Hallo,
Kranich hat geschrieben:
hat mittlerweile jemand Erfahrungen gemacht mit:
- Akkulaufzeit, wie lange hält er?
... vergleichbar mit der GH3.
Ich bin heute Nacht ca. 8h in einem Club unterwegs gewesen (mit 35-100mm/2.8), hab gute 30min UHD (~80MBit tatsächlich), 30"min"(*25/96=8min) 1080p Slowmow (~22MBit in den resultierenden mov's) und damit knapp 20GB Video sowie rund 500 Fotos auf der Uhr und der Akku, ein Fremdanbieter-Teil (von Patona, sehr empfehlenswert, btw.), zeigt noch zwei von drei Balken.
Kranich hat geschrieben:
- was kommt denn aus dem Mini HDMI für ein Signal raus? auch 422 10bit?
Ja, dann aber ohne intern Aufzeichnung.
Kranich hat geschrieben:
- Ist die Kamera für run and gun zu gebrauchen?
Definitiv!
Als ich gestern Abend kaum eine Stunde vor Aufbruch in die Nacht erste Tests in spärlich beleuchteter Umgebung gemacht habe, letztlich um mich zu vergewissern dass ein an der GH3 bewährtes Setup hinreichend funktioniert, gab's angesichts der Ergebnisse erstmal einen flauen Magen und dann einen Schnaps.
Das Resultat war eine absolute Katastrophe - total verrauschte, schwimmende Matschflächen war alles was ich zu Gesicht bekam, egal ob UHD oder das kaum bessere 1080p. Die Settings entsprachen mehr oder weniger den Standardvorgaben 0,0,0,0,0, manueller Movie-Mode, 1/25s mit 7-14mm/4.0 und ISO 3.200 +/- 1EV. Das Szenario war auch sehr schwierig, kontrastarm und mit vielen feinen Strukturen (Holz) bei sehr wenig Licht. Das Rauschniveau war zu meinem Erstaunen relativ unabhängig von der ISO, nahm nach unten kaum ab und nach oben (6.400) nur sehr moderat zu, zeigte aber eine widerliche Texturierung und mit Bewegung mitschwimmende Muster. Nachdem ich schnell Neatvideo rübergebügelt hatte ging's noch weiter runter.... amorphe Plastikflächen ohne jedes Detail, ohne Struktur. In einen Anflug von Panik dachte ich glatt, jetzt isses soweit, ich bin in der Canon-Hölle!
Der zweite Schnaps wurde notwendig.
Ich habe gelernt, gegenüber beliebten Weisheiten wie -5,-5,-5,-5 ein gesundes Mißtrauen an den Tag zu legen, denn es stellte sich in der Vergangenheit öfter heraus, dass dies für meinen Event-run&gun-style nicht gut geeignet ist. Hier jedoch war die Rauschunterdrückung der Kamera auf ´nem verbrannte-Erde-Trip und ein -5 für Noise sowie -5 für Schärfe brachte zwar noch heftigeres Rauschen, gleichzeitig aber jede Menge Detail ins Bild. Vor Rauschen habe ich keine Angst, denn ich kann mit Neatvideo das Bild unter dem Teppich hervorziehen, was wie hier deutlich wurde aber voraussetzt, dass unter dem Rauschen auch noch irgendetwas ist. (die Kalibration von Neatvideo Device Profiles für die GH4 steht ganz oben auf meiner Liste, werde die dann hier posten) Eine kurze Behandlung des -5,-5 Footage mit Neatvideo brachte dann erleichtertes Aufatmen, ein sauberes Bild mit jeder Menge Detail, die Maserung im Holz war erkennbar und Rauhfasertapete sah nicht mehr aus wie eine Milchglasscheibe. Zeit für den Gott-sei-Dank-Schnaps. Ich hab den Eindruck, dass es akut an Rechenpower fehlt für ein effektives Denoising von 4K. Dumm nur, dass der Job in 1080p genauso unterirdisch erledigt wird. Merkwürdig ist noch, dass die Darstellung in Sucher & Display in 4K generell und in 1080p bei Belichtungszeiten länger als 1/50s den smoothen HFR-Look verloren hat und leicht ruckelig wirkt.
Die GH3 ist großartig bei hohen Empfindlichkeiten (3.200-max6.400) in low-light, und ich meine low-light und nicht lediglich kontrastarme, weitestgehend monochrome, absurd hochgezogene, natriumdampflampenlichtgeschwängerte statische Straßenszenen. Da wo ich unterwegs bin, gibt's viel Kontrast, tiefschwarz neben extrem hell und extrem bunt, viel Bewegung, viel Detail. Die GH3 kann das schon gut, besser als alles von Canon, inklusive 5DMarkIII.
