Wie weit dürfte in der Praxis die "idealisierte" Frequenzgangkurve (im Datenblatt) des Sennheiser MKE600 von der Realität abweichen?
Extrem. Das weicht schon von Mikrofon zu Mikrofon ab, Serienstreuung. Das sind reine Marketingfrequenzverläufe.
Re: MKE 600 als Messmikro?
Verfasst: Mi 26 Feb, 2025 17:43
von soulbrother
Dachte ich es mir doch ;-)
Gibt es denn ein brauchbares Messmicro in der unteren Preisklasse - also unter circa 100.-, evtl. mit brauchbarem Datenblatt?
Re: MKE 600 als Messmikro?
Verfasst: Mi 26 Feb, 2025 17:48
von ruessel
Das Mikro ist eigentlich egal, du benötigst die individuelle ausgemessene Korrekturdatei zum Mikrofon. Ich habe das gekauft, um 100 Euronen (aber noch nicht im Einsatz gehabt):
Re: MKE 600 als Messmikro?
Verfasst: Mi 26 Feb, 2025 17:52
von soulbrother
Danke dir!
Eventuell sogar das günstige: Sonarworks SoundID Reference Measurement Microphone ??
Ich bin bei UMIK-1 gelandet, weil schon viele Tests es darüber gibt. Laut Internetwissen spielt dieses Messmikro in einer anderen Liga mit, wurde irgendwo mit einen prof. 20 fach teuren Mikro verglichen und hat sich super geschlagen, mußt mal selbst googeln.
Wie weit dürfte in der Praxis die "idealisierte" Frequenzgangkurve (im Datenblatt) des Sennheiser MKE600 von der Realität abweichen?
Extrem. Das weicht schon von Mikrofon zu Mikrofon ab, Serienstreuung. Das sind reine Marketingfrequenzverläufe.
Extremer Quatsch!
Natürlich gibt es eine Serienstreuung. Der Mittelwert von z. B. 50 Mikrofonen, der im Datenblatt veröffentlicht wird, wird recht genau eingehalten.
50 Messkurven übereinander geschrieben ergeben eine dicke Linie. Lediglich an den Bereichsgrenzen, also unter 150 Hz und über 7kHz laufen die einzelnen Kurven etwas auseinander, aber weniger als man glaubt.
Das MKE600 ist aber als Messmikrofon ungeeignet weil es abseits der Hauptachse den Schall stark frequenzabhängig aufnimmt.
Messmikrofone haben deswegen üblicherweise eine kugelförmige Richtcharakteristik.
Re: MKE 600 als Messmikro?
Verfasst: Do 27 Feb, 2025 13:18
von soulbrother
mikroguenni hat geschrieben: ↑Do 27 Feb, 2025 12:34
Das MKE600 ist aber als Messmikrofon ungeeignet weil es abseits der Hauptachse den Schall stark frequenzabhängig aufnimmt.
Messmikrofone haben deswegen üblicherweise eine kugelförmige Richtcharakteristik.
Darf man es auch so sehen (jetzt als ernstgemeinte Frage):
Für "Direktschall im Freifeld" könnte man u.U. so ein Richtmikro als ErsatzMessmikro noch verwenden, oder gibt es noch weitere markante Punkte, die auch dagegen sprechen (abgesehen vom Frequenz/Phasengang)?
Für Messungen im Raum besorg ich mir baldmöglichst natürlich ne "Messkugel", das ist ja klar.
Ich werde meine Monitore (die meine HiFi Anlage dann ablösen) und natürlich die "akustischen Raumprobleme/Einflüsse" mal grob mit REW ausmessen, dafür brauch ich es dann (das Messmikro, natürlich dann die Kugel)
Und da überleg ich grad ob:
- Sonarworks SoundID Reference Measurement Microphone (rund 80.-)
- UMIK1 (für ca. 50% mehr Euro)
Noch jemand nen Tipp zu dem Thema?
Re: MKE 600 als Messmikro?
Verfasst: Do 27 Feb, 2025 14:01
von beiti
soulbrother hat geschrieben: ↑Do 27 Feb, 2025 13:18 Für Messungen im Raum besorg ich mir baldmöglichst natürlich ne "Messkugel", das ist ja klar.
Oder du klebst die seitlichen Schlitze am MKE600 sorgfältig ab. ;)
Re: MKE 600 als Messmikro?
Verfasst: Do 27 Feb, 2025 14:33
von ruessel
Der Mittelwert von z. B. 50 Mikrofonen, der im Datenblatt veröffentlicht wird, wird recht genau eingehalten.
Wir reden von Messmikrofon und nicht Wald und Wiesenaufnahmen.
Re: MKE 600 als Messmikro?
Verfasst: Do 27 Feb, 2025 15:05
von mikroguenni
soulbrother hat geschrieben: ↑Mi 26 Feb, 2025 17:27
...
Wie weit dürfte in der Praxis die "idealisierte" Frequenzgangkurve (im Datenblatt) des Sennheiser MKE600 von der Realität abweichen?
...
Lies einfach von was wir hier reden.
Da ist nichts "idealisiert" es ist der Mittelwert von einer Anzahl Mikrofonen, gemessen unter genormten Laborbedingungen. So ist es zumindest bei Sennheiser und anderen Markenherstellern.
Es gibt natürlich auch Hersteller die nicht normgerechte Messungen durchführen. Manche Kurven sind auch frei erfunden.
Re: MKE 600 als Messmikro?
Verfasst: Do 27 Feb, 2025 15:29
von soulbrother
mikroguenni hat geschrieben: ↑Do 27 Feb, 2025 15:05
Da ist nichts "idealisiert" es ist der Mittelwert von einer Anzahl Mikrofonen, gemessen unter genormten Laborbedingungen. So ist es zumindest bei Sennheiser und anderen Markenherstellern.
