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Re: Die Bezahlung von Videofilmern

Verfasst: Fr 08 Mär, 2013 22:10
von DWUA
Reiner M hat geschrieben: ... müsst nun nur die Jobs finden, die für Euch gedacht sind und zu Euch passen - ganz individuell! ...
Sah vor einem halben Film-Jahrhundert etwa so aus:
www.youtube.com/watch?v=PNsznhwEzww
;))

Re: Die Bezahlung von Videofilmern

Verfasst: Fr 08 Mär, 2013 22:31
von olja
Ich glaube, man hat mich nicht so recht verstanden. Ein Unternehmen, welches wöchentlich mehrere hundert Euro in Anzeigen von Lokalblättchen versenkt, hat die Kohle für einen Imageclip. Schmackhaft machen, nicht rumheulen ;-).

Re: Die Bezahlung von Videofilmern

Verfasst: Sa 09 Mär, 2013 01:22
von Jalue
„So, wie sich die Filmer hier von den unprofessionellen Billiganbietern unterscheiden möchten, so unterscheiden sich eben auch die Job-Angebote zwischen solchen für Profis und solchen für die anderen.“

Okay, da ist was dran. Aber du blendest aus, dass das Preisgefüge insgesamt ins Rutschen geraten ist. Als logische Folge der Tatsache, dass sich ein gleichbleibender Werbetat auf mehr Kanäle (Online) verteilt und weil das Angebot an Arbeitskraft bei weitem die Nachfrage übersteigt - aber nicht wegen der viel gescholtenen Autodidakten . Die trifft man auch nicht häufiger als früher und wenn, dann sind sie (z.B. Rentner, der für 100 Euro eine Hochzeit filmt) meist auch keine echte Konkurrenz. Viel öfter begegne zumindest ich jungen Absolventen von einer jener Medienakademien, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Verständlicherweise wollen die einen Fuß in die Tür bekommen – [i]um fast jeden Preis[/i].

Wer nun meint, er könne die Kids durch Erfahrung, gekonnte Selbstvermarktung oder das Besetzen „exklusiver Nischen“ ausbooten, macht sich übel was vor. Marketing“ ist bei den Jungs/Mädels oft schon im Grundstudium Pflichtfach (war bei mir noch nicht so). Deine tolle „Nische“ kennen dank Google in einer Woche 100 andere. Und in kaum einer Branche ist „Erfahrung“ weniger Wert als in dieser.

Ich denke, es gibt weder Patentrezepte gegen die Misere noch besteht Anlass zur Resignation. In absehbarer Zeit wird der Wandel der Medienbranche wieder auf ein normales Tempo zurückgehen, Strukturen, Berufsbilder und Honorare werden sich stabilisieren. Voraussetzung ist allerdings, dass Medienschaffende den Begriff „Solidarität“ wiederentdecken. Nicht der vermeintliche „Billigheimer“ ist der Gegner. Das sind Agenturen, Redaktionen, Firmenkunden, die versuchen die Preise zu drücken, und dagegen kann man was machen: Netzwerke bilden, mit Kollegen aus der Region Mindestpreise absprechen. Auch mal nen Dumpinglohnjob ablehnen - Selbstbewusst verhandeln!

Re: Die Bezahlung von Videofilmern

Verfasst: Sa 09 Mär, 2013 01:49
von TheBubble
olja hat geschrieben:Ich glaube, man hat mich nicht so recht verstanden. Ein Unternehmen, welches wöchentlich mehrere hundert Euro in Anzeigen von Lokalblättchen versenkt, hat die Kohle für einen Imageclip.
Das Problem dabei: Sie wollen in die Lokalblätter, nur bekommen sie das nicht günstiger, daher müssen sie den geforderten Preis zahlen oder verzichten.

