Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Mo 21 Jul, 2014 20:25
von srone
iasi hat geschrieben:Wenn dein angebeteter Schauspieler dir sagt: Mann - lass uns ein kleines No-Budget-Projekt drehen.
Beginnst du dann das Feilschen?
Hättest du das Gefühl dich zu prostituieren?
mir geht es mit video-kunst projekten (wobei ich die künstler auswähle, für die ich arbeite) ähnlich.
und @jott
soviel frei-/spieltrieb-/experimentier-zeit muss sein, ohne dass die bilanz gleich ins rote rutscht. :-)
lg
srone
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Mo 21 Jul, 2014 20:38
von Jott
Wer ständig gebucht ist, der müsste für so was ja Jobs absagen. Und die Freizeit, die ich habe, gehört meinem privaten Umfeld, da wird nicht auch noch gefilmt. Unverrückbare Grundsatzentscheidung.
Hinzu kommt, dass ich in dem Punkt früher auch lockerer war, von den kostenlos Beglückten (gerade Künstler!) aber fast immer nachträglich auf verschiedene Art und Weise verars..t wurde. Mir persönlich ist das Dauerschnorren inzwischen zu eklig, die Musiker und Künstler zahlen trotz ihres Lebenskünstlerstatus schließlich auch die Werkstatt, wenn das Auto kaputt ist. Sie können also für Dienstleistungen, die sie weiter bringen, sehr wohl bezahlen.
Ansonsten: Low Budget (das zahlen, was man eben kann) ist übrigens für mich etwas völlig anderes als No Budget (aus Prinzip nichts zahlen, es findet sich ja immer einer), da unterscheide ich sehr fein.
Philosophischer Exkurs Ende! :-)
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Mo 21 Jul, 2014 20:46
von srone
Jott hat geschrieben:Ansonsten: Low Budget (das zahlen, was man eben kann) ist übrigens für mich etwas völlig anderes als No Budget (aus Prinzip nichts zahlen, es findet sich ja immer einer), da unterscheide ich sehr fein.
Philosophischer Exkurs Ende! :-)
manchmal überzeugt auch die idee, allerdings dann auch nur bei künstlern, die wenn es ein budget gibt, auch prinzipiell vernünftig zahlen. :-)
ich finde es eben manchmal, sehr erfrischend, einen film nach ganz anderen regeln, denen des künstlers, zu erstellen, das erweitert und differenziert die eigene sichtweise.
lg
srone
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Mi 23 Jul, 2014 17:40
von Newme
Das Problem ist, wenn ihr zu niedrig eure Dienste verkauft, macht ihr auch unabhängig der Qualität die Preise kaputt, deshalb haben auch die Kunden falsche Preisvorstellungen.
Unter 5000 finde ich einen professionellen Konzertmitschnitt absolut undenkbar und das ist schon wenig!
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Mi 23 Jul, 2014 21:31
von Jott
Ja, aber dann muss die Leistung auch stimmen. Kein cooles Ich-bin-Filmer-Gehabe mit abenteuerlichen Rigbasteleien rund um eher unpassende Kameras, sondern professionelle Dienstleistung. Wer das will, zahlt das auch.
Die Leute sind viel weniger blöde als viele meinen und wissen genau, dass für ein paar Euro pro Stunde nichts erwartet werden kann. Wer nur irgendwas will, ohne Ansprüche, nimmt halt den Videoclub oder die Jungs mit Wollmützchen und dünnem Bartwuchs (ich liiiiebe Klischees!). Das hat schon alles seine Berechtigung, Nischen für jeden.
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Mi 23 Jul, 2014 22:10
von iasi
Jott hat geschrieben:Wer ständig gebucht ist, der müsste für so was ja Jobs absagen. Und die Freizeit, die ich habe, gehört meinem privaten Umfeld, da wird nicht auch noch gefilmt. Unverrückbare Grundsatzentscheidung.
Hinzu kommt, dass ich in dem Punkt früher auch lockerer war, von den kostenlos Beglückten (gerade Künstler!) aber fast immer nachträglich auf verschiedene Art und Weise verars..t wurde. Mir persönlich ist das Dauerschnorren inzwischen zu eklig, die Musiker und Künstler zahlen trotz ihres Lebenskünstlerstatus schließlich auch die Werkstatt, wenn das Auto kaputt ist. Sie können also für Dienstleistungen, die sie weiter bringen, sehr wohl bezahlen.
Ansonsten: Low Budget (das zahlen, was man eben kann) ist übrigens für mich etwas völlig anderes als No Budget (aus Prinzip nichts zahlen, es findet sich ja immer einer), da unterscheide ich sehr fein.
Philosophischer Exkurs Ende! :-)
Tja - Beruf und Freizeitspaß muss man ja nicht derart trennen.
Nur noch für´s Geld zu filmen - egal was - wäre für mich "Prostitution".
Ich mache auch nicht etwas für andere, wenn ich etwas ohne Bezahlung mache, sondern zusammen mit anderen und eben auch für mich - weil mich ein Projekt reizt.
