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Infoseite // Preisgestaltung Online-Videos (und Musik)



Frage von peterli:


Hallo Leute,

ich bin Print-Redakteur, bei mir steht in nächster Zeit wahrscheinlich die Selbstständigkeit vor der Tür.

Zusätzlich zu (Zeitungs-)Fotos und natürlich dem Text – quasi als weiteren Sellingpoint – habe ich mir überlegt, für die Ipad- und Online-Versionen meiner Texte den Redaktionen kurze Videos anzubieten. Allerdings stehe ich gerade vor der Frage, wie ich den Preis gestalte. Deshalb habe ich euch drei Szenarien beschrieben, von denen ich denke, dass sie häufiger vorkommen.

Auftrag: Ich berichte über die Kultur eines Musikfestivals
a) Der Künstler soll sich kurz vorstellen oder ein kurzes Statement zu einem Thema abgeben. Dazu vllt. 3 Schnittbilder, alles sehr monoperspektivisch. Dauer des Videos: 30 Sekunden

b) Ich mache ein Impressions-Video des Festivals: Schwenks, lachende Gesichter, etc. Keine Plansequenzen, Slider, etc. Dauer: ca 1 min - 1:30 min

c) Ich schreibe über ein Naturphänomen, das für Stadt X von besonderer Bedeutung ist. Dazu gibt es eine Timelapse Aufnahme von etwa 4 Stunden Dauer, gekürzt auf 20 Sekunden.

Wie würde ihr die Preise dafür berechnen? Mir ist klar, dass ich darin meine Ausrüstung abschreiben muss, aber weiter? Wie gesagt, der Hauptverdienst sind der Text (Zeilengeld) und Bilder (meist ebenfalls relativ fest vereinbart). Ich würde gerne auch eine Pauschale (oder zumindest einen Rahmen anbieten). Erschwerend kommt hinzu, dass Online- und Ipad-Redaktionen meist noch sehr wenig Budget haben. Es muss sich also preislich auch für die lohnen.

Achja Was mache ich mit der musiklischen Untermalung? Die Preise für kommerzielle Projekte sind ja meistens dreistellig auf einschlägigen Seiten. Gibt es da irgendwelche günstigen CDs oä? Müssen ja nur ein paar Garage-Band Rhythmen sein.

Danke,
peterli

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Antwort von macwalle:

Wie würde ihr die Preise dafür berechnen? Mir ist klar, dass ich darin meine Ausrüstung abschreiben muss, aber weiter? Wie gesagt, der Hauptverdienst sind der Text (Zeilengeld) und Bilder (meist ebenfalls relativ fest vereinbart). Ich würde gerne auch eine Pauschale (oder zumindest einen Rahmen anbieten). Erschwerend kommt hinzu, dass Online- und Ipad-Redaktionen meist noch sehr wenig Budget haben. Es muss sich also preislich auch für die lohnen. Vor ähnlichen Fragen stehe ich auch – ich bin ebenfalls Print-Redakteur/-Produktioner,
und jetzt wollen wir mit dem Verlag ins Web und hierfür unseren Anzeigenkunden
auch (dokumentarisch orientierte) Vorstellungs-Videos anbieten,
also eher sachlich und nüchtern aufgemachte Clips ohne das übliche Werbe-Klingeling.
Der Markt ist bei unseren Kunden auf jeden Fall da, die sind schon sehr interessiert,
und angesichts der bisher aufgerufenen Preise für Firmen-Videos rechnen wir uns gute Chancen aus.

Kurze Frage zwischendurch: Wie bist Du denn technisch aufgestellt von Deinem Equipment her?
Das würde mich interessieren, weil ich bei der Arbeit für Doku-Clips mit der Canon XA20 bisher gute Erfahrungen gemacht habe und der Praxisvergleich mit anderem Gerät sich da natürlich anbietet.

Zurück zum Thema:

Generell würde ich Dir empfehlen, einfach mal einen kompletten Probelauf vom Dreh bis zur Ausgabe
als fertiger Clip durchzuspielen, damit Du einen Eindruck von Deinem durchschnittlichen Zeitaufwand bekommst –
später, bei mehr Routine, wird der sich vielleicht noch reduzieren.

