Ursa mini mit Zeiss, Schneider oder Xeen?
Verfasst: Mo 14 Dez, 2015 21:42
Schönen guten Tag an alle Mitlesenden!
Ich spiele derzeit mit dem Gedanken, mir eine zweite Kameraausrüstung zuzulegen, welche sich deutlich von der ersten unterscheidet. Seit 2007 drehe ich mit einer Ikegami Editcam HD, an welcher sich ein Canon 15x8 befindet. Das war schon vorher bei mir im Einsatz und bringt auch im HD-Zeitalter immer noch schöne Ergebnisse. Nur den Extender kann man seither nicht mehr nutzen, der bringt es nicht.
Für die allermeisten meiner Aufträge ist diese klassische EB-Mühle mit B4-Mount und 3x 2/3-Zoll genau das Richtige. Ich bin damit extrem schnell und decke alle relevanten Brennweitenbereiche ab. Außerdem ist der Workflow der Nachbearbeitung im Avid wirklich genial, da keinerlei Import- oder Transcodierungszeiten anfallen.
Aber ich stelle immer häufiger fest, dass ich bei einigen meiner Aufträge gerne weg vom Fernsehnachrichtenlook kommen möchte, und ein etwas künstlerischeres Bild haben möchte. Die Aufnahmen meiner Nikon D 750 gefallen mir da schon ziemlich gut, aber das ist nun keine Kamera, mit der ich ganze Aufträge abarbeiten wollen würde.
Daher überlege ich, eine Blackmagic Ursa mini 4,6K anzuschaffen, sobald sie lieferbar ist. Die hatte ich zwar noch nie in der Hand, traue ihr aber zu, in etwa das zu sein, was ich suche. Ich würde dann wohl die Version mit PL-Mount nehmen und dafür drei Festbrennweiten-Objektive anschaffen. Es soll sich einerseits um eine kostengünstige Lösung handeln, andererseits möchte ich aber auch Gewicht einsparen.
Derzeit trage ich zehn Kilo (Sachtler Video 18 Plus) in der linken Hand, die Kamera mit ebenfalls zehn Kilo in der rechten Hand, hinten habe ich den Rucksack mit zehn Kilo (Akkus, Speichermedien, Glasfilter, Kopflicht usw.) drauf und oftmals hänge ich mir vorne noch das SQN samt kleiner Angel und Korbwindschutz mit MKH 8060 vor den Bauch. Einen relativ schweren Dedo-Weigert-Akkugürtel habe ich auch noch umgeschnallt, weil ich das Kopflicht ungerne aus dem Kameraakku speise. Damit bin ich dann oftmals nicht per Auto, sondern auch viel per ICE und sonstiger öffentlicher Verkehrsmittel in Deutschland unterwegs. Aus arbeitsmedizinischer Sicht ist das gerade noch so vertretbar, aber ich würde von diesen Traglasten gerne irgendwie runterkommen.
Außerdem stelle ich fest, dass ich immer häufiger in Situationen drehe, wo es verdammt dunkel ist und ich auch nicht unbedingt Einfluss darauf habe, dass es heller wird. Von der Ursa mini mit lichtstarken Festbrennweiten verspreche ich mir daher auch Vorteile bei wenig Licht.
Also: Gefragt ist ein modernerer "Look", eine deutliche Gewichtsreduktion und eine bessere Lowlight-Fähigkeit.
Nehmen wir mal an, die Ursa mini liefert mir das, was ich brauche. Dazu würde auch gehören, dass ich das in ProRes gedrehte Material fast so komfortabel in den Avid bekomme wie bisher mein DNxHD-Material aus der Ikegami Editcam. Nun stellt sich die Frage: Was für Glas soll da vorne ran? Ich möchte ungerne ein Canon PL-Zoom für 30.000 EUR kaufen, auch wenn es als einziges Objektiv den für mich relevanten Brennweitenbereich abdecken würde.
