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Zwischenmeldung: Das erste halbe Jahr

Verfasst: Sa 26 Jan, 2008 11:04
von Pianist
Nach genau sechs Monaten kann man durchaus ein erstes Fazit wagen: Die Ikegami Editcam HD ist eine ausgesprochen feine Sache. Bisher hat sie mich nie im Stich gelassen, das Prinzip mit dem Drehen auf Field- und Flashpaks und das Kopieren auf 500-GB-Wechselplatten funktioniert sehr gut. Neulich hatte ich sogar mal einen relativ langen Konzertmitschnitt zu drehen, und selbst in diesem Zusammenhang sind keine Probleme aufgetreten. Unter allen erdenklichen (zum Teil auch sehr schlechten) Lichtbedingungen hat die Kamera immer hervorragende Aufnahmen geliefert. Auch die Akkus halten eine Ewigkeit, neulich habe ich fast 90 Minuten am Stück mit nur einem einzigen Akku gedreht. Für solch eine große Kamera halte ich das für sehr gut. Das ist also ein Werkzeug, auf welches man sich in jedem Fall verlassen kann.

Natürlich muss man immer daran denken, dass man es mit einem Computer in Form einer Kamera zu tun hat, daher sollte man wirklich immer doppelte Festplattenkopien machen, weil es vereinzelt mal vorkommt, dass der Avid plötzlich an einer einzelnen Datei etwas zu meckern hat ("doesn't seem to be an MXF file") und sie daher in "Quarantäne" steckt. Dank eines sehr pfiffigen Kopierprogramms ("Beyond Compare") kann man dann die fehlenden Dateien sofort automatisch von der zweiten Platte nachkopieren. Es hat sich auch als vollkommen problemlos herausgestellt, bei einer längeren Drehreise die erste Sicherungskopie schon per Laptop, Fieldpak- und Sata-Schublade abends im Hotelzimmer zu machen und die Fieldpaks als Original so lange nicht zu formatieren, bis man nach der Rückkehr die zweite Festplattenkopie gemacht hat. Mit drei Fieldpaks kann man insgesamt acht Stunden aufnehmen, bei meinem Drehverhalten kann ich damit durchaus zwei Wochen unterwegs sein.

Das Arbeitstempo hat auch erheblich zugenommen, weil das lästige Eindigitalisieren komplett wegfällt. Stattdessen lässt man die beiden Festplattenkopien zu einem Zeitpunkt laufen, wo man nebenbei etwas anderes erledigen kann. Die Endqualität, egal ob in PAL oder auf einem HD-Monitor, liegt am oberen Rand der derzeitigen Skala.

Insgesamt also ein sehr angenehmes Arbeiten und eine absolut richtige Investitionsentscheidung, das wollte ich nur mal eben loswerden.

Matthias

Re: Zwischenmeldung: Das erste halbe Jahr

Verfasst: Sa 26 Jan, 2008 16:08
von Gast
besten dank für den erfahrungsbericht.
mal eine frage zu deinem archivsystem:
wie lange hälst du das material vor?
wieviele festplatten sammeln sich da in einem
halben jahr an und wie willst du das auf lange sicht speichern?
gruß cj

Re: Zwischenmeldung: Das erste halbe Jahr

Verfasst: Sa 26 Jan, 2008 16:15
von robbie
Ja, das sind gute Fragen.

Falls du dich erinnerst, Matthias, ich habe mir damals die XDCAMHD zugelegt, die jetzt zwar nicht direkt mit der Editcam vergleichbar ist, aber ziemlich genau meinem Anwendungsbereich entspricht.

Welche Konfiguration verwendest du für dein Archiv?
Is das mit den korrupten .mxf - Files nicht irgendwie ein wenig mysteriös, bzw eigentlich ein wenig eine Sicherheitsproblem für deinen Content, falls du mal nicht die Zeit hattest 2 Kopien anzufertigen?
In welchem Einsatzbereich verwendest du deine Cam hauptsächlich? ENG?

Re: Zwischenmeldung: Das erste halbe Jahr

Verfasst: Sa 26 Jan, 2008 16:24
von Pianist
Anonymous hat geschrieben: wie lange hälst du das material vor?
wieviele festplatten sammeln sich da in einem
halben jahr an und wie willst du das auf lange sicht speichern?
Bei mir wird (schon immer) alles archiviert, also es kamen schon immer sämtliche Kameracassetten ins Archiv und jetzt auch sämtliche Festplatten. Das hängt damit zusammen, dass ich zu fast 100 Prozent Aufträge habe, die auf einander aufbauen und wo man immer mal wieder auf Material der zurückliegenden Jahre zugreifen möchte.

Auf eine Festplatte passen umgerechnet elf Betacam-SP-Cassetten, bei doppelter Sicherheit (in zwei getrennten Räumen) brauche ich künftig nur noch ein Fünftel des bisherigen Platzes. Das Archiv wächst also erheblich langsamer als bisher. Von daher sehe ich da keine Probleme.

Es ist ja auch kein Problem, mehrere kleinere Themen mit wenig Materialanfall auf einer Festplatte zusammenzufassen, damit man nicht irgendwann lauter minimal gefüllte Festplatten hat.

