Videotechnisch ist es natürlich krass, wenn so ein direkter Vergleich zwischen der ersten Hälfte (Profidreh) mit der zweiten Hälfte (Amateurdreh) vorliegt.
Dann fällt Beleuchtung, Kameraführung, Motivsuche, Eulenpräsenz etc. alles zu Ungunsten des Amateurdrehs aus. Ich würde so einen Vergleich in meinen Filmen unbedingt vermeiden!
Viel Glück
Der dicke Stefan
Re: united-urbansoundz
Verfasst: Sa 10 Feb, 2007 10:37
von transsib
Ich frage mich bei solchen Deutsch-Rap-Videos immer, weshalb die Rapper grundsätzlich dämlich mit den Händen fuchteln und Grimassen schneiden!? Mir erscheint das wie der peinliche Versuch die "echten" Rapper in den USA nachzuahmen, die übrigens schon seit Jahren wieder auf behämmerte Gesten verzichten...
Macht doch mal etwas eigenes und nicht immer nur diese hilflosen US-Rap-Kopien mit schlecht gereimten und völlig hohlen Sozialkritik-Gangster-Ghetto-Texten.
Das ist überhaupt nicht böse gemeint - aber wir leben nun einmal in Deutschland und nicht in den USA, unser Sozialleben sieht vollkommen anders aus und eine Kopie ist eben immer schlechter als das Original.
Gruß,
Oliver
Re: united-urbansoundz
Verfasst: Sa 17 Feb, 2007 10:52
von KidKiller Prod
transsib hat geschrieben:völlig hohlen Sozialkritik-Gangster-Ghetto-Texten
Das finde ich geil :)
Gebe transsib natürlich in seinem ganzen Post Recht...
Aber jetzt abgesehen von der Musik... Was genau sind das jetzt für zwei Teile? Was mir gefällt ist die Einstellung auf dem Motorrad, die ist wirklich gut gelungen..
Mit freundlichen Grüßen,
Malte
Re: united-urbansoundz
Verfasst: Sa 17 Feb, 2007 11:39
von Gast
transsib hat geschrieben:Das ist überhaupt nicht böse gemeint - aber wir leben nun einmal in Deutschland und nicht in den USA, unser Sozialleben sieht vollkommen anders aus und eine Kopie ist eben immer schlechter als das Original.
Rap war/ist eine identitätsstiftend für amerikanische schwarze Musiker, und zu entscheiden, inwieweit eine Getthoisierung dort mit sozialer Ungerechtigkeit oder sozial/kulturellen Wurzeln zusammenhängt, ob die Musik nur Trotz ausdrückt oder tatsächlich Protest/Kritik an der weißen Popkultur ist, kann ich nicht sagen. Nur, daß es in Deutschland eine ähnliche Getthoisierung gibt, und daß die Unterstellung, die hier überwiegend aus islamischen Kulturen stammenden Gangster-Rapper könnten sich nicht von Herzen mit der Musik identifizieren, unangebracht ist.
Jede filmische Illustration von Musik, sei es für Hansi Hinterseher oder die Gorillaz, hinkt automatisch hinter dem Soundtrack her. Dreht den Ton weg, und ihr werdet die Bilder interessant, aber nichtssagend finden. Das ist der Punkt. Yo, Leute! Werdet keine leischte Beute! Du willst mir etwas erzählen? Dann darf hier der Sinn nischt fehlen!
Re: united-urbansoundz
Verfasst: Sa 17 Feb, 2007 15:24
von transsib
Anonymous hat geschrieben: [...] Yo, Leute! Werdet keine leischte Beute! Du willst mir etwas erzählen? Dann darf hier der Sinn nischt fehlen!
Yo, Allder! Escht voll krass, ey! Yo! ;-)
Was ich kritisiere ist nicht der Inhalt vieler dieser Stücke, sondern, dass es in der Regel gar keinen echten Inhalt gibt. Bekanntestes Beispiel für diese These ist der Berliner Rapper Sido (der Typ mit der Maske). Er selbst scheint meine Einschätzung zu teilen - ursprünglich stand Sido für "Scheiße in Dein Ohr"!
Selbst wenn man den Inhalt der Texte ernst nimmt - mir erscheinen die Gesten in diesen Videos einfach nur peinlich und wie der armselige Versuch die Vorbilder in den USA nachzuahmen. Muss das denn wirklich sein? Das ist auch im Bezug auf obiges Video der Kern meiner Kritik. Dabei gehe ich davon aus, dass von den Deutsch-Rappern kaum jemand im Englisch-Unterricht anwesend war und die US-Texte versteht... ;-) Das ist mir an dem Video von united-urbansoundz schon einmal ganz sympathisch - die versuchen in dem Video erst gar nicht einen erzwungen-kritischen Text zum Besten zu geben. Im Übrigen finde ich zumindest den ersten Teil des Videos nett gemacht!
Dass Deutscher Sprechgesang auch unpeinlich, sprachlich anspruchsvoll, unterhaltsam, eigenständig und durchaus auch sozialkritisch sein kann, zeigen schon seit Jahren die Fantastischen Vier.
Sicherlich gehören zu deren Texten und Kompositionen aber einige graue Zellen mehr wie für das Zeug von Sido, Bushido & Co..
