roki100 hat geschrieben: ↑So 04 Jun, 2023 17:04
iasi hat geschrieben: ↑So 04 Jun, 2023 14:41
Ich verstehe schon. Nur funktioniert das alles nur mit dem erstellten LUT, wenn die Aufnahmen nach dem Vorschaubildschirm belichtet werden, was schlicht nicht gut ist.
Belichtet wird doch mit histogramm usw.
Ich kann Dir garantieren, niemand der Spielfilm macht belichtet nach Histogramm. Cine Kameras haben größtenteils nicht mal ein Histogramm: Keine Alexa, keine Venice, Red hatte das irgendwie immer, aber 90% aller Spielfilme werden auf Kameras gedreht, die kein Histogramm haben. Und nein, da schraubt auch niemand einen Ninja drauf, um sich ein Histogramm anzeigen zu lassen. Wäre auch völlig sinnlos, wenn man dann wieder bei 3 hellen Stellen im Bild raten müsste, welche jetzt frisst. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wieso sich nicht eine Art False Color / Zonensystem auch schön langsam in der Fotografie durchsetzt, das Histogramm hat maximal als RGB-Multi-Kanal-Histogramm eine Berechtigung, als Luminanzmessungstool könnte das auch einfach sterben. Es gibt genauere Systeme, es gibt intuitivere Systeme, Ende.
Film-Podcaster stellen die Frage öfter DPs und raus kommen tun immer 3 Sachen: Belichtungsmesser (größtenteils ältere Semster), False Color oder tatsächlich "kalibrierter Vorschaumonitor". Es soll Leute geben, die kalibrieren sich ihren Monitor regelmäßig, testen und kennen eine Kamera irgendwann so auswendig, da weiß man, wenn das am Monitor gut ausschaut, passt das. Kommt tatsächlich so von ASC DPs und die Sachen sehen dann super aus, also an falscher Belichtung wird's nicht liegen... das geht. Irgendwann weißt Du auch, was im False Color in der Zone liegt schaut am Monitor so aus und passt.
Zur Ausgangsfrage:
Der Vergleich hinkt jetzt etwas, aber die Grundproblemstellugn des Threads geht in erster Linie so ca. wie "Wie kann ich lernen, meine Kamera so zu bedienen, dass ich Hollywood DP werde." Und damit genug der hinkenden Vergleiche, aber die Analogie schaut so aus: Kennt man seine Kamera in und auswendig, kann man alle Einstellungen bedienen ist man irgendwann ausgelernter DP und kann das.
Das Problem ist - Technik und die Kenntnis über Technik geht tatsächlich nur für die ersten 50% - danach ist es - so beschissen wie das klingt tatsächlich Vision & Ideen und kein simples Bedienen nach Vorschrift, "richtiger Belichtung", oder gute Technik oder Kenntnis der Technik. Resolve hat auch keine magischen Tools deren Kenntnis Dich zu einem besseren Coloristen macht, auf dem Level gibt es einfach nur mehr Leute, die Erfahrung haben und wissen WAS sie am Bild ändern müssen damit das sehr gut (und nicht nur gut) ausschaut und nicht mehr WIE sie das ändern. Die Tools sind da bekannt und es ist dann auch tatsächlich oft nur mehr persönliche Präferenz wie man was macht, ob jetzt mit RGB-Kurven oder Color Wheels oder gar Printer Lights ist dann egal - die Qualität eines Coloristen bemisst sich daran ob er eine Idee entwickeln kann was das Bild braucht und nicht so sehr wie er es umsetzt.
(Das da Vermeidung destruktiver Workflows kein Thema mehr ist versteht sich von selbst, aber das ist auch das A&O, einmal gelernt und das wars).
Mir fällt im Vergleich zu vielen Youtubern auf, dass professionelle Coloristen mit denen man tatsächlich auch Arbeiten kann oft einfach viel weniger Resolve-Tools "brauchen" als auf Youtube gern suggeriert wird. Die haben ihre Wege um etwas zu realisieren, aber da ist dann auch egal ob das jetzt der oder der Weg ist - viel wichtiger ist, dass sie die Vision verstehen, zusätzlich passenden (und das ist schwierig!) eigenen Input bringen und das Ding am Ende passt und gut ausschaut.