Matthias

Re: Zwischenmeldung: Das erste halbe Jahr

Verfasst: Sa 26 Jan, 2008 16:29
von Pianist
robbie hat geschrieben:Is das mit den korrupten .mxf - Files nicht irgendwie ein wenig mysteriös, bzw eigentlich ein wenig eine Sicherheitsproblem für deinen Content, falls du mal nicht die Zeit hattest 2 Kopien anzufertigen?
Erstens habe ich immer Zeit für zwei Kopien und zweitens ließen sich diese Vorkommnisse auf ein defektes Sata-Kabel zurückführen, seit dem Austausch ist nichts mehr gewesen. Mir ging bisher jedenfalls definitiv kein Material verloren.

Und mein Anwendungsgebiet sind vorwiegend Image- und Informationsfilme für Behörden und Unternehmen.

Matthias

Re: Zwischenmeldung: Das erste halbe Jahr

Verfasst: Sa 26 Jan, 2008 17:48
von TheBubble
Pianist hat geschrieben: Bei mir wird (schon immer) alles archiviert, also es kamen schon immer sämtliche Kameracassetten ins Archiv und jetzt auch sämtliche Festplatten.
Du lagerst bespielte Festplatten zur Archivierung wie Magnetbänder dauerhaft im Regal? Ist Dir das, auf lange Zeit gesehen, sicher genug? Ich sehe als Dauerlösung für ein über lange Zeit aufrechtzuerhaltenes Archiv mögliche Risiken. Was für Festplatten verwendest Du zum Lagern? Mit welchem Aufwand rechnest Du bei einer Migration auf neue Speichermedien in einigen Jahren (ich vermute, es geht nicht nur um ein paar Festplatten)?

Die Verwendung von 2 Speichermedien mit identischem Inhalt ist zur Absicherung und automatischen Korrektur von Bitfehlern auch nicht geeignet, nur gegen den Totalausfall einer der beiden Speichermedien.

Re: Zwischenmeldung: Das erste halbe Jahr

Verfasst: Sa 26 Jan, 2008 18:34
von Gast
Pianist hat geschrieben: Auf eine Festplatte passen umgerechnet elf Betacam-SP-Cassetten, bei doppelter Sicherheit (in zwei getrennten Räumen) brauche ich künftig nur noch ein Fünftel des bisherigen Platzes. Das Archiv wächst also erheblich langsamer als bisher. Von daher sehe ich da keine Probleme.
...
ich dachte du drehst in hd 4:2:2 da kommt doch einiges an daten zusammen...daher nochmal nachgehakt:
in welchem format nimmst du die daten auf und speicherst diese?
gruß cj

Re: Zwischenmeldung: Das erste halbe Jahr

Verfasst: Sa 26 Jan, 2008 19:04
von Pianist
Anonymous hat geschrieben:ich dachte du drehst in hd 4:2:2 da kommt doch einiges an daten zusammen...daher nochmal nachgehakt:
in welchem format nimmst du die daten auf und speicherst diese?
Der DNxHD-Codec hat eine Datenrate von 120 MBit/s. So ergibt sich, dass eine Minute Bild und die dazugehörigen vier Tonspuren ziemlich genau 1 GB benötigen. Auf eine 500-GB-Festplatte passen nicht ganz 500 GB drauf, sondern etwa 480 GB, also etwa 480 Minuten oder acht Stunden.

Ich habe schon immer mit einem recht straffen Drehverhältnis gearbeitet, und das wird inzwischen noch straffer, weil ich ja mit keinen Dropouts mehr rechnen muss. Folglich drehe ich eine Szene, von der ich weiß, dass sie im Film kaum länger als fünf Sekunden sein wird, maximal zehn Sekunden und nicht mehr 20 Sekunden wie früher. Vergeigte O-Töne von Gesprächspartnern kann ich anders als früher sofort löschen, so entsteht insgesamt sehr viel weniger Rohmaterial als früher. Auch die Retro-Loop-Funktion hilft mir beim Platzsparen: Früher habe ich oft zehn und mehr Minuten laufenlassen, weil ich nicht genau wusste, wann ein Formsignal umgestellt wird oder man konnte kaum erahnen, wann ein Zug um die Ecke kommt. Die Krönung war mal eine fast komplett durchgelaufene 36-Minuten-Cassette mit einer abhängenden Fledermaus, die dann endlich in der 34. Minute losgeflogen ist. Heute ist das kein Thema mehr, die Szene ist auf jeden Fall "im Kasten".

Fazit: Weniger Material und weniger Platzbedarf für dieses Material. Daher sehe ich die Festplattenlösung als praktikabel an.

Matthias

Re: Zwischenmeldung: Das erste halbe Jahr

Verfasst: Sa 26 Jan, 2008 19:13
von Pianist
TheBubble hat geschrieben:Du lagerst bespielte Festplatten zur Archivierung wie Magnetbänder dauerhaft im Regal? Ist Dir das, auf lange Zeit gesehen, sicher genug? Ich sehe als Dauerlösung für ein über lange Zeit aufrechtzuerhaltenes Archiv mögliche Risiken.
Was denn für welche? Ich glaube kaum, dass ausgerechnet die beiden Platten mit demselben Inhalt zum gleichen Zeitpunkt kaputtgehen. Und wenn es irgendwann mal ganz neue Speicherverfahren gibt, wird eben umkopiert. Das läuft doch nebenbei. Auf jeden Fall ist das sehr viel unkomplizierter als das Umkopieren ganzer 1-Zoll-Archivbestände auf Digibeta in den 90er Jahren.

Es kann aber sein, dass ich bestimmte unwiederbringliche Aufnahmen von Zeit zu Zeit zusätzlich auf HDCAM SR kopiere.

Matthias