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Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Mi 12 Apr, 2017 18:37
von Jan Reiff
Extrem traurig.
Er war damals in Ludwigsburg, und es war mitunter die größte Persönlichkeit die ich je treffen durfte.

Ein sehr großer Verlust, menschlich wie fachlich.

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Mi 12 Apr, 2017 18:51
von MLJ
@Jan Reiff
Danke für die Meldung, auch wenn sie sehr traurig ist und dafür, dass du mir damit zuvor gekommen bist. Ich habe im "Off-Topic" schon so viele Todesanzeigen hier veröffentlicht dass ich mir langsam wie ein Bestattungsinstitut vorkomme.

@All
2016 war schon schlimm und 2017 scheint es nicht besser zu werden. In der Nacht auf Mittwoch starb Michael Ballhaus im Alter von 81 Jahren in Berlin.

Nachruf für Michael Ballhaus:
Artikel FAZ

R.I.P. Michael

Mickey

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Mi 12 Apr, 2017 19:16
von Peppermintpost
RIP Ballhaus.

Hier noch ein Photo von ihm mit der neuesten Red Dragon

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Mi 12 Apr, 2017 19:28
von nic
"Das fliegende Auge" war das Buch, das mich einst mit davon überzeugt hat, dass meine Leidenschaft der Kameraarbeit und nicht der Regie gilt. Auch wenn ich ihn nie persönlich treffen durfte, hat er mich doch all die Jahre seither irgendwie begleitet. Die Nachricht seines Todes stimmt mich sehr traurig. Aber ich weiß auch, dass er ein sehr erfülltes Leben hatte. Ein inspirierender Kameramann und Mensch. Seine (Auto-)Biographie "Bilder im Kopf" kann ich jedem nur wärmstens empfehlen.

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Mi 12 Apr, 2017 19:32
von PowerMac
Mich hat David Mamet zur Regie gebracht!

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Mi 12 Apr, 2017 19:48
von Funless
Das ist wirklich eine sehr traurige Nachricht. Ich kann mich noch gut an ein Radiointerview von ihm Anfang der 90'er auf rs2 Berlin erinnern indem er sehr viel von seiner Arbeit sowohl in Deutschland, als auch in den USA berichtet hat. Das war sehr interessant und inspirierend für mich auch wenn es bei mir letztendlich nicht zu mehr als zum Hobbyfilmer gereicht hat.

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Mi 12 Apr, 2017 20:04
von ruessel
Heute Abend liegt "Gangs of New York" im Player...... Danke für die schönen Bilder.


Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Mi 12 Apr, 2017 22:58
von iasi
81 ... immerhin ... er hatte etwas mit seinem Leben gemacht und auch etwas hinterlassen

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Do 13 Apr, 2017 00:35
von WoWu

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Do 13 Apr, 2017 02:31
von buster007
etwas dröge...
aber wer mag, schaut einfach:

http://www.dctp.tv/filme/mit-licht-kann ... -ballhaus/

greetz

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Do 13 Apr, 2017 09:31
von Frank Glencairn
Der dctp Typ macht mich jedes mal fertig.

Ich weiß nicht warum, aber die Art wie der spricht (und wie er was sagt), geht mir total auf den Sack.

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Do 13 Apr, 2017 10:41
von rainermann
der "dctp Typ" ist Alexander Kluge
https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Kluge

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Do 13 Apr, 2017 10:49
von TonBild
Peppermintpost hat geschrieben: Mi 12 Apr, 2017 19:16 RIP Ballhaus.

Hier noch ein Photo von ihm mit der neuesten Red Dragon
Stellt Red jetzt auch Kameras mit Arri Schriftzug und Film her?
;-)

Aber mal eine andere Frage: Michael Ballhaus ist ja als Kameramann auch ausserhalb eines Fachpublikums sehr bekannt geworden. Woran liegt das?

Meist werden ja nur die Leute vor der Kamera bei einer Filmproduktion einem größeren Publikum bekannt. Und andere fachlich gute Kameramänner gibt es ja auch.

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Do 13 Apr, 2017 11:32
von rainermann
würde sagen, es war einfach eine gute Mischung aus Können, arbeiten mit auch dem Publikum bekannten Regisseuren (Fassbinder etc.), die Erfolgsstory Deutscher macht's in Hollywood und eine Sympathie, die einfach auch rüberspringt (durfte das selbst an der Filmaka erfahren).

Danke für die Bilder, Michael Ballhaus (1935-2017)

Verfasst: Do 13 Apr, 2017 13:24
von slashCAM

Es gibt traurige Nachrichten: Michael Ballhaus ist verstorben, einer der größten unter den Directors of Photography. Seine Karriere begann mit der Kameraarbeit für Faßbin...
Bild
Hier geht es zur Newsmeldung auf den slashCAM Magazin-Seiten:
Danke für die Bilder, Michael Ballhaus (1935-2017)

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Fr 14 Apr, 2017 01:06
von Jan Reiff
TonBild hat geschrieben: Do 13 Apr, 2017 10:49
Peppermintpost hat geschrieben: Mi 12 Apr, 2017 19:16 RIP Ballhaus.