Also überlege ich, ob es drei Festbrennweiten auch tun würden. Wenn ich mal bedenke, dass mein Canon bei 8 mm beginnt und bei 120 mm endet, und wir mal grob von einem Faktor 3,5 ausgehen, dann entspräche dies einem Kleinbild-Äquivalent von 28 mm bis 420 mm. Umgerechnet auf den Super-35-Sensor (Faktor 1,5) der Ursa mini würde das wohl bedeuten, dass ich in etwa bei 18 mm beginnen müsste. Ich muss zugeben, dass ich manchmal schon gerne noch ein wenig weitwinkliger wäre. Also müsste meine erste Festbrennweite wohl noch unter 18 mm liegen.
Nun zum Tele-Bereich: Da sehe ich überhaupt keine Sonne. Wenn ich in einer großen Veranstaltungshalle ganz hinten stehe, und die Person ganz vorne am Rednerpult aufnehmen möchte, bin ich mit meiner Endbrennweite gerade noch so dazu in der Lage. Ich bräuchte dafür an der Ursa mini ein 280mm-Objektiv. Die Festbrennweiten enden aber bei 100 bzw. 135 mm.
Also lege ich hiermit hochoffiziell fest: Auf Veranstaltungsterminen in großen Hallen bleibt es bei der alten Technik, die für solche Einsätze sowieso besser passt. Somit können wir die langen Brennweiten weglassen und davon ausgehen, dass ein 85mm oder 100mm ausreichend ist. Dazwischen käme dann noch ein 35mm oder 50mm. Das 50mm wäre sicher gut für typische Interview-Situationen, weil es in etwa wie ein 75mm Kleinbild-Objektiv wirkt, da wäre man schon in etwa an einer typischen Portraitbrennweite. Andererseits gehe ich davon aus, dass ich auch ein 35mm brauchen werde, weil es in etwa wie Normalbrennweite wirkt und daher für viele Situationen das richtige Glas sein dürfte. Für Interviews aber vielleicht etwas zu kurz.
Tja, und was machen wir nun mit dem weitwinkeligsten der drei Objektive? Die Xeen gehen bei 24 mm los. Das würde einem Kleinbild-Äquivalent von 36mm entsprechen, also nicht sonderlich weitwinkelig. Die vorhin genannten 18mm würde ich nur bei Zeiss bekommen, dort gäbe es auch noch ein 15mm. Das geht allerdings erst bei Blende 2,9 los, während die drei Xeen-Objektive alle bei 1,5 losgehen.
Ich bin viel im deutschen Mittelstand unterwegs und würde mich durchaus freuen, wenn vorne Zeiss dransteht. Aber andererseits könnte es sein, dass ich bei den Xeen für deutlich weniger Geld mehr Lichtstärke bekomme - auch wenn ich dann nicht ganz so viel Weitwinkel habe.
Kann jemand ein paar eigene Erfahrungen mit den Festbrennweiten einbringen?
Als zweites Stativ würde ich wohl ein Sachtler FSB 6T mit 75/2 HD-Beinen anschaffen. Dann könnte ich links und rechts von jeweils 10 auf rund 6 Kilo reduzieren, das wäre ja schon mal was. Nur der Rucksack wird wohl nicht leichter werden. Und was den Ton angeht, habe ich natürlich keine Ahnung, wie gut der Mikrofoneingang der Kamera ist, also ob man auf das SQN verzichten kann.
Und ich würde natürlich gerne zwei kleine Lichtquellen und zwei Stative dabei haben, am besten mit V-Mount-Speisung, um Interviewsituationen ein wenig auszuleuchten. Wenn ich per Bahn unterwegs bin, habe ich bisher nur eine Arri LoCaster als Kopflicht dabei gehabt. Eine Felloni bicolor (15 Grad) nutze ich als Spitzlicht, wenn ich das Auto dabei habe, weil ich das Ding nicht in den Rucksack bekomme.
Diese zweite Ausrüstung würde ich dann aber in Taschen stecken, also das Stativ in eine Stativtasche und die Kamera in eine Kameratasche, weil ich es zunehmend nervig finde, ständig von allen möglichen Leuten gefragt zu werden, was ich denn gerade drehe oder für welchen Sender das ist... Aber die Taschen wiegen natürlich auch was. Ich möchte auch weiterhin ein Chrosziel-Kompendium dran haben, so dass es insgesamt fast schon fraglich ist, ob ich die sechs Kilo schaffe oder drüber komme. Mehr als sieben sollten es aber wirklich nicht werden.
