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DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: Sa 03 Sep, 2005 12:15
von schlue
Ich mache vorwiegend aktuelle Berichterstattung und bin dabei, auf eine neues kamerasystem umzusteigen - DVCPRO (zB. JVC-DV 5100) oder PRO-HD (zB. JVC GY-100 oder Sony HVR-A1E) habe ich im Auge.

Welches System würdet ihr bevorzugen (aktuell finde ich gegenüber TV-Anstalten mit DVCPRO) ja noch das auslangen, andererseits kostet PRO-HD auch nicht mehr.
Kann JVC technisch qualitativ mit Sony überhaupt mithalten?

Danke für eure Antwort!

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: Sa 03 Sep, 2005 13:26
von wolfgang
Die JVC HD101 filmt in PRO-HD mit 720p, oder auch alternativ in DV-avi.

Von der Seite her hast du mit der 101er definitiv mehrere Alternativen offen.

Vielleicht hilft dir mein Testbericht hier:
http://videotreffpunkt.com/thread.php?t ... &styleid=6

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: Sa 03 Sep, 2005 21:33
von Marco
Ich kenne deine Redakteure ja nicht, aber wenn es etwas gibt, wofür ich ein progressives Format NICHT einsetzen würde, dann wäre es die aktuelle Berichterstattung!
Progressives Material, wie es von der HD100 stammt, hat einen eigenen Bildcharakter, der im AB-Umfeld u.U. als befremdlich empfunden wird. Bliebe bei der HD100 zwar, einfach im DV-Format zu drehen, aber dann wäre die eigentliche Eigenschaft der Kamera verschenkt.

Dann würde ich für deinen Zweck eher zur GY-DV 5100 greifen (das ist aber kein DVCPro, sondern das ist DV).

Marco

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: So 04 Sep, 2005 01:07
von Jan
Hallo,

DVCPRO oder DVCPRO 50 war das nicht ein von Panasonic entwickeltes System, oder irre ich mich ?

Ich kenne nur die JVC DV 5000 ( warsch. der Vorgänger der 5100) das ist "die "
Schulterkamera neben der alten Vorgängerversion DV 500 für Reportagefilmer und Nachrichtenteams. Sie hat sogar 3x 1/2" Chips IT CCD, eine Vielzahl an Wechselobjektiven von Fuji oder Canon zb ( Davon träumt jede XL 2, ok andere Klasse)
nimmt mit "Nachtprogramm" LOLUX ( Verstärkung um 36 DB) noch in finsterster Nacht auf, dort wo die meisten andern nur noch Rauschen,
und ist flexibel mit DV und nimmt sogar Mini DV Kassetten ins gleiche Kasettenfach, einfach ein Traum - für mich als Privatmann unbezahlbar.

Man muss natürlich die Modelle in der gleichen Klasse vergleichen

Ich kann ja auch nicht zb die JVC DV 5100 mit den PDW Modellen von Sony mit XD-CAM
Format ( sehr ähnliche schon erhältliche Blue Ray Aufzeichnung) für 30.000 € damit vergleichen. Die Frage ist wie hoch dein Budget ist ?

Man kann auch schon mit einer Sony VX 2100 Sendefähiges Material erzeugen, manchmal entscheidet auch das Auge des Filmers über die Qualität des Beitrags
und nicht immer die Kamera.

Wie zb. erst den Zoom einstellen, dann mit der Aufzeichnung beginnen. Da ein zu häufiges Ändern des Zooms beim Filmen wirkt anfängerhaft, und ist für den Zuschauer nicht besonders angenehm oder vieles Andere.