Bei der Kalkulation versuche ich, meinen gewöhnlichen Stundensatz für Redaktionsarbeiten anzusetzen (50 EUR),
überlege aber schon, für Videoarbeiten etwas mehr zu verlangen, weil auf der Kostenseite auch mehr Ausgaben zu Buche schlagen (Technik, Soft- und Hardware etc).

Alternatv kannst Du natürlich, wenn Du die Videos quasi im Paket mit Text/Fotos anbietest,
den Preis reduzieren, solange im Endeffekt Dein zugrunde gelegter Stundensatz wieder hereinkommt.

Weitere Rabatte sind je nach Auftragsvolumen und Kundenverhältnis möglich,
aber grundsätzlich solltest Du schon darauf achten, nicht für lau zu arbeiten.

Allerdings ist auch das erst einmal nur graue Theorie –
im Nebenjob bin ich als Produkttester für technische Geräte zugange (als Anwender),
und der Aufwand für das Erstellen der strukturierten und umfangreichen Testberichte (inkl. Fotos/Video) ist so groß,
dass ich das Fixhonorar lieber nicht auf den tatsächlichen Stundensatz umrechnen möchte …

Hier aber spielt auch mein Eigeninteresse eine große Rolle;
ich bekomme halt Geräte neuesten Datums in die Hand, die in der Praxis auszutesten mich einfach reizt –
zudem lerne ich fachlich ständig dazu.

Du siehst, eine allgemeingültige Antwort auf die ewige Honorarfrage gibt es nicht; schließlich spielt ja auch noch die Marktsituation (Angebot/Nachfrage) eine Rolle.
Achja Was mache ich mit der musiklischen Untermalung? Die Preise für kommerzielle Projekte sind ja meistens dreistellig auf einschlägigen Seiten. Gibt es da irgendwelche günstigen CDs oä? Müssen ja nur ein paar Garage-Band Rhythmen sein. Für ein Kundenvideo, das auf deren Website lief, habe ich mich hier bedient:
http://www.jewelbeat.com/

Da sind brauchbare Musikstücke für einen sehr günstigen Preis zu finden, GEMA-frei, natürlich.
Das Video war der Zusammenschnitt eines Messe-Besuches (ca. fünf Minuten), die Musik habe ich unterlegt und den Atmo-Ton mit geringem Pegel beigemischt.
Der Kunde (Weinfachhandel) fand es gut und war mächtig stolz, dass seine Firma mal in einem Video präsentiert wurde – quasi beim Arbeitseinsatz für seine eigenen Kunden …

Ein anderer Anbieter für GEMA-freie Hintergrundmusik, zwar etwas teurer,
aber dennoch preiswert und mit einem soliden Geschäftsgebaren:
http://www.ende.tv/

Es lohnt sich auf jeden Fall, einfach mal bei ende.tv anzurufen und
Dein Vorhaben/das geplante Einsatzgebiet für die Musik zu schildern;
die Leute dort sind recht entgegenkommend und versuchen, eine für beide Seiten auskömmliche Lösung zu finden.

Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen.
Gruß vom Elbdeich

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Antwort von darth_brush:

Ich will dir nicht den Wind aus den Segeln nehmen, aber Redaktionen sind nicht bekannt für ihre Spontanität. Du schlägst das vor, die zeigen erst mal Interesse und dann musst du denen hinterher laufen, was denn nun ist. Redaktionsleiter, Resortleier, stv. Leiter, Kreisredaktionsleiter und Verlagsleiter müssen das erst mal abchecken. Wenn dein Verlag auch noch in einer Medienholding steckt, ist das eine "Prinzipfrage".

Wenn du ein filmen kannst, geh doch direkt über in gewerbliche Präsentationen. Red lieber mit dem Anzeigenverkaufsleiter. Eine solide Unternehmensvorstellung mit Doku-Touch kommt sicher gut an. Da kannst du für 4 Stunden filmen + nachbearbeiten ca. 7 etwa 500,- bekommen.