Und wenn ich ZUSAMMEN mit anderen ein Projekt mache, erwarte ich doch nicht, dass andere die Zeche bezahlen und mir ihren Dank dafür bekunden, dass ich den mitgemacht habe.
Leute, die immer nur denken, sie müssten für jeden Handstreich bezahlt werden, können ja gern in der Fabrik arbeiten, aber für ein gemeinsames Projekt würde ich sie nicht wollen - denn wer nur etwas des Geldes wegen tut, ist nicht wirklich mit Engagement dabei.
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Mi 23 Jul, 2014 22:22
von Jott
So verschieden sind die Leute. Jemanden so Vergrämtes wie dich würde ich auch nicht im Team haben wollen - Auftragsfilm, zum Beispiel Werbung/Hochglanz-Corporate, gleich Prostitution? Auf so was muss man erst mal kommen!
"Denn wer nur etwas des Geldes wegen tut, ist nicht wirklich mit Engagement dabei."
Woher diese Meinung? Ich finde, nein, ich weiß, fürstliche oder auch nur angemessene Bezahlung führt sehr wohl zu mehr Engagement. Egal ob bei Kommerz oder Kunst. Deswegen zahlen intelligente Auftraggeber auch überdurchschnittlich. Dass jemand auf die Idee kommt, besonderes Engagement durch bewußtes Schnorren zu generieren, habe ich noch nicht erlebt! :-)
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Mi 23 Jul, 2014 22:49
von iasi
Jott hat geschrieben:So verschieden sind die Leute. Jemanden so Vergrämtes wie dich würde ich auch nicht im Team haben wollen - Auftragsfilm, zum Beispiel Werbung/Hochglanz-Corporate, gleich Prostitution? Auf so was muss man erst mal kommen!
"Denn wer nur etwas des Geldes wegen tut, ist nicht wirklich mit Engagement dabei."
Woher diese Meinung? Ich finde, nein, ich weiß, fürstliche oder auch nur angemessene Bezahlung führt sehr wohl zu mehr Engagement. Egal ob bei Kommerz oder Kunst. Deswegen zählen intelligente Auftraggeber auch überdurchschnittlich.
Für dich gibt es eben nur Auftraggeber - und daher bist du eben jemand, der nur etwas für Geld macht.
Was für ein Teamplayer ist denn einer, dem es nur um Hochglanz und Kohle geht.
Ich würde gar keine Hochglanz-Werbung machen wollen - mach du das und verdien dabei so viel Geld, dass du auch all die schönen Produkte kaufen kannst, für die du wirbst.
Werbewelt ist ja auch so eine schöne Wohlfühlwelt, in der es gar nichts zu hinterfragen gibt - da verdirbt dir dann auch niemand die gute Laune.
Aber es gibt eben auch noch Leute, denen geht es nicht primär nur ums Geld.
Die sehen Film eben auch als Ausdrucksmittel, um etwas auszusagen - eben für Leute, die auch noch etwas bewegt, die Themen haben. Die machen ein Projekt, weil es ihnen am Herzen liegt.
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Mi 23 Jul, 2014 23:03
von Jott
Stimmt, ich filme nur für (gutes) Geld, weil das mein Beruf ist. Trotzdem mit größter Freude. Schon, weil mich die Jobs rund um die Welt führen. Ich kann prima damit leben, dass du das verurteilst und verachtest.
Ich stell mir vor, wie du mit deiner Scarlet im Wald stehst und liebevoll deine Lichter schützt, für Luft und Liebe - wenn's dich glücklich macht, warum nicht? Ich verurteile dich nicht dafür. Wundere mich allenfalls, woher dann das Geld für deine Dragon-Träume kommt.
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Do 24 Jul, 2014 03:32
von Newme
Jott hat geschrieben:Ja, aber dann muss die Leistung auch stimmen. Kein cooles Ich-bin-Filmer-Gehabe mit abenteuerlichen Rigbasteleien rund um eher unpassende Kameras, sondern professionelle Dienstleistung. Wer das will, zahlt das auch.
Die Leute sind viel weniger blöde als viele meinen und wissen genau, dass für ein paar Euro pro Stunde nichts erwartet werden kann. Wer nur irgendwas will, ohne Ansprüche, nimmt halt den Videoclub oder die Jungs mit Wollmützchen und dünnem Bartwuchs (ich liiiiebe Klischees!). Das hat schon alles seine Berechtigung, Nischen für jeden.
Schon richtig, problematisch wird es dann, wenn Profis, bzw. Newcomer mit professionellem Backgrund qualitativ hochwertige Sachen machen ohne wirklich viel Budget, bzw. ohne Gewinnspanne, weil ihnen eingeredet wird, dass Folgeaufträge, Promotion, kommt und das ist gefährlich, passiert leider oft.
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Do 24 Jul, 2014 06:25
von Jott
Da muss man die Eier haben, die Sache umzudrehen: Erstjob normal bezahlt wie gefordert, Folgeaufträge dann gerne mit spürbarem Stammkundenrabatt.