Re: Die Bezahlung von Videofilmern

Verfasst: Sa 09 Mär, 2013 01:58
von TheBubble
Jalue hat geschrieben:Verständlicherweise wollen die einen Fuß in die Tür bekommen – um fast jeden Preis.
Nur wird das schwer gelingen, solange das Produkt nahezu beliebig austauschbar und das Angebot groß ist. Preise kann man ohne Ärger auf Kundenseite senken, sie ohne Kundenärger deutlich zu erhöhen ist bedeutend schwerer.

Re: Die Bezahlung von Videofilmern

Verfasst: Sa 09 Mär, 2013 02:36
von DWUA
Jalue hat geschrieben:... In absehbarer Zeit wird der Wandel der Medienbranche wieder auf ein normales Tempo zurückgehen, Strukturen, Berufsbilder und Honorare werden sich stabilisieren...
Danke!
Klingt ja schon mal besser als
www.nostradamus-2013.de

;))

Re: Die Bezahlung von Videofilmern

Verfasst: Sa 09 Mär, 2013 08:28
von Reiner M
Jalue hat geschrieben: Okay, da ist was dran. Aber du blendest aus, dass das Preisgefüge insgesamt ins Rutschen geraten ist.
Ist es. Aber auch die Leistung sieht anders aus! Der Markt wird erweitert und inhaltlich neu definiert. Da muss man mithalten können.

Schaut mal, wie ein Telefon vor 35 Jahren ausgesehen hatte. Damals gab es genau einen Anbieter in Deutschland. Heute gibt es viele, die sich in diesem Markt tummeln. "Telefonieren" ist für Telefone fast nebensächlich geworden - jedenfalls ist es kein Kriterium mehr dafür, sich für ein bestimmtes Modell oder einen bestimmten Vertrag zu entscheiden. Wird schlicht erwartet. Vor Jahren war es das entscheidende Kriterium. Der Markt wurde erweitert und inhaltlich neu definiert.

So wird beim Filmemachen heute ganz simpel das Produkt Video erwartet. Kann ja schließlich jeder, der ein Handy hat ... ;) - Die mystische "Geheimkunst" Video-Produktion ist keine mehr.
Mit welcher Cam und ob ein ND-Filter davor war, wieviele Menschen an der Produktion beteiligt waren und welches Know-how sie besitzen - alles völlig egal. Da redet man nicht (mehr) drüber. Also muss der Mehrwert woanders stecken. Aus Kundensicht! Den herauszustellen - das ist die Kunst im Angebot!
Jalue hat geschrieben: Wer nun meint, er könne die Kids durch Erfahrung, gekonnte Selbstvermarktung oder das Besetzen „exklusiver Nischen“ ausbooten, macht sich übel was vor. Marketing“ ist bei den Jungs/Mädels oft schon im Grundstudium Pflichtfach (war bei mir noch nicht so).
So ist es. Chancenlos also, wer heute ohne Marketing und ohne Selbstvermarktung nur auf seine fachliche Kompetenz setzt ... - der junge, nachströmende Mitbewerb ist ihm trotzt fehlender Erfahrungen inzwischen um Meilen voraus ...

Es geht auch nicht um die "exklusive Nische", denke ich. Es geht um Spezialisieren in einer Zielgruppe, also im einem Zielmarkt, in dem man seine Kernkompetenz sieht (oder entwickeln und ausbauen möchte).

Beispiel: Das Thema "Hochzeitsvideos" kann nur dann eines sein, wenn ich mich darauf spezialisieren möchte. Dann werde ich von der Kundenberatung bis zur Postproduktion das nötige Know-how, die Technik, das Wissen, die Vermarktung usw. darauf ausrichten und mit den sich wandelnden Anforderungen des Marktes mithalten können.
Dann bewege ich mich aber auch mit meinen Angeboten gezielt dahin, wo ich diese Zielgruppe treffe. Ich werde aktiv und warte nicht auf ein Inserat "Suche Kameramann für eine Hochzeit".
Ich setze mich mit der Zielgruppe auseinander, ermittle die Erwartungshaltung, erforsche Qualitätskriterien potentieller Kunden, beobachte Trends, mache mich schlau, wo es nur geht, versuche mit Kreatitivität und Innovation das Entscheidende zu erzeugen, womit ich den Nerv der Zielgruppe treffen und überzeugen kann. Dafür muss ich sie sehr genau kennen und immer wieder neu kennenlernen! Ein ewiger Prozess des Lernens. Das kostet viel Zeit, viel Engagement.