Jan

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: So 04 Sep, 2005 11:06
von wolfgang
Marco hat geschrieben:Ich kenne deine Redakteure ja nicht, aber wenn es etwas gibt, wofür ich ein progressives Format NICHT einsetzen würde, dann wäre es die aktuelle Berichterstattung!
Progressives Material, wie es von der HD100 stammt, hat einen eigenen Bildcharakter, der im AB-Umfeld u.U. als befremdlich empfunden wird. Bliebe bei der HD100 zwar, einfach im DV-Format zu drehen, aber dann wäre die eigentliche Eigenschaft der Kamera verschenkt.

Dann würde ich für deinen Zweck eher zur GY-DV 5100 greifen (das ist aber kein DVCPro, sondern das ist DV).

Marco
Aber mit praktisch dem gleichen Preis der DV 5100 und der HD101 ist auch das nicht sonderlich logisch. Selbst wenn man mit der HD101 dann nur in DV50i schießt. Mir fallen noch die möglichen Varianten ein, daß man echtes 16:9 kann - ok, in einer 4:3 broadcast Welt (noch) kein Thema. Oder, daß man mit der HD101er zu DV25p konvertieren könnte (leider kein DV50p, wenn ichs recht gesehen habe).

Ich kenne die DV 5100 zu wenig - was bietet die für Vorteile, verglichen mit der HD101?

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: So 04 Sep, 2005 11:26
von Marco
Das ist keine Frage des Preises, sondern das sind einfach verschiedene Kameras für verschiedene Einsatzzwecke. Die Kamera soll hier ja vorwiegend für den AB-Bereich benutzt werden. Da würde ich nicht zu einer Kamera greifen, deren Vorzüge - HD und 25p - gerade dort NICHT ausgespielt werden können.

Die DV 5100 hat dagegen z.B. einen Halbzollchip (und 400% Dynamik!) und bietet von daher einen größeren Spielraum bei der Bewältigung von großen Kontrastumfängen und auch eine wesentlich größere Objektivauswahl.

Marco

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: Mo 05 Sep, 2005 16:54
von Gast
Jan hat geschrieben: Man kann auch schon mit einer Sony VX 2100 Sendefähiges Material erzeugen, manchmal entscheidet auch das Auge des Filmers über die Qualität des Beitrags
und nicht immer die Kamera.
Jan
Das meinst Du doch nicht im Ernst das für einen Kameramann eine VX 2100 oder PD 170 für ein vernünftiges Filmprojekt ausreicht ?


Thomas

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: Mo 05 Sep, 2005 19:24
von jens
Anonymous hat geschrieben: Das meinst Du doch nicht im Ernst das für einen Kameramann eine VX 2100 oder PD 170 für ein vernünftiges Filmprojekt ausreicht ?
Für einen Sendebeitrag?
Warum nicht...?
Jens

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: Mo 05 Sep, 2005 21:35
von Jan
Hallo Ihr,

ist ja klar das Fersehfilme nicht mit einer Sony PD 170 gedreht werden,
aber die ein oder andere Bericht zb. über Verkehrsunfälle wird schon mitunter mit sowas gedreht ( Ich kenne da auch jemanden, der seine Berichte an TV Sender verkauft)

Das ein Profi Kameramann mit einer DV Kamera nicht zufrieden ist zeigt folgender Bericht
Ist ein wenig lang aber für Nicht Profis ( Wie mich) ganz lehrreich....


Im letzten Heft des Film&TV Kameramanns habe ich die Erfahrungen bei der Arbeit mit einer PD150 aufgeschrieben, die ich den interessierten Kollegen nicht vorenthalten möchte. Der Artikel hat sehr viele zustimmende und ablehnende Reaktionen bekommen. Dass man mit diesem Kamera Typ auch gute Bilder machen kann, hat bei den Inselfimern gerade
Roland Wagner mit "Black Diamond" gezeigt. Es kommt doch immer auf den Kopf an, der hinter dem Sucher steckt.

Der Film, um den es hier geht, läuft übrigens am Mittwoch den 4. Dezember um 15.15 Uhr in 3 SAT in der Reihe " Aus anderer Sicht".

Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!
Hans Albrecht Lusznat

www.lusznat.de


Nie wieder DV
Erfahrungsbericht über einen neuerlichen enttäuschenden Versuch



Es gibt immer wieder Leute die behaupten, dass man mit einer DV Kamera die anderen Bilder bekommt, die sich mit einer großen Kamera nicht einfangen lassen, und wenn ich den Ausführungen und ihren schwärmenden Worten lausche, dann träume ich von Bildern, die ich ach so gerne machen würde. Hin und wieder habe ich kleine Kameras erfolgreich eingesetzt, um bestimmte Bilder zu bekommen, habe gebaut, geschraubt, mir Monitore vor den Bauch gebunden und SP-Rekorder in Rucksäcken auf dem Rücken mitgeschleppt und Bilder gemacht, bei denen die anderen sich über deren Entstehungsgeschichte den Kopf zerbrochen haben. Das ist jetzt 10 Jahre her und wir haben uns weiterentwickelt; die Kameras auch.
Kann man nun mit den DV Kameras wirklich die besseren, die näheren, die packenderen Bilder machen oder ist das ganze Gerede darum nur eine Verbrämung bei geringerem Mitteleinsatz die Wertschöpfung zu optimieren?
Für eine Wallfahrt nach Lourdes habe ich mich wider besseres Wissen – die letzten negativen Erfahrungen waren zu schnell vergessen - zu einer kompletten DV Produktion überreden lassen. Die Pilgergruppe mit vielen Rollstuhlfahrern war in einem voll besetzten Reisebus unterwegs, 43 Personen, jeder Platz besetzt, ein Mittelgang von knappen 50 cm, Enge , Stolpern... da war die kleine Kamera eine Lösung und versprach wesentliche Erleichterung. Warum soll man es sich unnötig schwer machen. Mit Regisseur Thomas Koerner und Tonfrau Ellena Staroske zog ich so leicht bepackt auf nach Lourdes innerlich hoffend, dass Traum von den besseren Bildern sich wundersam erfüllen möge.
Um eine möglichst gute Qualität zu bekommen, hatte wir uns für eine Sony PD 150 DVCAM Kamera entschieden, die neben der besseren Aufzeichnungsqualität auch 2 Canon XLR Toneingänge hat. Den Fummelkram mit Untersatz und Klinkenstecker, wie es ihn für die DXC1000der Kamera gibt, hatte ich von Anfang an ausgeschlossen. Um an der leichten Kamera nicht ein ebenso schweres Spiralkabel zum Mischer hängen zu haben, habe ich die Tonverbindung über eine Sennheiser Diversity Funkverbindung EK3041 hergestellt. Auch beim Stativ hatte ich auf die Qualität geachtet und auf schwererer Ausrüstung bestanden, denn die DV Stative verdrehen beim Schwenken gern die Beine und sind ansonsten eine wackelige Angelegenheit. Die Entscheidung für das Sachtler Video 18P – es war bei der Produktionsfirma vorhanden - war ein fataler Fehler, denn die Gewichtbalance kann man nicht völlig abschalten und so muss man bei Vertikalschwenks immer Kraft
aufbringen, um der Feder entgegen zu wirken und die Kamera in der Endposition zu halten.
Das Fazit all meiner Erfahrungen gleich vorneweg: Nie wieder DV! Und weil man die durchlittenen Qualen zu schnell vergisst, sind sie hier zur Erinnerung alle einmal zusammengefasst, dem Ich von morgen zum Nachlesen empfohlen, bevor man sich möglicher Weise nochmals zum Einsatz einer solchen Kamera breitschlagen lässt.