Wer sich nicht traut, mit Auftraggebern auf Augenhöhe zu spielen, sollte seine Selbständigkeit besser überdenken. Sonst wird's auf Dauer, wie du richtig sagst, gefährlich. Billig sein als Geschäftsmodell funktioniert allenfalls dann, wenn man noch bei Mami wohnt.
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Do 24 Jul, 2014 07:17
von pixelschubser2006
Geil finde ich das rund um den Event-Sektor, der ja auch öfter die Leistungen von Bild-Kreativen in Anspruch nimmt. Da jammert der Veranstalter, daß er beinahe ehrenamtlich arbeitet, was teilweise sogar stimmt, weil Veranstaltungen betriebswirtschaftlich oft einem Selbstmord gleichkommen. Da hat man schnell Mitleid, und wenn das Projekt Spaß macht, ist man zu Sonderpreisen geneigt. Doch welcher Beteiligte Lieferant macht sonst noch Sonderpreise?
- der Bühnenbauer? Nö!
- Der Caterer? Nö!
- Die Security? Nö!
- Die Klofrau? Nö!
- Der Aufsteller der Absperrzäune? Nö!
- Der Fotograf... warum sollte er?
Als Assi eines Veranstalters habe ich sogar zweimal die Krönung erlebt. Bei einer großen Firmenveranstaltung habe ich hinterher rausbekommen daß die Aushilfen hinter der Theke einen wesentlich höheren Stundenlohn bekamen als ich und bei einer so dermaßen ausverkauften Charityveranstaltung, die aus allen Nähten platzte, sollte ich hinterher weniger Stunden berechnen, weil der Organisator sich verrechnet hatte. Ich frage mich nur, wie die Kalkulation ausgesehen hätte, wenn die Party nicht soviel Kohle eingespielt hätte. Fällt einem nix mehr zu ein.
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Do 24 Jul, 2014 07:54
von Pianist
Jott hat geschrieben:Wer sich nicht traut, mit Auftraggebern auf Augenhöhe zu spielen, sollte seine Selbständigkeit besser überdenken.
Da ich in diesem Jahr nunmehr 20 Jahre selbständig bin, ist es Zeit, eine kleine Bilanz zu ziehen: Und da kann ich definitiv sagen, dass es in diesen 20 Jahren keinen einzigen Fall gab, wo Auftraggeber über meine Preise diskutiert haben. Die allermeisten Aufträge habe ich erhalten.
Es kommt übrigens jedes Jahr vor, dass ich Aufträge erhalte, obwohl ich nicht mal das niedrigste Angebot abgegeben habe. Es gibt eben doch Leute, die die Preis-/Leistungsverhältnisse richtig einschätzen können.
Matthias
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Do 24 Jul, 2014 10:46
von lxRox
gratis, weil für ne gute sache ;-)
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Do 24 Jul, 2014 10:58
von whiteeosm
lxRox hat geschrieben:
gratis, weil für ne gute sache ;-)
Wenn alle die kein Geld genommen haben:
- die Stadt/Gemeinde für die Halle
- der PA Verleiher
- die Musiker
- die Security
- die Bedienungen hinterm Tresen
- die Putzfrau
- der Veranstalter
- die Werbeagentur für Flyer, Plakate, Eintrittskarten
- die Druckerei für Flyer, Plakate, Eintrittskarten
- der Getränkelieferant
dann ist das okay.
Ansonsten hat sich irgend jemand über den Tisch ziehen lassen.
Charity ist übrigens ein lukrativer Geschäftszweig (siehe Ohoven Mutter/Tochter)
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Do 24 Jul, 2014 11:00
von lxRox
... genauso wars...
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Do 24 Jul, 2014 17:09
von jansi
lxRox,
schaut interessant aus! Mit wie vielen Kameras habt ihr gearbeitet?
LG
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Fr 25 Jul, 2014 09:14
von Jott
Störend ist die Asynchronität des Sängers bei Nahaufnahmen. Da sehe ich den Zusammenhang mit No-Budget nicht, das ist mit einem Mauswisch korrigiert.
Ansonsten für No-Budget natürlich prima. Damit kann man akquirieren und bei anderen Gelegenheiten durchaus mehr als einen Hungerlohn verlangen.
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Fr 25 Jul, 2014 09:51
von lxRox
Jott hat geschrieben:Störend ist die Asynchronität des Sängers bei Nahaufnahmen. Da sehe ich den Zusammenhang mit No-Budget nicht, das ist mit einem Mauswisch korrigiert.
Ansonsten für No-Budget natürlich prima. Damit kann man akquirieren und bei anderen Gelegenheiten durchaus mehr als einen Hungerlohn verlangen.
... das stimmt leider, der editor war aber auch kein profi....
insgesamt waren wir in dem jahr glaub ich 8 oder 9 bemannte kameras...
Re: Preise... ein Kameramann "prostituiert" sich (fast überall ;-
Verfasst: Fr 25 Jul, 2014 13:12
von jansi
Mit einer so hohen Anzahl von bemannten Cams ist es letztlich ja auch viel einfacher ein gutes Video zu schneiden. Bei 4 statischen wie es im Ausgangspost soll mir erstmal einer sagen wie man da Dynamik reinbringt ;)