Hier noch ein Photo von ihm mit der neuesten Red Dragon
Stellt Red jetzt auch Kameras mit Arri Schriftzug und Film her?
;-)

Aber mal eine andere Frage: Michael Ballhaus ist ja als Kameramann auch ausserhalb eines Fachpublikums sehr bekannt geworden. Woran liegt das?

Meist werden ja nur die Leute vor der Kamera bei einer Filmproduktion einem größeren Publikum bekannt. Und andere fachlich gute Kameramänner gibt es ja auch.
Er war nicht "gut". Er war überragend.

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Fr 14 Apr, 2017 08:14
von Axel
TonBild hat geschrieben: Do 13 Apr, 2017 10:49Michael Ballhaus ist ja als Kameramann auch ausserhalb eines Fachpublikums sehr bekannt geworden. Woran liegt das?
Daran, dass er den Stil der bemerkenswerten Filme, um die es geht, in höherem Maße mit geprägt hat als dies normalerweise der Fall ist. Filmhistorisch gesehen ist Kamera der deutsche Zugang zum Gesamtkunstwerk Kino, ehemals kamen die kreativsten Kameraleute aus dem Deutschland von vor und zwischen den Weltkriegen. Von ihren Regisseuren wertgeschätzt, machten sie in vielen Fällen die Kamera zu einem weiteren Star des Films. Diese Darstellung liefert auch Martin Scorsese (für den Ballhaus oft DoP war) in seiner mehrteiligen Geschichte des Films (leicht auf Youtube zu finden). Der amerikanische Stummfilm war zunächst abgefilmtes Theater. Die Handlung, die Erzählung, das war die amerikanische Auffassung von Kino. Wie man Bilder wirkungsvoll gestaltet (Deutschland) oder den Film durch Schnitt strukturiert (Russland), davon hatte man keine Ahnung. Ein weiterer Regisseur, Hitchcock, schildert das ähnlich. Den Beitrag der Kamera zur Wirkung seiner Filme lernte er in sehr jungen Jahren in Deutschland, von Murnau. Nach Fassbinder war es ja auch Scorcese, der Ballhaus weiter bekannt machte.

Einigermaßen bekannt in interessierten Kreisen sind noch Roger Deakins oder Christopher Doyle, aber ich bezweifle, dass Otto Normalzuschauer sie kennt, geschweige denn ihren Anteil an der Wirkung des Films zu würdigen weiß.

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Sa 15 Apr, 2017 21:14
von domain
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass man die Fähigkeiten von z.B. Ballhaus nicht vollkommen erlernen kann, sondern sie sozusagen genetisch vorveranlagt sind (siehe Mozart Vater und Sohn), wobei allerdings eine große Rolle die Kontaktmöglichkeiten mit dem Genre schon von frühester Jugend an eine Rolle spielen, das ergibt gewissermaßen ein Prägung. Wie bei Schumacher oder Hamilton schon von Kindesbeinen an im GoKart.
Sieht man ja bei vielen Filmschaffenden, dass sie häufig in einer Theater- Film- oder TV-Szenerie im weiteren Sinne aufgewachsen sind.
Gibt aber sicher auch einige, bei denen eine solche Umgebung nicht angeschlagen hat und auch einige, die erst recht spät ihre Berufung entdeckten.

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: Sa 15 Apr, 2017 23:06
von Frank B.
Wars in der Zeitschrift Zoom, als es die noch gab, in der Ballhaus sich nicht zu schade war, sich mit seinen Kenntnissen auch dem Amateurfilmer zuzuwenden? Ich erinnere mich jetzt nicht mehr im Detail so genau, weiß aber, dass ich seine Beiträge immer sehr gern gelesen habe. Ein sehr sympathischer Mann ohne jegliche Alüren, der etwas konnte und nicht abgehoben wirkte.