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Antwort von macwalle:

Achja Was mache ich mit der musiklischen Untermalung? Die Preise für kommerzielle Projekte sind ja meistens dreistellig auf einschlägigen Seiten. Gibt es da irgendwelche günstigen CDs oä? Müssen ja nur ein paar Garage-Band Rhythmen sein. Hier findest Du haufenweise GEMA-freie Musik, die Lizenzmodelle (CC-Lizenzen) sind unterschiedlich, oft aber kannst Du die Stücke komplett nach eigenem Gusto nutzen:

http://incompetech.com/

http://www.danosongs.com/

http://opsound.org/index.php

http://www.soundclick.com/music.cfm

http://www.audiyou.de/

http://www.bargus.org/musiclibrary.html

https://archive.org/details/audio

http://freemusicarchive.org/

http://www.artistserver.com/charts.cfm

http://www.freesound.org/browse/

http://ccmixter.org/view/media/home

http://www.mpfree.org.uk/about.html

http://ghostnotes.blogspot.de/

http://mcs.franknora.com/

http://www.soundjig.com/

http://derekaudette.ottawaarts.com/music.php

http://publicdomain4u.com/about

http://www.soundjay.com/free-music.html

http://aries-4rce-beatz.com/freebeats.htm

https://musopen.org/

http://www.pacdv.com/sounds/free-music.html


Viel Spaß beim Stöbern!

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Antwort von Jalue:

Liebe Print-Kollegen,
als langjähriger Videojournalist bin ich doch etwas entsetzt über das Halbwissen, das hier verbreitet wird. Bewegtbildkunden, ob nun Online oder TV, haben eher selten Interesse an "Bildschnipseln". Wenn die Video wollen, dann i.d.R. vollwertige redaktionelle Beiträge, und die entstehen nun mal nicht, indem der Multifunktionsreporter die DSLR kurz auf ‚Video’ umstellt und nebenbei einen O-Ton dreht. In der Praxis läuft es darauf hinaus, dass ihr die Arbeit zweimal macht. Erst Text + Foto, dann das Ganze komplett nochmal neu für Video. Vorher bitte noch ein Script schreiben, Drehgenehmigungen einholen, usw. Dabei legen mittlerweile selbst Online – Kunden Wert auf einen Production Value, der zu etwa 80 % dem von professionell gemachten TV-Beiträgen entspricht, soll heißen: Mit dem MediaMarkt- Mörchen plus 50 Euro Mikro und zusammengedaddelt auf Vegas o.ä. kriegt man das nicht hin. Zur Bezahlung: Im Optimalfall (!!!) 400 Euro für einen vollwertigen, redaktionellen Online-Videobeitrag (2-5 Min.), für Schnipsel, wie sie euch vorschweben, kann man wohl bestenfalls den Preis einer Pizza Tonno verlangen. Fies? Unfair…? May be, aber glaubt mir: Es ist so!

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Antwort von peterli:

Liebe Print-Kollegen,
als langjähriger Videojournalist bin ich doch etwas entsetzt über das Halbwissen, das hier verbreitet wird. Bewegtbildkunden, ob nun Online oder TV, haben eher selten Interesse an "Bildschnipseln". Wenn die Video wollen, dann i.d.R. vollwertige redaktionelle Beiträge, und die entstehen nun mal nicht, indem der Multifunktionsreporter die DSLR kurz auf ‚Video’ umstellt und nebenbei einen O-Ton dreht. In der Praxis läuft es darauf hinaus, dass ihr die Arbeit zweimal macht. Erst Text + Foto, dann das Ganze komplett nochmal neu für Video. Vorher bitte noch ein Script schreiben, Drehgenehmigungen einholen, usw. Dabei legen mittlerweile selbst Online – Kunden Wert auf einen Production Value, der zu etwa 80 % dem von professionell gemachten TV-Beiträgen entspricht, soll heißen: Mit dem MediaMarkt- Mörchen plus 50 Euro Mikro und zusammengedaddelt auf Vegas o.ä. kriegt man das nicht hin. Zur Bezahlung: Im Optimalfall (!!!) 400 Euro für einen vollwertigen, redaktionellen Online-Videobeitrag (2-5 Min.), für Schnipsel, wie sie euch vorschweben, kann man wohl bestenfalls den Preis einer Pizza Tonno verlangen. Fies? Unfair…? May be, aber glaubt mir: Es ist so! Hallo und Danke für deinen konstruktiven Beitrag. In MEINEM Fall stimmt das allerdings nicht. Ich mache auch jetzt eben genau diese Arbeit, die ich oben beschrieben habe - mit einer 550d, auf Basis einer Festanstellung. Selbstverständlich sprechen wir hier nicht von Spiegel Online & Co., sondern kleineren Online-Auftritten von Magazinen. Diese Arbeit gilt es zu monetarisieren, wenn ich als Freiberufler weiter arbeite.

