Peppermintpost hat geschrieben:@Peter Schlaile
Hallo Peter, wenn du an Blender mit geschrieben hast, dann hast du von mir erst einmal den aller grössten Respekt. Das ist der Hammer was ihr da auf die Beine gestellt habt. Dennoch muss ich meine Kritik mal nieder schreiben.
Danke!
Ich halte Linux als Platform für den Schnitt als kompl. unbrauchbar.
Hmm. Auch einige klangvolle kommerzielle High-End-Systeme laufen unter Linux, das war aber schon bekannt, oder?
Das klingt erst einmal sehr harsch, aber ich habe auch ein paar Gründe dafür.
Der wichtigste Grund ist, im Schnitt bekommt man es immer mit unterschiedlichsten Formaten zu tun die angeliefert werden, und die Ausgabe ist ebenfalls immer in unterschiedlichsten Formaten gewünscht.
Wenn es etwas gibt was Linux generell aber so garnicht kann, dann ist es genau das. Quicktime, geht nicht. Avid DNxHD geht nicht, diverse einzelbild Formate gehen nicht, diverse kompressions Codecs gehen nicht.
Kann ich nicht nachvollziehen. Alles was in ffmpeg aufgeht, geht auch mit Blender auf. Teilweise, wie oben beschrieben, auch dann, wenn es völlig kaputt ist.
Schließt quicktime übrigens mit ein :)
Oder ging's mehr darum, daß beim Rendern ein paar Ausgabeformate der persönlichen Wahl gefehlt haben?
Vektor Dateien gehen nicht, .pdf nur unter schmerzen. Das ist schon mal keine Grundlage fürs editing.
Okay, hatte ich nie vermisst. Könntest Du aber im 3D-Editor öffnen und dann kurz auf Render klicken?
Dann die Hardware. Gerade beim Editing möchte man einen Kontroll Monitor. Aber Video Hardware die unter Linux funktioniert ist sehr rar, und dann ist die Installation auch IMMER ein Drama. Von rein und raus spielen auf Band und mit Timecode will ich erst garnicht anfangen, super Drama.
Gebe zu: bei mir war das Ausgabeprodukt eher:
DVD / Blueray oder DCP für die Leinwand.
Also mehr: wir machen Film, kein Fernsehen :) (vergleiche "Mann beißt Hund" Filmtipp :) )
Gibt's noch Leute, die heutzutage Bandauspielung brauchen?
Dann kommen noch die Blender Probleme. Aber auch hier ist bei meiner Kritik Blender nur stellvertretend, weil ich die Probleme bei jeder OpenSource Software sehe.
DIE GUI IST EIN KRAMPF!!!
Höre ich immer wieder, teile ich aber ehrlich gesagt gar nicht.
Werd mal konkret: was ist denn Deiner Meinung nach an der UI jetzt genau kaputt?
Vergleichen wir die Wichtigkeit 2er Features. Das eine ist die Navigation in der Timeline, das andere ist Python Scripting.
Wenn ich mein Projekt grundsätzlich nur durchführen kann, weil ich das Render-System skripten kann, muß ich Dich enttäuschen: Python wäre mir *immer* wichtiger, als kleinere UI Glitches.
Davon abgesehen ist die komplette UI in Python geschrieben, damit man sich, wenn der Workflow des Programms nicht zum Projekt passt, schnell behelfen kann ohne komplett durchzudrehen.
Es hat den zweiten Vorteil, daß es eine riesige Sammlung an Add-Ons gibt, mit denen Du UI Probleme lösen kannst (es gab einen, der hat sich beispielsweise kurz mal die Avid Toolbox mit der passenden Tastenbelegung im Sequencer nachgebaut. Muß man sich aktuell ergoogeln, würde sich aber sicherlich bei den gebundleten Addons gut machen, wenn sich ein Maintainer findet.).
Wieviele Cutter kenne ich die schon mal in der Timeline navigieren mussten? 100% - Genau das ist es was ein Cutter den ganzen lieben langen Tag lang macht, eine Stelle in der Timeline finden, darin rumwerkeln und dann die nächste Stelle finden. Diese Funktion ist genau so wichtig wie Mark in und Mark out. Wichtiger als diese Funktion geht es nicht mehr.
Werd mal konkret, was war jetzt nochmal genau das Problem der Blender Timeline?
Dann schauen wir uns Python an. Wieviele Cutter kenne ich die schon mal Python für den Schnitt benutzt haben? 0%!
Ich muß jetzt kurz mal die harte Wahrheit loslassen. Ich hatte mir Blender als Projekt ausgekuckt, um ganz egoistisch meinen persönlich privaten Schnittprobleme unter Linux zu lösen.
