dersuperpro1337 hat geschrieben: ↑So 09 Jul, 2017 11:30Wie schaffe ich es, während dem Arbeiten mit Effekten (ich versuche natürlich, mich auf das nötigste zu beschränken) selbst nach der Schnittarbeit noch ein einigermaßen stabiles Projekt von bestimmt am Schluss 3 Stunden aufrecht zu erhalten?
Drei Stunden?
Es gibt einen uralten Trick, der genau genommen kein Trick ist, sondern letzten Endes der einzig sinnvolle Workflow bei
allen Projekten, aber bei langen und komplexen insbesonders.
Jörg hat geschrieben: ↑So 09 Jul, 2017 11:48Die Idee das Projekt sequentiell aufzubauen ist schon mal sehr zielführend.
Und zwar den nonlinearen (daher der Name
NLE). Man sorgt dafür, dass
während des Schneidens keine kilometerlange Timeline entsteht, sondern man stückelt, strukturiert, in Sequenzen (= mehreren, inhaltlich gegliederten Timelines).
Die Projektdatei von Vom Winde Verweht (drei Stunden! Das ist schon krass) muss zwangsläufig sehr groß sein, und es wird etwas länger dauern, sie zu öffnen. Ein mehr als genügend großer Arbeitsspeicher sorgt dann dafür, dass das Ganze nicht abstürzt.
Beim Timeline-Schnitt selbst hat man Sequenzen, an denen man aktuell nicht bosselt, geschlossen. Das ist manchem (vor allem Schnitt-Anfängern) unheimlich, weil er dann seine Sequenz nicht "im Zusammenhang" sieht. Nonlinear bedeutet aber, dass man vom Großen ins Kleine kommt statt umgekehrt, dass man also von Anfang an Clips nur in die Sequenz schmeißt, in die sie logisch passen, zunächst einmal ungeachtet dessen, ob sie
jetzt chronologisch sind bzw. es am Ende bleiben. Das hat den Nebeneffekt, dass der Rechner (sein RAM, seine CPU, was Piktogramme und Waveforms betrifft auch GPU) weniger vorhalten muss. Viele legen darum die Sequenzen, die auf jeden Fall vorkommen, schon an, bevor überhaupt ein Clip in eine von ihnen kopiert wurde.
Es ist also fast so, als arbeite man immer nur mit 10-Minuten-Filmchen, das Einzige, was trotzdem stetig wächst, ist das Projekt. Theoretisch könnte man natürlich auch für einen Film mehrere Projekte anlegen, und praktisch sollte man das sogar irgendwann, wenn nämlich das Handicap einer riesigen Projektdatei zu groß wird.
Irgendwann kommt dann der Moment der Wahrheit, wenn alle Sequenzen aneinander geschnitten werden und man doch wieder eine drei Stunden lange Timeline hat. Verschiedene Faktoren entscheiden darüber, ob das ein Problem wird:
> Bei einer vorsichtig geschätzten durchschnittlichen Dauer eines Clips von zehn Sekunden hätten wir bei drei Stunden 1080 Einzelclips. Diese Einzelclips sind im Grunde genommen aber Subclips von Footage-Clips, Clipauswahlen des Originalmaterials.
> Ist das interframe-kodiert, liegen die Referenzframes für die darzustellenden Bilder außerhalb der Timeline-Auswahlen, und es muss jeweils der gesamte Clip vorgehalten und berechnet werden.
> Man kann mit schnelleren Workstations noch etwas ausgleichen, aber irgendwann ist auch dort Schluss mit lustig.
> Wenn schon, dann sollten die einzelnen Timelines vorher zumindest gerendert sein.
Ansonsten gilt, andere haben das vor zehn Jahren und früher auf vergleichsweise (mit heute) lächerlich schwachen Rechnern hingekriegt,
weil sie alle der o.g. Faktoren im Blick hatten.
dienstag_01 hat geschrieben: ↑So 09 Jul, 2017 12:10Ob aber Neat Video auf einem Proxy überhaupt was bringt, würde ich mal als Frage in den Raum stellen, es selber auszutesten, hab ich gar keine Lust ;)
Nein, Neat und einige andere Effekte machen auf Entwurfsqualität überhaupt keinen Sinn. Natürlich kann man Bilder auch vor dem Schnitt aufbereiten. Man kann aber viele rechenintensive Effekte auch ganz an den Schluss legen. Und dann natürlich nicht in der Mastersequenz, sondern noch in der Einzelsequenz. Man kann Proxy auch für den reinen Rohschnitt nehmen und dann schon früh Sequenzen "im Zusammenhang" sehen, d.h. linear. Dann kann man zurück auf volle Qualität schalten und n die Bilder selbst gehen. Das wäre sehr smart.
Am blödesten wäre es - mit garantiert zäher Performance und sogar Abstürzen - in den ersten Minuten eines ununterbrochenen, linear geschnittenen Langfilms Neat und Konsorten anzuwenden.