Ist das nicht mein Zielmarkt, lasse ich die Finger davon. Die Zeit ist für andere Dinge wichtiger. Die Mitbewerber würden mich mit ausgeklügelten Strategien, ausgereiften Angeboten und ihrer Spezialisierung ausbooten - für mich blieben nur die Brotkrumen übrig - Gelegenheitsjobs zu Dumpingpreisen ...

Wenn ich dagegen im Industriebereich unterwegs bin, kann ich mich auf Verticals spezialisieren - Möbel, Automobile, Elektrohandwerk, usw. Ich überzeuge mit Branchen-Know-how und mit Branchen-Referenzen. Ich kann Image- oder Produktvideos fertigen oder mich auf visuelle Bedienungsanleitungen spezialisieren usw.

Ich sollte nur nicht versuchen, einfach "alles" anzubieten. Nichts werde ich gut genug können, um mich überzeugend abzuheben und darzustellen. Wie gesagt: Allein die handwerklichen Fähigkeiten ("Mache 1A Videos und weiß, wie man ordentlich time-lapsed") genügen nicht. Muss ja offensichtlich nicht mal nachgewiesen werden. Das wird stillschweigend vorausgesetzt.

Aber jeder kann es so machen, wie er will. Sind ja nur Gedankenanstöße.
Jalue hat geschrieben: und dagegen kann man was machen: Netzwerke bilden, mit Kollegen aus der Region Mindestpreise absprechen. Auch mal nen Dumpinglohnjob ablehnen - Selbstbewusst verhandeln!
Genau! Und Jobs teilen! In einem Netzwerk sollten Leute versammelt sein, die sich ergänzen können, um eine variable Breite kleiner und großer, einfacher und komplexer Angebote annehmen zu können.
Damit meine ich nicht nur einfach "ich kenn da noch einen zweiten Kameramann ...", sondern auch: Grafik, Design, 3D-Animation, Tonstudio, Sprecher, Web-Präsentation, usw. Wenn meine Stärke die Kamera ist, muss ich mich nicht mit After Effects oder Cinema 4D quälen - Hauptsache, ich finde jemanden , der das übernehmen kann, wenn es ansteht. Und dafür brauchts die Netzwerke.

Produkte werden heutzutage gemein hin assembliert, zusammengesetzt aus Fertigteilen. Zahlreiche, hochgradig spezialisierte Zulieferer steuern Teile bei. Ein erfolgreiches Konzept. Kein Hersteller eines Endproduktes leistet es sich, jedes Teil selbst zu entwickeln, zur Perfektion zu bringen und eigenhändig zu fertigen. Zu teuer, zu langsam, zu wenig Qualität. Die Folge der Assemblierung: Sie können schnell und kostengünstig hochwertige Produkte fertigen und ausliefern und blitzschnell auf aktuelle Trends und Sonderwünsche reagieren, bevor der Markt verlaufen ist.

Auch im Videoproduktions-Markt werden wohl nur die überleben, die dieses Herstellungsfahren für sich adaptieren.
Das - genau das! - wird den "Profi" ausmachen! Und auch da sind die "Kids" mit ihrer vorbehaltlosen Art, sich in Netzwerken zu bewegen, ganz allgemein schon Meilen vorausgeprescht.
Der Einzelkämpfer jedenfalls wird es schwer haben.

Beste Grüße,
Reiner

Re: Die Bezahlung von Videofilmern

Verfasst: Sa 09 Mär, 2013 12:59
von Jalue
Daraus abgeleitet vielleicht noch ein Anregung an die Slashcam-Redaktion: Im Forum einen "regionalen Unterbereich "einrichten, wo die Leute sich kurz vorstellen und ggf. vernetzen können. Wahlweise auch nach Branchen / Gewerken.