domain hat geschrieben:Würde mich mal interessieren, wofür man bei Cinelike-D überhaqupt eine LUT braucht. In meinem NLE kann ich, wenn überhaupt nötig, sämtliche primären Farkorrekturen inkl. der Veränderung der einzelnen Gammakurven im erweiterten Waveformmonitor machen und dort auch den Weiß- und Schwarzpunkt verschieben und in einem einzigen f(x) in der privaten Effektdatei abspeichern, jederzeit aufrufen und mit einem einfachen Mauswischer über den Clip legen.
ich fürchte fast, dass sehr viele dieser käuflichen LUTs ohnehin auf genau diese weise -- d.h. nur mit gefühl, waveform und bildvergleich -- fabriziert worden sind, statt wirklich auf messdaten und errechnete korrekturen zurückzugreifen. das wird spätestens dann zum problem, wenn die aufgabenstellungen immer komplizierter werden. gewöhnliche werkzeuge in den NLEs, aber auch in den avancierteren color grading lösungen zur manuellen nachbearbeitung, stoßen da bald an ihre grenzen. aus meiner sicht macht es also durchaus sinn, übertragungskurvensepezifischen korrekturen mit trockenen mathematischen mitteln weit jenseits dieser manuellen bedienungsparadigmen zu begegnen, und sich auch den sehr komplexen farbproblemen, die sich hier stellen, besser mit spezialisierten analyse- und korrekturansätzen zu nähern. zum teil stößt man dabei ohnehin an grenzen, die sich auch unter einsatz all dieser zaubermittel ganz prinzipiell nicht lösen lassen bzw. korrigiert od. rückgängig gemacht werden können.
-paleface- hat geschrieben:Aber würdest du einfach deine MIT von der du ja öfters sprichst frei veröffentlichen?
Hab bisher nur deine Vorversion gesehen.
ich glaube, da verwechselst du etwas -- ich arbeite an keinem konkurrenzprodukt!
allerdings schätze ich jene ansätze von jbalazer, die ich hier ohnehin immer wieder zitiere und verlinke (
http://www.jbalazer.com/aces-in-sony-vegas). die gibt's schon viel länger als all diese GH4 typischen käuflichen LUTs, die da in den letzten tagen aus dem boden gestampft wurden. jbalazers lösungen sind allerdings weniger nur ganz einfache LUTs, sondern vielmehr eingabeentzerrungen für den ACES workflow. das bringt zwar ganz andere möglichkeiten mit sich -- die betreffenden belichtungskorrektur-demonstrationen zeigen es recht anschaulich --, fügt sich aber leider zum gegenwärtigen zeitpunkt noch nicht ganz so reibungslos und selbstverständlich in die arbeitsweise vieler verbreiteter videobearbeitungsprogramme.
für den autor dieser frei verfügbaren IDTs habe ich die entsprechenden testserien nocheinmal ein bisserl genauer durchgeführt, damit er optimale anhaltspunkte hat, seine entsprechende vorarbeiten und erfahrungen mit den spezifischen gegebenheiten der gh4 in einklang zu bringen. das ist ohnehin ungefähr jene völlig selbstverständliche gegenseitige unterstützung und zusammenarbeit, wie sie im hintergrund fast aller freien softwareprojekete ständig stattfindet.
diese bemühungen im hintergrund passieren halt mit weit weniger trara und aufgeregtheit als in jenem verkaufs- und werbethread, den uns der paul leeming hier beschert hat. aber natürlich schickt man sich auch dabei die eine oder andere testversion gegenseitig zu, um mit kritisch prüfenden blick schon im vorfeld der veröffentlichung wenigstens die gröbsten fehler auszumerzen (bspw. diese knickstellen, die dir vielleicht auch in meinen messungen aufgefallen sein könnten...), diskutiert grundsätzliche fragen des lösungszugangs (wie modular muss entsprechende korrektur aufgebaut sein? wie kann man ein maximum an genauigkeit in der videoverarbeitung erhalten? etc.) und braucht dann in wahheit immer viel mehr zeit, nachdenken und geduld als einem lieb ist, bis [hoffentlich] wieder etwas brauchbares herauskommt.