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: So 16 Apr, 2017 08:06
von domain
Ja das stimmt. Habe in der Nacht von Freitag auf Samstag auf ARD Alpha ein 45 Minuten Interview mit ihm gesehen, als er 75 Jahre alt war. Ganz locker, schon äußerlich keine Starallüren, kein Seidenschal, keine Designerbrille, kein Hut, sondern sehr natürlich und unglaublich sympatisch. Leider erblindte er ja an grünem Star, so wie Beethoven sein Gehör verlor.
Obwohl er bei R.W. Fassbinder wegen chronischem Geld- und Zeitmangel an Effektivität viel lernen konnte, muss es zuletzt wegen zwischenzeitlicher Untreue in den USA zu ziemlichen Dissonanzen gekommen sein. So kommunizierte R.W. per Assi mit ihm: "Sagen sie dem Kameramann, dass er das so und so zu tun habe ...".
Mit Scorsese war die Arbeit jedenfalls ungetrübt, weil beide die Aussage einer Szene bereits vor der Aufnahme im Hirn total visualisiert hatten.
Und da stellt sich mir die Frage, wie weit die Gestaltungsmöglichkeiten eines hervorragenden Kameramannes eigentlich gehen können. Denn Hitchkock z.B. hatte ja als begabter Zeichner jede einzelne Szene im Storyboard bis ins Detail "vorhergesehen" und sogar Brennweiten festgelegt und auch die Kamera- und Schauspielerbewegungen mit Richtungspfeilen versehen.
Tolle Ausstellung übrigens damals im Sonyhaus in Berlin.

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: So 16 Apr, 2017 09:13
von Axel
domain hat geschrieben: So 16 Apr, 2017 08:06Mit Scorsese war die Arbeit jedenfalls ungetrübt, weil beide die Aussage einer Szene bereits vor der Aufnahme im Hirn total visualisiert hatten.
Und da stellt sich mir die Frage, wie weit die Gestaltungsmöglichkeiten eines hervorragenden Kameramannes eigentlich gehen können.
Der Direktor der Fotografie, wie die Amis sagen, oder lighting cameraman, wie es früher mit gleicher Bedeutung in England hieß, ist nur selten das, was man sich hierzulande unter einem Kameramann vorstellt. Er bedient nur teilweise selbst die Kamera, ist aber Chef aller Kameramänner. Und der Beleuchter. Er konferiert im Vorfeld mit dem Produktionsdesigner, der Chef der Ausstatter (Logistik) und Requisiteure (Platzierung von Gegenständen am Set selbst) ist. In Deutschland wird der Produktionsdesigner oft Bildgestalter genannt, was ja gefühlt die Domäne des Kameramanns ist. In Wirklichkeit ist das alles perfekt eingespieltes Teamwork ohne Konkurrenzdenken, im Dienste des Ganzen. Auch Kostüm und Maske tragen bei (es wäre falsch zu sagen sind dem untergeordnet).

Die Rolle des amerikanischen DoPs ist traditionell die eines Technikers, der mit Kenntnissen über alle Aspekte der Aufnahme und viel Erfahrung die Verantwortung dafür übernimmt, dass alles so rüberkommt wie geplant. Eigene Kreativität, selbstherrliche Gestaltung, riskante Kamerabewegungen oder Lichtsetzungen galten und gelten als unprofessionell. Das führte dazu, dass Kameraleute überwiegend konservativ, auch politisch, waren und mit experimentier- und risikofreudigen "Fotografen-Regisseuren" in Clinch gerieten.

Im von slashCAM-Mitglied Achim Dunker verfassten Filmlicht-Buch Die chinesische Sonne scheint immer von unten zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab. Die Kamera für Der Name der Rose leitete der versierte italienische Kameramann Tonino Delli Colli. Seine konservative Lichtsetzung wird im Buch von jüngeren Kollegen heftig kritisiert. Sie habe dem Film erheblich geschadet, weil sie alles Atmosphärische weggeleuchtet habe. Moderne DoPs verfallen diesem Fehler nicht mehr, trotzdem gehen sie stilistisch auf Nummer Sicher. Was berühmte Kameramänner berühmt machte ist, dass sie Stil-Wagnisse eingingen, die keine selbstverliebten Mätzchen waren, sondern die Wirkung des Films verstärkten. Von ferne betrachtet ist eine langweilige, aber unaufgeregte Kamera (mit Licht) noch hundertmal besser, als irgendwelche misslungenen Experimente. Aber In The Mood For Love wäre trotz farbenprächtiger Ausstattung und toller Schauspieler-Regie mit einem Traumschiff-Kameramann nicht der Rede wert gewesen ...

RWF und Scorsese gehören definitiv in die Kategorie experimentierfreudige, aber effiziente Filmemacher. Der ideale Kameramann für sie war ein Typ, der technisch mit allen Wassern gewaschen war, aber kein betriebsblinder Filmschul-Idiot, sondern im Herzen immer noch ein Amateur im besten Sinne (daher wohl die Beiträge für Zoom). Ballhaus war so. Er hätte Orson Welles' berühmten Spruch über das Kino bestimmt unterschrieben: "The biggest electric train set any boy ever had!"

Re: Michael Ballhaus RIP

Verfasst: So 16 Apr, 2017 22:11
von Funless
Axel hat geschrieben: Fr 14 Apr, 2017 08:14Einigermaßen bekannt in interessierten Kreisen sind noch Roger Deakins oder Christopher Doyle ...
Ich persönlich würde noch Bill Butler hinzu zählen ... und auch noch Gerry Fisher.