Ich kann aus eigener wenigen Erfahrung in der Zusammenarbeit mit professionellen Coloristen z.B. bei Arri Media (damals wars nicht Utsi sondern Traudl Nicholson, ihre Senior/Lead Colorist Credits u.a. Tar, Matrix Resurrections, Cloud Atlas, 3 Tage in Quiberon, Das Finstere Tal und die vor eingier Zeit 2 Tage einen meiner Abschlussfilme gegradet hat) sagen, dass da absolut keine Fancy Tools zum Einsatz kommen, die man lernen müsste, die nicht in jedem Resolve Grundkurs enthalten sind sondern absolute Basics: Normalisiert wurde mit dem Arri-Standard-Rec709-Lut, der Standard-Resolve-Kodak-Print-Simulation, der Rest waren ein paar Primary-Anpassungen mit Color Wheels, ein paar Secondaries/Masken und am Ende kommt man auf was, das passt und das trotzdem natürlich im Welten besser ist als das, was man selbst hinbekommen hätte: Aber nicht wegen Magic Sauce, weil diese Spezialisten besonders wissen wie sie Color Wheels angreifen müssen, sondern weil sie auf ein Bild sagen und sofort wissen: "Das funktioniert, das funktioniert nicht. Das braucht es, das wäre too much. Nicht zu viel davon, aber in der Richtigen Dosierung kommen wir da hin."
Und das kann Dir halt kein Youtuber in ein paar Videos vermitteln.
Schau Dir lieber mal an, was Dir "qualitativ" an bestimmten Bildern gefällt, versuch aufzudröseln was davon trotzdem am Set passiert ist (Licht/Farben/Maske/Ausstattung) und der Rest ist Schulung des eigenen Geschmacks viel mehr als der umsetzungsmäßigen "Skills" - denn ich wette, wenn Du weißt was Du ändern wollen würdest (und es gibt keine Magic Tricks, das ist im Endeffekt alles Wissen über Anforderungen des Materials hin zum Gewüschten Resultat) könntest Du das mit deinem bisherigen Resolve Wissen schon.
Sehr viel vom Look ist wie schon gesagt wurde im Material, sehr viel dann Wissen was genau dieses oder jenes Material braucht. Aber es sind nicht die Tools und nicht die Magic Sauce und die Pro Coloristen die man auf Youtube findet, machen halt auch Youtube Videos weil sie zwar sicher ein paar kommerzielle Projekte sonst graden aber das halt auch ein Job ist. Ich will da gar nicht haten, aber es gibt Gründe, wieso keine Leute von Arri Media oder Company 3 Youtube-Tutorials machen, die sind busy genug mit ihren Projekten. Und schaut man sich die Referenzen der Youtuber an dann ist das halt oft die B oder C-Liga (auch mit Licht-Tutorials oder Ähnlichem) und nicht die A-Liga. Du hast auch keinen Youtube-Kanal wo Dir Greg Fraiser gemeinsam mit Jamie Mills erklären, wie weit sie jetzt Lampe A von Talent B wegstellen, sondern vielleicht findest Du einen Podcast, wo Dir erklärt wird worauf es für die beiden visuell ankommt, aber kein Malen nach Zahlen. Das gibt's nicht wirklich und bringt auch nichts.
Ein Kollege von mir der auch mittlerweile hauptberuflich Color macht schwört aber auf die Inputs von Dado Valentic von Colour.Training. Die gibt's nicht gratis und nicht auf Youtube sondern als Kursform, aber darüber ich nur gutes darüber gehört. Andererseits, ziehe mal in Erwägung was ich oben über Schulung von Geschmack geschrieben habe und schau mal ob das für Dich ein Ansatz ist (auch da findet man sogar was auf Youtube, vl aber nicht bei den genannten Coloristen), wenn Du dich tatsächlich weiterentwickeln willst. It's not the tools.