Das war jetzt viel Holz - Und nun Feuer frei für alle guten Gedanken dazu.
Matthias
Ich spiele derzeit mit dem Gedanken, mir eine zweite Kameraausrüstung zuzulegen, welche sich deutlich von der ersten unterscheidet. Seit 2007 drehe ich mit einer Ikegami Editcam HD, an welcher sich ein Canon 15x8 befindet. Das war schon vorher bei mir im Einsatz und bringt auch im HD-Zeitalter immer noch schöne Ergebnisse. Nur den Extender kann man seither nicht mehr nutzen, der bringt es nicht.
Für die allermeisten meiner Aufträge ist diese klassische EB-Mühle mit B4-Mount und 3x 2/3-Zoll genau das Richtige. Ich bin damit extrem schnell und decke alle relevanten Brennweitenbereiche ab. Außerdem ist der Workflow der Nachbearbeitung im Avid wirklich genial, da keinerlei Import- oder Transcodierungszeiten anfallen.
Aber ich stelle immer häufiger fest, dass ich bei einigen meiner Aufträge gerne weg vom Fernsehnachrichtenlook kommen möchte, und ein etwas künstlerischeres Bild haben möchte. Die Aufnahmen meiner Nikon D 750 gefallen mir da schon ziemlich gut, aber das ist nun keine Kamera, mit der ich ganze Aufträge abarbeiten wollen würde.
Daher überlege ich, eine Blackmagic Ursa mini 4,6K anzuschaffen, sobald sie lieferbar ist. Die hatte ich zwar noch nie in der Hand, traue ihr aber zu, in etwa das zu sein, was ich suche. Ich würde dann wohl die Version mit PL-Mount nehmen und dafür drei Festbrennweiten-Objektive anschaffen. Es soll sich einerseits um eine kostengünstige Lösung handeln, andererseits möchte ich aber auch Gewicht einsparen.
Derzeit trage ich zehn Kilo (Sachtler Video 18 Plus) in der linken Hand, die Kamera mit ebenfalls zehn Kilo in der rechten Hand, hinten habe ich den Rucksack mit zehn Kilo (Akkus, Speichermedien, Glasfilter, Kopflicht usw.) drauf und oftmals hänge ich mir vorne noch das SQN samt kleiner Angel und Korbwindschutz mit MKH 8060 vor den Bauch. Einen relativ schweren Dedo-Weigert-Akkugürtel habe ich auch noch umgeschnallt, weil ich das Kopflicht ungerne aus dem Kameraakku speise. Damit bin ich dann oftmals nicht per Auto, sondern auch viel per ICE und sonstiger öffentlicher Verkehrsmittel in Deutschland unterwegs. Aus arbeitsmedizinischer Sicht ist das gerade noch so vertretbar, aber ich würde von diesen Traglasten gerne irgendwie runterkommen.
Außerdem stelle ich fest, dass ich immer häufiger in Situationen drehe, wo es verdammt dunkel ist und ich auch nicht unbedingt Einfluss darauf habe, dass es heller wird. Von der Ursa mini mit lichtstarken Festbrennweiten verspreche ich mir daher auch Vorteile bei wenig Licht.
Also: Gefragt ist ein modernerer "Look", eine deutliche Gewichtsreduktion und eine bessere Lowlight-Fähigkeit.
Nehmen wir mal an, die Ursa mini liefert mir das, was ich brauche. Dazu würde auch gehören, dass ich das in ProRes gedrehte Material fast so komfortabel in den Avid bekomme wie bisher mein DNxHD-Material aus der Ikegami Editcam. Nun stellt sich die Frage: Was für Glas soll da vorne ran? Ich möchte ungerne ein Canon PL-Zoom für 30.000 EUR kaufen, auch wenn es als einziges Objektiv den für mich relevanten Brennweitenbereich abdecken würde.
Also überlege ich, ob es drei Festbrennweiten auch tun würden. Wenn ich mal bedenke, dass mein Canon bei 8 mm beginnt und bei 120 mm endet, und wir mal grob von einem Faktor 3,5 ausgehen, dann entspräche dies einem Kleinbild-Äquivalent von 28 mm bis 420 mm. Umgerechnet auf den Super-35-Sensor (Faktor 1,5) der Ursa mini würde das wohl bedeuten, dass ich in etwa bei 18 mm beginnen müsste. Ich muss zugeben, dass ich manchmal schon gerne noch ein wenig weitwinkliger wäre. Also müsste meine erste Festbrennweite wohl noch unter 18 mm liegen.