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Antwort von Jalue:

Hi Peterli, nichts für ungut, kenne dich ja nicht. Aber diesen "meine Knipse kann Video - Also mache ich so nebenbei auch mal auf Videojournalist" Standpunkt habe ich schon öfter mal zu hören bekommen - zuletzt von einen professionellen (!) Fotografen. Zu deiner Preisgestaltung: Die meisten Online-Redaktionen haben kaum Etat für externe Videoproduktionen. Die Kunden-Umfrage einer großen Nachrichtenagentur hat 2012 ergeben, dass Onlineredaktionen im Schnitt bereit sind, 15 Euro (!!) für einen nicht-exklusiven Beitrag zu zahlen. Für einen einfachen, aber exklusiven, redaktionellen Kurzbeitrag wie von dir beschrieben sind vielleicht 100 Euro eine realistische Größe. Für Videoschnipsel (Timelapse o.ä.) würde ich die Fotohonorare der jew. Redaktion als Maßstab nehmen. Viel mehr werden die wohl kaum abdrücken.

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Antwort von macwalle:

In MEINEM Fall stimmt das allerdings nicht. Ich mache auch jetzt eben genau diese Arbeit, die ich oben beschrieben habe - mit einer 550d, auf Basis einer Festanstellung. Selbstverständlich sprechen wir hier nicht von Spiegel Online & Co., sondern kleineren Online-Auftritten von Magazinen. Diese Arbeit gilt es zu monetarisieren, wenn ich als Freiberufler weiter arbeite. Bei mir sieht es ähnlich aus – die Videos stellen wir auf unserem eigenen Portal ein, insofern gibt es da auch keinen Stress mit den Abnehmern bezgl. Qualität und Inhalt, alldieweil ich mir selbst die Freigabe erteile …

Für die Lokalberichterstattung sehe ich außerdem ein schon einen steigenden Bedarf an relativ kurzen Nachrichtenclips, etwa (als Beispiel) einen 30-Sekünder über die Erweiterung des Klärwerkes oder die Einweihung der neuen Schulsporthalle.

Andere Formate (längere Beiträge, Interview, Feature, Hintergrund-Doku etc.) erfordern natürlich mehr Aufwand und Vorbereitung, das ist klar.

Ganz eindeutig ist jedoch das Bedürfnis bei den Lesern/Zuschauern vorhanden, auch mit bewegten Bildern über das aktuelle Geschehen in ihrer Nachbarschaft informiert zu werden – der Knackpunkt bis heute ist indes die Frage, wie sich der Aufwand finanzieren lässt.

Auch der Arbeitsfluss ist so kompliziert nicht:
Wenn die Cam und der Audio-Recorder sowieso mitlaufen, brauche ich mir keine Notizen für den Text aufzuschreiben, und zur Not greife ich benötigte Bilder zur Illustration im Print aus dem Video in der Schnittsoftware ab – die Auflösung bei 1080 reicht bei uns für den Druck fast immer, für Dreispalter-Fotos (143 mm Breite) auf jeden Fall. Das habe ich tatsächlich schon gemacht, klappt …

Normalerweise habe ich aber neben der Videocam auch die DSLR (EOS 600D) dabei – fürs obligate Gruppenfoto wird dann halt mal schnell der Blitz angeflanscht und die Videocam für eine Minute beiseite gelegt.

Grundsätzlich meine ich schon, dass zumindest im Lokal-/Regionaljournalismus eine ganze Menge Bewegung drin ist, mit dem hauptsächlichen Trend hin zum Online-Auftritt.
Viele Verlage kommen jetzt auch langsam in die Hufe (nachdem sie jahrelang geschlafen haben) und freunden sich mit dem Gedanken an, das Web nicht nur als zusätzlichen (und lästigen, weil kostenträchtigen) Distributionsweg zu betrachten, sondern als echte Erweiterung und mittelfristig auch als Ersatz für das Medium Papier.

