Kino: THE TREE OF LIFE
Verfasst: Sa 11 Jun, 2011 15:01
Ab Donnerstag in deutschen Kinos: Terrence Malicks neuer Film The Tree Of Life, eine wuchtige poetische Meditation über das Leben. Ein Geschäftsmann (Sean Penn) hadert mit der Welt und erinnert sich an seine Kindheit, seine familiären Probleme, besonders das Verhältnis zu seinem autoritären Vater.
Der seit fast einem halben Jahr im Netz zu sehende Trailer ist ästhetisch etwas irreführend. Man erwartet Hochglanzbilder, den Geist Philip Blooms (Hauptsache schön). Gestützt werden diese Erwartungen, wenn man auf imdb die technischen Spezifikationen nachliest:
"Cinematographic process:
Digital Intermediate (5.5K) (master format)
IMAX (source format) (some scenes)
Panavision Super 70 (source format) (some scenes)
Redcode RAW (4K) (source format) (some shots)"
Der Film selbst hat aber einen besonders "dreckigen" Look. Es beginnt mit definitivem LDR: Fast alle szenischen Aufnahmen sind im Gegenlicht, und das clippt wie bescheuert. Es ist ein Stilmittel, das keineswegs willkürlich ist, sondern das seine Wirkung im Verlauf des Films weiter steigert.
Dann gibt es sehr viel Handkamera und eine relativ unstetige Stetig-Kam. Die absolute Schärfentiefe einer Super-8-Kamera, deren Look die etwas ausgebleichten Bilder oft imitieren.
Im starken Gegensatz dazu stehen die Aufnahmen von Naturgewalten, Meeresbrandung, Vulkanausbrüchen, Kometeneinschlägen, die in dieser Pracht noch kein Mensch gesehen hat.
Malick-typisch sind die selbst-reflexiven Off-Kommentare, hier sind sie oft direkt ein Gebet, ein Monolog, an Gott ("Du") gerichtet.
Zu sagen, The Tree Of Life sei dechronologisch, ist die Untertreibung des Jahres. Was hier montiert wird ist ein so gewaltiges Puzzle, dass einem rasch dämmert, dass es in der Laufzeit des Films wohl nicht beendet sein wird.
Bedeutungsschwanger? Auf jeee-den Fall! Aber auch vor allem an-deutungsschwanger. Bilder und Metaphern kurz aufflackern lassen, dann abstrakte Riesenbilder, dass einem körperlich die Luft wegbleibt, dann Gedankenfetzen und Flehen zu "Dir", dann kurze Erinnerungen von schönen und schrecklichen Augenblicken der Kindheit, Dialogfetzen von Ferne (sehr suggestiv gemischter Soundteppich), sehr effektvoller Musikeinsatz.
Entweder man liebt diesen Film, weil man sich auf ihn eintunen kann, oder man findet ihn unerträglich verschroben und gewollt, dazwischen gibt's wohl wenig.
Wie ihr unschwer erkennt, finde ich den Film Oberhammer. Hat mich umgehauen. Es gab ein paar Momente, wo ich's ein bisschen dick aufgetragen *fand* (Velociraptor, ick hör dir trappsen, kann ich da nur sagen), aber Malick ist ohne Frage eins der Genies, die nach Finden oder Geschmack nie fragen, sonst wären solche Meisterwerke gar nicht möglich ...
Der seit fast einem halben Jahr im Netz zu sehende Trailer ist ästhetisch etwas irreführend. Man erwartet Hochglanzbilder, den Geist Philip Blooms (Hauptsache schön). Gestützt werden diese Erwartungen, wenn man auf imdb die technischen Spezifikationen nachliest:
"Cinematographic process:
Digital Intermediate (5.5K) (master format)
IMAX (source format) (some scenes)
Panavision Super 70 (source format) (some scenes)
Redcode RAW (4K) (source format) (some shots)"
Der Film selbst hat aber einen besonders "dreckigen" Look. Es beginnt mit definitivem LDR: Fast alle szenischen Aufnahmen sind im Gegenlicht, und das clippt wie bescheuert. Es ist ein Stilmittel, das keineswegs willkürlich ist, sondern das seine Wirkung im Verlauf des Films weiter steigert.
Dann gibt es sehr viel Handkamera und eine relativ unstetige Stetig-Kam. Die absolute Schärfentiefe einer Super-8-Kamera, deren Look die etwas ausgebleichten Bilder oft imitieren.
Im starken Gegensatz dazu stehen die Aufnahmen von Naturgewalten, Meeresbrandung, Vulkanausbrüchen, Kometeneinschlägen, die in dieser Pracht noch kein Mensch gesehen hat.
Malick-typisch sind die selbst-reflexiven Off-Kommentare, hier sind sie oft direkt ein Gebet, ein Monolog, an Gott ("Du") gerichtet.
Zu sagen, The Tree Of Life sei dechronologisch, ist die Untertreibung des Jahres. Was hier montiert wird ist ein so gewaltiges Puzzle, dass einem rasch dämmert, dass es in der Laufzeit des Films wohl nicht beendet sein wird.
Bedeutungsschwanger? Auf jeee-den Fall! Aber auch vor allem an-deutungsschwanger. Bilder und Metaphern kurz aufflackern lassen, dann abstrakte Riesenbilder, dass einem körperlich die Luft wegbleibt, dann Gedankenfetzen und Flehen zu "Dir", dann kurze Erinnerungen von schönen und schrecklichen Augenblicken der Kindheit, Dialogfetzen von Ferne (sehr suggestiv gemischter Soundteppich), sehr effektvoller Musikeinsatz.
Entweder man liebt diesen Film, weil man sich auf ihn eintunen kann, oder man findet ihn unerträglich verschroben und gewollt, dazwischen gibt's wohl wenig.
Wie ihr unschwer erkennt, finde ich den Film Oberhammer. Hat mich umgehauen. Es gab ein paar Momente, wo ich's ein bisschen dick aufgetragen *fand* (Velociraptor, ick hör dir trappsen, kann ich da nur sagen), aber Malick ist ohne Frage eins der Genies, die nach Finden oder Geschmack nie fragen, sonst wären solche Meisterwerke gar nicht möglich ...