Wir wollten eine Gruppe bei ihren alltäglichen Erlebnissen in einer Ausnahmesituation begleiten. Da muss man beobachten und jeder Zeit bereit sein, schnell und unauffällig. Unauffälliger ist die kleine Kamera schon vielleicht der Größe wegen, aber das soll man nicht überbewerten. Hecktische Bewegungen sind evolutionsgeschichtlich bedingt viel auffälliger und kommen beim Bedienen der kleinen Kamera weit häufiger vor. Einschalten und losdrehen ist eine filmtechnische Errungenschaft seit Anbeginn, die sich auch in der Videotechnik nach einigem Entwicklungsaufwand durchgesetzt hat. Schaltet man die PD 150 an, begrüßt einen zuerst einmal auf blauem Grund das Sony Lithium Ionen System. Fehlt eigentlich nur der Spruch: „Wir beglückwünschen sie zum Kauf dieser Kamera“. Wertvolle 3 Sekunden vergehen, bis das Bild erscheint.
Wenn alles auf Automatik gestellt ist, kann man losdrehen. Eins ist sicher, die Belichtung wird dann nur stimmen, wenn man ein ausgewogenes Motiv hat, und das ist nicht der Fall. Menschen im Bus, außen hell, innen die Gesichter zu dunkel. Da braucht man nur die Blende auf manuell stellen, Druckknopf links an der Kamera, und dann am Drehrad in Richtung Plus drehen. Starre Verbindung sind in einer sich permanent ändernden Welt nicht mehr zeitgemäß. Deshalb kann man das Rad drehen soviel man will, zeitversetzt springt die Blende hinterher, wohlgemerkt sie springt. 2/2.4/2.8/3.4/4/5.6/6.8/8/9.6/11/ Close. Dieser elektronische Regelkreis funktioniert viel zu langsam nicht in Echtzeit. Da drehe ich die Blende schon mal ganz zu, beim Versuch abzublenden, reiße sie wieder auf, um nach einigem hin und her endlich den richtigen Wert zu finden. Trotz manueller Blende regelt die Kamera weiter die Belichtung und jede Lichtveränderung draußen vorm Bus macht die Gesichter innen heller und dunkler. Auf der Rückseite der Kamera kann man die Empfindlichkeitsregelung (Gain) durch Druckknopf und
Regelrädchen auf feste Werte stellen: 0dB 3, 6, 12, 18dB. Die 0 dB bekomme ich im Sucher angezeigt, die Blende kann ich ebenfalls sehen und immer noch arbeitet die Automatik unermüdlich weiter. Das kann nur noch die Verschlusszeit sein, die da macht was sie will. Ebenfalls durch Druckknopf an der Rückseite und Regelrad wird sie auf 1/50 festgenagelt, auch das sieht man im Sucher. Endlich ist man da, wo man vor der Erfindung der Automatisierung war. Keine Helligkeitsschwankungen trüben mein Bild, der Apparat macht was ich will.
Die Freude währt nur kurze Zeit. Bei meiner Kamera muss ich doch noch immer die Schärfe einstellen, wie sieht es damit aus? An der linken Seite kann man sie ebenfalls auf manuellen Betrieb umschalten und bekommt prompt eine Hand ins Sucherbild eingespiegelt, die bei Drehen am Schärfenring sich auch schon mal in ein Gebirge verwandelt, dann hat man unendlich eingestellt. Den Schärfenring kann man unendlich lang drehen, auch er hat wie auch der Zoomring keine starre Kopplung an die Optik. Mit solcher Technik wird das Schärfeziehen zum Glücksspiel.
Sind die Gesichter jetzt wirklich scharf? In dem sw "Precision“ LCD Sucherbild kann ich die Schärfe nicht sehen. Ich zoome hin. Sie liegt daneben, nachregeln und wieder in die Anfangseinstellung zurück. Aber verdammt noch mal jetzt ist es erst recht unscharf. Ein festen Auflagemaß gibt es bei dieser Kamera nicht, wahrscheinlich ist die Kombination eines die Schärfe ändernden Zooms zusammen mit einem Autofocus billiger. Bei offener Blende - und die liegt Brennweiten abhängig zwischen 1.6 und 2.4 - ist die Bildschärfe deutlich schlechter als bei F.4 obwohl bei den