Insofern wird auch der Bedarf bei den Verlagen steigen, Content-Lieferanten zu finden, die schnell und aktuell Video-Inhalte bereitstellen können. Und da kommt wieder der Video-Journalist ins Spiel …
Natürlich gilt auch hier, dass der VJ sein Handwerkszeug beherrschen können sollte, damit nicht nur grottige Wackelfilmchen eingestellt werden.
Da macht halt die Übung den Meister, wie in jedem Metier.

Und mit dem (Zitat Jalue) »MediaMarkt- Mörchen plus 50 Euro Mikro« wird wohl niemand ernsthaft auf Dauer arbeiten, der sich in diesem Metier behaupten will. In der Praxis sieht es bei mir so aus, dass ich für die One-Man-Show (Clip Klärwerkserweiterung) nur das Nötigste an Bord habe; ich muss beweglich bleiben, deshalb auch die XA20.

Bei geplanten (und bezahlten Produktionen, etwa Unternehmensfilme) rücken wir aber auch bei Bedarf zu zweit oder dritt an, inkl. Licht und Ton sowie Zweit- und Drittkamera. Da steckt natürlich deutlich mehr Vorbereitung drin – und Nacharbeit, klar.

Momentan befinden wir uns in einer Umbruch-Situation: der Videojournalismus muss von den Auftraggebern (i.e. Verlagen) natürlich finanziert werden, Bannerwerbung alleine wird es nicht bringen. Meine Wette: früher oder später lassen die Verlage sich ihr Web-Angebot per Abo bezahlen. Andere phantasievolle Finanzierungsmodelle sind natürlich auch möglich, da muss sich die Branche schon was einfallen lassen.
Aber das ist eine andere Baustelle.

Gruß vom Elbdeich

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Antwort von macwalle:

Zu deiner Preisgestaltung: Die meisten Online-Redaktionen haben kaum Etat für externe Videoproduktionen. Die Kunden-Umfrage einer großen Nachrichtenagentur hat 2012 ergeben, dass Onlineredaktionen im Schnitt bereit sind, 15 Euro (!!) für einen nicht-exklusiven Beitrag zu zahlen. Für einen einfachen, aber exklusiven, redaktionellen Kurzbeitrag wie von dir beschrieben sind vielleicht 100 Euro eine realistische Größe. Für Videoschnipsel (Timelapse o.ä.) würde ich die Fotohonorare der jew. Redaktion als Maßstab nehmen. Viel mehr werden die wohl kaum abdrücken. Genau das ist ja der Knackpunkt: wie lassen sich Video-Produktionen refinanzieren? Wie gesagt, die meisten Verlage haben da lange Zeit gepennt, jetzt geht ihnen die Düse, weil das Web dem klassischen Print-Markt immer mehr das Wasser abgräbt. Ich meine, dass wir uns langsam an den Gedanken von Paid Content im Web gewöhnen sollten – bei Büchern erwarten wir ja auch nicht, dass wir sie geschenkt bekommen, oder?

Die nächsten zwei, drei Jahre dürften in dieser Hinsicht interessant und spannend werden, welche Refinanzierungsmodelle sich entwickeln und behaupten werden – aber qualitativ vernünftiger Journalismus kostet nun mal, keiner will für einen warmen Händedruck arbeiten.

Die Alternative, die einige Verlage jetzt ausprobieren, um die Kosten zu drücken (etwa »Leserreporter«), kann bisweilen in einem sehr begrenzten Umfange funktioneren, etwa als Supplement-Lösung, wird aber niemals professionellen Journalismus ersetzen können.