Es gibt natürlich auch Hersteller die nicht normgerechte Messungen durchführen. Manche Kurven sind auch frei erfunden.
Wie auch immer man es ausdrückt...
Ich könnte es auch so sehen:
Die Darstellung ist durch Nutzung des Mittelwerts selbstverständlich "idealisiert".
Und da es (das MKE) kein Messmikro ist, gibt es natürlich (leider) keine individuelle Frequenzgang-Dokumentation.
Macht aber nichts ;-)
Re: MKE 600 als Messmikro?
Verfasst: Sa 01 Mär, 2025 13:30
von pixelschubser2006
Beim MKE600 scheitert es, wie bereits beschrieben, nicht an den Messwerten der Kapsel, sondern an der Form als Rohrrichtmikro mit Supernieren- bzw. leichter Keulencharakteristik (liegt glaube ich irgendwo dazwischen).
Toleranzen zwischen verschiedenen Exemplaren halte ich für nebensächlich. Zum einen dürfte Sennheiser das ganz gut im Griff haben, zum anderen sind da bei Kondensatormikros (auch wenn das MKE600 nur Elektret ist...) die Abweichung recht gering. Und zwar auf dem Papier so dermaßen gering, dass man sich manchmal fragt, wo die hörbaren Unterschiede wirklich herkommen.
Echte Messmikrofone haben eine nach vorne verjüngendes Gehäuse, wo gerade so eben die Kapsel reinpasst. Wobei ich nicht weiß, ob die wirklich ganz vorne sitzt.
Letztlich kann das alles kein Hexenwerk sein. Bei Behringer und Co. kosten Messmikros z.T. unter 30 Euro... da wird bestimmt keine Kapsel kalibriert oder selektiert sein. Sennheiser hat m.W. nach keins im Angebot, Beyer verkauft eines für 220 Ocken. Das wäre so ein Kandidat, den ich ernstnehmen würde. Neumann hat eines für knapp 270 explizit zum Lautsprecher Einmessen. Für das Geld gibts bei denen normalerweise nichtmal eine Mikrofonspinne (überspitzt ausgedrückt).
Letztlich ist der größte Faktor der Messraum. Ein einigermaßen neutraler Messraum braucht eine Materialschlacht. Viel Spaß!
Ist also auch eine Frage des Ansatzes. Wenn´s darum geht, genau eben die Raumakustik zu korrigieren, geht das. Aber den Amplitudenfrequenzgang eines Lautsprecher zu checken, halte ich nicht für seriös mit vertretbaren Mitteln für möglich.
Re: MKE 600 als Messmikro?
Verfasst: Sa 01 Mär, 2025 15:04
von ruessel
Ich messe manchmal 400 nagelneue Elektredkapseln hintereinander ein und zwar ganze Fertigungschargen die am selben Tag gefertigt wurden, ich messe bis 6dB Abweichungen, das nur bei einer Frequenz: 1000 Hz. Ich wollte die Selektion noch um 4 kHz erweitern, habe das dann schnell sein gelassen, da es dann fast gar keine Pärchen mehr für Stereo (+-0,3dB) zu selektieren gibt. Es sind einfach Fertigungstoleranzen bei diesen kleinen Membranen.
wie auch immer, spielt auch keine Rolle bei Messmikrofonen. Die Fertigungstoleranz wird mit einer mitgelieferten Korrekturdatei beseitigt (gilt nur für den Nahbereich). Hier ging es aber um was anderes, zumindest habe ich das so verstanden: kann ich von einen Marketing Frequenzlauf meinen Equalizer so einstellen, dass ich damit alle Fehler der Tonkapsel ausgleichen kann. Antwort von mir immer noch: niemals. Es sei denn, ich benötige keine +-1 dB genaue Messung. Abgesehen davon ist natürlich ein Richtmikrofon ein ungeeignete Mittel für eine Frequenzmessung.
Wenn man Frequenzgänge vergleicht, sollte man immer darauf achten, wie die Y-Achse skaliert ist. Einige Hersteller verwenden eine sehr weite Skalierung, die selbst einem sehr unebenen Frequenzverhalten (scheinbar!) ausgeglichene Kurven beschert. Es sei auch darauf hingewiesen, das manche weniger seriöse Hersteller ihre Frequenzdiagramme mehr oder weniger zusammenfantasieren, da sie gar nicht über die entsprechende Messausstattung verfügen. Ein reflexionsarmer Raum und verlässliches Messequipment sind keine geringe Investition. Papier und Bleistift sind deutlich billiger!
Jedes Mikrofon wird gemessen und wenn nur ein einzelner Messpunkt ausser Toleranz liegt ist der Test nicht bestanden -Ausschuss!
Die dargestellte Messung ist zwar nicht fürs MKE600, aber im Prinzip sieht es da genauso aus. Das Toleranzfeld wird in der Praxis gar nicht voll ausgenutzt, wenn das Mikrofon ok ist liegt es normalerweise mittig im Toleranzfeld, wenn es nicht ok ist sind die Abweichungen DEUTLICH grösser.
Solch enge Fertigungstoleranzen lassen sich nur konsequente Vorselektion erreichen. Jede einzelne Kapsel wird vorher schon gemessen, die Elektronik Baugruppe ist 100% vorgemessen, die verwendeten Dämfungsmaterialien sind vorher gemessen, usw.
Von nichts kommt nichts!
Ergänzung:
Die MKE600 Kapsel wird von Sennheiser im Hause gefertigt und bringt im Gegensatz zu den käuflichen Industriekapseln eine ganz geringe Fertigungstoleranz mit. (kostet auch in der Herstellung ein vielfaches !!!)