Es hatte einfach die geringste Distanz zu dem Schnittsystem, das ich mir persönlich vorgestellt habe.
Andere Leute / andere Präferenzen, aber ich halte auch die Idee, sich am dümmsten anzunehmenden Benutzer auszurichten, für falsch. (Das hat schon unser Fernsehprogramm fast komplett an die Wand gefahren und bei der durchschnittlichen Consumer-Schnittsoftware ist das ja auch bereits fast flächendeckend passiert. FCPX hattest Du ja selbst als Beispiel schon entdeckt...)
Die meisten wissen noch nicht einmal was Python ist, was man damit machen kann, geschweige denn wie es funktioniert.
Ich bin jetzt mal ganz offen:
* Ein Blick in die Anleitung bildet
* Ich hätte mit Blender vielleicht ohne Python aufgegeben, weil ich meinen ersten Mehrkameraschnitt kurz mit Python zusammengelötet habe. Wohlgemerkt, ohne die Sprache zu können.
* Die Frage "was wäre wichtiger" ist im Ansatz falsch. Blender funktioniert ohne Python schlicht nicht, weil Python den Programm-Kern von den Nutzererweiterungen trennt.
Ich denke also wir können uns darauf einigen, das Python scripting einen hauch weniger wichtig ist als eine anständige Navigation in der Timeline.
Nein.
Wenn ich mir aber bei Blender die Timeline ansehe, dann habe ich das Gefühl, das haben 3 Betrunkene als Scherz während des Köllner Karneval programmiert.
Tolle Polemik, habe ernsthaft herzlich gelacht! Ist übrigens näher an der Realität als Du denkst. Ton hat die Urform des Sequencers als Wette an einem Wochenende programmiert.
Der Code war eine einzige Katastrophe und es hat mich Wochen gekostet, das aufzuräumen. (Und da ist immer noch jede Menge Giftmüll drin :) )
Nur: die Timeline fand ich bis dato nun wirklich das geringste Problem. Oder was stört Dich denn nun genau?
Das ist nur ein Feature, das super wichtig ist und gleichzeitig ein mega Fail, das zieht sich in der GUI aber leider durch. Davon könnte ich noch 20 weitere Fails bringen.
Mach bitte, aber dann konkret, so daß man auch ernsthaft darüber nachdenken kann, was daran zu ändern (oder zumindest genauso herzlich lachen kann wie oben).
Der letzte Aspekt warum ich Blender nicht gut finde, und auch da steht Blender natürlich nicht alleine da, das ist diese Creation einer Eilerlegendenwollmichsau.
Da gibt es jetzt mehrere Antworten zu.
1. von einer Business-Plan-Perspektive aus gesehen, gebe ich Dir 100% Recht. Als kommerzielles Produkt hat sowas nie eine Chance, weil man es einfach nicht vermarkten kann.
2. aus technischer Sicht hast Du meiner Meinung nach komplett unrecht. Man kann in Blender sogar mehr als deutlich sehen, wie genial sowas ineinandergreifen kann, wenn Leute nicht gegeneinander programmieren, sondern ein einheitliches Media-Generation-Produkt aus einem Guss schaffen.
3. das spricht logischerweise aber auch nur eine bestimmte, extrem experimentierfreudige "Allrounder"-Zielgruppe an. Naja, teilweise, ehrlich gesagt, habe ich Blender anfangs nur als Video Editor verwendet und den Modeller-Teil erst hinterher kapiert :) Wie auch immer.
Ich hoffe du empfindest das nicht als unqualifiziertes Blender/Linux bashing. Wie am Anfang geschrieben, ich habe aller grössten Respekt vor eurer Arbeit, ich meine das wirklich als konstruktive Kritik.
Kritik ist grundsätzlich gut, aber bitte besser qualifizieren.
Es nutzt beispielsweise nix, Blender seine Allrounder-Fähigkeit vorzuwerfen, weil das nunmal der zentrale Gag an dem Produkt ist. Es ist quasi die Nische, die das Programm für sich gefunden hat.
D.h. natürlich nicht, daß es noch viel zu verbessern gäbe.
Aber die Hauptdefizite sehe ich persönlich aktuell eher in der Sequencer Render Engine (Multicore und OpenCL wäre ganz nett, das GSoC-Projekt, das dafür da war, ist leider etwas gegen die Wand gefahren...)
Die GUI entscheidet über Erfolg oder Niederlage. Nicht das Feature Set, und nicht der Preis. Steckt mehr Hirnschmalz in die GUI. Apple hat vorgemacht wie das geht (wenn auch nicht mit fcpx).
Naja, spätestens an FCPX müßtest Du gesehen haben, daß das wohl so nicht ganz richtig sein kann...