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Re: Soundkarte mit Limiter und XLR gesucht

Verfasst: Fr 04 Nov, 2011 12:16
von carstenkurz
Kannst Du so nicht argumentieren, die grafische Darstellung in Editing Programmen folgt u.U. ganz anderen Überlegungen beim Headroom als solchen, die man bei einer Aufnahme anlegen muss. Wenns bei einer echten 1:1 Darstellung, also ohne visuelles Clipping, Mehrspurheadroom, virtuell-absoluten Pegelbezügen etc. oben 'flach wird', dann ist das nicht gut und versaut, sollte jedenfalls nicht als akzeptabler Kompromiss durchgehen.

Wie ich schon mehrfach schrieb: Wer unter Studio aka Sprecheraufnahmebedingungen ohne Kompressor oder Limiter keine vernünftige Aussteuerung hinkriegt, der wird auch einen Kompressor oder Limiter nicht bedienen können.


Man hat auch früher schon mit analogem Gerät und Rauschabständen im Bereich 60dB hervorragende saubere Aufnahmen hingekriegt. Warum das plötzlich mit digitalen Geräten ein Problem sein soll, die heutzutage tatsächliche >90 liefern, erschließt sich mir nicht.

Mit ein bißchen Erfahrung ist die Beurteilung des Headrooms nicht so schwer und man kommt da noch lange nicht in Bereiche, in denen eine Aufnahme dann verrauscht ist. Wenn man freilich billige Mikros an billigen Vorverstärkern betreibt und glaubt, das resultierende Rauschen dem A/D zuschustern zu müssen, dann braucht man natürlich unbedingt 24Bit und 192kHz und Limiter und Kompressor und und und...

Kleiner psychologischer Nachteil halt, so wie GHz Prozessoren und MPixel Kameras verkauft werden, so lassen sich Wandler einfacher mit Zahlen beschreiben als Qualitäten von Vorverstärkern und Mikrofonen, und dabei geht es mir nichtmal um Esoterik, sondern Ausgangspegel und Rauschabstände. Je besser das Mikro, desto 'schlechter' darf der Vorverstärker sein.



- Carsten

Re: Soundkarte mit Limiter und XLR gesucht

Verfasst: Fr 04 Nov, 2011 12:53
von domain
Interessant, was man hier so von wirklichen Profis alles erfahren kann. Hätte nicht gedacht, dass sogar eine Null Db-Anzeige reine Definitionssache ist.
Aber es stimmt.
Habe gerade mal mit dem Edirol R-1 eine maximal zulässig laute, aber noch unverzerrte Aufnahme gemacht. Importiert ins Liquid zeigt er mir um + 12 DB an und erst durch Runterregeln um -10 DB bin ich bei Null DB in der Liquidanzeige.
Gut zu wissen :-)

Re: Soundkarte mit Limiter und XLR gesucht

Verfasst: Fr 04 Nov, 2011 18:47
von Pianist
domain hat geschrieben:Hätte nicht gedacht, dass sogar eine Null Db-Anzeige reine Definitionssache ist.
Tja, Dezibel sind eben reine Verhältnisangaben, die ohne vorher festgelegten Bezugspunkt keine Aussagekraft haben. Meine Lieblingsfrage in diesem Zusammenhang: Jemand ist 76 Jahre alt. Er ist 6 dB älter als ich. Wie alt bin ich?

Matthias

Re: Soundkarte mit Limiter und XLR gesucht

Verfasst: Sa 05 Nov, 2011 15:02
von carstenkurz
In wenigen glücklichen Momenten kann sich eine leicht geclippte Aufnahme schonmal 'nur' schlecht komprimiert anhören, das ist aber hochgradig signalabhängig und so heikel, dass man das nie als in Kauf zu nehmende Option auch nur erwägen sollte.

In der Regel haben Aufnahmetools, die unmittelbar eine kanalbasierte Darstellung eines Aufnahmepegels vornehmen, u.a. eine dBFs (digitales FullScale) Anzeige zu haben, damit man eben Clipping eindeutig erkennen kann. Bei so einer Aufnahme ist ein bestimmter 'Pegel' im eigentlichen Sinne nämlich ohnehin nicht wichtig, sondern nur, das maximal mögliche OHNE Clipping zu erreichen.

Die Pegelanzeigen in einem Editor für eine Mischung mehrerer Signale können aber ganz anders aussehen, sind oft konfigurierbar und an spezifische Anforderungen angepasst. Bei mehrkanaligen Mixes muss man u.U. mehr Headroom in der Summenpegelanzeige einplanen, es gibt u.U. kalibrierte I/O, deren tatsächliche Analogpegel nach Studionorm mit der Anzeige des Monitors übereinstimmen sollen, etc. pp.

Schadet nicht, wenn man sich sowas mal im Workflow mit Testsignalen durchgängig analytisch vornimmt, damit man wirklich weiss, was da passiert, auch die Tonspuren von Fileexporten mal isolieren und in einen simplen Editor a la Audacity laden, damit man wirklich sieht, was drinsteckt.


- Carsten