rustikalen Weg gehst und das 30p-Video mit einer 25p-Kamera oder 50p-Kamera vom Monitor abfilmst, entspricht das Ergebnis bestenfalls der Blending-Methode.
Du kannst es drehen und wenden wie Du willst, aber Du kannst die Physik nicht austricksen. ;) Wenn Du ein 30p-Original hast und daraus 25p oder 50p machen willst, hast Du erst mal ein Taktproblem. Die Ursprungsbilder laufen zeitlich einfach nicht so ab wie sie sollen. Eine einfache Lösung für das Problem gibt es nicht.
Antwort von WoWu:
Frag Deinen Sender, ob sie auch 30 akzeptieren.
Nicht selten kaufen sie nämlich Material auf dem internationalen Markt ein und wandeln dann selbst.
Bevor Du "hausgemachten" Schrott ablieferst oder die Minutenpreise der "Normwandler" ausgibst, frag erstmal.
Wenn das Material sonst in Ordnung- und gut- ist, werden sie es auch in 30 nehmen.
Antwort von Goldwingfahrer:
Nicht selten kaufen sie nämlich Material auf dem internationalen Markt ein und wandeln dann selbst.
Ja...sah man erst letzthin was die da Basteln,nicht mal dies kriegen sie richtig hin.Dabei haben die für Normwandlerkisten eigentlich ein viel grössere Budget als wir Kleinen.
Quelle des Screens=
http://forum.gleitz.info/showthread.php ... rial/page3