kleinen Chips die Tiefenschärfe von Haus aus enorm ist. Den Weitwinkelvorsatz auf der Leihkamera hatte ich schon gleich entfernt, weil er sich mehr als ein Weichzeichnervorsatz entpuppt hatte. An Steller der normalen Gummisonnenblende war ein Chrosziel Kompendium mit zwei 3x3 Filtern gekommen, damit ich auch Pol und Verlauffilter verwenden kann. Dass die Optik nicht ein Highlight ist, sieht man an eben diesen Highlights: wenn das Draußen überstrahlt und als blaues Dunstgeisterbild an anderer Stelle nochmals auftritt. Zurück zur Handhabung:
Eine ganz normale Drehsituation: Die Kamera steht schon auf dem Stativ und dieses ist bereits auf die richtige Höhe gezogen. Eine Szene bahnt sich an. Ich habe die Kamera eingeschaltet und drücke schon mal vorsorglich den Auslöser auf der rechten Kameraseite, wofür ich den Schwenkhebel loslassen muss. Mit der linken Hand kann man die Kamera auf dem Stativ nicht auslösen ohne sich total zu verrenken. Das Sucherbild erscheint, Blende aufdrehen! Fummeln nach dem Drehrädchen für die Blende hochreißen bis F2.0 - da muss der Graufilter raus, damit mehr Schärfe ins Bild kommt schalten von ND2 auf ND1 durch Hebel, Blendenring suchen, wieder hoch regeln. Die Blende schießt über den Wert hinaus und macht zu. Blende wieder etwas öffnen. Noch ist es nicht scharf. Erwische ich doch den Zoomring, der hat zwar eine feinere Riffelung und ist nicht so breit wie der Focus Ring aber das passiert halt mal, jetzt Schärfe drehen, da jetzt ist leider der erste Teil der Szene schon vorbei.
In der Kirche, der Pfarrer im Auflicht - Tageslicht durch die Kuppel sehr schön - Gläubige im Gegenlicht des Portals, minus 2 Blenden. Ein Schwenk ist unmöglich, denn beim Nachregeln hat man immer die Lichtsprünge im Bild. Aber schon so wird die abwechselnde Aufnahme zur Tortur und dann beim Betätigen der Zoomwippe passiert es: ich komme auf die Phototaste, das Bild friert ein die Kamera läuft weiter und zeichnet das Photo auf. Wenigsten ist der Ton drauf denke ich, konzentriere mich auf das Bild nach dem Photo und übersehe, dass sich die Kamera nach Aufzeichnung des Photos von selber in Standby geht. Jetzt fehlt auch der Ton.
Wenn man das Ding in die Hand nimmt, wird alles noch schlimmer! Mal drückt man versehentlich auf die Fadertaste und erlebt eine Abblende, ein anderes Mal blockiert der Edit Search die Arbeit.
Der ausklappbare Farb LCD mit seinem Buntbild ist zwar hilfreich, für altersweitsichtige Kameraleute aber nur mit Lesebrille zu sehen, wenn man bei Aussendreh überhaupt etwas sieht. Man soll mit der Kamera bewegte Bilder aus der Hand drehen können aber auch ohne Kompendium ist der Apparat kopflastig und dreht einem unangenehm die Hand weg. Dass man leichtere Kameras ruhiger halten kann trifft vielleicht auf die ganz kleine Kameras zu aber die PD150 wackelt trotz Steadyshot ganz schön, vor allem bei Gängen, weil ihr die Masse für die notwendige Trägheit fehlt. Die Arri IIc war eine ideale Handkamera, gut zu greifen, leicht genug und trotzdem die notwendige Masse und eine Haltung bei der man die Kamera vors Auge presst und mit der Hand frei führt. Presse ich die PD150 vors Auge und bewege mich, klappt plötzlich der Sucher nach oben weg, weil er sich in keinem Winkel feststellen lässt und vermasselt mir die ruhige Kameraführung.