Gruß, Oliver
Re: united-urbansoundz
Verfasst: Sa 17 Feb, 2007 16:06
von Axel
transsib hat geschrieben:Dass Deutscher Sprechgesang auch unpeinlich, sprachlich anspruchsvoll, unterhaltsam, eigenständig und durchaus auch sozialkritisch sein kann, zeigen schon seit Jahren die Fantastischen Vier.
Sicherlich gehören zu deren Texten und Kompositionen aber einige graue Zellen mehr wie für das Zeug von Sido, Bushido & Co..
Salut Oliver,
gerne wird mit zweierlei Maß gemessen. Fanta 4 und andere Deutschrapper haben nichts, aber auch gar nichts, mit Sido und Bushido zu tun. Dumpf wie dir der Hintergrund der Texte bei letzteren erscheinen mag, gibt er, wie gesagt, ein gewisses Underdog-Gemeinschaftsgefühl wieder. Der Weiße Mann liebt nicht diesen zur Schau gestellten, hohlen Machismo, aber seine eigenen Popsongs sind selten klüger. Und auch wenn, ich traue keinem zur Schau gestellten Feingefühl, schon gar nicht in gefällige Rhytmen gekleideter Sozialkritik. Also dröhne ich mir zwar nicht die Ohren mit Hiphop zu oder übe vor dem Spiegel Zähneblecken und Drohgebärden, aber ich enthalte mich der Kritik gegen etwas, was ich ohnehin nicht nachvollziehen kann. Bruder.
Die Videos kann ich nachvollziehen. Sieht man sie als Filme, sind sie doch eine traurige Vergeudung von Kreativität, da sie, wie oben erwähnt, ohne die Musik kein Dasein haben.
Re: united-urbansoundz
Verfasst: Sa 17 Feb, 2007 16:46
von transsib
Axel hat geschrieben: [...] gerne wird mit zweierlei Maß gemessen. Fanta 4 und andere Deutschrapper haben nichts, aber auch gar nichts, mit Sido und Bushido zu tun. Dumpf wie dir der Hintergrund der Texte bei letzteren erscheinen mag, gibt er, wie gesagt, ein gewisses Underdog-Gemeinschaftsgefühl wieder. [...]
Dass die Fanta4 nichts mit Sido & Co. gemeinsam haben ist mir schon klar. Die Fanta4 sind für mich aber ein gutes Beispiel dafür, wie man aus einer Sache, die aus den USA kommt (Hip-Hop) sein eigenes, authentisches Ding machen kann. Fanta4 sind für mich auch dafür ein Beweis, dass sich Gefälligkeit und Kritik durchaus vereinen lassen.
Ob es die Fanta4 mit ihren Texten ehrlich meinen oder nicht, kann ich natürlich nicht beurteilen - weshalb sollte es bei ihnen mit der Ehrlichkeit aber weniger weit her sein wie bei Sido? Im Gegenteil - in den Texten der Fanta4 verbirgt sich z. T. durchaus beißende Gesellschaftskritik - durch ihre große Popularität können sie sich diese, im Gegensatz zu irgendwelchen Newcomern, auch erlauben. Dagegen erscheint es mir unvorstellbar, dass einer der Agro-Rapper in einem seiner Stücke den Zuhörern den Rat gibt nicht auf der Straße herum zu hängen, sondern einen ordentlichen Schulabschluss zu machen, Deutsch zu lernen und sich um eine Ausbildungsstelle zu bewerben. Niemand würde wohl mehr dessen Musik hören. Statt dessen versinkt man in Sozialgejammer und macht einen auf harten Gangster.... Nebenbei bemerkt, finde ich das auch nicht ganz ungefährlich - was für eine Einstellung bekommt ein Heranwachsender, der vielleicht aus einem schwierigen Umfeld stammt und die ganze Zeit dieses "die-Welt-ist-ungerecht-wir-haben-eh-keine-Chance" Zeugs hört?
Damit, dass ich das Underdog-Gemeinschaftsgefühl nicht nachvollziehen kann, hast Du allerdings recht - dennoch wäre etwas mehr Eigenständigkeit bestimmt kein Fehler.
Gruß, Oliver
Re: united-urbansoundz
Verfasst: Sa 17 Feb, 2007 17:27
von Axel
transsib hat geschrieben:... was für eine Einstellung bekommt ein Heranwachsender, der vielleicht aus einem schwierigen Umfeld stammt und die ganze Zeit dieses "die-Welt-ist-ungerecht-wir-haben-eh-keine-Chance" Zeugs hört?
Ich habe Nachhilfe in Deutsch gegeben für zwei Ghanaer. Eine Interpretation von Dürrenmatts "Die Physiker". Der Bildungsbürger in mir wünschte sich, ihnen irgendwie den anderen Planeten nahezubringen, von dem das Stück in ihren Augen stammen mußte. Ihnen ging´s um die Versetzung, der Lehrer war ein "Spasti", weil er ein solches Stück gewählt hatte. Wenn wir irgendwie klarkommen wollen, müssen wir auch Grenzen des Nachvollziehens akzeptieren, und daß für einige Popkultur als Quereinstieg zur Integration auch ohne Bildungsauftrag daherkommen muß. Wir sind im übrigen alle Vertriebene und Lämmer, die sich zur Schlachtbank führen lassen. Die Welt ist ungerecht, und eine Chance hat der Schlaue, nicht der Bessere. Man kann das natürlich schöner ausdrücken.