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Antwort von Jalue:

Was meiner Meinung nach fehlt, ist ein simples, aber sicheres Bezahlsystem. Wenn ich per Mausclick z.B. 2 Cent für einen Online Beitrag bezahle, tut mit das nicht weh. Die meisten Leute würden das sicher auch gerne tun, haben aber keine Lust, gleich ein Monatsabo abzuschließen, wenn sie eben nur dieser eine Beitrag interessiert. „Almosensysteme“ wie Flattr oder das viel gepriesene Crowdfunding sind für die Branche insgesamt jedenfalls keine Lösung. Abgesehen davon muss, wie du richtig feststellst, in den Redaktionen selbst ein Umdenken stattfinden. Das Scheinargument für Preisdumping bei Onlinevideos lautet stets: „Sorry, aber mehr lässt sich durch die Clicks / Werbeeinnahmen nicht refinanzieren“. Lustigerweise erwartet aber keiner, dass sich die Fotos auf dem Portal, das Layout, eine Grafik oder die Texte separat refinanzieren. Wäre auch Quatsch, denn der kommerzielle Wert eines Onlineangebots ergibt sich ja aus der Summe seiner Teile. Wenn nun ein Herausgeber denkt, dass Onlinevideo dazu gehört, dann muss es eben in die Gesamtkalkulation mit einfließen, und dazu gehören Honorare, von denen Profis auch leben können. Allerdings müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen, denn zum Honorar-Dumping gehören immer zwei: Der, der es versucht und der, der es mit sich machen lässt.

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Antwort von macwalle:

Was meiner Meinung nach fehlt, ist ein simples, aber sicheres Bezahlsystem. Wenn ich per Mausclick z.B. 2 Cent für einen Online Beitrag bezahle, tut mit das nicht weh. Die meisten Leute würden das sicher auch gerne tun, haben aber keine Lust, gleich ein Monatsabo abzuschließen, wenn sie eben nur dieser eine Beitrag interessiert. "Almosensysteme" wie Flattr oder das viel gepriesene Crowdfunding sind für die Branche insgesamt jedenfalls keine Lösung. Abgesehen davon muss, wie du richtig feststellst, in den Redaktionen selbst ein Umdenken stattfinden. Das Scheinargument für Preisdumping bei Onlinevideos lautet stets: "Sorry, aber mehr lässt sich durch die Clicks / Werbeeinnahmen nicht refinanzieren". Lustigerweise erwartet aber keiner, dass sich die Fotos auf dem Portal, das Layout, eine Grafik oder die Texte separat refinanzieren. Wäre auch Quatsch, denn der kommerzielle Wert eines Onlineangebots ergibt sich ja aus der Summe seiner Teile. Wenn nun ein Herausgeber denkt, dass Onlinevideo dazu gehört, dann muss es eben in die Gesamtkalkulation mit einfließen, und dazu gehören Honorare, von denen Profis auch leben können. Allerdings müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen, denn zum Honorar-Dumping gehören immer zwei: Der, der es versucht und der, der es mit sich machen lässt. Dein Wort in Gottes Gehörgang – das alles kann ich voll unterschreiben!

Auch bei uns im Verlag machen wir uns schon seit zwei Jahren Gedanken darüber, wie wir die Finanzierung hinbekommen – ich plädiere generell für ein Bezahlmodell (ob Abo oder Pay-per-View, ist auch aufgrund technischer Umstände noch nicht entschieden, wir wollen etwa PayPal als Payment-Gateway vermeiden), mein Verleger hingegen setzt eher auf Werbung, und das wäre dann hauptsächlich eine Cross-Finanzierung, etwa über Imagefilme für unsere Kunden.
Aber irgendwann hat jeder Kunde sein Filmchen, und dann musst Du trotzdem weiter Umsätze generieren, um die Kiste am Laufen zu halten.
Ein Paid-Content-Modell hätte den Vorteil, dass die Kosten auf viele Köpfe, nämlich die Konsumenten, verteilt werden, und damit für jeden erschwinglich. Wir peilen so um die 3–5 Euro pro Monat/Nase an.

Dafür erwartet der Kunde aber echten Mehrwert, und den wollen wir liefern durch diverse Interaktionsmöglichkeiten (Bezahlkunden können Footage jeder Art downloaden, eigene Foren einrichten, selbst Beiträge hochladen etc.)

Dafür gibt es Content-Management-Systeme, ich stricke gerade daran. Es ist eine Mords-Arbeit, nebenbei.

Aber diese Portal-Lösung ist für uns der aussichtsreichste Weg, unser hier durchaus etabliertes journalistisches Angebot ins »Neuland« Internet (O-Ton Mutti) zu transferieren. Abenteuerlich genug ist der Trip auf jeden Fall.