Soweit ich das bis jetzt beurteilen kann macht die GH4 in diesem Szenario einen klaren Schritt nach vorn. Ein guter Teil geht sicherlich auf die Vorteile der Methode UHD->1080p zurück, andererseits hab ich durch unvorbereitetes Losmachen sicherlich auch nur einen Teil des Potenzials der Kamera loseisen können. Überdeutlich ist auf jeden Fall dass der GH4-Sensor eine völlig andere Charakteristik als jener der GH3 hat und mich deutlich an die GH2 erinnert. So ist das gelb-grüne Chroma-Rauschen zurück und die Natur erinnert mich an stark an das Luminanzrauschen GH2 bei ISO 6.400+ mit flowmotion v2. Wenngleich das Grundrauschen der GH4 höher liegt, macht das mit höheren Empfindlichkeiten nur moderate Ansteigen mind. eine Blendenstufe mehr nutzbar, das bei der GH3 gelegentlich zu beobachtende Auseinanderfallen des Bildes beim Sprung von ISO 3.200 auf ISO 6.400 bleibt aus. Solange es um 24/25/30fps geht, werde ich 1080p wohl in Rente schicken; dieser macht IHMO nur noch für die hohen Bildwiederholraten Sinn. Der 96fps Modus gefällt mir ganz großartig. Das Fehlen des AF stieß mir erst ganz übel auf, jedoch hat mich das Focus-Peaking schnell versöhnt. Viel wichtiger ist für mich als passionierter Telelinsen-aus-der-Hand-Halter ein sauber funktionierender Stabilisator im Highspeed-Modus, was keine Selbstverständlichkeit ist. Ob hier (wegen limitierter Auslesegeschwindigkeit?) ein line-skipping stattfindet kann ich nicht wirklich beurteilen, wenn, dann ist der Impact jedenfalls subtil genug um nicht wirklich zum Problem zu werden.
RANT/ON
Wenn die halbe Welt über Jahre Kameras mit FF-Sensoren die nur jede vierte Zeile auslesen für low-light Monster hält (sic!), von detailarmen Aliasing-Matsch-Look hin und weg ist, eine bei high-iso auf 4 Blendenstufen und zwei darstellbare Farben (grün+magenta) zusammengeschrumpfte Darstellung als cutting edge betrachtet und es ein wie ein aufgeplatztes Rieseninsekt anmutendes Exoskelett braucht, um den Einsatz handhabbar zu machen, weil sich die Choose ohne bizarre Zusatzkrücken anfühlt wie mit dem Rollstuhl über eine Geröllhalde gehetzt zu werden, wenn Akkus die Standzeit von Kondensatoren haben und Sensoren sich wegen Überhitzung abschalten, erscheinen mir die Ecken und Kanten denen ich in dieser Ecke des Marktes ausgesetzt sehe, geradezu kuschelig.
RANT/OFF & SCNR
Höchst angenehm ist der ganz erheblich beschleunigte und äußerst treffsichere AF aufgefallen (allerdings nur, solage das Video noch nicht läuft), obwohl das 35-100mm/2.8 keine besonders schnell fokussierende Linse ist.
Negativ ist mir gestern bei einem Test aufgestoßen, dass die Geschwindigkeit im Foto-Modus mit C-AF bei bestimmten Linsen dramatisch zusammenbricht (3B/s), so z.B. dem 100-300mm, echt übel.
Versuche den Puffer mit Serienbildern zu füllen hab ich so nach 200 Fotos abgebrochen, kein Ende in Sicht. Der Verschluß der GH4 ist um einiges dezenter, klingt nach weniger Hubraum, irgendwie plasikartiger.
Die die neue Augenmuschel ist auf jeden Fall angenehmer und passt auch an die GH3 da die Halterung unverändert ist.
An manchen Stellen drängt sich der Eindruck auf, dass da mit heißer Nadel gestrickt wurde. Angefangen bei dem extrem destruktiven Entrauschen, wie auch dem Auflösungsproblem des Displays im manuellen Video-Modus (biges issue, ihmo, negiert den Vorteil des verbesserten Displays für die die das am dringensten brauchen - die Displaylupenbenutzer), oder auch bei Kleinigkeiten wie der nicht an den höher aufgelösten Sucher angepassten Darstellung der Menüs.
Mehr fällt mir erstmal nicht ein.
HTH,
Gruß Martin