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Wie abrechnen

Verfasst: Di 02 Apr, 2013 12:22
von Bergspetzl
Hallo liebe Slashcam Gemeinde,

da sich mir die Frage gerade konkret stellt, möchte ich ein paar Ratschläge einholen:

Angenommen ein Unternehmen bucht mich für 2,5 Monate auf Dreh im Ausland als Kamerassistenten, was rechne ich ab?

von den 75 Tagen sage ich mal drehen wir bestimmt an 55 oder 60, wahrscheinlich sogar mehr. Rechne ich jetzt alle 75 Tage nach Tagesgage (=Grundlage) ab, oder wie wird das in der Praxis gehandhabt? Normalerweise rechne ich doch jeden Tag, den ich für ein Projekt "unterwegs" bin ab, ob nun tatsächlich was gearbeitet wird oder nicht. Das finanzielle fixieren wäre jetzt der nächste Schritt und mir fehlt aus der Praxis da die Erfahrung, da ich noch nie so lange für jemanden im Ausland unterwegs war. Oder ist es bei soetwas die Regel das man sich auf Pauschalen einigt, ähnlich eines Monatslohns? Wie ist es da mit Auslandzuschlägen, Versicherungen etc. Was wird i.d.R. mitverhandelt?

Für ein paar Inputs bin ich sehr dankbar,

lg Spetzl

Re: Wie abrechnen

Verfasst: Di 02 Apr, 2013 12:58
von Jott
Pauschale? Das wäre ein Freibrief, dich sechzehn Stunden am Tag rödeln zu lassen. Mach lieber einen normalen Tagessatz (bis x Stunden, danach Überstunden à x Euro). Für Reise- und Leerlauftage (= echte Freizeit, nicht Stand-by!) kannst du Sonderpreise machen, das ist dein Spielraum. Auslandszuschläge finde ich heutzutage albern, wenn's nicht gerade um Kriegsberichterstattung oder sonst was Wildes/Gefährliches geht.

Natürlich aufpassen, dass die Produktion alle Nebenkosten trägt, inclusiv Einzelzimmer mit Internet-Zugang und anständigem Catering (nicht nur Sandwiches und MacDonald's) und auch ggf. Kleinkram wie Visabesorgung. Ob das anfragende Unternehmen fair und seriös ist, musst du selber einschätzen.

Re: Wie abrechnen

Verfasst: Di 02 Apr, 2013 13:49
von Bergspetzl
Danke Jott,

nein, also einen Freibreif werde ich denen schon nicht erteilen. Auch bei einer Pauschale gibt es für mich Grenzen.

Derweil zählen für mich 10h zum Standart Tagessatz und alles weitere ist dann Verhandlungssache. Da gibt es ja auf Tarif-Grundlage die entsprechenden Regelungen. Ich dachte ja eher an soetwas wie ein Festgehalt pro Monat, und "Überstunden" natürlich zusätzlich pro Tag abgerechnen, sollten sie anfallen. Aber eigentlich verschenke ich mit soetwas ja nur Geld.

Leerlauftage mit ca. 50% abrechnen wäre also eine Möglichkeit. Reisetage rechne ich bei den meisten Kunden normal als "halben" Tag ab, wobei ein halber Tag etwas über der Hälfte eines Tagessatzes liegt.

Auf die sonst genannten Einzelheiten wie Zimmer, Wifi etc. werde ich natürlich verweisen. Die Firma kommt aus dem "guten" deutschen Mittelstand und ist in der Bau und Konstruktionsbranche weltweit tätig. Was der genaue Einsatz vorsieht erfahre ich erst, allerdings bin ich bei Gesprächen gerne vorbereitet. Prinzipiell traue ich ihnen aber soweit, da sie ja sonst auch ihr Personal aus Ingeneuren und Technikern durch die Gegend schippern - und hoffentlich keinen Bezug zum gelegentlichen Preisdumping in der Medienbranche haben :P

Was sich Grundsätzlich gehört weiß ich, nur war ich noch nie länger als zwei Wochen am Stück zum Drehen weg, und bei 60 Tagen kommt da doch eine Summe zusammen, bei der ich keine Fehler machen will, da dann doch gleich eine ganze Menge Euros auf der Strecke bleiben können. :)

Ich habe da eh schon meine Vorstellungen, aber ich höre mir gerne andere Meinungen und vor allem Erfahrungen an.

In diesem Sinne,

Spetzl

Re: Wie abrechnen

Verfasst: Di 02 Apr, 2013 14:12
von Jott
Baubranche? Das ist speziell, die sind knallharte Festpreise gewohnt (400 Kubikmeter Beton punktgenau geliefert kostet x und fertig, keine Variablen). Good luck!

Re: Wie abrechnen

Verfasst: Di 02 Apr, 2013 14:38
von Bergspetzl
So wie der Flughafen oder Stuttgart 21 oder oder.... :D

Nein ich verstehe was du meinst, aber Personalplanung ist etwas anderes wie Materialplanung...

Eine Kamera mit Equipment für X Tage + Versicherung etc. das lässt sich berechnen. Wieviele Stunden Arbeit aber in ein Projekt stecken wird, das lässt sich meines Erachtes nur eher umreissen, fast aber nie Punktgenau treffen. Wobei ich jemand bin der sehr ungern am Ende über sein Angebot kommt mit dem Endpreis, allerdings wenn es so ist dann ist es so. Oft fallen den Herren Auftraggeber noch Sachen ein die vorher nicht kalkuliert waren etc.