Was für uns überhaupt nicht in Frage kommt, ist das Preisdrücken bei zugekauften Inhalten. Als Freier Journalist fristest Du eh ein kümmerliches Dasein, da noch weiter an der Schraube zu drehen, wäre auch ethisch unvertretbar. Eher sollten die Honorare mal wieder steigen.

Also muss das Ganze anders angegangen werden.

Eine Möglichkeit für Journalisten selbst (ob Print oder Video) wäre die Kooperation in einer Art Agentur-Modell für den jeweiligen lokalen oder regionalen Markt; leider habe ich bei uns in der Region dafür bisher kaum Ansätze gesehen, in Hamburg (20 km entfernt) könnte etwas in dieser Art existieren.

Der Vorteil: Mehrere Einzelkämpfer könnten via Zusammenarbeit auf gemeinsames Equipment zurückgreifen, ihre Arbeit mehreren Abnehmern anbieten und sich gegenseitig helfen. Der Unterschied zu den klassischen Nachrichtenagenturen bestünde in der Selbstorganisation und –bestimmung; da gibt es halt keinen anonymen Apparat, der dir als Einzelakteur gegenübersteht und entsprechend die Kurse diktieren kann.

Vorrangig jedoch müssen sich die Verlage (oder auch alle anderen Journalismus-Kunden) Gedanken darüber machen, wie sie sehens- und lesenswerte Inhalte finanziert bekommen, sonst fliegen sie früher oder später mit ihrem Geschäftsmodell aus der Kurve.

Eben deshalb gehe ich von sehr interessanten und spannenden Entwicklungen auf dem Presse- resp. Medienmarkt in den nächsten Jahren aus.

Gruß vom Elbdeich

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Antwort von macwalle:

Ich will dir nicht den Wind aus den Segeln nehmen, aber Redaktionen sind nicht bekannt für ihre Spontanität. Da kennst Du aber unsere Redaktion nicht – manchmal entscheiden wir zwei Stunden vor dem Datenupload (in die Druckerei bzw. Druckvorstufe), was auf den Titel kommt ;-)

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Antwort von macwalle:

Liebe Print-Kollegen,
als langjähriger Videojournalist bin ich doch etwas entsetzt über das Halbwissen, das hier verbreitet wird. Bewegtbildkunden, ob nun Online oder TV, haben eher selten Interesse an "Bildschnipseln". Wenn die Video wollen, dann i.d.R. vollwertige redaktionelle Beiträge, und die entstehen nun mal nicht, indem der Multifunktionsreporter die DSLR kurz auf ‚Video’ umstellt und nebenbei einen O-Ton dreht. Ich glaube, das Missverständnis entstand auch dadurch, dass ich ständig von »Cilps« schrieb – mea culpa!
Alles unter fünf Minuten Länge ist für mich ein Clip, unabhängig von der inhaltlichen Qualität – da habe ich mich fachterminologisch wohl etwas zu schlampig ausgedrückt.

Sorry dafür!
Aber auch ich lerne dazu, jeden Tag und immer neu …

Gruß vom Elbdeich

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Antwort von Jalue:

Na ja, du hast ja irgendwie Recht. Vielleicht hat der 'Clip' im Web tatsächlich mehr Zukunft als der 'Beitrag’ im klassischen Sinne. Wenn sich Digital Storytelling (Snowfall + Co) durchsetzt, bleiben vom Bewegtbild wohl wirklich nur noch Schnipsel, wobei der Videojournalismus als eigenständiges „Berufsbild“ auch zur Disposition steht. Schätze mal, die meisten von uns werden bald den Horizont entsprechend erweitern müssen: HTML, CSS, Social Media Kompetenz, Foto, Text, Video bis hin zu Motion Effects. In der Tat, es bleibt spannend…

Toll, dass du für eine so innovative und integere Redaktion arbeitest. Wenn es nicht so weit weg von HH wäre, hätte ich jetzt auf die OZ getippt.

Und zum Kooperativen-Modell: Ich habe bei Crew United mal eine Anzeige geschaltet und hier (Berlin) nach daran interessierten Kollegen gesucht. Ein anderer hat es später auch probiert, führte aber alles zu nichts. Ich denke, das liegt am schwierigen Marktumfeld. Es erzwingt unter den Kollegen eine Art Einzelkämpfermentalität, jeder klammert sich ängstlich an seine paar Kunden, bloß nichts riskieren… leider!