Uwe hat geschrieben:Ist doch ganz einfach zu verstehen: er möchte mit der Arbeit, die er sich mit der Lut gemacht hat, auch ein bisschen Geld verdienen. Ist in meinen Augen nichts Verwerfliches. Ob die Lut nun $15,- wert ist kann ja jeder selbst entscheiden. Grundsätzlich halte ich die "Sozial-Romantik", dass möglichst alles in diesem Bereich for free sein sollte für überholt und nicht mehr zeitgemäß.
es kann gut sein, dass ich in dieser hinsicht mit meiner haltung nicht mehr ganz den heutigen erwartungen gerecht werde.
diese ganze [un-]kultur der software bezahlung in winzigen schritten, ist ja nicht so sehr dem großen erfolg lange propagierter shareware bemühungen zuzuschreiben, sondern ein paar wenige shops von software-riesen, die am entsprechenden strom der bezahlung kräftig mitschneiden. :(
oft ist eine entwicklung für die entsprechenden endgeräte ohne diesen vorgegeben vertriebsweg, klar diktierte entwicklungsumgebungen und -bedingungen auch gar nicht mehr möglich.
damit mag man sich abfinden, oder es eben ganz offen als wenig erstrebenswerte fehlentwicklung kritisieren.
jedenfalls erscheint mir eine völlige verkennung dieser tatsächlichen zuhälterschafts-beziehungen ungefähr genauso naiv und unreflektiert, wie das outfit jener freizeitsportler, die ganz ohne ernsthafte gegenleistung durch sponsoren möglichst viele firmenlogos auf ihren trikots durch die welt tragen wollen, um schneller, wichtiger, etc. zu wirken. ungefähr so würde ich die praktische relevanz dieser geringfügigen unterhaltsaufbesserung für den hr. leeming einschätzen.
ich selber bin natürlich durch und durch geprägt von jenen höhenflügen, mit denen linux und die GNU toolchain in den 90er jahren zu demonstrieren vermochte, dass es auch ganz anders geht. das war wirklich eine beeindruckende phase der entwicklung, die niemand vorher für möglich gehalten hätte. aber jetzt ist das natürlich längst wieder einem alltag gewichen, der in vielen dingen genau das repräsentiert, was man damals reformieren wollte.
es ist aber in meinen augen nicht nicht so, wie das manchmal behauptet wird, dass das internet eine generation hervorgebracht hätte, die jetzt plötzlich alles gratis haben will. mir scheint es eher umgekehrt zu sein: das internet wurde erst durch jene möglich, die mit viel idealismus und falschen hoffnungen jene softwarelösungen und werkzeuge geschaffen haben, auf denen heute noch immer ein großteil der entsprechenden serverinfrastruktur basiert.
Uwe hat geschrieben:IKlar, wenn sie irgendwo for free angeboten wird würde ich sie ausprobieren aber Geld dafür ausgeben werde ich auch nicht...
ja -- geht mir natürlich ganz ähnlich.
ich würde allerdings darüber hinaus auch noch feststellen, dass dieses "frei" im falle von softwarealternativen ja nicht so sehr nur den preis betrifft, sondern eben auch den zugang zum code bzw. den technischen grundlagen einer entsprechenden lösung. nur damit können derartige geschichten wirklich effizient gemeinsam weiterentwickelt bzw. von grund auf kritisiert und verbessert werden.
im falle von LUTs stellt sich darüber hinaus auch noch die frage, ob sie tatsächlich zum gegenstand von verwertungs- und eigentumszuschreibungen im rahmen des hiesigen patent- und urheberrechts taugen würden? ich wäre mir nicht so sicher, wie weit man entsprechende farbtabellen nicht einfach abschreiben, verändern und weitergeben darf? aber, darüber sollen sich ruhig andere den kopf zerbrechen...
WoWo hat geschrieben:Immerhin verkauft Panasonic seinen V-LOOK für 100 €
Ich möchte nicht wissen, wie viele, hier im Forum das klaglos gekauft haben.
genau das halte ich im grunde auch für die eigentliche ursache des ganzen übels.
mit diesem idiotischen update, das in der praxis so furchtbar schlecht funktioniert, wurde gewissermaßen ein bann gebrochen...
und ein bisserl habe ich ja noch immer den eindruck, dass auch hinter diesem v-log firmware-update für die gh4 in wahrheit nur ein paar kleine zulieferer stecken dürften, mit denen es sich in vielerlei hinsicht leider ganz ähnlich verhält, wie mit dem paul leeming.