LCD Sucher mögen zwar billig sein, aber zur Bildbeurteilung taugen sie nicht, weder in Hinblick auf die Schärfe noch auf die Helligkeit, die sich je nach Einblickwinkel ändert. Gäbe es das Zebra nicht, ich wäre verzweifelt.
Mitten drin kommt mir die Erkenntnis. Es muss doch ein Programm geben, dass die Automatikblende korrigiert in einer Richtung. Back Licht und Spotlight helfen nicht, und AE-Shift an der Kamerarückseite zeigt keine Wirkung. Wie ich dann herausfinde muss man erst wieder die manuellen Steuerung ausschalten, um das AE-Shift Programm zu aktivieren, dann kann man die manuellen Einstellungen wieder alle einschalten. Das AE-Shift Programm wirkt dann immer, wenn man kurzzeitig die Automatiktaste drückt. Mit minus 4 bin ich beim extremen Korrekturwert und bekommt in etwa das, was ich mir vorstelle.
Die PD150 - und sie steht nur für eine Kategorie von Kameras, denn andere Hersteller haben nichts Besseres zu bieten - ist immer noch für eine Überraschung gut. Mit Funkstrecke vom Mischer zur Kamera sollte man hin und wieder auch einmal den Ton kontrollieren. Das gelingt ganz einfach durch einen Druckknopf an der Kamera Rückseite. Dann bekommt man im Sucherbild ein Diagramm eingeblendet, auf dem die Aussteuerung der beiden Tonkanäle kontrollieren kann. Sinniger Weise hat man das Diagramm transparent gemacht, so dass man dahinter das Bild noch erkennen kann, aber plötzlich reagiert die Kamera auf keine Veränderung der manuellen Einstellungen mehr. Wer mit dem Tondiagramm Blende ziehen will, der ist verratzt. Erst also die Tonanzeige wieder ausblenden, dann nachregen. Einem Insidertip zu Folge sollte man speziell bei dieser Kamera die Tonaussteuerung immer auf Automatik lassen, die funktioniert ganz gut aber viel wesentlicher, sie rauscht
nicht so wie die manuelle Aussteuerung.
Die Sucheranzeigen sind sehr hilfreich, aber auch notwendig, weil man sonst nicht weiß, was eingestellt ist und was die Kamera gerade macht. Leider sieht man bei den vielen Anzeigen weniger vom Bild. Man kann einen kleinen Teil der Sucherinformation ausblenden, wenn man den LCD Schirm herausklappt und dahinter auf den Druckknopf Display drückt. Wenn man den Apparat so betrachtet, mit all seinen Knöpfen und Möglichkeiten, dann weiß man, wohin die Entwickler ihre Liebe gesteckt haben. Die beiden wichtigsten Dinge einer Kamera haben sie nicht sonderlich geliebt: den Sucher, mit dem man das Bild betrachtet und die Optik mit der es aufgenommen wird.
Na etwas Gutes hat die Kamera auch: Sie kann 3, 6 oder 12 Bilder aufnehmen und dann bekommt man diese schönen verwischten Eindrücke der hässlichen Realität, die wir seit Chungking Express von Wong Kar-wai so lieben.
Ein Lehrsatz gilt immer: Der Aufwand den die Ingenieure in die Automatisierung gesteckt haben ist direkt proportional zum Aufwand, den der Kameramann betreiben muss, diese zu überlisten. Daraus folgt, dass eine Kamera ohne Automatiken am einfachsten zu bedienen ist. An meinem Fotoapparat kann ich drei Sachen einstellen, die Zeit, die Blende und die Schärfe. Dabei kann man 100 Sachen falsch machen, aber dafür haben wir ja schließlich den Beruf gelernt.
Ob das Wunder der besseren Bilder in Lourdes trotz bestem Willen Wirklichkeit geworden ist, bezweifle ich. Im Dezember wird der Film auf 3SAT laufen, sinniger Weise in der Reihe „Aus anderer Sicht“ (monatlich jeden ersten Mittwoch 15.15Uhr)