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Antwort von macwalle:

Schätze mal, die meisten von uns werden bald den Horizont entsprechend erweitern müssen: HTML, CSS, Social Media Kompetenz, Foto, Text, Video bis hin zu Motion Effects. In der Tat, es bleibt spannend… Genau diesen Prozess mache ich gerade durch ;-)
Glücklicherweise habe ich einige Freunde, die in Sachen Web hochqualifiziert sind und mir bei Gelegenheit die Ohren waschen – aber grundsätzlich (ich nehme an, das gilt mittlerweile für fast jedes Berufsbild) musst du heute ständig dein Wissen erweitern und aktualisieren – aber mir macht es Spaß!
Toll, dass du für eine so innovative und integere Redaktion arbeitest. Kein Problem, ich habe das Blatt vor zehn Jahren als Auftragsarbeit selbst komplett entwickelt und bin bis heute V.i.S.d.P. … ;-)))
Und zum Kooperativen-Modell: Ich habe bei Crew United mal eine Anzeige geschaltet und hier (Berlin) nach daran interessierten Kollegen gesucht. Ein anderer hat es später auch probiert, führte aber alles zu nichts. Ich denke, das liegt am schwierigen Marktumfeld. Es erzwingt unter den Kollegen eine Art Einzelkämpfermentalität, jeder klammert sich ängstlich an seine paar Kunden, bloß nichts riskieren… leider! Deine Gedanken gefallen mir – vielleicht ließe sich ja auch mal ein überregionaler Austausch organisieren?

Bin auf jeden Fall an einem intensiveren Gespräch mit Dir interessiert – per Mail etwa?

Gruß vom Elbdeich

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Antwort von macwalle:

Ich denke, das liegt am schwierigen Marktumfeld. Es erzwingt unter den Kollegen eine Art Einzelkämpfermentalität, jeder klammert sich ängstlich an seine paar Kunden, bloß nichts riskieren… leider! Mal ein Zitat aus einem vorherigen Beitrag von mir:
»Insofern wird auch der Bedarf bei den Verlagen steigen, Content-Lieferanten zu finden, die schnell und aktuell Video-Inhalte bereitstellen können. Und da kommt wieder der Video-Journalist ins Spiel …«

Nur sollten sich diese Content-Lieferanten (hier: Video-Journalisten) auch mal strategisch organisieren.

Früher nannte man solche Interessen-Verbünde »Gewerkschaften«,
darin organisierten sich halt alle beruflich Betroffenen, um eine Gegenmacht zu entwickeln, gerade auch bei Lohnverhandlungen.

Unsere wunderbar neoliberalistische Welt scheint dieses Organisationskonzept aber vollends aus den Köpfen der Betroffenen herausgemeißelt zu haben – und jetzt stehen wir da …

Wir wäre es mal mit etwas Solidarisierung unter den Freien, damit alle Kollegen davon profitieren?
Oder will hier jeder Solo-Turner sich kampflos der Übermacht der Verlagskonzerne/Agenturen ergeben?

Manchesmal sehne ich mich zurück in die Welt der Achtziger,
da gab es noch richtige Arbeitskämpfe – schnüff …

Gruß vom Elbdeich

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Antwort von Jalue:

Da hast du wohl recht, aber wo ansetzen? Bei den jüngeren Kollegen scheint es oft gänzlich an politischem Bewusstsein zu fehlen, die heutigen Verhältinisse erscheinen ihnen normal, weil sie die Zeit vor 2003 gar nicht bewusst erlebt haben. Aber okay, zugegeben, ich bin auch nicht bei DJV oder Connex AV. Meine Erfahrung mit denen ist, dass die sich um die Interessen von Freien nicht wirklich kümmern - auch wenn da wohl gerade ein Umdenken stattfindet.

Und ja, ich finde den Gedankenaustausch mit dir auch spannend. Schreib mir doch mal ne PM, dann können wir das gerne per Mail vertiefen.Insbes. eure Ansätze zum digital storytelling interessieren mich.

Beste Grüße

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Antwort von Jalue:

Äh... warum einfach, wenn's umständlich geht ;-) Ich schreibe dich gleich mal an.

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