Ich sehe das so: Klappt etwas nicht was ich dem Kunden zugesagt habe bzw. erfordert doch mehr Aufwand als ich kalkuliert habe, dann ist das mein Pech und ich trage normal die Kosten. Oder es muss nochmal neu verhandelt werden, aber das ist sehr kritisch und rufschädigend. Ich habe es zum Glück selber noch nie so gehabt, aber schon erlebt und das ist ein bitterer und irgendwie auch peinlicher Moment für den Produzenten. Fremdschämen angesagt. Wenn eben Selbstverschulden.

Aber wenn ich ihnen in meinem Falle sage meine Preise sind so und so und die Wissen das, dann können sie ja selber kalkulieren was sie jetzt was kostet, weil eine zeitliche Einschätzung wird ja der DoP oder die Regie abgeben, und die Vorgaben wann gearbeitet wird und wann "frei" ist entstehen ja aus der Notwendigkeit. Darauf habe ich ja auch kaum Einfluss, ich bin ja nur der DIT bzw Assi. Ich mache meine Aufgaben und schreibe meine Tage/Stunden. Finanzielle Projektverantwortung habe ich ja diesmal keine. Dadurch das ich "nur" das dritte Glied in der Kette bin avanciere ich ja fast zum Mitläufer ;)

Ich denke ich werde einfach Tage/Stunden schreiben und schauen was dabei rauskommt...

Re: Wie abrechnen

Verfasst: Di 02 Apr, 2013 14:40
von motor-tv
Kommt halt drauf an. Da wissen wir zuwenig. Eigenes Equipment, oder gestellt (Assistent)? Du bleibst ja nach wie vor Selbstständig, oder? Dann denk dir aus was du im Monat verdienen willst (netto), rechne das mal 2,5 bis 3, dann bist du dort was du im Monat haben solltest. Musst dich ja selbst versichern etc. Mit Tagesgagen a la 600 bis 1000 wirst bei diesem Auftrag aber auch nicht weit kommen, ausser dein Equipment ist teuer. Bei Mieten werden Folgetage oft aber nur mit 70% verrechnet, wenns am Stück ist.

Fixe Pauschale, why not, wenn dann auch drin steht dass du dich nicht ausbeuten lässt. Wie 16 Std Tag etc. Ist alles sehr individuell. Ich persönlich würde aber keine Fixpauschale machen. Auch ob du bei diesem Auftrag ersetzbar bist, oder nicht, spielt eine große Rolle. Bist du der Kameramann und genau derjenige, der filmtechnisch dann die Fäden in Händen hält, dann hast du Spielraum - für dich. Andernfalls könntest du dich durchaus mit anderen (günstigen) Angeboten konfrontiert sehen. Beim Gespräch, also verkauf dich gut. Das ist auch ein wichtiger Teil in der Filmbranche.

Ich für mich, sollte ich mal einen oder 2 Monate weg müssen, vielleicht sogar fliegen, ich würde mir da sogar die Risiken denen ich ausgesetzt bin gut bezahlen lassen.

Re: Wie abrechnen

Verfasst: Di 02 Apr, 2013 15:08
von Bergspetzl
Ich denke das ich sicher austauschbar bin, bzw. das es sicher noch andere gut qualifizierte Bewerber gibt. Allerdings räume ich mir durchaus berechtigte Chancen aufgrund meiner Qualifikationen ein. Der Rest unterliegt dem freien Markt. Mich unter Wert verkaufen sehe ich nicht wirklich ein, zumal die Tagesgage für einen DIT sich ja im Rahmen hält.

Eigenes Equipment wird nicht eingebracht, werder Kamera noch Speicherlösungen. Offiziell. Natürlich habe ich mein Notebook dabei + all das Zeug das man eben so hat. Wird jetzt etwas übermäßig in Anspruch genommen oder stützt sich die Produktion später sogar darauf werde ich es verrechnen, ansonsten habe ich es als Option dabei, als "persönliche Ausrüstung".

Ja ich bleibe Selbstständig. Ich habe aber ein Problem mit dem "was will ich im Monat verdienen", auch wenn mir der Gedanke einleuchtet. Nur wenn icch sage ich möchte in meiner momentanen Situation zb. 2k raushaben später, die mir gehören, und über die Jahre zurückschaue und merke, dass ich das einfach nicht erreiche mit der Anzahl der Aufträge kann ich mich ja nicht teurer machen deswegen. Dann muss ich eben mehr arbeiten. Zumal ich ja nicht ständig als Assistent arbeite sondern ca. 1/3 bis 1/2 meiner Jobs als Ganzes erledige. Oft als One-Man Show, oder im kleinen Team. Nur ist der Job jetzt aus mehreren Gründen sehr interessant und ich kann es mir zeitlich leisten.
Also warum neben dem finanziellen nicht den eigenen und beruflichen Horizont erweitern. Ich habe keine Erfahrung mit einem "60 Tage Dreh", nicht im orientalischen Ausland und nicht im Zusammenarbeiten mit einem Team über diese Zeitspanne und diesen Umständen.

Das macht mir auch alles keinen Kopf. Die Frage von mir war war nach erfahrungen mit der Abrechungsstelle, wer schon Erfahrung mit etwas ähnlichen hatte? Ob schonmal wer in Marokko oder in den Emiraten oder in Bangkok zb. eine mehrmonatige Doku gedreht hatte oder sowas....ob es es bei Abrechnen i.d.R. was zu beachten oder NoGos oder irgendwelche sonstigen Erfahrungen...? :)

Derweil scheint ja alles gut zu sein...