pillepalle hat geschrieben: ↑Di 02 Feb, 2021 03:59
Danke für den Link. Das Projekt ist allerdings von 2013 und aus der Datenbank (von einem halben Dutzend älterer Leuchten und wenig mehr Kameras) scheint seitdem nicht viel geworden zu sein. Der praktische Wert dieser Arbeit scheint mir für die meisten doch eher von recht begrenztem Nutzen zu sein.
ja -- leider hast du da recht.
dieses problem betrifft leider auch auf fast alle anderen ähnlichen projekte und listen mit entsprechenden daten zu, die irgendwann im rahmen einer forschungsarbeit entstanden sind, aber dann nicht mehr weiter gepflegt werden und nach einiger zeit kaum mehr sinnvoll nutzbar sind.
bei den lichtquellen ist das nicht ganz so schlimm, weil man die vergleichsweise einfach ausmessen kann. bei den kamerasensoren dagegen ist die sache wirklich verdammt kompliziert und aufwendig. einen monochromator hat leider wirklich kaum jemand zur hand.
gerade deshalb hab ich dieses projekt doch ganz interessant gefunden, weil selten ein improvisierter messaufbau so detailiert beschrieben wird, der vermutlich sogar einigermaßen funktioniert haben dürfte.
es gibt auch andere methoden, die mit sehr komplizierten mathematischen verfahren aus verhandenem datenmaterial über das tageslicht und ähnlichkeiten im verhalten aller gebräuchlichen kamerasensoren, die offenen aspekte der analyse so weit einengen, dass man z.t. auch über color charts die entsprechenden daten relativ genau ermitteln kann (siehe z.b.:
https://www.gujinwei.org/research/camspec ). aber auch hier gibt's eben wieder das problem mit dem altern der vergleichsdaten, da die herangezogen sensoren heute nicht mehr die selben sind.
pillepalle hat geschrieben: ↑Di 02 Feb, 2021 03:59
Man arbeitet ohnehin schon meist mit Profilen (IRT/Kamera-Kurven) in NLEs und mit ACES gibt es ja auch schon ein System, das einen herstellerübergreifenden Ansatz für einen Color Management Workflow im Filmbereich anstrebt.
für die richtig teueren kameras gibt's natürlich tatsächlich gute ACES profile, die über jeden zweifel erhaben sind. für das equipment der normalsterblichen trifft das aber leider nicht in der selben weise zu.
nachdem ich ja einmal ziemlich viel zeit darauf ver[sch]wendet hab, mir ACES profile für meine lumixen zu errechnen, kann kann ich dir bspw. mit absoluter sicherheit sagen, dass jene VLOG profile, die du in fast allen programmen vorfindest, nur für die VariCam tatsächlich passende daten enthalten, nicht aber für GH-serie. die abweichungen sind vielmehr eklatant. dementsprechend unbefriedigend wirkt sich das natürlich auf den ganzen workflow aus.
wenn man die sache ernst nimmt, kommt man also kaum darum herum, sich tatsächlich mit diesen dingen auseinderzusetzten und das eigene equipment auszumessen.
pillepalle hat geschrieben: ↑Di 02 Feb, 2021 03:59
Und genauso hat man beim Thema Lichtquellen mit SSI mittlerweile ein vom Beobachter unabhängiges Messverfahren eingeführt, bei dem über das sichtbare Spektrum alle 10nm gemessen wird. Also viel detaillierter als alle vorherigen Messverfahren. Das erledigt ein modernes Spektrometer für einen doch viel schneller und vermutlich auch besser, als es einem mit dem Versuchsaufbau aus dem open-film-tools Projekt gelingen kann.
wie gesagt, licht ist in der hinsicht glücklicherweise deutlich einfacher auszumessen -- wobei es mit derartiger genauigkeit dann natürlich auch gleich einmal ein bisserl aufwendiger wird.
generell dürfte es aber in der sensorentwicklung wie auch in der lichttechnik in den letzten jahren enorme fortschritte gegeben haben, so dass wir heute zum teil nicht mir ganz so wilden problemen und notwendigen korrekturen zu kämpfen haben wie noch vor relativ kurzer zeit. wobei es halt gerade mit licht doch auch ziemlich kompliziert geworden ist.
pillepalle hat geschrieben: ↑Di 02 Feb, 2021 03:59
Als Filmemacher möchte man doch keine Grundlagenforschung betreiben, sondern sucht eher nach praktischen und einfach zu handhabenden Methoden um zum Ergebnis zu kommen. Aber das man sich als Filmemacher überhaupt mit dem Thema auseinander setzt ist prinzipiell ja gut.
da hast du sicher recht!
man kann sich in diesen dingen fürchterlich verzetteln, statt mit seiner zeit etwas sinnvolleres anzustellen und tatsächlich kreativ zu arbeiten. trotzdem glaub ich weiterhin, dass man sich mit den benutzten werkzeugen und techniken schon auch ein bisserl auseinandersetzen sollte, wenn man sich ihrer eigendynamik nicht mit haut und haar ausliefern will. in der hinsicht hat sich nicht viel geändert. seit es die photographie und den film gibt, waren die darin aktiven gestalter immer auch ein wenig miterfinder und konstrukteure od. eben wenigstens sachkundige handwerker, die immer auch an ihren apparaten herumgebastelt haben und damit neue möglichkeiten erschlossen haben.
pillepalle hat geschrieben: ↑Di 02 Feb, 2021 03:59
In dem Zusammenhang hat mir mein Sekonic übrigens auch das bestätigt, was ich ohnehin schon wusste. Z.B. das man sich auf Herstellerangaben oft eben auch nicht verlassen kann, insbesondere in der bunten Welt der LED-Leuchten. Ich habe zwei Aputure Amaran F7 Leuchten und die geben mir beide recht ähnliche Messergebnisse. Nämlich einen Farbtemperaturbereich zwischen 3093K und 7314K, bzw 3032 und 7644K, statt der beworbenen 3200K bis 9500K. Und natürlich stimmen die Geräteanzeigen dann auch nicht mit der tatsächlich ausgegebenen Farbtemperatur überein. Das ist z.B. bei der Bronleuchte insofern besser, als das die Angaben bezüglich des Umfangs weitestgehend stimmen, aber auch dort ist der Output ein völlig anderer, als einen die Geräteanzeige vermuten läßt. Je nach gewählter Farbtemperatur ist der reale Output zwischen 250-450 Kelvin höher als angezeigt. Also alles andere als genau. Um also bei der Bronleuchte eine Farbtemperatur von 5500K zu erhalten muss ich sie auf 5200K stellen, die Aputure Leuchte dagegen auf 6200K :) Ohne das selber nachzumessen, bekommt man da nie das gleiche Licht aus zwei Leuchten, selbst wenn die Einstellungen das suggerieren. Bezüglich der spektralen Lichtqualität ist Aputure übrigens ziemlich gut und braucht sich auch hinter den renomierten Herstellern nicht verstecken.
stellt sich natürlich die frage, wie weit du in diesen dingen deinem sekonic bzw. dem darin eingebauten mikrospektrometer tatsächlich trauen kannst? ;)
aber natürlich beneide ich dich natürlich in wahrheit vielmehr darum, derartiges nun tatsächlich sauber messen zu können. das hat schon seinen sinn!