Nun zum Tele-Bereich: Da sehe ich überhaupt keine Sonne. Wenn ich in einer großen Veranstaltungshalle ganz hinten stehe, und die Person ganz vorne am Rednerpult aufnehmen möchte, bin ich mit meiner Endbrennweite gerade noch so dazu in der Lage. Ich bräuchte dafür an der Ursa mini ein 280mm-Objektiv. Die Festbrennweiten enden aber bei 100 bzw. 135 mm.
Also lege ich hiermit hochoffiziell fest: Auf Veranstaltungsterminen in großen Hallen bleibt es bei der alten Technik, die für solche Einsätze sowieso besser passt. Somit können wir die langen Brennweiten weglassen und davon ausgehen, dass ein 85mm oder 100mm ausreichend ist. Dazwischen käme dann noch ein 35mm oder 50mm. Das 50mm wäre sicher gut für typische Interview-Situationen, weil es in etwa wie ein 75mm Kleinbild-Objektiv wirkt, da wäre man schon in etwa an einer typischen Portraitbrennweite. Andererseits gehe ich davon aus, dass ich auch ein 35mm brauchen werde, weil es in etwa wie Normalbrennweite wirkt und daher für viele Situationen das richtige Glas sein dürfte. Für Interviews aber vielleicht etwas zu kurz.
Tja, und was machen wir nun mit dem weitwinkeligsten der drei Objektive? Die Xeen gehen bei 24 mm los. Das würde einem Kleinbild-Äquivalent von 36mm entsprechen, also nicht sonderlich weitwinkelig. Die vorhin genannten 18mm würde ich nur bei Zeiss bekommen, dort gäbe es auch noch ein 15mm. Das geht allerdings erst bei Blende 2,9 los, während die drei Xeen-Objektive alle bei 1,5 losgehen.
Ich bin viel im deutschen Mittelstand unterwegs und würde mich durchaus freuen, wenn vorne Zeiss dransteht. Aber andererseits könnte es sein, dass ich bei den Xeen für deutlich weniger Geld mehr Lichtstärke bekomme - auch wenn ich dann nicht ganz so viel Weitwinkel habe.
Kann jemand ein paar eigene Erfahrungen mit den Festbrennweiten einbringen?
Als zweites Stativ würde ich wohl ein Sachtler FSB 6T mit 75/2 HD-Beinen anschaffen. Dann könnte ich links und rechts von jeweils 10 auf rund 6 Kilo reduzieren, das wäre ja schon mal was. Nur der Rucksack wird wohl nicht leichter werden. Und was den Ton angeht, habe ich natürlich keine Ahnung, wie gut der Mikrofoneingang der Kamera ist, also ob man auf das SQN verzichten kann.
Und ich würde natürlich gerne zwei kleine Lichtquellen und zwei Stative dabei haben, am besten mit V-Mount-Speisung, um Interviewsituationen ein wenig auszuleuchten. Wenn ich per Bahn unterwegs bin, habe ich bisher nur eine Arri LoCaster als Kopflicht dabei gehabt. Eine Felloni bicolor (15 Grad) nutze ich als Spitzlicht, wenn ich das Auto dabei habe, weil ich das Ding nicht in den Rucksack bekomme.
Diese zweite Ausrüstung würde ich dann aber in Taschen stecken, also das Stativ in eine Stativtasche und die Kamera in eine Kameratasche, weil ich es zunehmend nervig finde, ständig von allen möglichen Leuten gefragt zu werden, was ich denn gerade drehe oder für welchen Sender das ist... Aber die Taschen wiegen natürlich auch was. Ich möchte auch weiterhin ein Chrosziel-Kompendium dran haben, so dass es insgesamt fast schon fraglich ist, ob ich die sechs Kilo schaffe oder drüber komme. Mehr als sieben sollten es aber wirklich nicht werden.
Das war jetzt viel Holz - Und nun Feuer frei für alle guten Gedanken dazu.
Matthias