Quelle: Film&TV Kameramann Heft 10/2002

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: Mo 05 Sep, 2005 21:50
von Marco
Der hätte es vielleicht mal mit einer RICHTIGEN DV-Kamera versuchen sollen.

Marco

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: Mo 05 Sep, 2005 22:04
von Jan
Hallo,


Über seine Qualifikation kann man sich nicht streiten: zb. erste Kamera in der Doku zum Kinofilm "Der Untergang" Hitlers letzte Tage, außerdem einer der Steadicam Experten in Deutschland.
Du meinst so Richtung JVC DV 5100 ? So viele gibts da glaube ich auch nicht die Dv aufnehmen und hochwertig sind, das meiste wird ja mit Digi Betacam oder das angesprochene DVCPRO /50 aufgenommen.



Jan

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: Di 06 Sep, 2005 00:47
von Gast
Wenn jemand eine PD150 für einen ganz speziellen Einsatz benutzt und daraufhin das DV-Format in einem Satz pauschal niedermacht, dessen Qualifikation für solche Aussagen stelle ich dann schon in Zweifel, ganz egal wer das ist.

Man kann doch nicht von der PD150 auf sämtliche DV-Kameras schließen (genau das wird aber in dem Artikel behauptet).

Sinnigerweise hat nicht ein einziger Kritikpunkt, der in dem Artikel angebracht wird, etwas mit DV zu tun. Da geht es nur um die Bedienung der Kamera, aber als Fazit folgt daraus dann: "Nie wieder DV!" Das ist ja wirklich völliger Unsinn.
Und in meinen Augen auch reichlich unprofessionell, all diese Unzulänglichkeiten der Kamera nicht schon vor dem wichtigen Dreh in einer Probephase entdeckt zu haben. Ich kenne keinen Kameramann, der nicht eine für ihn neue Kamera erstmal ganz intensiv testen würde, bevor er sie für einen Auftrag einsetzt.

Eine Kamera im Format der GY-DV5000 bis zur DV5100 ist ja noch die unterste Einsteigerklasse bei den wirklich professionellen DV- und DVCPro-Kameras (DVCPro ist im Grunde nichts anderes als DV). Es gibt noch deutliche bessere 2/3-Zoll-Modelle in dieser Riege.

Marco

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: Di 06 Sep, 2005 09:07
von jens
Anonymous hat geschrieben: Das meinst Du doch nicht im Ernst das für einen Kameramann eine VX 2100 oder PD 170 für ein vernünftiges Filmprojekt ausreicht ?

Thomas
Was mir noch eingefallen ist: verbessert mich, aber wenn ich mich recht erinnere, hat der Wenders Wim "Buena Vista Social Club" mit einer VX2000 aufgenommen. Okay, da wurde sicherlich noch jede Menge in der Post gemacht, vom fazen abgesehen - dennoch:
ein Filmprojekt mit ´ner VX2000.
Lass mich aber auch gerne verbessern:-)
Jens

Re: DVCPRO oder PRO-HD?

Verfasst: Di 06 Sep, 2005 22:10
von Jan
Hallo,

Marco du hast ja Recht aber Profi´s sind ja manchmal Künstler und etwas Eigenwillig.
Seine bevorzugten Geräte sagen mir zum Beispiel fast nichts :
AATON XTR Prod ( 16 / Super 16) Davon hab ich nie was gehört. Oder DVW 790 ( Ich tip mal ne Sony) Digi Betacam.

Naja bei seinen Geräten kennt er sich warscheinlich aus, und kennt jeden Knopf oder jede Funktion.


Jan