TomStg hat geschrieben:Wie kann es sein, dass jemand mit Null-Komma-Null-Peilung grottendummes Zeug in den Raum posaunt, ohne jegliche Selbstzweifel sich über entsprechende Kommentare beschwert und dann noch tatsächlich konkrete Antworten bekommt?
Tom, man kann das natürlich ignorieren. Oder flach abbügeln. Oder kurz Maßreglen. Alles okay. Es wird aber nichts ändern. Weder am TO, noch an seiner Wortwahl, an seinem Auftreten usw. - im Gegenteil: Man sieht ja, das steigert sich womöglich noch ...
Aber schlimmer: Die falschen Aussagen und Behauptungen manifestieren sich. Sie sind ins Internet gehauen wie Hieroglyphen in Stein. Ein weiterer stolpert drüber und schreibt dann an anderer Stelle irgendwo:
"Habe gelesen ... ist blöd designed, lahm, grottig ..." usw. Ein Kettenwitz. Wenn Du also daran was verändern willst ...
dienstag_01 hat geschrieben:Was ich schon immer verwunderlich finde, ist, dass AE zum einfachen Abspielen eines Clips so deutlich viel mehr Performace benötigt als eine Schnittapplikation.
Dienstag, die Konzepte der Timeline eines Schnittprogramms unterscheiden sich grundlegend von denen, die in der Timeline von AE zum Einsatz kommen.
AE ist kein Schnittprogramm und sollte damit nicht verglichen werden!
Das wäre wie Fahrrad und LkW, oder Zange und Bohrhammer - beides Werkzeuge, beides zum Hausbau geeignet, aber völlig andere Grundlagen und Einsatzgebiete (und erfordern unterschiedliche Kenntnisse im Umgang mit den Tools).
Beispiele:
In einem Schnittprogramm werden Videospuren einfach gestapelt und in fester Reihenfolge nacheinander zusammengerechnet: Nimm die erste Spur, hau die zweite drauf, die dritte, usw. Fertig. Die Zeitnadel wandert fix zum nächsten Frame, der auch fix als Frame mit konkreten Inhalten definiert ist und so betrachtet wird. Es ist egal, was da vorher in der Timeline passiert. Es gibt außer der Stapelfolge keine Abhängigkeiten der Spuren zu- und voneinander. Man fährt die Zeitnadel an eine bestimmte Position, und zack!, werden die Spuren in der gegebenen Folge aufeinander gepackt. Relativ simple Pixelmanipulation.
Ganz anders in AE:
In AE gibt es keine echten Frames. Es gibt nur Zeit. Die Inhalte der Timeline werden horizontal über die Kompositionszeit berechnet, zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Das gesamte Geschehen hängt vom Zeitverlauf und den Ereignissen vor der aktuellen Position ab, die AE im Auge behalten muss.
Erst, wenn Du dann eine fps-Rate drüberlegst, werden konkrete Zeitpunkte entstehen (die Du mit der Zeitnadel anfahren kannst), aber Aktionen (die z.B. mit Keyframes verbunden sind) können sozusagen zwischen den Frames eintreten. Zwischen den konkreten Zeitpunkten der Frame-Anfänge gibt es nämlich auch Zeit. Auch da passiert was. Du kannst in dieses Geschehen aktiv eingreifen (z. B. die fps-Rate beliebig ändern (was nur die Zeitpunkte neu setzt, an denen die Zeitnadel für die Berechnung der aktuellen Ausgabe stehen bleibt), dynamische Zeitänderungen in Abschnitten vornehmen, Expressions einfügen, die immer zeitorientiert, nie frameorientiert arbeiten, usw.) - Die Besonderheit: Es werden für jeden Zeitpunkt komplett neue Inhalte erzeugt (abhängig von vorhergehenden Inhalten, die ggf. erst durchgerechnet werden müssen, sofern sie das aktuelle Ergebnis beinflussen), nicht einfach bestehende zusammengesetzt.
In AE gibt es keine Videospuren. Der Begriff "Videospur" wäre in AE am ehesten mit "Komposition" vergleichbar, aber auch das ist nicht richtig. Ich erwähne das nur, um anzudeuten, wo wir uns bei der Betrachtung gedanklich einordnen müssen. Ein kleines Stück weit ist es bei der Betrachtung von außen richtig, denn ich kann z. B. in Premiere Pro einen Clip in der Timeline oder eine ganze Videopur durch eine Komposition aus After Effects ersetzen und es wie eine Videospur weiterverarbeiten.
Das, was wir in AE in einer Kompostion als "Spuren" sehen, heißt absichtlich Ebenen (Layer). Völlig anderes Konzept. Die werden nicht einfach gestapelt. Sie stehen in bestimmten Verhältnissen zueinander, die Du festlegen kannst (Modi, Schalter, Mischeigenschaften), und deren Bearbeitungsfolge Du beeinflussen kannst (Kameras, Null-Objekte, Einstellunsgebenen, Zuordnungen, Lichter, Kompositionsfaltungen, Sub-Kompositionen, usw.).
Objekte, also Frameinhalte, die außerhalb des sichbaren Teils des Frames liegen, werden nicht getrimmt oder beschnitten. Sie bleiben erhalten und werden stets voll mitberechnet (z. B. für Kamerabewegungen, Lichtpositionen außerhalb des Frames, usw.). Objekte, die außerhalb des sichtbaren Frameteils liegen, können also aktiv das Geschehen im sichbaren Teil beeinflussen. In Schnittprogrammen werden Bildteile, die über den sichbaren Frame hinausragen, vor der Weiterverarbeitung beschnitten. Die zur Berechnung benötigte Datenmenge ist vorhersehbar. In AE nicht.
Das Zusammensetzen eines einzigen Frames für die Anzeige/Ausgabe ist also kein einfaches, stapelndes Zusammensetzen von statischen Inhalten von Videos, wie sie die Frames von Video-Clips in einem Schnittprogramm erlauben würden, sondern es ist immer die vollständige Neugenerierung des Inhalts horizontal abhängig von der Zeit, vertikal abhängig von den Stapeleigenschaften der Ebenen, zentral abhängig von den Positionen der Objekte in der Ebene und zueinander.
Ob Du nur einen einzigen Video-Clip in die AE-Timeline packst und darauf ein Colorgrading anwendest, oder ob Du ein komplexes Projekt mit tausenden von Ebenen zusammenstellst, ist dabei völlig egal: die Abarbeitungsregeln bleiben immer gleich.
Das ist es, warum performante Hardware benötigt wird.
Und zur Sicherheit nochmal: AE ist kein Schnittprogramm und sollte damit nicht verglichen werden! Weder von der Aufgabenstellung noch konzeptionell, noch, was das Software Design betrifft.
Beste Grüße,
Reiner